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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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6. Heft
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Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0114

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95

Norrespondenzen.

Bon der Lahn, 2. Juli. (Korrespmid.) Der
Kirchenschmuck ist in iXro. 5 sehr mit Recht ener-
gisch geqeu das Ciiidränc,eu schlecliter, unkirch-
lichcr Fvrmeii in die kirchliche Paraiiientik. wie
sie das Freiburger „Albuni für kirchliche Hand-
arbeit" bietet, aufgetreteii. Mit gleichem Ernste
aber wird cr sich auch gcgeu das Eiiidrängeii
schlechter Stoffe und iinküiistlerischer Ar-
beit, mag sie auch die bestcn Formeii an sich tra-
gen, aussprcchen müffen. Wir haben nämlich in
den letzten Tagcn bei eincm der zahlreicben fran-
zösischen Rcisenden, die, wie sie iu ihrcm Jargvn
sich ausdrücken, „in Paramciitcn machen", aus
purer Neugierde Veranlassung genommen, uach
Paramenten in mittelaltcrlichcm Style zu fragen,
und warcn so glücklich > aus der Mustermappe so-
gleich mit einigen Ercmplaren bedient zu werdeu.
Erfreut, an mauchen dersclben cinc in der That
schvne, stplgerechte Zcichniing zu fiudcn, au der
nur die Farbengebung nicht geglückt war, waren
wir abcr bei näherer Nutersiichung des Stvffcs und
der Technik dcs Gewebes uni sv unangeiiehmer be-
rührt, als wir auch hier jenen überaus leichtfcrli-
gen, einzig auf Effekt bcrcchnetcn, durchaus un-
haltbaren Stickereien begegnetcn, wie wir sie heut-
zutage sv vielfach bei den auf größtc Wohlfcilheir
angewiesenenKirchengewändcrnderDvrfkirchcn sin-
den, au denen leider eine unselige Spekulativn ihren
Handel mit dem 1Im.'crstande und der Armutb
trcibt. Nicht nur, dafi mit einem svlchen Stvffc
selbst dcn ärmstcn Kircheu nicht gedient ist, vou der
Unwürdigkeit bcim Dienste des Allerhöchsten gar
nicht zu redeu, wird auch dic edle alte Form sclbst,
die jetzt endlich nach sv vielem Kampfe über dcn
seitherigen Zvpf zu siegen bcginnt, durch svlche
Beigabe ihrer Würde entkleidet, kaun auf dic
Dauer unmöglich befricdigen, nnd wird das Schick-
sal andern Mvdetandes, balv wiedcr abgethan zu
werden, theilen, um neuciu Geschmacke Platz zu
machen. Durch cine svlche Pvpularität wird dcr
Sache christlichcr Kiinst sehr viel geschadet. Will
man dic cdle alte Form nicht auch iu edlem, ge-
diegenem Stvffe und mit dcr alten Kuniitechnik
wiedergeben, so mag man sich liebcr an die scither
üblichen Formen, dic mit ciner stoff- und kuust-
armen Technik mchr vcrträglich sind, such in Zu-
kunft haltc:-

(Kvrresponvenz.) Der „Kirchcnschmuck" trägt
bereits seine Früchte untcr Anderem auch dariu,

daß manchc Frauen und Jungfraucn, die nicht un-
geübte Arbeiterinneii in Kirchcngcwändern zu sevn
vermeintcn, sich beim Anblick dicscr Muster dahin
ausdrücken: „es schwinde ihncn der Nluth zn wei- ?
teren Arbciten". llnstreitig hat man es in diescr
Gattnng vo» weiblicbcn Handarbeitc», so sehr auch ^
der gute Wille anzuerkennen war, doch gar zn leicht ^
genommen. llm cinen würdigen Schmnck des Hei- j
ligthums darzustellen, müffen dic Bestrebungen in
Bctreff deö Stvffes, des Styles und dcr Ausfüh-
rung höher gespannt werden. Zndeß schließt das
nicht ans, daß auch einfachere und die cinfachsten
Arbciten des höchsten Zieles, dem sie diencn, wür-
dig sind und daher auch kunstgemäß ausgeführt
werdcn. Oft kann wegen Mangel an Geld- oder
Arbeitskräften nur bcim Einfachstcn nnv Niedrig-
sten mit der Restaurativn der Kirchengewande be-
gonncn werden. Es dürfte als Peudant hiczu gel-
ten, wcnn in einer gröfiern Versammlung vvn
Frcunden christlicher Knnst die Bchauptuiig eines
Kunstkenners, daß bei Restaurakion cincr Kirche
uach einem festen Plane und Style vft am Besten
mit dem Löschhörnchcn angesangen werde, wcil znr
Zeit für Grvßes die Kräfte fehlen — nicht vhne
Bcifall aufgenvmmen wurde. Jm Falle des Geld-
mangels gilt dasselbe auch von den Kirchcngewan-
deu und vor Allem von dem einsachsten, dem Weiß-
zeug; untcr dcn genanntcn llmständen thnt man
am Bestcn, das Klcinste nach stvlgcrcchten Mustcrn
zu renvviren. Jn diescm Beginncii muß uus der
„Kirchenschmuck" untcrstuhcn. Der Wuusch, daß
auch ganz cinfache Mustcr zu Wcißstickereien für
Altarkvrpvralien, Pallen u. s. w. aufgcnvmmeii
wcrden, wird sonach von sclbst gcrechtfertigt seyn.

(Korrespondenz.) Jw erstcn Hcftc des„Kirchen-
schmucks" ist ü'rv. 3 des Zeichnungsbvgeiis das
Muster eincr Palla gegebeu wvrden. Die Aus-
führuug dessclben hat cinige Schwicrigkeitcn an
dcn Tag gebracht, die zum Voraus uicht bedacht
wurden. Es ist nämlich in der Erklärniig der Zeich-
niing gesagt, daß die Palla gauz vvn Lcinwand
seyn soll, ohnc eiuc Auflage von Seidenzeug odcr
andercm Stvffe. llnd es kann alierdings dic hicr-
über bcsteheudc kirchliche Bestininiung nicht e»t-
schieden genug hervvrgehvben werden, weil sie
Deutschland bisher fast ganz unbckaimt vder unbi'
achtct geblicbcn zu seyn scheint, währcnd mau >»
Jkalien uirgends eine andere als ganz liniicnc halle
findet. Die kirchliche, eine andere Art von Palle
verbietende Vorschrift lautct aber al,v: bcim
 
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