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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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6. Heft
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Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0115

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96

Opfer der heil. Messe kann man sich kei-
nerPalle bedienen. die an der obern S eite
n, it Seidenzeng überzogen ist (Beschlnß des
Anfsichtsraths über dic kirchlichcn Gebräuche zn
Nom 22. Jannar 1701). Es entsteht nnn aber
die Frage: wie ist diese Lcinwand so zu steifen, daß
sie vor dem darüber geleqten Kelchvelnin nicht zu-
saminengebogen wird, wenigstens an den Ecken, die
über die Patene binausreichen? Das geschieht
durch Anbringung des „obern Theils" der Palla,
von dem die technische Erklärung im ersten Hefte
Seite 10 redet. Um recht deutlich zu reden, so
ist dieser obere Theil ein zweites Stück Leinwand,
ringsum anf das untere aufgenäht; auf die obcre
Leinwand wird dann die gedachte Stickcrei aufge-
tragen. Sollte dann die alsv gebvppeltc Leinwand
nock' nicht stark genug erscheincn, so läßt sich ganz
gut ein Stück reinen, glatten Pappendeckels dazwi-
schen cinschicben, jedoch wird dicß bei einer ge-
stärkten nnd gedoppelten Leinwand kaum nöthig seyn.
Die schon genannte technische Erklärnng auf S.10
des ersten Heftes gibt die Weisnng, die Stickerei
auf dem oberen Theil der Lcinwand könne ani füg-
lichsten mit einfachem Zeichnungsfaden in ange-
nehmer Abweck'slung oon Noth nnd Blau ansge-
führt werden. Svllte dieß der kirchlichen Borschrift,
welche, wie es scheint, außer Leinwand einen an-
dern, auch kostbareren Stoff nicht duldct, nicht ganz
eonfvrin scheinen, so kann man die Stickereien auch
ganz in Weiß, wic eine Festonirarbeit, ausführen.
Referent hat eine Probe niachen lassen: es wurde
dazu aus der Zeichnung nur der griechische Na-
incnszug uud die Vicruaßumfassung genommcn,
etwas oergrößert uiidMHNand mit anderen klei-
neren kuilstgcrechtcnij^rnamenten geschmückt, und
die Arbeit Hat-Künstkennern gefallcn. So ist die
Ausführuna auch oereinfacht.

Äöln, lO.Juni. (Aus eineni Privatbrief.) Jhre
erneuerte freundliche Auffordcrung, Jhnen zuweilcn
durch Mittheilung oon hier mcin Jnteresse sür
Jhr schönes Untcrnehmen zu beweiscn, ocranlaßt
inich, Jhncn diese Zeilen zu übersendcn. Mein
Wille war es längst, Jhnen mitzutheilen wie er-
freilt ich bin zu sehen, wie das bcgonnenc Werk so
ganz bem Zweck entspricht nnd wic ich gewiß glaube,
daß binueii Kurzeni cine allgcmeine Theilnahme
Sie für bie Mühe lohnen wird, welche dcr Beginn
eines svlchen Uilternehmens stcts mit sich bringt.
Allein ich war seit Beginn dieses Jahres so schr
in Anspruch genoinmen, da wir nnn der Vollen-

dnng dcr Wandteppichc für unsern Dvm cntgegen-
gehen, wvdurch nieine Anwesenheit im Arbeitslokal
täglich nöthig war. Sie würden sich gcwiß sreuen,
die zweite Abtheiluug dcr Teppiche zu sehen, da
diese sowohl in der Darstellnng als anck' in der
Ausführung dcr Arbeit die frühere übertrifft.
Außer einigen Abänderungen, welche wir an den
bereits im Dom befindlichen Stickereien treffen
wollen, sind wir jetzt ganz fertig und hoff'e» in
einigen Wochen die Teppichc dem Ort ihrer Be-
stimmung übergeben zu können. Es scheint mir,
als habe ich hicrmit einen Lebensabschnitt erreicht,
jedvch haben dic k Jahre, welche ich dieser Arbeit
widmete, die Liebe zu einer Kunst in hvhcm Grade
geweckt, welche es anch den Fraucn möglich macht,
in ihrem klcinen Bercich für dcn Schmuck der
Tempel und zur Verherrlichung des Gottesdiensles
zu wirkcn und zu schaffen, was ja auch oorzugs-
weise deni weiblicben Gemüthc cutspricht. Daß
dieß aber auch auf die rechte Weise gcschehc, wenu
nicht dem Geschmacklosen ans Unkenntniß das Feld
geöffnet werden soll, dazn bedarf es allerdings eines
Beistandes, wie Sie ihn in Zhrem Archiv nichi
beffer bieten könnten. — Zuerst möchte ich nun
deu Wunsch aussprechen, daß in einer baldigen
Nunimcr eine Zeichnung zu einem Kaselkreuz fvl-
gen möchte, welches zn dcr Stola aus >lro. 3 paßte,
da dieß wcgcn der einfachcn Technik gewiß sehr
ansprcchen würde. * Zn dcr Bernhardskasel dürfte
es auch passcnd seyn, wenn nach und nach die dazu
gehörigeu Zeichnungcn zur Stole ic. in Jhrem
Blatt folgtcu, da svnst das schöne Harmonieren der
zusamniengehörigenParanlciiteschwer erreichtwird.

Jn Bezug auf Leinenslickereien theile ich Jhnen
zu cincr Notiz mit, daß wir vvr einiger Zeit für eine
Hauskapelle cin Cvinmuuiontuch stickten, welches
gewiß Nachahniung sinden Lürfte. Dic Arbeit war
auf weißem mitlelfcincn Lcinen in naturfarbigem
Leinen iin Tambvuretslich. Die Zeichnnng bestand
aus eineni von zwei Engeln aiiscinandcr gchalte-
nem Tnch, worauf cin passendcr Spruch angebracht
war. Der lecre Naum außerhalb dieserZeichnung,
welche '/>, der Breite einnahin, so daß diesclbe vor-
nen an der Coninlunionbank herunterhing, war niit
cinem abgesetzten Ornanient ausgefüllt, die Um-
riffe dcr Engel sowie die Gcsichtszüge, Allcs war
nur durch Konturen und Linien angedeutct, nur
mchr oder wcniger stark, wie es die Zeichnung be-
dingtc. Der Effckt war rccht gut und isl die Art
dcr Arbeit sehr passend, nnd wie ich meine, ganz
in dcni Sinnc, der in Jhrcm Blatt ausgesprochen
ist. Die Zeichnung gab der hiesige Kvnseroator
des Museums, Herr Rainbvur.

" Jst bereits'vorgesehen. Anm. d. Red.
 
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