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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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8. Heft
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Die Bekleidung des Altars und Wappen desselben, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0139

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hat gezeigt, daß die Griechen und nach ihnen
die Römer, die auf Gewänder eingestreuten
Verzierungen bald Nagelköpfe, bald Siegel,
bald Hirsekörner nannten. Vou dem lateini-
schen Wort alavus, Nagel, haben die dem
Kops derselben ähnlichen auf deu Grund des
Stoffes mit Gold eingewobenen Verzierungen
den Namen oki^sovla.vus. Sonach wäre ebr^-
soelavus unser Goldbrocat nüt bestimmten
Verzierungen. Eine andere sehr oft vorkom-
mende Bezeichnung ist stauraoium oder stau-
raois. Aus der Ableitung dieses Worres von
staurus, d. h. Kreuz ergibt sich, daß die auf
den Grund eingewobenen Kreuze demselben
den Namen gaben. Ueberhaupt scheint das
Dessin die Ursache der verschiedenen Bezeich-
nungen gewesen zu seyn. Nach den meisten
Erklärern sind Mlt c,uaäruxlum oder czuaclra-
xula, ootuVulum solcheStoffebezeichnet, welche
als Dessin Medaillons von Quadraten und
Octogonen zeigten. (Vergl. Gesch. der lit.
Gewänder des Mittelalters von Fr. Bock, 1.
Lief., S. üff.) Wenn in diese Medaillons
noch Kreuze eiugewoben waren, so erklärt sich,
was Anastasius von Hadrian l. berichtet, daß
er siebenundfunfzig syrische Vorhänge, alle
aus qunärapolis oder stnurnoin gemacht, fer-
tigen ließ. Selbst ein Stoff, der mit den ver-
schiedenartigsten Thiergestalten, Adler, Löwen,
Greifen, Elephanten, Pferden, Pfauen geziert
war, konuie nvch obr^soolnvum oder stnurn-
oiu geuannt werben, se nachdem man auf den
Dessin des Grundes, oder anfdie „Geschichte"
von den Löwen und den Greifen, wie cs Ana-
stastus nennt, Rückstcht nahm. Jn der That
verbindet Anastasius beide AuSdrücke. (Ana-
stasius in Hnüiinno I.) Die Bezeichnung voln
rosntn erklärt sich hienach vou selbst.

Bei den Alten war die phrygische Stick-
kunst hochberühmt. Jhr Produkt hieß oxus
xlir^Aioum, oder wenn man Böttiger glauben
darf (Kletne Schriften II. S. 271) »xus xln-
marium. Was ist aber diese nrs xlumnrin ge-
wesen? Nach Du Cange ist es nicht zu be-
zweifeln, daß verschiedenfarbige Gefieder der
Vögel zur Stickerei verwendet wurden. Spä-

ter aber, wie aus Jstdor von Pelustum her-

vorgeht (Idb. I. cg>. 403), war oj>us plumn-

rium Pezeichnnng jeder buntfarbigen Slickerei.

Andere Namen schöpften dles?Gewebe aus
der Farbe. So wurden die purpurfarbenen
Stoffe bluttu oder blnttin oder blnttou ge-
nannt. klntta. ist nämlich der Name für den
Kermes der Araber, aus dem die Purpur-
farbe genommcn wird. Er heißt auch ox^-
blnttn oder.jnutiua. Der Name ro6inum be-
zeichnete einen rosafarbigen Stoff, und äiro-
äauum oder äinroäunum war der zweimal
gefärbte Stoff gleichen Namens. (Vgl. Bock,
Gesch. der lir. Gewänder 1. Lies, S. 4—14.)
Iwiblnttou bezeichnet ein Gewand von drei
Farben, sey es nun dreimalgefärbter Purpur
(blnttiu) oder, wie es Petrus Danüani er-
klärt (bei Ou tluuAo s. v. triblattou), ein Ge-
wand von verschiedenen Farben. Wenn Desi-
derius, Abt voy Monte-Cassino, im Jahr
1087 zu Amalfi solche triblntti kauft, um
ste dem König zn geben, und erst, als dieser
nicht kommt, sie zu Pluvialen verwendet, so
scheint dieß mit der ersten Erklärung mehr
übereinzustimmen.

Solche Stoffe also bildeten das Kleid des
Altars und schloßen, wenn der Altar zugleich
die Confesston enthielt, die heil. Reliquien
ein, sey es nun, daß sie straff ausgespannt
waren oder den Altar nach Art der Vorhänge
umhüllten.

Das Antipendium oder Frontal, die Be-
kleidung der Vorderseite (Stirnseite) des
Altartisches, gewährt der heil. Kunst einen
ergiebigen Ranm zu ihrer Entfaltung. Jm
Mittelalter wurden viele Frontalien aus kost-
baren Stoffen, selbst Goldstoffen, verfertigt,
und mit Bildwerk in bunten Farben und ge-
schmackvollen Verzierungen ausgestattet. Ge-
wöhnlich hatte eine reich meublirte Kirche für j
die verschiedenen Feste eigene Frontalien nach
den Kirchenfarben. Nicht selten bestanden
diese aus Vorhängen, die mit Ringen an einer
Querstange angebracht, den hohlen Raum des
Altars bedeckten, und auf- und zugezogen
werden konnten. Auch auf beiden Seiten des
 
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