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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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8. Heft
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Die Bekleidung des Altars und Wappen desselben, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0138

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19

4) Wir dürftn uns nach bem Vorstehmdm
nicht wundern, wenn bie einsachste und natür-

lichste Bekleidnngsart ber Altare durch kost-
bareSeiden- nnvGoldstofft in gleicherPracht
nnb Ansdehnung angewendet wird. Ein Be-
richt des Anastastus aus dem Leben des Pab-
stcs Hormisdas (514—23) lästt uns erkcnnen,
nicht nur, daß der Altar des heil. Apostels
Petrns mit seidenen Tüchern, die Anastastus
Blattin nennt, bekleidet worden, sondern anch,
daß hiebei an eine Bedeckung des Altartisches
nach Art der leinenen Mappen nicht zu den-
ken fty; denn nur von einer Umkleidung der
Seiten, nicht der Oberfläche des Altars kann
das sonst dunkle Wort suMorium (subciue-
toriuin) verstanden werden. (Anastasius iu 8.
Uoriuisck) Von den durch Anastasius in un-
zähliger Menge aufgezeichneten Schenkungen
solcher Art müssen wir uns auf einige be-
schränken. Leo III. gab für den Hochaltar der
Bastlika kckaris, xruosexo ein koflbares
Kleid von einem golddurchwirkten Seidenstoff,
olir^soclabuni genannt, auf welchem in der
Mitte das cbcritisinou, d.i. der Gruß des Engels
an die heil. Jungfrau, rechts und links dte
Geburt und Aufopftrung Christi im Tempel
bargcstellt war. Derftlbe gab dem Altar der
heil.Petronilla ein Gewand von einem Stofft,
stu-uraciu genannt, mtt einer Umfassung von
purpurfarbenem Grunde, in der Form von
Nagelköpfen, mit Gold durchwtrkt, und in die
Salvatorskirche cin Kleid des Altars, mit der
Darstellung des Gekreuzigtcn und der Aufer-
stehung Christi und einer golddurchwtrktenUm-
fassung. Dasselbe that er für die Basilika des
heil. Clemens. Sicher ist auch dieß, daß dteft
Altargewänder für verschiedeneFeste verschieden
gemacht wurden. So erzählt Anastastus, daß
Leo III. ein und denselben Altar des heil. Pe-
trus in der ihm geweihten Bastlika mit meh-
rcren Altarkleidern beschenkte. Das eine war
von golddurchwirktem Stofft, mit kostbaren
Edelsteinen befttzt, und stellte die Uebergabe
der Schlüsselgewalt an den heil. Apostel Pe-
trus, sowte die Leidensgeschichte der beiden
Apostelfürsten dar. Das andere Gewand

(vsstis, wie es Anastastus ausbrücklich nennt)
gehört zu der ebenbeschrtebenen Gattung von
Frontalten; denn es war von reinstem Gold,
mit den kostbarsten Edelstetnen und Perlen
geziert und trug in der Mitte das Bildniß des
Erlösers und der heil. Gottesgebärerin, sowie
(rechts und links) die zwölf Apostel. Außer-
dem beschenkte er den Altar mtt einem Ge-
wand von Chrysoclabum, darstellend dte„Ge-
schtchte der Allerheiligenlitanei", und noch ein
viertes mit der Darstellung des Leidens Christi
und der Jnschrtft: „Das tst metn Leib, der
für euch hingegeben wird." Welchen Werth
ein derartiger Kirchenschmuck repräsentirte,
geht daraus hervor, daß Kaiser Heinrich II.
ein von Karl dem Großen herrührendes Altar-
kleid des Klosters Monte-Cassino, welches die
Juden zum Pfande hattcn, um 500 Goldstücke
wteder einlöste. (LlabiU. nvt. 88. orä. Louock.
8U00. VI. part. I. x. 483.)

Thiers macht die Bemerkung, daß nach der
Mitte des 9. Iahrhunderts die Bekleidung des
Altars durch Seidenstoff wegfiel. Dieß ist
unrichttg. Die Kaiserin Agnes, Mutter Hein-
rich IV., schenkte noch in der zwetten Hälfte
des 11. Jahrhunderts ein doppelt gefärbtes
rothes Frontal mit goldener Verbrämung für
den Hochaltar der Abteikirche in Monte-Cas-
stno. (Nadill. act. 88. orck. 8. Loiiock. sacc.
VI. x. II.) Wtr werden sehen, daß Frontalien
der genannten Art bts tief in's Mittelalter
gebraucht wurden.

Es wird tn vielen Fällen unmöglich seyn,
über die Farbe und Tertur dieser Stoffe be-
stimmte Aufschlüsse zu geben. Das Verständ-
niß der vielen von Anastasius und den übri-
gen Schriststellern jener Zeit zu Bezetchnung
der verschiedenenArten dieftr Stoffe gebrauch-
ten Ausdrücke ist bis jetzt noch nicht vollstän-
dig gefunden. Die meisten Gewebe sind unter
dem Namen clirzisoolavum bekannt. Du Cange
erklärt ihn mit uuruta xurxura, golddurch-
wirktes Purpurgewand. Schon Saumaise (zu
den 8ciixt. List. ^,u§. t. II. I>. 850 L bet Böt-
tiger (Kleine Schriften archäologischen und
antiquarischenInhalts; Bd.3. S. 48 Anm. 1)
 
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