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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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9. Heft
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Die zweite Generalversammlung des christlichen Kunstvereins für Deutschland am 15., 16. und 17. September 1857 in Regensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0155

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34

mit sicherem Tcikte vorgesehen, und daher in
ihrem Entwurf eines Generalstatnts die Lei-
tung der Vereine zunächst dem Episkopat,
und, in Unterordnung unter diesem, einem
Ansschusse kunstverständiger Leiter, die keiner
allgemeinen Wahl der Mitgliedcr unterliegen
können, anheimgestellt. Diesem Grundsatze
getreu haben die constituirten Einzelvereine,
vor Allcm Rottenbnrg, Paderborn und Köln,
die Eintheilung der Mitglieder in leitende und
helfende festgehalten.

Der Regensburger Verein steht unter einem
engern nnd wcitern Ausschusse, die sich selbst
ergänzen, nnd in deren Hände die Vollmacht
der gesammlen Leitung und Verwaltung des
Vereins niedergelegt ist. Wenn die Einzel-
veretne schon das Prinztp der Leitung im
Gegensatz zur Kopfzahlregierung angenommen
haben, so wtrd die centralisirende Thätigkeit
des Gesammtvereins u»d seiner Generalver-
sammlungen sich demfelben um sv wentger
entziehen können, wenn er anders störende
Hemmungen und Unzuträglichkeiien vermeiden
will. Setzen wir z. B. den Fall, einer der
Ausschüsse, aus Sachverständigen zusammen-
gesetzt, bringt ein nüt Sachkenntniß, Erfah-
rrmg, reifer Ueberlegung zu Stande gebrach-
tes Gutachien, einen Antrag oder dergleichen
vor die Generalversammluiig. Da wäre es
ja leicht möglich, daß die Masse der Anwesen-
den, die größtentheils über Lie fragliche Sache
weniger orientirt sind, durch ihre Abstimmung
dte ganz sachgcmäße Vorlage verwürfe, oder
gar ein entgegeiigcsetztes Resultat votirte.
Eine Beschränkung des Siimmrechts auf die
entweder von den Bischöfen, oder von Len be-
stehenden Einzelvereinen als Stimmberech-
tigte erklärten Deputirken, und eine gcnaue
Prüfung der Legilimationen wird daher für
alle Generalversammluiigen als geboten er-
scheinen. —,Die bisherigen Generalversamm-
lungen haben ganz zweckmäßig ihr Tagewerk
tn folgende Theile zerlegt: Sitzungen der
Ausschüsse, um irgend eine Frage vorzuarbet-
ten; Sitzungen aller Deputirten unter passiver
Assistenz der Mirglieder, um über Annahme

oder Formulirung der Vorlagen zu erkennen;
und allgemeine, dem weitesten Publikum ge-
öffnete Versammlunge», um durch Publikation
der Arbeiten, Beschlüsse, Anträge, Wünsche
des Vereins, sowie durch belehrende Vorträge
das Znteresse für die christliche Kunst und das
Verständniß ihrer Grundsätze auszubreiten.

3. Beschlüsse über Fragen der Baukunst.

Es liegt tn der Natur der Sache, daß bei
den metsten Gegenständen von normaüven
Beschlüssen und Vorschriften nicht die Rede
sein kann. Vielmehr hat der Verein vorläusig
genug gethan, wenn er auf die Wichligkeit
einer Frage aufmerksam macht, und deren
wissenschaftliche Bearbeitung anregt. So
können Fragen, die nicht im ersten Anlaufe zu
lösen find, durch gemeinsames Wirken ihrer
Entscheidung näher gebracht werbcn. Ganz
entsprechend hat daher die Generalversamm-
lung thren Wunsch geäußert, es möchien Un-
tersuchungen angestellt werden, uni die Grund-
sätze, welche die kirchliche Baukunst bei der
östlichen Richtung der Kirchen, bei der ver-
schiedenen Zahl und Stellung der Thurman-
lagen, bei dcr Errichtung zweischiffiger Kirchen
geleitet haben, ins Klare zu bringen.

4. Altar.

Die Frage, welches bie geeignetste Form
für Altaraufsätze und Tabernakel sei, ist
etne der wichtigsten uud einschneidenbsten.
Aber eben diese kann am allerweingsten be-
antwortet werden, ehe durch gründliche Stu-
dien die darüber herrschende Begrtffsver-
wirrung gelöst sein wird. Bet den sonder-
baren Vorstellungen, die allseirig über Ein-
richtung der Altäre bestehen, bei der Wtll-
kühr und Geschmacklosigkeit, der Gleichgüliig-
keit gegen Regel und Tradttion, und der
Masse von verkehrten Mustern, die überall
vor den Augen stehen, ist es äußerst schwer
mid undankbar, nur so obenhin Grundsätze
auszusprechen und Rathschläge zn ertheilen.
Sie ersticken meistens in dem vcrworrenen
Chaos vorgefaßter Meinungen und tiefwur-
 
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