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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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10. Heft
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Kreuser, ...: Briefe an eine edle Frau, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0174

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51

Märtyrer, die ihr rothes Blut für den Herrn
vergossen. Gencm genommen müßte das het-
lige Geist-Roth und dasMärtyrer-Roth etwas
verschieden seyn; jedoch streitet die Kirche nicht
über solche Dinge, da die Augen bei den ver-
schiedenen Farben als verschiedenen Licht-
brechungen oft selbst untereinander nicht cinig
sind. Dte alten Kircheuschriftsteller nennen
das Märtyrer-Roth gewohnlich Purpur, so
wie das Wetß der Retnigkeit Lilie. Wie alt
dieses Puryur-Roth ist, wetß ich nicht; aber
schon lange vor Kaiser Konstantin keunt es
der heilige Cyprian, wie Sie vielleicht aus
meinem Büchlein über das heiltge Meßopfer
(S. 339) gelesen haben, und Papst Eutychion
(saß 275 bis 283) gab das Gesetz, die heili-
gen Blutzeugen tn eincm rothen (purpurnen)
Kolobion zu begraben, weßhalb auch das alte
Kirchenlied (Vos xurxurati Nart^ros) von
bepurpurten Märtyrern sprtcht.

Die dritte Kirchenfarbe ist Grün. Was
bedeutet das Grün? Dte Hoffnuug, wie noch
dte Jäger von der Kirche gelernt haben. Mit
Ostern, Christi Himmelfahrt und der Sendung
des heiligen Getstes schließeu die Feste des
Herrn ab, und bis zum Anfange des neum
Kirchenjahrs hofft die gläubigc Welt wieder
auf die Ankunft des Herrn, d. h. Advent. Auch
hat das Grün noch manche andere Bedeutung,
z. B. der Baum des Lebens, d. i. das Kreuz
ist auf alten Btldern oft grün, der Baum der
Erkenntniß dürrc.

Zuletzt endlich kommt die vierte Farbe
Violett. Violett ist nämltch die alte Trauer-
farbe, und predtgt Demuth und Buße. Die
alte Ktrche nämlich hatte auch Christfasten,
und bereitete sich durch Bußübungen auf die
Freude der Geburt des Herrn vor. Die Kirchc
legt daher von Advent bis Christag diese
Farbe an, und ebenso in den vierzigtägigen
Fasten von Ostern, um zur Buße zu ermah-
nen, und auf die Leidenszett vorzubereiten, um
zuOstern mit demHeilande würdig aufzustehen.
Es hat daher seine tiefe Bedeutung, wenn
Violett die Farbe der Bischöfe ist, so wie der
Kardinal roth sich kleidet, um stets eingedenk

zu seyn, daß er im Nothfalle nicht zögern darf,
als Märtyrer sein Blut für die heiltge Kirche
hiuzugebeu. Jm Leben und in der Kirche bei
Todteufeierlichkeiten und am Charfreitage ist
jetzt die Trauerfarbe Schwarz. Man streitet
darüber, ob sie alt sey. Ohne darüber vtcle
Worte zu verlteren, ist so viel gewiß, daß
Schwarz schon bei Chrysostomus und andern
alten Kirchenlehrern als Trauerfarbe vor-
kommt.

So deutet die Kirche ihre Farben, und legt
auch in sie dcn Geist der Gemeinschast; denn
mtt den Fröhlichen sich zu freuen, mit den
Traurigen zu trauern, Buße und Hoffnung
Allen zu theilen, und Alle in demselben Geiste
zu vereinigeu, das ist, war und bleibt ihre
Weltaufgabe.

Kommen wir nun zur Anwendung der gc-
gebenen Andeutungen in Bezug aus Jhre
Marten-Kasel, so sehen Sie leicht ein, daß das
reine Wetß auf die mackellose Jungfrau sehr
wohl passen würde. Unter dem Kreuze ist
sie Märtyrin; denn da drang das Schwcrt
durch ihre Seele, wie Simeon geweissagt;
hingegen zu der Mackelloscn würde das Roth
schlecht Passen, wenigstens keinen Sinn haben.
Das Grün würde auch gerade bei derMackel-
los-Empfangenen in Bezug auf die Hoff-
nung der Geburt des zukünstigen Hcilands
nicht unstatthaft seyn; aber dennoch würde
ich, wie die Annnnziaten, als Hauptfarbe
das Blau der Buße und Demuth vorziehen;
denn mit der Buße und dem Bußprediger und
Vorläufer Johannes wir das Chrtstenthum
etngeleitet, und die Demuth ist es gerade nach
der Schrift, wegen welcher der Herr auf
Maria seine Magd schaute (M 6xn.1tavit Iio-
milos), und sie erhöhte. Die Hauptfarbe,
sagte ich, denn es versteht sich in einer Sticke-
rei, wie tn einem Gemälde, daß mehrere Far-
ben angebracht werden müssen, aber nur die
passenden. Jndem ich nochmals daran erin-
nere, daß das Gold auch als Farbe gtlt, die
Edelstetne auch dafür gelten können, über-
lasse tch alles Uebrtge Jhrem eigenen Scharf-
sinne der Jhrtge Tr.
 
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