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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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12. Heft
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Miszellen / Korresponzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0223

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96

wie die Grundlimen der Kirchenbaukunst des Rot-
tenburger Vereins und jenes Werk des Präfekten
Jakvb zu Regensburg, so wäre schvn viel geschehen,
aber der Regensburger Verein hat auch schon prak-
tisch zugegriffen. Man sehe nur cinmal die Ja-
kvbskirche zu Plattling an, den romanischen Bau
aus Granit aufgeführt mit gothischcm Chor oder
die Kirche von Gottfrieding. Dicse Nestaurationen
haben Mitglieder des Kunstoereines geleitet und
angeordnet, und wie spricht stch ba das Verständ-
niß und die Liebe zur alten Kunst und zum Tempel
Gottes ganz anders aus, als in hundert nüchter-
nxn Restaurationen der Neuzeit, wo nur offizielle
Arme zugelangt haben. Also nur ausgeharrt zur
Ehre des Hauses Gottes!

Noch etwas! Auf der Kehrseite der Postzeitung
hat schon öfters eine Dame das Freiburger Album
für Kirchenschmuck angerühmt als eine Fundgrube
trefflicher Vvrlagen sür Kirchenstickcreicn u. s. f.
2ch bedaure, hier ungalant sepn zu müssen, indcm
ich dem Lvb dieses Albums widersprcche. Aber es
ist im Jntereffe unserer Kirchen und nnserer Sticke-
reien. Es ist dieses Album nur eine Sammlung
der willkürlichstcn geschmacklosestenZeichnungen fnr
Kirchenparamente. Jch traue der Geschicklichkeit
jeder Dame sv viel zu, daß sie solchc Muster selbst
zeichnen kanu, wozu also noch Geld ausgeben? Wer
wahrhaft kunstvolle, des Heiligthums würdige Vor-
lagen der Art wünscht, halte sich den Kirchenschmuck,
der zu Stuttgart erscheint. Sind auch die Muster
schwieriger auszuführen, sv frage ich: Verdient
Gott dcnn keine Anstrengung und Mühe? — Jn
dem Kirchenschmucke sowie imOrgan für christliche
Knnst war kürzlich auch die Maffafrage umfassend
besprvchen. Man sieht, daß alle unparteischen nnd
sachkundigen Freunde dcr christlichen Kunst gegen
die Anwendung dieser Surrogate für das Haus
Gottes sich insgesammt aussprechen, wie es auch
kürzlich wieder in der Postzeitung geschehen ist.
Wer sich aber nicht rathen und wer vom augen-
blicklichen Schein sich bcstechen läßt, der wird die
Folgen bezahlen müsscn.

Duisburg. (Brief.) Nicht unangenehm wird
Jhnen dic Mittheilung seyn, daß Jhr Kirchen-
schmuck dcm guten kirchlichen Geschmacke Bahn
bricht. Langsam geht es freilich, wie gewöhnlich
mit dcm Guten, man stößt auf viele Hinderniffe
bei Damen, oft noch mehr bei Geistlichen. Der
windigc Tüll ist, Gottlvb! aus den meistcn Kirchen
verbannt; aber da macht sich vorab nvch die mo-

I derne Filetarbeit breit, wvmit die guten Damen
die Altäre und Geistlichen überscbütten möchten.
Kommt man mit den ZeichnungenJhres „Kirchen-
schmucks" für Linnen, da heißt es: Ach wie grell!
wie Lunt! wie bänrisch! Alles Argumentiren hilft
nicht, bis man den Arbeiterinneii kategorisch sagt:
Machen Sie es so! und dann die Herrn Confratrcs
einladet: Komm und sieh! Mit der fertigen Ar-
beit in der Hand, bedarf cs in der Regel keiner
Anpreisung mehr. Es ist, wie in Band II, Heft 4
„Offener Brief" gesagt wird: „der Erfolg wird
Sie über alle Erwartung belohnen". Und wenn
so eine nenn Ellen breite Filetspitze nach vieler
Mühe gestern fertig geworden und heute beim
Hinaiifsteigen zum Altar mit einem einzigen Fuß-
tritte ruinirt wird, so kühlt auch das nicht wenig
die Vorliebe für derlei Eintagsgewebe. — Ein
Velum nach den PrinzipienJhres„Kirchenschmiicks"
und nach einer von Fräulein Martens in Köln
gelieferten Zeichnung von einer hiesigcn Dame
angefertigt(Erstliiigsarbcit) hat alle Erwartungen
übertroffcn, auch den Beweis geliefert, daß dic
Anweisungen Jhres „Kirchenschmucks" deutlich ge-
nug sind, nm darnach arbeiten zu können. Hätten
wir nur über mehr Geld und mehr sieißige HLnde
zu gebieten! Noch einmal, es geht zwar lang-
sam, aber es geht voran. Hier ani Niederrhein
nnd in der Diözese Münster überhaupt werden sich
Jhre Grundsätze sicher Bahn brechcn.

Wien, 6. Jan. (Korresp.) Es hat sich untcr
dem Vorstande des Hochw. Herrn Jos. Holzinger,
Dvmkapitulars von St.Stephan, eine Gesellschaft
gebildet, welche sich die Besorgung kirchlicher
Gegenstände, als: heiliger Gefäße, Paramcnte,
Bilder, Statuen u. dergl. znr Anfgabe gcmacht
hat. Se. Em. der Hochw. Herr Cardinal-Fürst-
Erzbischof haben diese Gesellschaft genehmigt mit
der Zuversicht, daß sic cine schr ersprießliche Wirk-
samkeit entfalten werde. Die Gesellschaft wird
nicht nnr Adreffen vvn verläßlichen Künstlern und
Arbeitern bereit halten, sonder» auch gegen Ein-
sendung oder Sicherstellung des Kostenbetrags die
Anschaffung nnd Ausführnng svlcher Gegenständc
nbernehmen. (Sehr erfreulich wäre cs, wenn der
Verein durch günstige Aufnahme seiner Wirksam-
keit Seitens des Clerus, wie dcr Künstler und
Handwerker in dcn Stand gesetzt würde, bald noch
cincn andern Zweig der chrfftlichen Kunst in seinen
Kreis zu ziehen und so den Anschluß an den deut-
schen Gesammtverein für christliche Kunst zu er-
möglichen. Letzterer gehört bis zur Stunde nur
„Kleindeutschland" an. Eine weitere Wechselbe-
ziehung zwischen Oesterreich und dem übrigen
Deutschland kann beiden Theilen nur nützlich
werden.)
 
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