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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 4
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Rhein, Fritz: Feldpostbriefe aus dem Westen: mit Zeichnungen vom Kriegsschauplatz, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0207

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FRITZ RHEIN, IM SCHÜTZENGRABEN

Auto in zwei Stunden, zum Teil durch wundervolle
Gegend, schöne Nester, achtzehntes Jahrhundert.
UnterwegsKolonnen,Etappen,Landsturm,Lazarette,
Flugzeuge, Lastautozüge, unaufhörlich.

Nach dem Appell glaubte man den Tag Ruhe
zu haben, doch es kam anders. Mittags wurde
plötzlich angesagt, in einer Stunde steht das Batail-
lon am Ausgang des Dorfes. Wir meinten es sei
nur Alarm und in zwei Stunden würden wir wieder
zurück sein. Doch wir zogen immer weiter nach
S. bei Mondschein. Ein schönes Nest mit Gotik-
häusern und einer Barockkirche, Marktplatz, alles
reizend südländisch. Dann gings in einen Wald,
durch den wir von einem Bayern, dessen Zug wir
ablösten, in unsere Vorpostenstellung geführt wur-

den ; unterwegs verliefen wir uns, gerieten in Sümpfe
und Dickicht. Einmal schiens, als ob die ganze
Kompagnie in zwei Teile gerissen wäre. Ich wollte
schon mit der Gesellschaft, die bei mir war, an Ort
und Stelle übernachten, da sahen wir von weitem
eine elektrische Taschenlampe leuchten und kamen
schliesslich doch noch an. Es war schrecklich feucht
und kalt, auf etwas Stroh, mit dem Mantel bedeckt,
versuchte ich zu schlafen, konnte aber nur mit den
Zähnen klappern. Neben mir schnarchte der dicke
Kompagniefeldwebel. Hin und wieder kamen
Meldereiter und Patrouillen an. Gott sei Dank kam
am Morgen die Sonne heraus, doch wir durften
nicht aus dem Wald, und da blieb es kalt. Um 4
wurden wir abgelöst und um 6 waren wir hier.

FRITZ RHEIN, IM UNTERSTAND

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