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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

DOI issue:
Heft 1 (Januar 1927)
DOI article:
Frantzen, W.: Grundsätzliches über den Film
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0012

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üaS innerste Wesen der meisten Filme mit einer
neivissen Aerechtigung erklärt, eine Kritik, die den
Durwschnitkssilin in einem AbhängigkeikSverhältnis
zur Literakur erkennt, sei es nun zum Schundroman
oder zur klassischen Tragödie, eine Kritik, die den
Film elnfach als „bildhaft übersehte Literatur" be-
nennk und — abkut. Wie gesagt, diese Kritik hat
eine gemisse Verechtigung für sich, denn in ihr M
in der Tat das elgenkliche Problem enthalten, wenn-
gleich es auch einselkig und unllberlegk vorweg beank-
wortet ist, ein Problem, das sich kurz in die Frage
kleiden läszk: tzsk der Film von der Literakur ab^
hängig, oder ist er im Ärnnde selbständigen Geistes?

Datz der Film bis heuie durchweg selne Stoffe
üer epischen oder dramaiischen Likeralur entnimmt,
isk eine peinliche Tatsache, die wlr auch heuke noch
in fast jedem Programm beobachten können. Es
crgibk sich bci einiger Ileberlegung allerdlngs eine
Frage, nämlich dic, ob sich die Uebersetzung dieses
Likerarischen in das Aildhafte nach Aegeln voll-
zichen kann, die, wie beispielsweise bei der Zn-
jzenierung auf der Workbühne, als höchst natür-
liche vorhanden sind, ob damit jene Ilebersehung in
-as Filmische eine durch die likerarischen Miktel
und Forderungen höchst naiürllch gegebene und da-
mik eine mehr mechanische ist, oder ob diese Regeln
erst zu finden sind. Taksächlich müssen diese Ge-
setze des „Mie" Immer erst geschaffen werden, und
in dieser Ärbeik des Spielleikers oder Filmlikeraten
liegl ckwas durchaus Neues, etwas so Selbständiges
und Eigenarkiges, datz ihr gegenüber das „Was"
des SkoffeS eine sehr unkergeordneke Rolle spielt.
Demenksprechend isk auch die dramakurglsche Äega-

Schwarz-Papierschnitt

LchiUerarbeit deS MädchenlyzeumS Itzehae inltzolstei»
<alad. yed. Zeichenlehreri» Slisabeth.Kellermann)

bung eines Filmlileraten — sofern man in diesem
Falle überhaupt von einem Literaten sprechen darf —
von der des Bllhnenmltarbeiters grundverschieden.
Die Einheit der Handlung mutz von ihm noch viel
schärfer eingehalten werden, als auf der Vühne,
wenn sie nicht durch Briefe unorganisch ausein-
undergerissen werden soll. Alles, was sich im Bilde
nicht einwandfrei deuklich wiedergeben lätzt, was sonst
seinen Werk hauplsächlich in begrifflichen Erkennt-
nissen, begrifflichen Mokivierungen und In sprach-
lichen Schönheiten besitzt/ isk von vornherein von
einer mechanischen Uebersetzung ausgeschlossen. So
wird es verständlich, warum Literaturschähe einer-
seiks so schwer zu verfilmen sind, und andererseits
denn boch so ungeheuer von ihrem eigenklichen Werk
verliecen, und dann ein schiefes Urkeil herausfor-
dern, das meistens in seiner Einseikigkeit das wieder
nicht anerkennt, was der Originalstoff an neuen und
zum Teil besseren Ausdrucksmitkeln durch den Film
gewmrnen hak. So wird es auch verskändlich, warum
der Film heuke schon weniger ausgearbeikete Stoffe,
als vielmehr eigenkliche Filmideen sucht, die seinen
Ausdrucksmitteln gemäß sind.

Die Lektüre eines Filmmanuskripks ist für den
Laien eine sehr langweillge Sache. Er mutz schon
über eine besondere Borskellungskraft verfügen,
um die krockenen Buchstaben und Situations-

Schwarz-Papierlchittit

Schülerarbeit des Mädchenlyzeums Itzehoe tn Holstetn
(akad. geb. Zeichenlehrerin Slisabeth Nellermann)
 
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