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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 9 (September 1927)
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Grönig, Karl: Werbemöglichkeiten für unser Fach
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Kolb, Gustav: Bildhaftes Gestalten als Aufgabe der Volkserziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0235

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lmig und betonte die Neueinstellung der Schule
gegeniiber dem Zeichen- und Kunstunterricht, die in
der LrkennkniS wurzele, dasz diese Disziplin alä ein
wesentlicher Falitor bei der Erreichung des Erzle-
hungsidealS von heute anzusehen ist. Darauf unter-
strich Dr. Hilperk-Aerlin in einstündiger Nede die
Ziele des Bunües für Kunst-Ausstellungen in Schu-
len, dessen Entstehung durch eine Zeit bedingt sei,
deren Grundlinien zu einem bekonken und ausschliejz-
lichen Nationnlisniiis führten. NichkS beweise aber
den Mangel an Kulliir und damit die Anmöglichkeik,
wahchaft Harmonisches zu gestalten mehr, als der
Nerlust eines unbeirrbaren Gefühls für gute und
echte Kunst — und die Freude daran.

Es war sür mich wichkig, festzustellen, dajz zu üer
Eröffnung der Magistrat und sast sämtliche Lehrer
der Schulen und dnzu die kunsllnkeressierten Kreise
der Stadt erschienen waren.

Dem Eröffnungssonntag folgle eine Woche em-
sigster Arbeit. Die Schulleilung hakte an sämkliche
Schulen deS Kreises und der Nachbargebieke Einla-
dungen geschickk und die sich Anmeldenden durch
einen Plnn verkeilt, so dajz eine georünete Führung
erfolgen konnte. Dnbei nahm ich meine jeweilige
Zeichenklasse zu den auswärkigen Schlllern hinzu.

Aor der Oberstufe der Gymnasien war es an-
gängig, das Wesen des llmpressionismus und Ex-
pressionismus an Hand des versügbaren Alaterials
zu entwickeln. Die skärksken Arbeiken regten auch
zur Linzelbesprechiing in formnlnnaliikischer Form
nn. Und Werke von Käthe Kollwih, Lrich Feyer-
abend und Schmikt-Heubach brachten uns Feier-
stunden tiefster Neligiosikät. Die nicht durch Füh-
rungen belegke Zeit arbeikeken melne Schüler vor
den Kunstwerken mit Farbe und Stlfk. Ein Ko-
pieren unterblieb selbstverständlich. Es war mir
darum zu tun, den Schülern. durch das Nachfühlen
von Form und Farbe dns künstlerische Moment des

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Merkes zu vermitkeln. Wie oft habe ich gerade
bei den flokkesten Arbeiten so oder ähnlich gehört:
„Donnerwetter, jetzt merke ich erst, wo die Kunst in
dem Ding steckt." Form und Farbe wurden immer
getrennt erarbeiket. Späker gab es dann freiwillige
Arbeiten als Gedächtnisleistungen von nah und fern.

Auf dem Programm des zweiten Sonntags stand
ein Vorkrag am Morgen, ln dem lch über „Sehen
und Erkennen" sprach. Der zweite Vortrag war
sttr elncn Eiternabend gedacht und brachte das
Thema: Die Kunst, das Dokument der Zeit.

3ch habe von allen Seiten freudigstes Eingehen
auf das Dargebotene festgestellt und immer wieder
äujzerken die Eltern ihre Freude über die neue Art
und Weise des Zeichenunterrichts.

2n Abständen erschienen in den hiesigen Zeitungen
Arkikel, die auf die Bedeukung der Äusstellung hin-
wiesen und wieder und noch einmal betonken, datz
man in dem Kunstwollen von heute nicht Rokoko-
figuren oder Vledermeierstimmung suchen darf, son-
dern dcch sich aus ihr heraus nur der Charakter un-
serec Zeit zurückspiegeln kann.

Lrwähnen mutz ich noch, mit welchem Eifer mir
die Lehrer von den Volksschulen ihre Kinder zuge-
sllhct haben. Mährend der zwei Iahre meines Zier-
seins hatte ich Gelegenheit genommen, dle Lehrer-
vereine der Umgebung, besonders Oskerode, tzerz-
berg, Alfeld a. Leine und Hannoversch-Münden,
durch Vorträge und auch in Form von mehrwöchi-
gen Arbeitsgemeinschaften mit dem Wesen des
Kunstprinzips im heutigen Zeichenunterricht bekannt
zu machen. Wir haben auch prakkisch gearbeitek.
Und ich freue mich, daß sich immer wieder Teilneh-
mer dieser Kurse von mir noch neue Anregung er-
bitten.

So hnben wir — die Schüler noch mehr als ich —
geworben für „unser Fach", geworben mlk den für
»nS verfügbaren Mitkeln.

MldhafLes Gestalten als Aufgabe der Volkserziehung

Natnrgemäjzer Weg im Unterrichk v. Prof. G. Kolb, 2. Teil.
Verlag von Holland und Iojenhans, Skukkgart. Selbskanzeige

Seit Erscheinen des 1. Teiles dieses Werkes schlojz
sich mlt mir eine Anzahl Amtsgenossen, die an ver-
jchiedenen Schularten tätig sind, zu einer Arbeits-
gemeinschaft zusnmmen, um die noch ungeiösken Fra-
gen des Unterrichls im bildhnften Gestalten gemeln-
jam wciterhin zu klären. Der Zusammenarbeit mik
diesem Freundeskieis, deren Alitglieder aile auf dem
Aoden der im 1. Teil niedergelegten Grundsätze
stehen, verdanke ich eine so wesenkliche Unkerstühung
unü Förderung, dajz ich es nls eine selbstvecständliche
DankeSpflichk bekrachkek habe, de» 2. Teil im Namen
dieser Württ. A r b e i t S g e m e I n s ch a f t für
bildhafteS Gestalten herauszugeben.

vch kann es mir nichk versagen,-iricrfsn.lieben Amts-
genossen und Amtägenüssinnen auch an diejer Stelle
hcrzlich zu dnnken. Die wundervolleii Arbeiksstun-
den, üie ich bisher mit ihnen erleben durfte, buche
ich alS ineinen zweiken LebenSfrühling.

Der 1. Teil fand eine so freundliche Aufnahme,
datz sich der Aerlag entschlietzen konnte, den zwei-

ten Teil in wesenklich grötzerem Umfang (1. Teil
108 Druck eiten, 2. Teil 334 Druckseiken) und in
reicherer Ausstaktung herauszugeben. Freilich muhke
auch der Pceis auf 20 MK. festgesetzt werden. Dafllr
ist aber auch das Auch mik einer überreichen Anzahl
von Schülerarbeiten aus allen Gebieten geschmückt.

Veide Teile bilden nun ein organisches Ganzes
und wollen der Lösung der Frage dienen, die gegen-
wärkig allerorks die fortschrittliche Lehrerschaft be-
schäftigk: wie kann der Unterricht im bildhaften Ge-
stalken zum K u n st u nk e r r i ch t aus der Eigen-
gesehllchkeit seiner Mittel heraus nakurgemäh,
jugendgemäß und schulgemätz enkwickelt werden?
Darin erblicken wir die Aufgabe, die uns die zweite
Phase der Kunskerziehungsbewegung, in der wlr uns
mitken drin befinden, stellt.

Beleuchtete der 1. Teil des Werkes vor allem den
bildhaften Ausdruck, so legt der 2. Teil üen
Nachdruck auf das Gestalten. Deshalb steht am
Anfang eine einfache Gestalkungslehre für
 
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