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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 11 (November 1927)
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Zwiener, Bruno: Die Helioradierung
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Harms, Ernst: Erziehung zum Verständnis der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0284

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2Ä9

inemmgel oder der Messerspihe cibkraheii liann.
^ioch heljzt eS die Scheibe aanz säubern und trocli-
nen, bis wir daran gehen liönnen, mil dicker wei-
szer Aquarellfarbe einen neuen gleichmäszigen, fast
iindurchsichtigen Ueberzug zu schaffen. Die weisze
Aguarellsarbe hnben wir in unsereiii Tuschliasten,
ebenso elnen Pinsel. Von diesem Weih drücken wlr
etwaS in den Farbkasten, hlerzn ein wenig Wasser
tnichl inchr, alS dasz eben dle Farbe dickflüssig ist),
rühren die Fnrbe guk durch und überstreichen schliesz-
llch die eine Seite des GlaseS recht vocsichtig und
gleichinäszig, einmal von linlrs nach rechks und umge-
lrehrk, dann wieder von oben nach unten. So ent-
steht eine gleichmäszige und, sofern mnn das Weiß
recht dlclr genommeii hnk, eine fast undurchsichtige
Deckschlcht.

Ls dauert nun nicht etwa lange, da ist das Wasser
der Farbe verdiinstel und die Schicht getrocknet.
Ietzt gehen wir darnn, nns eine Zeichnung direkk auf
üas trocliene Weitz zu zeichnen (mit dem harten
Blei) oüer, sofecn sie früher schon auf weijzem Pa-
pier war, durch Blaupapier auf die Schichtfeite zu
paujen. Dabel miisz inan natürlich vorsichtig sein,
üa die Glasplakte nicht allzu stnrlien Druck verkrägk.
Halloh, bnld hälten wlr einS dabei vergessen. Gerade
üie Zeichnungeii füc Aadlerungen dürfen n i ch t bis
ins Llnzelste üurchgeführt sein, üas entspräche nicht
dem Lharaliker der Nadierung. Richtig dagegen ist,
sich nur auf die einfachen Konturlinien und einige
wenige dunlile Flecken zu beschränken.

Wir nehuien uus jetzt eine Nadel, eine Zirkel-
spitze, eine zugefeilke Zirkelnndel und krahen die
aufgezeichneten Linien durch die weisze Farbschicht,
bis wlr nus öer Glasscheibe den klaren glünzenden
Strlch sehen. Zalk, eine wesentliche Lrleichterung
noch bei dem Nadleren, beim Aeobachten des Stri-
ches kann uinn sich so verschaffen, dasz man unter die
glatke Seite der Scheibe (die Schicht ist oben) ein
schwarzes Papier legk. Durch dieses schwarze Pa-
pier leuchten näuilich die radierten Striche schwarz
aus dem Melsz und wir könneii genau verfolgen,
wie unsere Linien radlerk sind, ob stark oder schwach
und ob sie nui rlchtigen Fleck sitzen. Atan hat dann
dieselbe Wirkung wie bei der Federzeichnung.

So geht die Arbeit Stück um Stück ihrem Ende
zn. Die ferkig radlerke Platle liegt vor uns, wlr
freuen uns an ihr und möchten nun zu gern bald
einen Abzug sehen. Nun, das isk auch bald ge-

schehen. Legt eure photographische Platte 6v9 ein
oder 9x12 oder 13x18 in euren Kopierrahmen,
(Glasseite der Plalte nach autzen, Schicht nach in-
nen und darauf wieder euer photographisches Pa-
pier, stumpfes gelbes, nicht glatkes weitzes) und ko-
piert, wie ihr eben sonst kopiert, fiziect und wässert
und der erste Abzug eurer Helioradierung ist fertig.
2hr fragt mit Necht, rvarum Helioradierung? Das
ist schnell gesagk, Helioradierung heitzt eigentlich
Sonneii-Lichtradierung, weil hier nicht die Presse
die Abzllge macht, sondern die Sönne, das Licht. So
kann man Abzug um Abzug herstellen, Hunderte
ja Tausende hintereinander, ohne befürchten zu mlls-
sen, datz die Plakte dadurch Schaden litte (bei den
Metallplatken ist es so; dort nutzt sich üie Dcuckfläche
schnell ab und oft ist schon der dreiszigste oder vier-
zigste Abzug so schwach, dajz man ihn schwerlich ver-
wenden wird).

And weiter; ielbst das Einstreichen der Glasplatke
mlt Farbe erllvrigk sich, wenn man sich bald elne
unbelichtere photographische Platte
kaufen kann. Die hat schon üie feste, die hak eine
leichmäjzig, fast undurchsichtige, stunipfe Schicht, auf
er man sofoct zeichnen und raöieren kann. Auch
diese Platte ist ja verhältnismäßig billig, eine klei-
nere ist für 15 und die gröjzere für 25 Pfg. in der
Drogerie oder Photohandlung erhältlich. Dort aucb
bekommt man üie Abzüge, will man sie nicht selbst
anferkigen, schnell und billig (der Abzug 10 oder 15
Psennig).

Eins noch zu den Abzügen selbst. Die Erfahrung
hat gelehrk, dasz die Abzüge: „Photo-Papier-
Schlchtselte gegen d!e Schichtseite der Platte" wohl
sehr scharfe Drucke geben, dajz aber doch das Mesen
der Äadierung, der breite, weiche malerische Strich
nicht klar herauskriffk. Drum ist es ratsam, die
Photoplakte, sofern sie nlchk allzu dick ist, vor dem
Kopieren umzuörehen und das Papier direkt
auf die Glasseite zu bringen. Das Bild wird
schöner, weicher, malerischer. Das Papier spielt
natürllch, wie früher schon gesagt wurde, bei dem
Werk des Druckes auch eine wesentliche Nolle. Dün-
nes glatt-speckiges Papier mit schwarzer Tönung
wirkt zumeist geschmacklos, dafür holt ein gelbllches,
stumpfes, braun-getöntes Papier aber auch alles an
Wirkung heraus, was sich herausholen läjzt. Die
hier abgebildeten Abzüge geben üen Beweis hierfür.

Srziehrmg zum Verständnis der Architektur

Von Ernst Harms

Schon jüngere Schüler liönnen zum Berständnis
von architektonischen Naumbildern erzogen werden.
Das geschieht diirch einen iLgelrechken Arbeitsunter-
richt, der in seinein weiteren Berlauf die Erarbei-
tung der wlchtigsten Lrkenntnisse vbüi° Wesen der
Llrchitektur mik sich bringt. D!e Schsiler beginnen
mit der Bermessung der eigenen Äohnung. Sie
fertigen freihändige Aiatzskizzeii an vom Fußboden
und den Wünden der einzelnen Näume. Es folgt
ein Grundrijz der ganzen Mohnung, alsdann ent-
skehen Skizzen von den Haiiswänden. Alles wird
möglichst majzstäblich aber ohne Lineal gezeichnek.

i Bergen auf Rügen

Die Skizzen werden gesammelt, im Zeichensaal an-
gehefket und gemeinsam besprochen. Es ergeben sich
Erkennknisse über Zweckmäßigkeit der Naumanord-
nung, der Gröjze und Lage der Näuine, über guke
und jchlechte Veleuchtung, also über Lage und Grötze
der Fenster.

Dann folgen gemeinsame Gänge durch die Skadt,
Betrachtung und Aussprache über die Ziveckmäjzig-
keit und Schönheit der Gebäude. Späker wird die
Aufgabe gestellt, besonders schöne Gebäude auszu-
wählen, sie zu zeichnen und zu photographieren.
Nötigenfalls werden Ansichkskarken mitgebracht. Das
 
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