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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 4 (April 1927)
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Ideler, Fritz: Kunst, Publikum und Kunsterziehung
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Schubert, F.: Die Philologen und wir
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0095

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Dies ist der Geist, der heute diejenigen beherrscht,
die Anspruch daraus erheben, Künstler genannt zu
werden <und der gottlob auch in den Kunsterziehern
lebendig ist), Künstler in jenem höheren Vinne, der
nicht danach fragt, wieviel geschaffen wurde, son-
dern w i e etwas geinacht ist, der nicht das Veliannt-
sein deS Namens, sondern allein die Gesinnung des
Schaffens anerllennt.

Ilnd der gröstere Teil deS Publilrums bleibt den-
noch vorlciufig verständnislos! Nur dork nichk, wo
Mikkelmäsziglleit allein durch kechnische Vollendung
oder Effelrkhascherei ihr Publikrim locüt und dabei
jede Veziehung zur Kunst aufgibt.

Das ist der Tatbestand, der schliejzlich keinem von
uns vervorgen ist und mit dem wir rechnen müssen.

Die Lage aber, die sich aus diesem Tatbestand er-
gibt, ist diese:

Von der Kunsk sind — soweit es die bildende
Kunst angehk — heute noch die Mehrzahl der Men-
schen ausgeschlossen! Hierin Wandel zu schaffen,
isk die vornehmste Aufgabe der Kunsterziehung.
Äicht allein, damik die nächste Generation „zur
Kunst kommk", sondern damit sie zum Mensch-
lIchen kommk. Denn die Kunst führt zum Mensch-
lichen, und zum Menschlichen zu führen, must die
erste Aufgabe jeder wahrhaften Erziehung seinl

Die Philologen und wir

Von Schubert,

ste mehr wir unS der unausbleiblichen Neurege-
lung der Aeamkenbesoldung in Preusten näher»,
je mehr öffentliche und verkrauliche Kundgebun-
gen in Arkikeln und Druckschriften werden vom
Preust. Philol.-Verband und dessen Unterverbän-
den verbreitet mik dem Zwecke, die Besoldung und
Werkgeltung der Philologen zu heben. Die anschei-
nend mik Geldmitkeln reichlich versehene Organi-
sation mit ihren weikreichenden Verbindungen scheut
kelne Mühe, um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Und es soll gleich von vornherein gesagt werden,
dasz wir Zeichenlehrer an höheren
Schulen, die vor den uns aus eigener
Anschauung bekannten Leistungen der
Philologen die h ö ch st e Achtung haben,
ihnen v o n Herzen voklen Erfolg wün-
schen mit Nticksicht auf den hohen
Wert ihrer Arbeit an der stugend
und für die Volkskultur. Mir bedauern
eS aber gerade deshalb aujzerordeuklich, dasz wir diese
Mertschätzung den Führern ihrer Organisation und de-
nen, die ihnen blindlings folgen, nicht in demselben
Matze enkgegenbringen können angesichts der zur Er-
reichung ihrec Ziele angewandten Methode, soweil
sie als Hauptagikakionsmitkel die Herabsetzung der
Zeichen- und Musiklehrer anwendet in einer Meise,
die auch nach Meinung einsichksvoller Philologen
der Mürde akad. gebildeker Lehrer nicht enkspricht.

Die unleugbare Aufwärksentwicklung des künst-
lerischen Ilnterrichks im Zeichen der Schulreform, die
sich in verstärkker Werkung der Kunstfächer ünd
der Aeförderung einer lcidec noch kleinen Zahl
von Zeichen- und Musiklehrern zu Skudienräten
ausgewirkk hak, wird in einer Ark bekämpfk, durch
die die Kunstlehrer und ihre Arbeik bewutzt um
die Erfolge Ihres beruflichen VorwärkSstrebenS durch
Abstempelung zu einer geringwerkigeren Lehrerkake-
gorie gebrachk werden sollen,,. Das geschieht auf
Grund der merkwürdigen Anschauükg, dajz durch
diese Ark der Bekämpfung das Ansehen der Philo-
logen gehoben und ihre Vesoldung verbessert wer-
den KLnnke. Dajz gerade sehr häufig das Gegen-
teil bezllglich des Änsehens ehretcht wordenl ist,
wissen.wir sogar von Hohen Negierungsstellen. Und
eine entsprechende Wirkung ist auch für die Neu-
regelung der Besoldung nicht ausgeschlossen. Das
sollte die Führer der Philologen doch rechk vorsich-

Frankfurt a. M.

tig machen in dem Vestreben, UnterrichtSfächer
und Lehrer, die von der Neform mit voller Ab-
sicht wegen ihces hohen Wertes fllr die hacmonische
Ausbildung des ganzen Menschen aus ihrer Aschen-
brödelstsllung Herausgehoben worden sind, bei ihrer
Nechnung als Gröszen geringeren Werkes einzu-
setzen.

Den oberen Schulbehörden und vielen Direkkionen
ist selbstverständlich bekannt, dah ein voller Erfolg des
Unterrichks nur dann gewährleistet werden kann,
wenn die Kunstlehrer so in das Kollegium der höhe-
ren Schule eingefügt werden, datz für die Schüler
und deren Eltern die Bedeutung ihrer Arbeit auch
sinnfällig festgelegt wird durch Besoldung und
Amtsbezeichnung, und zwar schon in der Aeber-
gangszeit bis zum vollen Ersatz der jehigen Kunst-
lehrer durch die nach der neuen Prüfungsordnung
Ausgebildeken. Datz das für uns eine bereä-tigte
Forderung sein muh und darf, wird jeder Unvor-
eingenommene anerkennen, wenn er die Pionier-
arbeit der jetzigen Zeichenlehrer*, die Entwick-
lung Les Unterrichts im bildhafken Gestalten und
seinen hohen Bildungswert kennt. Da das in diesen
Blätkern erschöpfend klargelegt worden ist, erübrigk
sich hier ein besonderes Eingehen auf diese Punkte.
Unter Aerücksichkigung dessen könnte kein vorur-
teilsloser Philologe in der Hebung der Zeichenlehrer
nach Besoldung und Amtsbezeichnung eine Ver-
letzung seiner „Standesehre" oder gar einen BeweiS
dafür erblicken, daß seine Besoldung ungerecht ist.

2n einem weikausgreifenden Aufsatz von neukra-
ler Seite im „Deulschen Beamtenbund" (Nr. 1,
1927) über „Bildungsgang und Besoldung" lesen
wir folgende Sähe: „Datz der Gebrauchswert der
Leistung um so größer ist, je höher dls gesehlich
zeforderte Vorbildung des Beamten ist, ist unbe-
treitbar, darf aber anderseiks nicht zu der
charfen Bildungs- und Klassentrennung tühren,
>ie vor dem Kriege sich bei uns als ein selbstver-
ständliches Gesellschaftsprinzip iimmer stärker be-
täkigke. Das im „Beamkenbund" Nr. 94 vom 30.
November 1926, in dem Artikel „Bildungsgang und
Besoldung" angeführte vertrauliche Rundschreiben
des deukschen Philologenverbandes vom 16. Sep-
kember 1926 ist ein sehr lbezeichnendes Beispiel

' Das gilt natürlich auch von den Musillehrern.
 
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