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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 8 (August 1927)
DOI Artikel:
Kunze, Paul: Neue Sachlichkeit: Probleme der letzten Kunstrichtung$nElektronische Ressource
DOI Artikel:
Abendroth, M.: Verschiedene Möglichkeiten zum Schmucke des Stundenplanes
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0223

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spnichSvollen Aegriff „Magisü)er Nealismus" sehr
lreffend gekennzeichnek hat.

Hier betreten wir wirklich fruchtbaren Aoden und
man darf wohl mit Äecht von einer Art neuer Ne-
naissance sprechen. Denn hier wird jene Totalitäk
wieder angeskrebt, die für die Kunst reifer Epochen
liMpkomatisch ist, jene vollkommene Verschmelzung
des objektiven Natnreindruckes mit den subjektiven
knnstlerischen Mikleln zu einer geschlossenen Einheik.
ES ist nicht mehr guk gemalte Natur, sondern die
j gemalken Dinge sind erfüllt von jener geheimen
! Äomankik, die — mag sie> nun idyllisch oder dämonisch
sein — über üie Enge unseres Denkens hinaus ins
Mekaphysische hinüberleiket. Dieses „Magische"
nlmmt nun wie angedeutet, bei den einzelnen Mei-
skern eine verschiedene Form an. Aei Okto Dlx wirkt
sich noch jene bis zur Grausigkeit gesteigerte kiefe
Hoffnungslosigkeit einer durch die Schrecken des
Krieges zerrütteken Menschheit aus, während Ka-
noldt bereits wieder die heitere Ruhe eines frauen-
haft stillen glücklichen Seins zu gestalten versucht.

Soll nun aber die Wiedergeburt der Kunst mik der
Wiedergeburt des Lebens Schritt halken, so muß sie
doch noch in ganz anderem Maste als bisher In
der Zeit stehen, d. h. gerade jene Lebensfak-
toren kttnstlerisch auswerken, die den Geist unserer
Epoche bestimmen.

Wo bleiben die Parthenonfriese unserer neuen
Körperkulkur? Wo die der ryhthmischen Gymnastik
adaeguate bildhauerische Tat? Wenn wir von denr
Maler Hodler — dem Pcopheten und geistlgen Va-
ter der rhykhmischen Gymnastik absehen, so ist Kolbe
fast der einzige namhafte Plastiker, dessen Werke
nicht nur Sehnsucht, sondern Erfüllung sind. So
ivenigstens sah es bislang aus. Wer aber die lehte
Aliademieausstellung ^ aufmerksambetrachkethat, öer
weist schon mehr: Es fängt an, sich zu regen. Nicht
nur, dast Nense Sintenis mit einer glänzenden
Nurmikleinplastik auf dem Plan erscheint, es sind'
auf einmal eine ganze Neihe noch unbekannter Aild-
hauer da, die vorläufig leider noch in billigem Ma-
terial, aber dlesmal nicht epigonenhaft, sondern mit
wirklicher Nreiskerschaft um den Geist der Antike
— nein, der lehtzeitl — ringen. l!hre Namen dürf-

ten bald zu den besten zählen (ich bin verzweifelt,
datz ich sie mir nicht aufgeschrieben habe!) Man sah
da besonders mehrere weibliche Akke in Wachs oder
Ton, kleine Figuren von klassischer Formenschönheik
und erfüllt von Bewegungsimpulsen, die, im Torsö
mikeinander kämpfend, in den Gliedern Äichkung
und Ausdruck gesunden haben, so dast man geneigt
lst, an reife Phidiasische Kunst dabei zu denken —,
denn man hak keinen Naturalismus und auch keiit
leeres Formenschema vor Augen, sondern reiches
Leben und hohe Kunst. Diesen aphrodisischen Wer-
ken gleichwertig stand da ein Diskuswerfer. Bisll
du 'Spoctsmann, so wird dich die Richtigkeit der
Stellung verblüffen, bist du Kunstfreund, so um-
schreite rings das Werk, und du wirst nlcht einen
einzigen Punkk finden, von dem aus eine schlechke
Ueberschneidung oder ein unplastisches Moment
störke. 3ch glaube: hier kann der alke Myron nlcht
mehr mik. Eine Kollektion von Plastiken E. Scharffs
zeigt demgegenüber noch den Kampf um das Gesch
der lnneren Form, um den es beim Expressionismus
ging und dessen Stempel noch weitaus d!e meisten
Plastiken unserer Zeit kragen. —

Neuer Geist — und jeder neue Gcht ist auch Ne-
naissancegeist, denn jede Geburtcht Wledergeburk —
spricht aber mehr noch als aus Malerei und Plastik
aus der Raumkunst von heute. Das was hier ge-
leistet wird, ist wirklich ,,neue Sachlichkeit", und wir
müssen hier eine Konsequenz bestaunen, die Män-
nern wie Gropius alle Ehre machk, zumal man die
schweren Widerstände kennk, die hier erfolgreich
überwunden wurden. Vielleicht Ist diese Konsequenz
Schuld daran, dast es mit der Malerei zurückgeht,
ist doch jede Malerei illusionlstisch und deshalb auch
irgendwie romantisch. Äildmästige Naumillusionen
stören aber den modernen Raumkünstler. Er ge-
stalket den Naum aus der sidee der Sachlichkeit yec-
nus, und deshalb findet eine Plastik als körperhafte
Pointe im Aaume heute eher ihren Plah als ein
Gemälde, das die Wandfläche auflöst, siatk sie zu
betonen. Die Malerei der nächsten liahre wird —
wenn sie sich behaupken will — statt in verkapptes
Äomankik die Trostlosigkeit des Fabrikzritalters zu
glossieren, sich um Formwerke bemühen müssen, die
auf moderne Naumwirkungen eingestellt sind.

Verschiedene Möglichkeiten zum Schmucke des Stundenplanes

Anregungen zum Ilnkerrlchle von M. Abendrokh, Dresden

Ostern bringt zur Freude der Schüler mancher-
lei Neues im Schulleben, unter anderem den neuen
Skundenplan. Die Anregung, besonders schöne-
Pläne zu zeichnen, wird gern angenommen, wenig-
stens von manchen Klassen. Der Lehrer must die
dafür geeignete Klassenstufe wählen. Den Grojzen
genügen die Schrifkaufzeichnungen im Merkbuch,
die Kleinen bewälkigen die kechnische Schwierigkeit
der Facheinteilung noch nicht und können auch die
Geduld, die die saubere, exakke Arbeik, wie sie doch
ein Wandschmuck fordert, nicht aufhriiigen. üch
versuchte es also mit Klasse 5 und 4. Wir überleg-
ken gemeinsam, was das Grundlegende für

"H hnudelt sich »», dic lepte Herbstaiisstelliiiig. Wie weit
diese Dinge durch die iieue Sport-iusstelliing der SezMo» uber-
' " d, kmi» ich iitcht e»tscheldeu, da ich Liess Ausstellimg uoch

holt sind, ....

uicht geseheu habe.

diese Arbeit isk, und wir fanden: Zweck und Wir-
kung müssen gleichmcihig beachket werden, d!e Klar-
heit>des Planes darf nicht durch den Schmuck gestört
werden. Wir suchten nun Papierfarben, die
geeignet sind für Wandwlrkung des Planes, und
Farben sür den Schmuckrand. Viele Versuche führ-
ten zu dem Ergebnis: Weißes Papier für den Plan
wirkt kalt und nüchtern und oft wie ein Loch in der
Wand, grellfarbiges tut den Augen weh; makte, helle
Töne sind am geeigneksten. Die Randfarbe wird
persönlichen Geschmack zeigen. Es können heitere
und ernste Wirkungen erzielt werden.

Die Breike des Randes must wieder in gemein-
samer Arbeit gefunden werden. Die Beziehung »icht
nur zur Stundenplangröste, sonüern auch zu den Feld-
grötzen ist zu beachten. Durch Zeigen von zu schma-
 
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