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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 11 (November 1927)
DOI Artikel:
Händel, Hugo: Die junge Kunst und der neuzeitlichen Kunstunterricht an den höheren Schulen: Vortrag
DOI Artikel:
Zwiener, Bruno: Die Helioradierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0281

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248

ken i» der Gebeinvnlk, dcis Erfinden und Vorwärts-
wollen, dns Gestollen für's Auge gemeinsam hcil
und weil fie mo.nche Aerührungspunkke haben. Man
mird zugeven, dcch heuke fask die Zälfke aller Schüler
kechnisch inkeressierk ist. Das isk ein wesentlicher
Zug der Zeit, mik dem wir rechnen müssen. Er zeigk,
wo lebendige Kräfke zu fördern sind. Viellelchk läszt
sich der lechnische Baskelunkerricht besonders ausge-
bildeken Werklehrern zuweisen, die dann den Kunsk-
erzieher srei machen würden für seine besonderen
Aufgaben. Wnrum^ solche Angst vor der Mnschine!
ES gilt, sie zu beherrschen und sie möglichst allen
Menschen nuhbar zu machen. Und in dem Grade,
in dem sie unsere Werkkagsarbeik erleichterk und
uns Zeik schenkk, wird unser Wille frei, uns die
Inkelligenz zu verschaffen, die nötig war, solche Ma-
schinen zu erfinden und zu bauen. And in demselben
Masze kann unsere Phankasie frei werden, sich mit
den scheinbar nuhlosen und doch so selbskverständ-
lichen Problemen zu beschäfkigen, die über das Ge-
biek des Nühlichen und Aestethischen hinaus in's
ewig unerforschke Gebiek des Gökklichen, d. h. der
reinen absoluken Kunsk hineinreichen. Arbeiksunker-
richk neiint man allen Ilnkerrichk von heuke. llch er-
kenne an das Erreichke und das neus Wollen im
wissenschafklichen Unkerricht, d. h. das Bestreben, die
alke Lernsä)ule zu überwinden und die Akkivitäk
von dem Lehrer allmählich auf den Schüler über-
gehen zu lassen und Ihn dahin zu führen, dasz er sich
möglichsk selbskkäkig allen nökigen Wissenskoff er-
arbeiket. Doch ich kann nicht froh werden des Er-
reichken, weil ich daS Produkk dleser Erziehung, das
Kind, nichl fröhlich sehe.

Nichk fröhlich, weil ihm ein Wichkiges noch fehlk
an einer harmonischen Ausbildung: Die noch rei-
chere Enkwicklung des Geskalkungskriebes. Es ist
verfehlk, von ekwa 30—40 Wochenskunden 24 und
34 der Erarbeikung von Wissensstoff zu geben und
nur 2 Skunden der Musik, nur 2 Skunden dem Ge-
skalkungsunkerrichk und den Aest dem Spiel und
Sport. Wir brauchen mindestens noch 4 Wochen-

stunden Werkunterrichk für alle Schülec, menn der
Kunskunkerrichk seln Ziel erreichen soll. 3n den zur
Verfügung stehenden 2 Wochenstunden kann man
nichk das Ziel der neuen Richklinien erreichen.

Ünser Schülermaterial ist im Durchschnitt nur
mikkelmäßig begnbt. Es ist aber die Masse der näch-
sken Generakion, Träger von Wissenschafk, Technik
und Wirkschaft. Sie will die Wohnungen haben,
die Ihrem Lebensstil gemäß sind. Sie will das Thea-
ker, die angewandke und freie Kunfl, die Ihrem Geisl
Anregung und Erbauung geben und nicht nur Anker-
haltung. Diese Masse der 'kommenden Generakion
heißk es so zu bilden, datz sie alle Sinne klar hak,
datz sie selber urteilen kann und immer neu urtei-
len. Wenn diese mikkelmäßig Begabten selber auch
kaum die Fähigkeit bekommen können, material-
gerechk zu arbelken oder eine gegebene Fläche har-
monisch zu gliedern, so lernen sie doch bei all ihren
Bersuchen die Schwierigkeit geschloffener, einheik-
licher Leiskungen achken, und ihr geschärfkes Urkeil
wird die besser Begabken ganz aukomakisch zwingen,
das zu leisten, was ihnen selber versagk bleibk. So
werden die guk Begabken in nller angewandten
Kunsk Gutes leisken und das Niveau der gesamken
Kulkur heben. Beide aber werden die wirklicb neue,
subjekkivste, problemakische und reine Kunsk fördern
oder doch nicht hindern als das Einzige, das dem
künstlerisch geistigen Leben immer neue Lmpulse
gibk und weikerweisk.

Diese Einzigarkigen und Eigenen aber, die so sel-
ken sind, erhalten in solchem Unkerrichk, der aus die
Enkwicklung des Subjekkivsten und Eigensten sein
Aauptaugenmerk legk und an die Probleme der so-
zialen Gemeinschafk heranführk, den Muk zu ihrer
schweren Aufgabe.

So beskehk für uns, die wir an die Aufgaben des
prakkischen Lebens herangehen, um in ihnen das
Leben zu meistern, nicht mehr die Kluft: Soziale
Gemeinschaft — Technik — Kunst. So versuchen
wir zur Einheik eines neuen Lebensstils zu kommen
und zu einer neuen wirklich lebendigen Kulkur.

Die tzelioradierung

Bon Bruno Zwiener

(Vergl. dazu die Beilags)

3n üer Kriegszeik war es. Gern häkten wir in
unsrer Klasse radierk, aber die Metallplakten waren
keuer und konnten, wie ekwa Kupfer, fast über-
haupk nicht ersknnden werden. Da wurde allerlei
Malerial alS Ersah herangeholt: Zelluloid, Wachs-
tuch und Linolcum. Das gab Möglichkeiken, gewiß,
aber sie blicben eben doch Ersah.

Da brachke uns der Zufall, wie schon so oft, auf
eine guke lldee. Wie wäre es, meinke der eine der
Bierzehnjähcigen, (er phokographierte nebenbei flei-
sjig dahelm), ivenn wir es einmal mik Glas versuch-
ken? Mik einer scharfen Nadek'Müszke man doch
eigenklich Berkiefungcn auf das Glas kratzen kön-
nen. Gesngk, gekan, bald brachke er einige alke pho-
lographische Plakken hera» und die Bersuche began-
nen. Bei aller Mühe, allem Fleisz aber kam doch
nichks Nechkes dabei heraus, bis ein anderer vor-
schlug, die Glasplakke mit dicker weiszer Aquarell-

farbe zu übecziehen, sie krocknen zu lassen, eine
Kleine Landschafk mit der Nadel in die Farbschichk
zu kratzen und dann die so bearbeitete Plakke auf
photographischem- oder Lichtpauspapier abzuziehen,
wie man eben Phokographien abziehk. Die Ber-
suche gelannen über Erwarken, drum schreiben wir
euch auch hier hin, wie ihr das Ganze anfangen
müßk, um zu einem guken Ende zu kommen.

Alke photoaraphische Plakken habk ihr enkweder
selbsk, oder iyr laßt sie euch von Schulkameraden
und Freunden schenken. Diese belichkeken Platken
mik irgendeinem Aild, einer phokographischen Auf-
nahme auf der Schicht sind für unsere Zwecke wie
geschaffen: sie sind billig und nach einigen Proze-
duren bald gebrauchsferkig. Legk man nnmlich diese
Platke mik dsr Phoko-Aufnahme in warmes Wasser,
dann dauert es nicht lange, bis sich die Schichk so
stark erweicht hat, datz man sie leichk mit dem Dau-
 
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