druckSsünne» bleibk cuich uiiler der Herrschaft des
WilleuS üerselbe. Ein Schcmspieler kann den Aus-
drncli deS Jernes in allen Abstufungen, von der
leichlesten Indignatlon biS zur wildesten Wut, will-
lulrlich hervorbringen! aber er lrann es nur wahr
und echt, wenn er sich erstens in diesen Genmts-
znstand verseht und zweitens, wenn er den Aus-
üruck so geslallet, wie er unter den gegebenen Ver-
hällnissen im natürlichen Ablauf der Lebenswelle
von selbsl enlstehen würde. Llur so wirlit seine Dar-
stellung überzeugend und liünstlerisch, jede andere
Forinung würde unwahr, wohl gar lncherlich wirken.
Der Wille ist hier ider Auderer, der das Fahrzeug
des Ausdrucks lenkt, das vom natürlichen Lebens-
stroin gerragen wlrd.
Dieses Lenken und Beeinflussen des Ausdrucks
durch den Willen bestehl zunächst in einer Hem-
m u n g seines natürlichen Ablaufs. Der zornige
Europüer slürzk sich in der Negel doch nicht auf
seinen Gegner, den er in der Gesellschaft oder
jonstwo trifst, und schlägk ihn nieder! Und täte er's
doch, so würde inan ihn als heinnmngslos bezeich-
nen, was einem schlimmen Tadel gleich sein würde.
Kulkur und Zivilisakion hnben dem menschlichen
Ausdruck bestlmmke Grenzen geselzt, die nur Kin-
der in gewissem Alter noch nichk kennen, weshalb
man gernde an ihnen den nakürllchen Ausdruck noch
I» seiner ganzen Ursprünglichkeik beobachten kann.
Auszer ihnen zeigen nnr noch geistig zurückgeblie-
bene oder geistig krnnke Menschen, Schwachsinnige
und 2rre, ungehemmke Ausdrucksbewegungen, deren
oft tlerischer Charnkker rechk abstojzend wirken kann.
Andererseiks kaun mnn aber auch an höher enk-
mickellen Tieren die Fähigkeik festskellen, den Aus-
üruck ihrer Gemükserregung dnrch den Willen zu
henimen. Eln Hund wird nichk nur seinen Zorn,
sondern auch dle Bewegungen, die darauf hindeuken,
zurückdrängen, wenn es ihm den Amständen nach
rnksain erscheint, und er wird den ihm vorgeworfe-
nen Bissen nichk anrühren, sogar die Begierde da-
nach zu verbergen suchen, wenn dns Auge seines
Herrn es ihin verblekek.
Wie der Ausdruck hefkiger Seelenwallungen von
dem Millen gehemmk wird, so wird derjenige
dauernder Seelenstimmungen zuwellen von ihm ab-
geändert. Nicht selten wird der Mensch das Be-
skreben haben, seinen Seelenzustand zu verbergen,
er wird anders erscheinen wollen, als er ist. Biel-
leicht möchte er heiter aussehen, wenn ihn in Wirk-
lichkeit schwerer Kummer drückk und er wird dem-
gemäsz versuchen, den nakürlichen Ausdruck dcs
Kummers zu fälschen. Doch wird ihin dies auf die
Dauer nicht gelingen, und er mutz es sogar dulden,
dasz dieser Ausdruck sich seinem Aeußeren in dauern-
den Spuren ausprägt. Es ist hier wie in einer ge-
fälschken Handschrift. Ein Schriftkundiger wird die
„verstellte Hand" schnell enkdecken und troh ihrer
die wirkliche Seele aus der Schrifk herauslesen. lta,
es gehörk nichk einmal ein Schrifkkundiger dazu, wie
für das Erkennen allgemeiner Seelenzuskände kcin
besonderes Wissen erforderlich ist.
Wie isk es möglich, dajz wir Seelenzustände nnch
den Ausdruckstormen ohne weikeres richtig deuken?
Weisz doch selbst der Hund dle Stimmung seines
Herrn an dessen Auge abzulesen und alle Tiere
verskehen sich untereinander, wijsen freundschafkliche
und feindselige Gesinnungen nichk nur ausdrucksvoll
darzustellen, sondern auch sofort zu erkennen. Ansere
Taubstummen reden mikeinander durch ihre Ge-
bärdensprache, die sie nichk lernen, sondern nakur-
gegeben können und verstehen. Dieses allgemeine
Berstehen des Ausdrucks, das durch die ganze Na-
tur geht, wird uns verskändlich, wenn w!r bedenken,
daß das Sichkbarwerden der Seele auS Lebensbewe-
gungen beskeht, die von allen Lebewesen in gleicher
oder ähnlicher Meise „erlebk" worden sind. Was
sich so auf gleiche Ark gebildet hak. Ist im Arsprung
vecwandk, wird von der gleichen kosmischen Welle
getragen, denn alleS Leben ist kosmisch. Darum wer-
den wir von Mikleid „ergriffen", wenn wir Leid
sehen, und die übersprudelnde Lebenslusk anderer
„reißt uns mik fork". Der Lebensrhythmus, dessen
ErscheinungSblld wlr wahrnehmcn, schlieszt uns ln
seinen Schwingungskreis ein. (Fortsetzung folgk.)
Die junge Kunst und der neuzeitliche Kunstunterricht
an den höheren Schulen
Erweilerter Barkrag, gehalken von ZugoHändel im Skurm, Berlin, anläszlich der Ausstellung von
Schülerarbeiten des Hahn-Nenlgymnasiums Lichkenberg und deS Kankrealgymnnsiums Knrlshorst
Seik einiger Zeit wird von gewissen Kreisen das
Gerüchk verbceitet, der Expressionismus sei tok.
Dieses Wort ist für diejenigen, d!e es nufgebrachk
haben, eine Medizin, mit der sie ihre eigene Angst
vor der jungen Kunst beruhigen und mik der s!e sich
und anüere vor Anskeckung w!e vor dem Teufel
schützen wollen. Diese Leute sind entweder „Kunst-
mnler", die ihre Felle forkschwimmen sehen, oder
Laien, die sich aus Büchern über Kunst der Bergan-
genheik ihr Urkeil angebildet haben und die nun
mik dieser Elle Neues, Iunges,.-„Un?rklärkes nicht
messen können und bedauern, dasz die Kunst nichk
ewig so ist, wie es sich gehörk.
ES lebe die neue Sachlichkeik!
3etzt hört doch endlich die ewige Aufregung, das
Näkselraken auf. lteht kann man sich doch wieder
etwas dabei denken. Die Ansichksposkkarkenmalerei
isk gerektek, die Tapekenindustrie kann ihre verstaub-
ken Lager in Flieder- und Nöschentapeken wieder an
den Mann bringen. Man darf sich wieder freuen
der gemalten eßbaren Dinge und geliebten Gegen-
skände. So'n bischen modernisierk gestakket man schon
und gelegentlich tut man gut, wenigskens van Gogh
und vom Kunsthandel anerkannte Moderne, die
auch der Skaak angekaufk hak, nicht gerade sür Un-
sinn zu halten, wenigstens nichk mehr laut.
All diese Kunstmacher, Kunsterzieher und Kunst-
behüter haben sich enkweder nie selber wirklich ernsk
und kief m!k der jungen Kunsk heschäfkigk, können
oder wollen sie aus irgendwelchen Gründen nicht
verstehen und fördern, oder sie haben noch nichk er-
kannk, daß Kunst e!n ewiges Weikerwachsen und
WilleuS üerselbe. Ein Schcmspieler kann den Aus-
drncli deS Jernes in allen Abstufungen, von der
leichlesten Indignatlon biS zur wildesten Wut, will-
lulrlich hervorbringen! aber er lrann es nur wahr
und echt, wenn er sich erstens in diesen Genmts-
znstand verseht und zweitens, wenn er den Aus-
üruck so geslallet, wie er unter den gegebenen Ver-
hällnissen im natürlichen Ablauf der Lebenswelle
von selbsl enlstehen würde. Llur so wirlit seine Dar-
stellung überzeugend und liünstlerisch, jede andere
Forinung würde unwahr, wohl gar lncherlich wirken.
Der Wille ist hier ider Auderer, der das Fahrzeug
des Ausdrucks lenkt, das vom natürlichen Lebens-
stroin gerragen wlrd.
Dieses Lenken und Beeinflussen des Ausdrucks
durch den Willen bestehl zunächst in einer Hem-
m u n g seines natürlichen Ablaufs. Der zornige
Europüer slürzk sich in der Negel doch nicht auf
seinen Gegner, den er in der Gesellschaft oder
jonstwo trifst, und schlägk ihn nieder! Und täte er's
doch, so würde inan ihn als heinnmngslos bezeich-
nen, was einem schlimmen Tadel gleich sein würde.
Kulkur und Zivilisakion hnben dem menschlichen
Ausdruck bestlmmke Grenzen geselzt, die nur Kin-
der in gewissem Alter noch nichk kennen, weshalb
man gernde an ihnen den nakürllchen Ausdruck noch
I» seiner ganzen Ursprünglichkeik beobachten kann.
Auszer ihnen zeigen nnr noch geistig zurückgeblie-
bene oder geistig krnnke Menschen, Schwachsinnige
und 2rre, ungehemmke Ausdrucksbewegungen, deren
oft tlerischer Charnkker rechk abstojzend wirken kann.
Andererseiks kaun mnn aber auch an höher enk-
mickellen Tieren die Fähigkeik festskellen, den Aus-
üruck ihrer Gemükserregung dnrch den Willen zu
henimen. Eln Hund wird nichk nur seinen Zorn,
sondern auch dle Bewegungen, die darauf hindeuken,
zurückdrängen, wenn es ihm den Amständen nach
rnksain erscheint, und er wird den ihm vorgeworfe-
nen Bissen nichk anrühren, sogar die Begierde da-
nach zu verbergen suchen, wenn dns Auge seines
Herrn es ihin verblekek.
Wie der Ausdruck hefkiger Seelenwallungen von
dem Millen gehemmk wird, so wird derjenige
dauernder Seelenstimmungen zuwellen von ihm ab-
geändert. Nicht selten wird der Mensch das Be-
skreben haben, seinen Seelenzustand zu verbergen,
er wird anders erscheinen wollen, als er ist. Biel-
leicht möchte er heiter aussehen, wenn ihn in Wirk-
lichkeit schwerer Kummer drückk und er wird dem-
gemäsz versuchen, den nakürlichen Ausdruck dcs
Kummers zu fälschen. Doch wird ihin dies auf die
Dauer nicht gelingen, und er mutz es sogar dulden,
dasz dieser Ausdruck sich seinem Aeußeren in dauern-
den Spuren ausprägt. Es ist hier wie in einer ge-
fälschken Handschrift. Ein Schriftkundiger wird die
„verstellte Hand" schnell enkdecken und troh ihrer
die wirkliche Seele aus der Schrifk herauslesen. lta,
es gehörk nichk einmal ein Schrifkkundiger dazu, wie
für das Erkennen allgemeiner Seelenzuskände kcin
besonderes Wissen erforderlich ist.
Wie isk es möglich, dajz wir Seelenzustände nnch
den Ausdruckstormen ohne weikeres richtig deuken?
Weisz doch selbst der Hund dle Stimmung seines
Herrn an dessen Auge abzulesen und alle Tiere
verskehen sich untereinander, wijsen freundschafkliche
und feindselige Gesinnungen nichk nur ausdrucksvoll
darzustellen, sondern auch sofort zu erkennen. Ansere
Taubstummen reden mikeinander durch ihre Ge-
bärdensprache, die sie nichk lernen, sondern nakur-
gegeben können und verstehen. Dieses allgemeine
Berstehen des Ausdrucks, das durch die ganze Na-
tur geht, wird uns verskändlich, wenn w!r bedenken,
daß das Sichkbarwerden der Seele auS Lebensbewe-
gungen beskeht, die von allen Lebewesen in gleicher
oder ähnlicher Meise „erlebk" worden sind. Was
sich so auf gleiche Ark gebildet hak. Ist im Arsprung
vecwandk, wird von der gleichen kosmischen Welle
getragen, denn alleS Leben ist kosmisch. Darum wer-
den wir von Mikleid „ergriffen", wenn wir Leid
sehen, und die übersprudelnde Lebenslusk anderer
„reißt uns mik fork". Der Lebensrhythmus, dessen
ErscheinungSblld wlr wahrnehmcn, schlieszt uns ln
seinen Schwingungskreis ein. (Fortsetzung folgk.)
Die junge Kunst und der neuzeitliche Kunstunterricht
an den höheren Schulen
Erweilerter Barkrag, gehalken von ZugoHändel im Skurm, Berlin, anläszlich der Ausstellung von
Schülerarbeiten des Hahn-Nenlgymnasiums Lichkenberg und deS Kankrealgymnnsiums Knrlshorst
Seik einiger Zeit wird von gewissen Kreisen das
Gerüchk verbceitet, der Expressionismus sei tok.
Dieses Wort ist für diejenigen, d!e es nufgebrachk
haben, eine Medizin, mit der sie ihre eigene Angst
vor der jungen Kunst beruhigen und mik der s!e sich
und anüere vor Anskeckung w!e vor dem Teufel
schützen wollen. Diese Leute sind entweder „Kunst-
mnler", die ihre Felle forkschwimmen sehen, oder
Laien, die sich aus Büchern über Kunst der Bergan-
genheik ihr Urkeil angebildet haben und die nun
mik dieser Elle Neues, Iunges,.-„Un?rklärkes nicht
messen können und bedauern, dasz die Kunst nichk
ewig so ist, wie es sich gehörk.
ES lebe die neue Sachlichkeik!
3etzt hört doch endlich die ewige Aufregung, das
Näkselraken auf. lteht kann man sich doch wieder
etwas dabei denken. Die Ansichksposkkarkenmalerei
isk gerektek, die Tapekenindustrie kann ihre verstaub-
ken Lager in Flieder- und Nöschentapeken wieder an
den Mann bringen. Man darf sich wieder freuen
der gemalten eßbaren Dinge und geliebten Gegen-
skände. So'n bischen modernisierk gestakket man schon
und gelegentlich tut man gut, wenigskens van Gogh
und vom Kunsthandel anerkannte Moderne, die
auch der Skaak angekaufk hak, nicht gerade sür Un-
sinn zu halten, wenigstens nichk mehr laut.
All diese Kunstmacher, Kunsterzieher und Kunst-
behüter haben sich enkweder nie selber wirklich ernsk
und kief m!k der jungen Kunsk heschäfkigk, können
oder wollen sie aus irgendwelchen Gründen nicht
verstehen und fördern, oder sie haben noch nichk er-
kannk, daß Kunst e!n ewiges Weikerwachsen und