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Echt hiüdLrlümlicheS ?lrbeiken, ohne leden stören-
den Elnslnsz des Lehrers, zeigten die Ärbeiten der
Schnle Zofja Z u k i e w i e z c w a, Warschnu. Vollrs-
tttinliche Flechtarbeiten, Aaskelarbeiten waren ganz
iiu Sinne neuzeitlicher Geskaltungsmöglichlreiten von
Kindern sowohl einzeln als in Gemeinschaftsarbeit
gefertigt worden. Auch hnt mnn sich hier schon be-
reikS grtindlich mit üer Farbe, frei vom Gegen-
skändlichen, auseinandergesehk.
Elne japnnische Schule, die Schiffe, Fabel-
ticre und VLgel in buuter Papierreiszarbeit aus-
stellt, beweist aufS Veue, das; gewisse Arerlebnisse
von Fvrm u»d Fnrbe in jedem' Kinde schlummern.
Äluch Amtügenvsse Vator hatte seine Schüler-
arbeiten auSgestellt.
Der Lenolschnitt, der sich durch „Kunst und
Iugend", wie eine Flut über alle deutschen Schulen
verbreitet hak, ist auch in England und Schottland
beliebt. Diese Schwarz-Weisz-Kunst scheint eine
Vollrslrunst zu werden wie ehedem.
Die Ecole maternelle — Paris, zeigte Ent-
würfe für Teppiche, Stoffverzierungen, Handarbei-
ten, Baskarbeiken, die aber nicht aus der Ginen-
well des SchülerS herauS lramen, sondern am Hi-
storischen klebend, ein Gemisch von hapanisch,
slugendstil und Barock darstellten.
Besonders mutig und kindertümlich waren dic
Arbeiken der Schule M. B. Callender, Vew-
Orleans, U.S.A. Es ist erstaunlich, wie nranchmal
Jdeen gleichsam in der Luft liegen. hch empfand es
z. B. geradezu als beglückeud zu finden, rvie auf
einem andern Erdteil Kinder F-arben und Form-
erlebnisse aus den eigenen motorischen Kräften ge-
stalten wie bei uns. Mit dieser amerikanische»
Schule stimmen unsere wllrtk. Bestrebungen deshalb
überein, weil man hier wie dort vom Kinde aus-
geht, dessen seelische Bedingungen auf der ganzen
Welt die gleichen sind?
Meiner Anregung zufolge soll in Genf eine Aus-
tauschgelegenheit für Schlllerarbeiten der verschiede-
nen ausländischen Schulen geschaffen werden. Die
nächste Weltkonferenz soll 1029 in Kopenhagen statt-
finden.
Die neuen Aufgaben der
der Sammlungen
<B r u n o
Wenn Aliuisterialrat Nichert in einem tiefschür-
fenden Vorkrag die Ansicht vertritt, dajz die Zukunft
unsereS Volkes alS elnes Volkes von Eigenart und
Ligenwert wesenllich üavon abhüngt, ob wir unsere
hugend die LebenSsormen des deutschen Vollres ins-
besoudere als auch jede Forpr überhaupt ästhekisch
erlebeu lassen, dann enthält dieS zugleich den Appell
an Stnat nnd Stadt, an Schule und Haus, alles daran
zu setzen, mik nllen Mitteln zu helfen und mit allen
AUtkeln zu förüern, solange es nokkut.
Dieses Bemühen dnrf sich nber nicht beschränken
nuf Schule und Haus. Die Allgemeinheit, der Skaat
und mit ihm alie Teilgebiete tcagen die Verant-
workung an dieser rechten Formung unserer llugeud.
Wie inimer, so dürfte auch hier üie Praxis den
idealen Gedanlren die Schwungirrafk nehmen, gleich-
wohl aber gibk es noch Mitkel und Wege genug, die
2dee bis au das Ziel zu führen.
So lut die Schule alS solche wohl vieles, um dem
jungen Menschen dieleS äslhekische Erleben näher zu
bringeu — mnn denlre an unsere jetzige Schulneu-
ordnung, aber sie lrann nicht alles. Sie hat nicht
die Mikkel, die hugend im Schulgebäude, im Schul-
zlmmer, immer mit einwandfreien Erzeugnissen der
Kunst, des Kunskgewerbes, des heimatlichen Hand-
werks zu umgeben. Ihr fehlen die Miktel, ihr fehlt
oft genug auch die eigene hnitiakive.
- Hier muszken die staatlichen und städtischen, die
Bilder-, Kiinstgewerbe- uud Zeiinatmuseen helfend
eingreifen, hier Mttssen öffenkliche Sammlungen ihre
Patenschulen bclrcuen, ihnen Dubllkate leihen, wie
überhaupl alles lun, üie äskhetische Erziehuug des
Volkes, der 3ugend durch wirlrlich pralrtische Matz-
uahinen an die Quellen selbst zu kragen.
KunsL« und Heimatmuseen,
und Kunstinstitute
3 w i en e r.)
Denn welcher Schlller, welche Schülerin hat die
Möglichkeit Museen und Kunstsamiirlung (zum Teil
noch mit Eintriktspreisen für die siugend) zu besu-
chen? Soll ganze Arbeit gekau werüen, dann darf
auch der junge Mensch das Gute und Schöne nicht
nach Iahren etwa eiiimal wiedersehen, sondern
er mu sz inrhm aufwachseu, das Schöne mutz
ihm vertraut, das Gute liebe Gewohnheit werden.
Wir erleben nun elnmal im ästhekischen Genietzen
die Menschlichkeik, Gcund genug, üatz alle Faktoren,
die bei der Erziehung der blugend beteiligt sind, hier
die Erziehung tief und — pralrtisch gestalten.
Daher auch an alle öffentlichen Krinslsaininlungen
und Kunstinstituke, die ja doä) Erzicher vor allem
auch der blugend sein sollen, der Äuf: Heraus aus
üer starren Ucberlieserung und hin zur lebensvollen
starlren Bindung vor allem mit den Schulen; fort
von dem verskaubten Kakalogsvskem und der unüver-
sichtlicheu Anhüusung zur Bearbeikung der neuen
Teilaufgabe: Aufwachseulassen der llugend, wenn
auch noch nichk daheim, so doch wenigstens in der
Schule in guken Erzeugnissen des Handwerks, der
Kunst, der Heimattrunst, des Kunstgewerbes, der
Plaskilr und Alalerei. Praktische Erziehung vom
ästhetisch Wirlrsamen zum ätthetisch Werkvollen.
Älles „Wider" musz gegen die yohe und schöne neue
Aufgabe zurllckkreteu.
* Sowohl der Trisb zum bildhasteii Gsstcilten, wie mich dis
Siestaltiiiigskrlist sind -iu Teil der Ncitiiriiiisstattiiiig dcs Mcii.
schen, die sich schoii im Kind miswirkcii, uiid die sogciiliiiiitcii
-wigsii Gestaltiiiigsgesehe der Kimst sind dem Mcnschcii cin-
geborcn, tn seiner kosmilcheii Verbimdeiiheit, in scincr lciblichcii
imd scelischeii Natnr begriiiidet. — Pros. Kolb „Bildhastcs Ec-
stalten, II.Teil, Berlag tzolland L Iosenhans, Stiittgart.