Zur Neuordmmg des höheren Schulwesens in Sachsen
Iiiiniro Otterverbindmig deS Zeichnens mit den wissenschafllichen Fmhern
Georg Stiehler- Leipztg. s? . (
lSchlusz)
V. DnS Beispiel Zeichncn und dnrslellende Geo-
inclrie.
ES heiszli „2n d e n Formcn der höheren Schulen,
I» denen die darslollende Geoinetrie Aiilerrichksfach
jsl, in dem e a l g i) in ii a s i u m und dec Sber -
realschule, ist elne standige F li h l u n g -
>, n h in e zwischen dein Zeichenl e h rer und deni
Al a t h e iii n k i li e r nolwendig. Nur wenii das ge-
schioht, ivorden wirklich fruchtbringeiide Ergebnisse
für den Anterricht zu erivarken sein." Also stän-
dige F ü h l u n g n ah ni e, n u r d a n n wirli-
lich f r u ch kb r i » g e n d e Ergebnisse! Ge-
ben wir den klingendeii Worten nüchterneii linhalk
niid prüfen die strenge Forderung einer „ständigen
Fühlungnahiiie" nn den von der Denlrschrift gegebe-
>ien äufjeren Berhälknissen. —
Ständige Fühluiignahine bedeutet also, Zeichen-
iinkerrichk unü darskellende Geomekrie dürfen lrei-
neii Schritt unkeriiehineii ohne gemeinsamen Stoff-
plan, ohne gleichzeltige Behandlung und ohne an-
nähernd gleiäzen Zeitaufwand! —
Wie skehk es mik der äuszeren Durchführungsmög-
lichlieit dieser Querverbindung?
öm Äeformgymnasium gibt es im Normalfall ab
V1I bis 01a) die sprachlich-hiskorische Abkellung und
b) elne mathemntisch-nakurwissenschnftliche Abkeilung.
Für die K-Abteilung fällt die 1 Stunde dar-
skellende Geomekrie aus, mithin lrann auch lreine
ständige Fühlungnahme zwischen Zeschnen und dar-
siellende Gcometrie sür diese Schülergruppe genom-
men werden, dagegen ist eine solche Fühlungnahme
für chle L-Gruppe möglich. Da Zeichnen auf dieser
Stufe nur 1 Stunde im Plan besiht, müszke es sich
i. S. üer Deickschrlft stündig auf die Aelange
dcr darstellenden Geomekrie einstellen und sich so
seiner eigentlichen Aufgabe der lrünstlerischen Er-
ziehung entziehen. Zeichnen würde bei der lttimmer-
lichen 1 Skiinüe zum Lilfsfach herabsinlren und nichk
einmal in dieser dienenden Skellung den Wünschen
des wissenschaftllchen Kollegen nachlrommen, da
in der 0 12 Skiinden üarskelleiiüL Geomekrie an-
gesehk sind. Also weder stündige. Fiihlungnahme,
noch wirlrlich fruchtbringeiide Ergebnisse lrönnen er-
ivartek werden. Dabei bedenlre man, dasz in der
elnen Zeichenstiinde alle Schüler einer Klasse vereinigt
sind, die der K- und üie der V-Abkellung, so dasz
der Zeichenlehrer in diesem Falle angehalken i t,
sich zu spalken in einen Lehrer, der ständige Fühlung-
iiahme suchk mit den Schülern der D-Abteilung und
der lwine skändige Fühliingnahme nehmen lrann mit
den Schülern der K-?lbkeilung in ein und derselben,
eiiizige.n Zeichenstunüe.
3n der Oberrealschule liegen die Aerhäitnisse äh
lich, nur wtirden die Anforüerungeii für das Zeic
nen gleichmäszig belastend liegen, da nlle 3 Ablc
imigc» darstellende Geomekrie haben, die O-Gab
sogar je 2 Stundcn ab IIII. —
Und wIe fteht eS bei Einf ü h r u n g v o n
Kern und Kurs? Lier ist den Schulen za die
Freiheit der Linfiihrung gegeben. Da sieht es ge-
radezu krostloS, hoffnungslos fur das
Zeichnen aus und für die geforderte Aerklam-
merung. Aei Kern und Kurs gehört Zeichnen n i ch l
wie z. A. Turnen zu den Kernfächern, es ist
auch lr e i ir ch a r a tr k e r i st i s ch e s Fach wie dar-
stellende Geometrie, mit der es sich pflichtgemajz
eigentlich zu verlilammern hätte, es ist nicht ein-
mal ein normales Kursfach, es ist nur ein
von der Deickschrift den Schülern nahegeleg-
les Kursfach oder wie es heijzt: „Es wicd
empfohlen, den Schlllern nahezulegen . . ." Dieses
dem Herrn Schüler nahegelegte Kurs-
fach fällt ganz aus, wenn der Schüler
sich für Musilr entscheidek, es fällt auch ganz aus,
wenn der Schüler treine Neigung zum Zeichnen be-
siht. Also weder allgemeine Bildungsinteressen, noch
lroinmende Berufsinteressen sind ausschlaggebend,
sondern die Schülerneigung für oder
gegen daS Zeichnen! — Aielleicht wird bei
einer Ilmarbeitung der Denlrschrift auch liberaler-
weise der Aersuch gemacht, die Neigung des Schü-
lers für Mathemakck, Lakein oder sonst etwas aus-
schlaggebend sein zu lassen wie beim Zeichnen, das
dadurch auf lraltem Wege, um die „ständlge Füh-
luiigiiahine" und um die „wirlrlich fruchtbringenden
Ergebnisse" einer Aerlrlaiiimerung gebrachk wird.
Soll nian angesichks dieser Aerhältnisse nicht spot-
ten, da die Denlrschrifk an anderer Stelle die be-
lrübken Zeichenlehrer tröstet: „Zugegeben, eine
Wochenstunde ist wenig. Aber eine Stunde Itt besser
als lreine. Und wird sie methodtsch geschictrk aus-
genutzt, wird der Lehrstoff auf die einzelnen Zahre
lrlug verteilk, dann führt sie zu sichtbaren Ergeb-
nissen." Und was wird mit der lrlugen Aerkeilung
und mik den erwarteten sichtbaren Ergebnissen, wenn
in III und 0 I bei Kern und Kurs die eine Zeichen-
stunde zu lreiner Zeichenstunde durch Schülergnadsn
sich verwandelt? Wer trägt für dieses Acckuum,
diesen lrrassen Widerspruch die Aerankwortung?
Warum hat man nicht einen Faözmnnn vorher zu
Nate gezvgen? tzn Preuszen, Würtkemberg, Vaden,
Bayern gibt es für Zeichnen elnen Neferenten, der
die Velange des Zeichen- und Werlrunkerrichts ver-
antwortlich mitberatet. Es gilk im Znteresse der
Neform, diese unzulänglichen Zuskände nicht zu ver-
schleiern, sondern sie in ihrer verhängniSvollen Aus-
wirlrung zu lrennzeichnen.
Dazu kommt noch, dasz trotz der ständigen Füh-
lungnahme des Zeichnens und der darskellenden
Geomekrie keln inhaltlicher Hinweis ge-
geben ist über Aufgabe und Methode der darstellen-
den Geometrie. Jedes Fach, selbst Schreiben und
Kurzschrift. erhalten in der Denkschrift ein besonde-
res Kapikel, in dem Aufgabe und Methode gekenn-
zeichnet werden und viele wertvolle Hinweise ent-
Iiiiniro Otterverbindmig deS Zeichnens mit den wissenschafllichen Fmhern
Georg Stiehler- Leipztg. s? . (
lSchlusz)
V. DnS Beispiel Zeichncn und dnrslellende Geo-
inclrie.
ES heiszli „2n d e n Formcn der höheren Schulen,
I» denen die darslollende Geoinetrie Aiilerrichksfach
jsl, in dem e a l g i) in ii a s i u m und dec Sber -
realschule, ist elne standige F li h l u n g -
>, n h in e zwischen dein Zeichenl e h rer und deni
Al a t h e iii n k i li e r nolwendig. Nur wenii das ge-
schioht, ivorden wirklich fruchtbringeiide Ergebnisse
für den Anterricht zu erivarken sein." Also stän-
dige F ü h l u n g n ah ni e, n u r d a n n wirli-
lich f r u ch kb r i » g e n d e Ergebnisse! Ge-
ben wir den klingendeii Worten nüchterneii linhalk
niid prüfen die strenge Forderung einer „ständigen
Fühlungnahiiie" nn den von der Denlrschrift gegebe-
>ien äufjeren Berhälknissen. —
Ständige Fühluiignahine bedeutet also, Zeichen-
iinkerrichk unü darskellende Geomekrie dürfen lrei-
neii Schritt unkeriiehineii ohne gemeinsamen Stoff-
plan, ohne gleichzeltige Behandlung und ohne an-
nähernd gleiäzen Zeitaufwand! —
Wie skehk es mik der äuszeren Durchführungsmög-
lichlieit dieser Querverbindung?
öm Äeformgymnasium gibt es im Normalfall ab
V1I bis 01a) die sprachlich-hiskorische Abkellung und
b) elne mathemntisch-nakurwissenschnftliche Abkeilung.
Für die K-Abteilung fällt die 1 Stunde dar-
skellende Geomekrie aus, mithin lrann auch lreine
ständige Fühlungnahme zwischen Zeschnen und dar-
siellende Gcometrie sür diese Schülergruppe genom-
men werden, dagegen ist eine solche Fühlungnahme
für chle L-Gruppe möglich. Da Zeichnen auf dieser
Stufe nur 1 Stunde im Plan besiht, müszke es sich
i. S. üer Deickschrlft stündig auf die Aelange
dcr darstellenden Geomekrie einstellen und sich so
seiner eigentlichen Aufgabe der lrünstlerischen Er-
ziehung entziehen. Zeichnen würde bei der lttimmer-
lichen 1 Skiinüe zum Lilfsfach herabsinlren und nichk
einmal in dieser dienenden Skellung den Wünschen
des wissenschaftllchen Kollegen nachlrommen, da
in der 0 12 Skiinden üarskelleiiüL Geomekrie an-
gesehk sind. Also weder stündige. Fiihlungnahme,
noch wirlrlich fruchtbringeiide Ergebnisse lrönnen er-
ivartek werden. Dabei bedenlre man, dasz in der
elnen Zeichenstiinde alle Schüler einer Klasse vereinigt
sind, die der K- und üie der V-Abkellung, so dasz
der Zeichenlehrer in diesem Falle angehalken i t,
sich zu spalken in einen Lehrer, der ständige Fühlung-
iiahme suchk mit den Schülern der D-Abteilung und
der lwine skändige Fühliingnahme nehmen lrann mit
den Schülern der K-?lbkeilung in ein und derselben,
eiiizige.n Zeichenstunüe.
3n der Oberrealschule liegen die Aerhäitnisse äh
lich, nur wtirden die Anforüerungeii für das Zeic
nen gleichmäszig belastend liegen, da nlle 3 Ablc
imigc» darstellende Geomekrie haben, die O-Gab
sogar je 2 Stundcn ab IIII. —
Und wIe fteht eS bei Einf ü h r u n g v o n
Kern und Kurs? Lier ist den Schulen za die
Freiheit der Linfiihrung gegeben. Da sieht es ge-
radezu krostloS, hoffnungslos fur das
Zeichnen aus und für die geforderte Aerklam-
merung. Aei Kern und Kurs gehört Zeichnen n i ch l
wie z. A. Turnen zu den Kernfächern, es ist
auch lr e i ir ch a r a tr k e r i st i s ch e s Fach wie dar-
stellende Geometrie, mit der es sich pflichtgemajz
eigentlich zu verlilammern hätte, es ist nicht ein-
mal ein normales Kursfach, es ist nur ein
von der Deickschrift den Schülern nahegeleg-
les Kursfach oder wie es heijzt: „Es wicd
empfohlen, den Schlllern nahezulegen . . ." Dieses
dem Herrn Schüler nahegelegte Kurs-
fach fällt ganz aus, wenn der Schüler
sich für Musilr entscheidek, es fällt auch ganz aus,
wenn der Schüler treine Neigung zum Zeichnen be-
siht. Also weder allgemeine Bildungsinteressen, noch
lroinmende Berufsinteressen sind ausschlaggebend,
sondern die Schülerneigung für oder
gegen daS Zeichnen! — Aielleicht wird bei
einer Ilmarbeitung der Denlrschrift auch liberaler-
weise der Aersuch gemacht, die Neigung des Schü-
lers für Mathemakck, Lakein oder sonst etwas aus-
schlaggebend sein zu lassen wie beim Zeichnen, das
dadurch auf lraltem Wege, um die „ständlge Füh-
luiigiiahine" und um die „wirlrlich fruchtbringenden
Ergebnisse" einer Aerlrlaiiimerung gebrachk wird.
Soll nian angesichks dieser Aerhältnisse nicht spot-
ten, da die Denlrschrifk an anderer Stelle die be-
lrübken Zeichenlehrer tröstet: „Zugegeben, eine
Wochenstunde ist wenig. Aber eine Stunde Itt besser
als lreine. Und wird sie methodtsch geschictrk aus-
genutzt, wird der Lehrstoff auf die einzelnen Zahre
lrlug verteilk, dann führt sie zu sichtbaren Ergeb-
nissen." Und was wird mit der lrlugen Aerkeilung
und mik den erwarteten sichtbaren Ergebnissen, wenn
in III und 0 I bei Kern und Kurs die eine Zeichen-
stunde zu lreiner Zeichenstunde durch Schülergnadsn
sich verwandelt? Wer trägt für dieses Acckuum,
diesen lrrassen Widerspruch die Aerankwortung?
Warum hat man nicht einen Faözmnnn vorher zu
Nate gezvgen? tzn Preuszen, Würtkemberg, Vaden,
Bayern gibt es für Zeichnen elnen Neferenten, der
die Velange des Zeichen- und Werlrunkerrichts ver-
antwortlich mitberatet. Es gilk im Znteresse der
Neform, diese unzulänglichen Zuskände nicht zu ver-
schleiern, sondern sie in ihrer verhängniSvollen Aus-
wirlrung zu lrennzeichnen.
Dazu kommt noch, dasz trotz der ständigen Füh-
lungnahme des Zeichnens und der darskellenden
Geomekrie keln inhaltlicher Hinweis ge-
geben ist über Aufgabe und Methode der darstellen-
den Geometrie. Jedes Fach, selbst Schreiben und
Kurzschrift. erhalten in der Denkschrift ein besonde-
res Kapikel, in dem Aufgabe und Methode gekenn-
zeichnet werden und viele wertvolle Hinweise ent-