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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 8 (August 1927)
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Abendroth, M.: Verschiedene Möglichkeiten zum Schmucke des Stundenplanes
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0224

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lem und zu breilem Rand wird das Schönheitsge-
fühl verseineri.

D!e zeichnerische Vetätigung begann mit Her-
stellung des Planes. Wir sanden die 8-Teilung
am pralitischsten und einfach zu zeichnen sz.B. mit mehr-
fach gefalkelem Papierstrelfen), oder wir leilten die
Fläche in Vechtecke, je 1 zu 2 Zenkimeker. Erste
und legke Feldreihe für Einkräge der Sommer- und
Winkerschulzeit, dazwischen die Wochentage, meist
nur mit 2 Vuchstaben, die aber sorgfältig in Druck-
schrift gezeichnet wlurden. Da die Skrichstürlie und
Farbe nach der Wirkung des Äandes genau abge-
wogen werden muk, zeichneken wir vorläufig nur
mit Bleistifk. Auf Worke wie „Skundenplan", „Vor-
mittag", „Äachmitiag" verzichketen wir.

Nun zum Nandschmuck. 3e nach der künst-
lerischen und methodischen Einstellung üer Lehrlrrafk,
nach ihrer Auffassung des augenblickiichen linter-
richtszieles und je nach den vorangegangenen Uebun-
gen werden sich die Möglichkeiken für den Schmuck
ergeben. Ob aber der Schmuck ästyetisch-skreng for-
mal oder phantasievoll-reich, frei sein soll, nie darf
die Grundidee „Äahmen eines Planes" „mik Ueber-
sichtlicheik und guler Wandwirkung" vergessen werdcn.

a) Einfachster und natürlichster Schmuck Ist die
Gliederung des Nahmens durch den Strich oder
Streifen, der dem Äand parallel läuft sgezelchnet
oder gelrlebk). Die eine Linie vermiktelt zum hellen
chinenfelde, etne andere zur Wandfarbe. Ihr Ab-
skandvomAandmukwohlabgewotzenwerden — eine
Aufgabe, dle schon künstlerisches Lmpfinden erfordert.

b) 2n einer anderen Klasse gingen rhythmische
Zeichenübungen voraus. Der Skundenplan bringt
die Anwendung der Neihung, die Umsetzung für
elnen Zweck, dazu die Eckbildung. Bei jedem Orna-
ment ist öie Wickung zur leichken Handschrift im
Mikkelfelde zu beachken. Oft fällt der Schmuck zu
schwer aus. Ein paar Farbskizzen sind erforderlich.
Neben geomekrischen Grundformen können auch
Buchstabenreihungen als Motiv empfohlen werden.
Die zur Planelnleilung verwendeten Linen durften
bei der Ausführung benutzk werden.

e) Schlieszlich die symmetrielose, lockere, nur flä-
chenfüllende Schmuckart. Hierbei ist es besonders
schwer, den Gedanken des „Aahmens, der an der
Wand hängt", nicht zu verg?ssen. Solches Ornament
mus; als Äiasse wlrken oder nur als leichte Be-
lebung der Fläche. Bor allem ist auf Gleichge-
wicht der Formmassen, der Zwischenräume, der
Dunkelheiken, Helligkeiten und Farbe zu achten.' Aus
je einem ziehharmonikaarkig gefalteken Streifen
schnikten wir große und kleine Glockenblumenblllten
und runde Blattformen knapp heraus. Dünne For-
men wurden vermieden: Der Scherenschnitt soll we-
der Zeichnung vorkäuschen, noch Holzschnikt nach-
ahmen. Die auSgeschnikkene Einzelform mutz ohne
Mühe von den Fingern gehalken werden können.
Für diese „Bielschnilkmuster"' würde der feineren
Farben wegen oft Seidenpapier verwendek. lim da-
bei lechnisch gule Arbeit zu erzielen, ordneken wir
die ausgeschniltenen Formen auf einem Probeblakt,
strichen öen Äand unseres Planes mit Kleister und
drllckken die geschnitkenen Formen mit weitzem
Löschpapier auf.

ä) Biel Phantasie und Geschmack erforderk die
Aufgabe, nur die Kopfleiste zu schmücken. tzhre
Grötze im Bergleich zum Stundenplan und zum Rand
ist zuerst festzulegen. Weiter mutz ihre Form Bezie-
hung nehmen zum Aechteck des Planes. Auf Ge-
jchlossenheit der Form ist zu achten. Zöchstens zwei
Farben dürfen verwendet werden.

Mit diesen Ausführungen sst das Thema nicht er-
schöpft. Es sollten nur Anregungen für verschiedene
Klassenaufgaben gegeben und Grundlegendes dabei
gesagt werden. Der Slempel, die Schablone, die
Äedisfeder u. a. bringen wohl neue Formgestaltung,
brechen aber nicht das Prinzip des Rahmenschmucks.

Buchbesprechungen

2m Berlag Ernst Wasmuth, Berlin W 8, der uns
schon so manches werkvolle Kunslbuch schenkte, sind
wieder zwei koskbare Werke erschienen, die für
unser Arbeiksgebiet Bedeutung haben.

Dekorakive Skulpkur, aus den Haupkepochen der
Kunsk ausgewählt von Georg Kowaiczyk;
mit einer geschichtlichen Einfüyrung von Äu-
gust Köster. Der 2nhalk umsatzt Werke dei
ägypkischen, vorderasiakischen, griechischen und römi-
schen, der byzantinischen, romanklschen und gokischen
Kunst, sowie die Kunst der Aenaissance und des 2slams.

2m Borwort betont der Herausgeber, datz bei der
Wahl des Bilderstoffes nicht kunstgeschichtliche, son-
dern ästhetische und praktische Gesichtspunkte matz-
gebend waren. 2n erster Linie sollen Bildhauer,
Architekten, 2nnendekorakeure und alle, dle sich mit
angewandter Skulptur befassen, angeregk werden,
sich in den lebendigen Geist der Meisterwerke ver-
gangener Zeiken zu versenken. Die knappe Einfllh-
rung von Dr. A. Köster stellt das, was zum Berständ-
nis dsr Skilwandlungen und der geschichtlichen Zu-
sammenhänge notwendig ist, Ins Lichk.

Den Hauptraum nimmk der Bilderstoff ein. Auf
320 vorzüglich gedruckten Tafeln finden wir eine
Fülle vielfach noch unbekannker Merke, die nicht nur
im engeren, sondern in jenem allgemeinen und gro-
szen Sinne dekorakiv sind, als sie Höhepunkte der
Berwirklichung der künstlerischen Gestalkungsgesehe
darstellen. So eröffnet üie Stakue des Königs Chef-
rem mik dem Falken gleich den Reigen, Ihr folgen
die tiefsinnigen Vildsymbole der ägypttschen und
oorderasiatischen Kunst, Parthenonskulpturen, Frat-
zen und Dämonen, römische Schriftkafeln, syrische
Ornamentik, koptlsche Archikekkurfriese, byzantinlsche
Kaplkelle. Einen Höhepunkt bildet die romanische
und gotische Abkeilung (Porkalfiguren von St.
Pierre in Moissac! Wasserspeierl Tympanon-
Äildwerkel). Damik ist nur Einiges herausgegriffen,
um den Reichkum des Gebotenen zu kennzeichnen.
Das Merk kostek, schön gebunden, 36 Mark.

Bolkskunsk in Europa. Nahezu 2106 Beispiele
unter besonderer Berücksichkigung der Ornamentik
auf 132 Tafeln, darunker 160 in mehrfarbiger origi-
nalgekreuer Wiedergabe, ausgewählt und mit Erläu-
terungen versehen von H. Th. Vosserk. Dem
Herausgeber dieses wundervollen Werkes ver-
danken wir das srüher erschlenene „Ornamentwerk",
das wir seinerzeit warm empfehlen konnten. Auch
dem jeht vorliegenden Werk liegt die Absicht zu-
grunde, Zeugnisse urwüchsiger Kunstgestalkung in
guten Abbildungen zu sammeln. Diese Absicht kommt
 
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