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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 12 (Dezember 1927)
DOI Artikel:
Schwemer, Paul: Jugendkunst-Ausstellungen: eine Anregung
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0294

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Zeitschrift des Reichsverbandes akad.geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

Verantwortltch fnr die Schriftleitung: Professor Gustav Kolb, GöPPingen
Druch nnd Berlag: Eugen Hardt G. m. b. H. Stuttgart, Langestrgbe 18
Für VelprechmigSercmplare, Niederlchristen vder audere Elnlendungen irgendwelcher Art
wirb eine Berantworilichkeit nur dann »bernominen, «enn sie erbeten worden stnd

Ingendknnst-Ausstellungen. Von Panl Schwemer-Hambnrg. — Farbe, Form und Ton. Von Rudolph
Gahlbeck-Schwerin. - Ausdruck. Von F. Müller-Kolberg. — Gustaf Vritsch: Theorie der bildenden Kunst.
Von O. Zondler- — Zur Werkbundsiedelung und -ausstellung „Die Wohnung" Stuttgart. — Zu unseren
Abbildungen. — Itmschau. — Bnchbesprechungen. — Geschäftliches. — Inserate

7. Iahrgang Dezember 1927 Heft 12

Iugendkunst-Ausstellungen

Eine Anregung vonPaulSchwemer, Zamburg

Wir, die wir die lehken, entscheldenden Mand-
lungen auf dem Gebleke des Kunskunkerrichts mik-
erlebken, wissen und empfinden, wie starkr und doch
einsach nakürlich dies „Neue" ist, aus dem Schüler
die geskalkenden Kräfle zu ihrer natürlichen Entfal-
kung zu bringen durch Herzutragen der für ihr
Wachslum notwendigen „Skoffe", wie man einen
Keimling zur Enkfaltung bringk durch Düngung und
Pflege.

Mir wissen aber zugleich, wie zweifelnd man die-
sem Neuen gegenüberskehk, zunächsk in den eigenen
Neihen, wie es Sonderbeskrebungen und die leüken
scharfen Poleinilien deuklich zeigten, zudem bei unsern
Kollegcn von der Wissenschafk, die sonst zwar ge-
wohnk sind, Kunsl und Wissenschafk in einem Akem
zu nennen, in der Schule aber davon eine Aus-
nahme machen möchten, weiter in Schülerkrreisen, in
denen man immer wieder mik der Ausrede lrommk:
„üch kann nichk — ich bin unbegabk", und so ver-
suchk, den Keimllng Kunskschaffen zum Absterben zu
bringen und endlich In oer groszen Masse, die von
dein allein erlrlärlicherweise nur eine schrvache Ah-
nung hak. Denn zunächst vollzog sich die Enkwiclrlung
hinter den geschlossenen Türen des Zeichensaals und
der Werlicäume. Was aber dabei an Proben sichk-
bar ward, war vielfach noch unausgeglichen, wohl
auch spielerisch unzulänglich und verinochte nichk zu
überzeugen, weckke vielleicht sogar Vorurkeile und
erzeugle eine Gegenskellung, die wir Immer wieder
zu spliren bekoinmen, und die eS zu überwinden gilk,
die Opposikivn der Norinalen/die immaterieller Suchk
nnch dem Erlernbaren, fürs „Leben" Wichtigen skre-
ben und versuchen, uns als Phankasken und Reo-
logen herabzusehen.

Da hilfk Aufklärung durch Mork und Schrifk
wenig: denn allein die ?leußerungen in „Kunst und

Iugend" zeigen, wie dehnbar Begrlffe sind, wie mlß-
verständlich und persönlicher Deukung unterworfen.
Auch der Versuch, durch Rundfunk das Wissen um
die Ziele des modernen Kunstunterrichkes zu ver-
brelken und enksprechend eine neue, gerechtere Wer-
kung zu erzsuqen, wie das neuerdings in verhält-
nismäßig richtiger Einschähung der Zeikumskände ein
Zeichenlehrer der Nordmark versuchte, isl lshihin üoch
zur Erfolglosigkeik verdammk.

Wenn ich Ihnen jeht sagen würde: „Helfen kön-
nen uns nur Ausskellungen von Arbeiken aus dem
Kunst- und Merkunkerricht", so würden Sie, meine
werten Leser, jedenfalls lächeln und die Achseln zuk-
ken. Sie wissen wie ich, daß Schulausstellungen nlchk
viel weiker reichen als der Schulunkerrichk. Sie sind
Sache einer immerhin begrenzken Schulgemeinde;
Elkern, Lehrer, Schüler sind ihre Besucher. Viel-
leicht enkschlieszt sich der Herr Schulrat zu einem
Füirfminutenbesuch; auch der Herr Äirelrkor feht ein
wohlwollendes Lächeln auf. Elkern aber finden ebenso
wie Onkel und Tanten In jedem Fall die Arbeik lhres
„Heini" am besken gelungen und dringen selken durch
zum Neellen der Ängelegenheik. Von Ausdauer sind
nur die Schüler, die durch vergleichendes Bekrach-
ten gewinnen. Wic wissen um die Nesignakion In
bezug auf solche Schulausskellungen und keilen sie.

Doch — nichk dieser, sondern einer Im Aufbau
und in der Auswirlrung ganz anderen Sache wollke
Ich dns Mort reden. Aus dem Bewuhksein heraus,
eine Sache zu verlreken, die Werk hat, der es aber
an öffenklicher Werkung noch durchaus
fehlt, ergibt sich die Nokwendiglreik, mlt Arbeiks-
ecgebnissen vor die breikeste Oeffenklichkeit zu kre-
len. Zwar wäre es nickt erwllnscht, wenn wir Kunst-
erzieher uns auf eine bis in Einzelheiten elnhelkliche
Marfchrouke einken; ein jeder folge feinem Skern,
 
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