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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

DOI issue:
Heft 10 (Oktober 1927)
DOI article:
Kolb, Gustav: Einige Worte zu den Vorträgen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0252

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222^

Eifiiidmig dm Nedisfoder

Ausi Bildhastes Gestalten als Ausgabs der Bolkserziehimg, Teil L, von Prof. G. ivolb

Einige WorLe zu den Vorträgen: 2
„Vom Bildungsganzen und der Kunsterziehung" von Universitätsprofessor
Dr. Litt und „Impressionismus, Expressionismus und neue Sachlichkeit" vou
Museumsdirektor Dr. Hartlaub (siehe Kunst und Iugend, Heft 8 nnd 9).

Bon G. Kolb.
lForksehung und Schluh.)

Der zweike Nedner, Zerr ÄluseumLdireUor Dr.
Harklnub, mar uns kein Fremder. Er hat uns
vor füns Iahren dns bedeutungsvolle Buch „D er
Venius im K i n d e" geschenlit und damit für
iminer einen Chrenplalj erworben unter den Man-
nern, die einein nakurgemäjzen Ilnkerricht im bild-
hafien Gestalten, namentlich nuch in Elternlireisen,
Vahn gebrochen haben. Sein besonderes Verdiensk
ist eS, das künstlerische Wesen der eigentriebigen
inkuitiven Kinderzcichnung in tieseindringender Meise
lilargeskellk zu haben. So lionnten wir Herrn Dr.
Hartlaub in KarlSruhe als Freund unserer Sache
begrüjzen.

Enlsprechend seinem Thema gab er zunächst eine
liurze Geschichte der Kunskerziehung der lehten 30
Oahre und zvg aus seinen Festskellungen bestimmte
Folgerungen fttr die Ziele und Wege des Zeichen-
unterrichts. Er trennte bei Zeiner Ilnkersuchung die
Entwicklung der s ch a f f e n d e n Kunstlrräfte (Ge-
stalken) von der Entwicklung der nachschaffen-
üen Kunstlrräfte (Kunstbetrachkung) und stellte sie
als zwei verschiedene, für sich stehende Erziehungs-
aufgaben nebeneinander. Fllr Dr. Hartlaub erlilären
sich üie Wandlungen des Zeichen- und Kunstunter-
richts während dieser Spanne Zeit ganz und gar
aus den verschiedenen Kunstströmungen, sie sind
„A usdr u cli unscrer allgemeinen lrünstlerlscheii
Wandlung", wobel er allerdings frndet, dajz in den
engeren Kreis der Schule die,Lrohen Bewegungen
des Geistes erst spät hineindringen' und sich dort erst
zu festen Lehrplänen verdichten, wenn sie drauhen
im Leben schon wieüer an Durchschlagskraft ver-
loren haben.

Er unterscheidet vier Abschnikte der Entwicklung,
Zuersk drüclit der „Aliademismus in der Kunst, der

das „lilassisch-antike 2üeal der Renaissance, übel ver-
mischt mit einem Einschlag der höchst realistiscyen
Lebensstimmung der 70er—00er 3ahre", dem Zeichen-
unkerricht bis zur Oahrhundertwende den Stempel
auf. Atan erstrebte damals namentlich die Schu-
lung der Hand. Bon einer inneren Beziehung
des Ünterrichts zur Kunst konnke keine Nede sein.

Anter dem Einflujz ües 3 m p r e s s i o n i S m u s
trat dann die Schulung des Auges in den
Bordergrund. Parallel gingen die Bestrebungen
Lichtwarks und anderer, dem jungen Menschen durch
Kunstbetrachkung ein inneres Berhältnis zu den
Merken der Kunst zu vermitteln. Bon 1010 und 1012
ab beginnk der L z p r e s s i o n i s m u S zu wirken.
Man konnte an eine Schulung der Seele
denken und es „wagen", die Lrweckung der inneren,
unkerbewuszten Kräfte des Kindes in den Mittel-
punkk zu stellen. Die eLpressionistische" Kunskerzie-
hung kann heute in ihrer Mirkung auf das Ge-
staltungSvermögen der Schüler als gesichert gelten,
in ihrer Wirkung auf die aufnehmenden Kräfte ist
sie aber noch unerledigk.

Nun tauchk abec plöhlich eine neue Frage auf:
Mie wird sich die jüngste Kunstströmung die sogen.
„N e ue Sach lich lreit" auf die künstlerische Er-
ziehung auswirken?

Damik haben wir das Skeletk des BortrageS
herausgestellt und wollen nun kurz Stellung dazu
nehmen.

Dr. Hartlaub hat gewih recht, wenn er den ver-
schiedenen Kunstwandlungen einen ausschlaggebenden
Einfluh auf den Zeichenunterricht zuerkennt. Wir
haben es selbst schon des öfleren dargelegt: Wenn
schon die Schule als Gesamtheit sich den Einflüssen
des öffenklichen Lebens, den geistigen, wirtschafklichen
 
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