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lmiiskphilosophisch der Akk des S6)affens im psyä)o-
logischen Dordergrunde stehk, dann wird von der
lüinstlerischen Aewälkigung eines Lebensproblems
sz. V. die Figur „Der Denker") her unendlich viel
Licht auf den ganzen Lebenssinn einer Zeit, eines
Menschen fallen. Dann wird aber auch das lehke
GeheiiimiS des Schöpferischen anklingen und seine
innere Verwandkschask inik dem Neligiösen offenbar
werden. Die Bezeichnung „kechnisches Fach" f!ir
daS luinstlerische Zeichnen schmeckk nach Ironie ein-
geskandener Nückstnndigkeik. Um eine scharf um-
rissene Formel flir das prakkische Schulfach zu brin-
gen, möchke Ich die Frage einmal so formulieren:
Mas finge ein Oberprimaner an, wenn er alS Ab-
schluszarbcit die Alelancholie von Dürer als Blakt
neben sich häkke und nun den ganzen Dürer von
seiner deukschkulturellen, reinmenschlichen, deuksch-
tümllchen Seelenselke zu beleuchken häkte? Oder
eine Nembrand-Arbeik religiös ausschöpfen sollte auf
Mensch, Zeit und Seele hin? Griffen dann diese
Arbeiken nicht mehr in die Tiefe wie die übllchen
Durchschnikksstoffe, die sich forterben wie böse Krank-
heiten? Wären nichk Schächke aufgerissen, die den
ganzen Menschen nach seiner inkellekknellen, aber
auch selner seelischen Seike erfaffen lehrken? Aier
Im Neiche der Kunsk sehe ich den Voden deS Zu-
sammenfindens edelsker Menschenkultur. Eine in-
kime Fühlungnahme des Germanisken mik dem Zei-
chenkünstler ist unbedingt zu fordern, ein Lichkbilder-
vorkrag von jeweils schön In sich geschloffenen Serien
wird dem Deukschlehrer nur willkommen sein, denn
er hat den Boden bekreken, auf dem er im gleichen
Sinne weiker schaffen kann nnd soll. Solches Ber-
skehen „gemeinsamer Aufgaben" fübrt zu schöner
Menschenformung aus dem ungebrochenen Naknrell
der stugend herauS. Zeichnen swie krocken klingk
dies Work!) erlösk und rekkek von verstandesmäbiger
L)ochfluk rein rezepkiver Funkkion, in die begnemer
Schlendrian und Beralkerung der Gedankenwelk von
selber mechanlsch hineinführen. Denkscb erscheink
mir am berufensken, diese reine Aarmonie des pro-
dukkiven Charakkers der Kunst zu fördern, ja ein
Edelamalgam einzugehen, daS dann endlich in sich
die Gewähr einer geskalkeken Kulkurphysiognomle
enkhälk. Nichkige, organische Menschcnformung -
nicht fachspezialistische Hochdressur und Wiffenspan-
kerei im Sinne einer ledernen Grammakik über die
Dinge — bringk dann befreiende Taken, lehken En-
des nichls weniger und nichks mehr als eine neue
„Kulkurgeskalk". Eine herbe Nivalikäk kann unker
keinen Ilmständen enkstehen, denn der Diensk an der-
selben Ree isk so grost und hehr, dast nur an der
engmenschlichen Eikelkeik und Bssserwifferei Schran-
ken aufkreken können. Aber wo solche Schranken
aufkreken sollken, ist der Erzichungsprozeß selber au
den Lehrenden noch nichk zn Ende gediehen oder
aber — der böse Wille engskirniger Erbpackt deS
„Spezialfaches" läszk das nichk werden. was man
dann an der ffugend selber zu erzielen hoffk: Wek-
kung einer „universalen Boll-Menscklichkeit". Die
nakionalen Werke einer wesensgerechken Deuksckkul-
kur im deukschen ffungmenschen laffen sich in ibrem
Ausmaß gar nichk ausdenken. MaS aber so oben-
hin alS deukschkundliche Praris marschlerk, Ist mehr
als zur Zälfke „künstlerisch" im Sinne des Bolkes
und seines Genius. Nichk unsrwäbnt will lch laffen,
wie kümmerlich geradezu die Kennkniffe und Einsicb-
ken In das Wesen der Plastik sind. Aier musz die
Schule schon rein lebrhaft vieles bessern, wenn sie
nichk selber an die Praris des Bildhauers heran-
führen will. Meine Worke mögen gipfeln in dem
Dank, den der einsichksvolle Germanisk und Neu-
sprachlicher, der Deukschkundler und Psycbologe dcm
„Zeicknen" schuldek und was er in der Zusammen-
nrbeik mik dem Künskler-Kollegen gewinnen wird.
.<)ier sind rvohl die Pfade zu einem gemeinsamen
Zielskreben scköner vorgezeichnek als irgend sonskwo.
Erkennend-gestalkeles Erteben ftthrk zu einer neuen
Kulkurform, befreik sie und fübrk ibr die Kräfke zu,
die ihr gemäsi sind. Der Enkwicklungsprozesz der
Menschheik nnd des Bolkes ist in seinem NhykhmuS
erlnuschk und sein Gesekz zur „Norm" aller seelisch-
geiskigen Gestaltung geworden.
Ausdruck
Bon F. M ü
Biele Worke brauchen wir käglich, deren ursprüng-
licher hellsichkiger ffnhalt unS gar nichk mehr zum
Bewusztsein komink, bis ihn eine neue Kulkurwende
wieder in helles Lichk skellk. So mag es auch mik
dem Mort „Ausdruck" bewandk sein, das wir jeszt
in Leben und Kunst so vielfach anwenden: wir
brnuchten es immer, dachken aber nichk sonderlich
a» seinen ffnhalk, den wir nun in seinen mannig-
fachen Beziehungen bewuszk herausskellen.
Ausdruck isk für uns heuke fast jede menschliche
Aeuszerung. Wie ein Menscl7 geht und skeht, wie
er siszt, sprinak und kanzk, wie er spricht und lacht,
wie cr den Ton seiner Sllmme modelt, selne Sprache
durch Gesken begleiket oder nur durcb Gesken spricht:
daS alles ist Äusdruck. ffa, eS gehörk dazu schon
seine äuszere Erscheinung, die Form seineS körper-
lichen ffch. die Art, sich zu kleiden und tiberhaupt
sich äußerlich darznskellen. Selbst die kleinske seiner
l e r - Kolberg
Bewegungen, seine Mienen und Gebärden, seine
Ark, wie er den Arm hebk, um ekwas zu zeigen
oder zu fassen, wie er ein Buch zur Zand nimmk,
öffnek und forklegk, können wir als Ausdruck sei-
ner Persönlichkeik gelken laffen. Nichk die Äe-
wegungen an sich sind es, die den Ausdruck machen,
sondern ihre Ärk und Formung. W i e jemand seinen
Mein einschenkt und wieer das Glas zum Munde
führk, das ist Immer ekwas Persönliches. Der eine
kut es haskig und überstNrzt, der andere ruhig und
bedachtsam, der eine mit schmiffiger Gewandkheit,
der andere mik formloser Eckigkeit.
Ganz besondere Vedeukung aber hak das Work
„Ausdruck" in der Kunst, zumal in der bildenden
Kunst. Welche Motive ein Künstler wählk, wie er
seine Bildvorstellungen formk, welcke äuheren Mik-
kel er dabei anwendet, welche Farben er empfindek
und vor unS hinstellk: das und viele nndere Dingc,
lmiiskphilosophisch der Akk des S6)affens im psyä)o-
logischen Dordergrunde stehk, dann wird von der
lüinstlerischen Aewälkigung eines Lebensproblems
sz. V. die Figur „Der Denker") her unendlich viel
Licht auf den ganzen Lebenssinn einer Zeit, eines
Menschen fallen. Dann wird aber auch das lehke
GeheiiimiS des Schöpferischen anklingen und seine
innere Verwandkschask inik dem Neligiösen offenbar
werden. Die Bezeichnung „kechnisches Fach" f!ir
daS luinstlerische Zeichnen schmeckk nach Ironie ein-
geskandener Nückstnndigkeik. Um eine scharf um-
rissene Formel flir das prakkische Schulfach zu brin-
gen, möchke Ich die Frage einmal so formulieren:
Mas finge ein Oberprimaner an, wenn er alS Ab-
schluszarbcit die Alelancholie von Dürer als Blakt
neben sich häkke und nun den ganzen Dürer von
seiner deukschkulturellen, reinmenschlichen, deuksch-
tümllchen Seelenselke zu beleuchken häkte? Oder
eine Nembrand-Arbeik religiös ausschöpfen sollte auf
Mensch, Zeit und Seele hin? Griffen dann diese
Arbeiken nicht mehr in die Tiefe wie die übllchen
Durchschnikksstoffe, die sich forterben wie böse Krank-
heiten? Wären nichk Schächke aufgerissen, die den
ganzen Menschen nach seiner inkellekknellen, aber
auch selner seelischen Seike erfaffen lehrken? Aier
Im Neiche der Kunsk sehe ich den Voden deS Zu-
sammenfindens edelsker Menschenkultur. Eine in-
kime Fühlungnahme des Germanisken mik dem Zei-
chenkünstler ist unbedingt zu fordern, ein Lichkbilder-
vorkrag von jeweils schön In sich geschloffenen Serien
wird dem Deukschlehrer nur willkommen sein, denn
er hat den Boden bekreken, auf dem er im gleichen
Sinne weiker schaffen kann nnd soll. Solches Ber-
skehen „gemeinsamer Aufgaben" fübrt zu schöner
Menschenformung aus dem ungebrochenen Naknrell
der stugend herauS. Zeichnen swie krocken klingk
dies Work!) erlösk und rekkek von verstandesmäbiger
L)ochfluk rein rezepkiver Funkkion, in die begnemer
Schlendrian und Beralkerung der Gedankenwelk von
selber mechanlsch hineinführen. Denkscb erscheink
mir am berufensken, diese reine Aarmonie des pro-
dukkiven Charakkers der Kunst zu fördern, ja ein
Edelamalgam einzugehen, daS dann endlich in sich
die Gewähr einer geskalkeken Kulkurphysiognomle
enkhälk. Nichkige, organische Menschcnformung -
nicht fachspezialistische Hochdressur und Wiffenspan-
kerei im Sinne einer ledernen Grammakik über die
Dinge — bringk dann befreiende Taken, lehken En-
des nichls weniger und nichks mehr als eine neue
„Kulkurgeskalk". Eine herbe Nivalikäk kann unker
keinen Ilmständen enkstehen, denn der Diensk an der-
selben Ree isk so grost und hehr, dast nur an der
engmenschlichen Eikelkeik und Bssserwifferei Schran-
ken aufkreken können. Aber wo solche Schranken
aufkreken sollken, ist der Erzichungsprozeß selber au
den Lehrenden noch nichk zn Ende gediehen oder
aber — der böse Wille engskirniger Erbpackt deS
„Spezialfaches" läszk das nichk werden. was man
dann an der ffugend selber zu erzielen hoffk: Wek-
kung einer „universalen Boll-Menscklichkeit". Die
nakionalen Werke einer wesensgerechken Deuksckkul-
kur im deukschen ffungmenschen laffen sich in ibrem
Ausmaß gar nichk ausdenken. MaS aber so oben-
hin alS deukschkundliche Praris marschlerk, Ist mehr
als zur Zälfke „künstlerisch" im Sinne des Bolkes
und seines Genius. Nichk unsrwäbnt will lch laffen,
wie kümmerlich geradezu die Kennkniffe und Einsicb-
ken In das Wesen der Plastik sind. Aier musz die
Schule schon rein lebrhaft vieles bessern, wenn sie
nichk selber an die Praris des Bildhauers heran-
führen will. Meine Worke mögen gipfeln in dem
Dank, den der einsichksvolle Germanisk und Neu-
sprachlicher, der Deukschkundler und Psycbologe dcm
„Zeicknen" schuldek und was er in der Zusammen-
nrbeik mik dem Künskler-Kollegen gewinnen wird.
.<)ier sind rvohl die Pfade zu einem gemeinsamen
Zielskreben scköner vorgezeichnek als irgend sonskwo.
Erkennend-gestalkeles Erteben ftthrk zu einer neuen
Kulkurform, befreik sie und fübrk ibr die Kräfke zu,
die ihr gemäsi sind. Der Enkwicklungsprozesz der
Menschheik nnd des Bolkes ist in seinem NhykhmuS
erlnuschk und sein Gesekz zur „Norm" aller seelisch-
geiskigen Gestaltung geworden.
Ausdruck
Bon F. M ü
Biele Worke brauchen wir käglich, deren ursprüng-
licher hellsichkiger ffnhalt unS gar nichk mehr zum
Bewusztsein komink, bis ihn eine neue Kulkurwende
wieder in helles Lichk skellk. So mag es auch mik
dem Mort „Ausdruck" bewandk sein, das wir jeszt
in Leben und Kunst so vielfach anwenden: wir
brnuchten es immer, dachken aber nichk sonderlich
a» seinen ffnhalk, den wir nun in seinen mannig-
fachen Beziehungen bewuszk herausskellen.
Ausdruck isk für uns heuke fast jede menschliche
Aeuszerung. Wie ein Menscl7 geht und skeht, wie
er siszt, sprinak und kanzk, wie er spricht und lacht,
wie cr den Ton seiner Sllmme modelt, selne Sprache
durch Gesken begleiket oder nur durcb Gesken spricht:
daS alles ist Äusdruck. ffa, eS gehörk dazu schon
seine äuszere Erscheinung, die Form seineS körper-
lichen ffch. die Art, sich zu kleiden und tiberhaupt
sich äußerlich darznskellen. Selbst die kleinske seiner
l e r - Kolberg
Bewegungen, seine Mienen und Gebärden, seine
Ark, wie er den Arm hebk, um ekwas zu zeigen
oder zu fassen, wie er ein Buch zur Zand nimmk,
öffnek und forklegk, können wir als Ausdruck sei-
ner Persönlichkeik gelken laffen. Nichk die Äe-
wegungen an sich sind es, die den Ausdruck machen,
sondern ihre Ärk und Formung. W i e jemand seinen
Mein einschenkt und wieer das Glas zum Munde
führk, das ist Immer ekwas Persönliches. Der eine
kut es haskig und überstNrzt, der andere ruhig und
bedachtsam, der eine mit schmiffiger Gewandkheit,
der andere mik formloser Eckigkeit.
Ganz besondere Vedeukung aber hak das Work
„Ausdruck" in der Kunst, zumal in der bildenden
Kunst. Welche Motive ein Künstler wählk, wie er
seine Bildvorstellungen formk, welcke äuheren Mik-
kel er dabei anwendet, welche Farben er empfindek
und vor unS hinstellk: das und viele nndere Dingc,