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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 7 (Juli 1927)
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Kolb, Gustav: Hauptversammlung der Reichsverbände akademische gebildeter Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen in Karlsruhe
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Buhmüller, Joseph: Gedanken zum Werkunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0193

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166 s

AuSsicllunn von Schülerurbellen aus donlschen
und Üslerreichischen höheren Schulen und der
Lehrmikkelschau

zu gedenlien. Belde Ausskellungen waren in den
herrlichen Raumen deS Orangerle-Gebäiides aufs
vorkeilhafkeske unkergebrachk. 2ch meine, dlese hoch-
bedeutsame Schau war doch das Werkvollske und
Anregendste der ganzen Tagung. Die Lehrmittel-
schau zeigke, wie rühiig daS Beskreben unserer deuk-
schen hnduskrie isk, dem Kunskunterrichk immer neue
gjlfsmikkel zur Berfilgung zu skellen. And dle Aus-
stellung der Schülerarbekien, um die sich die Bade-
ner Amksgenossen besondere Berdienske erwarben,
gewährke einen uiigemein werkvollen Einblick in die
Werkstakk des Unkerrlchks.

Sie war wiederum als Problemausstellung ge-
dachk. Das Beske was man über sie berlchken kann,
isk, daß der s7orlschrikt gegenüber der Dresdener
Ausstellung lPfingsten 1923), die den Neigen er-
ösfneke, unverkennbar zukage krak.

Mik Befriedigung konnte der Fachmann fest-
skelleu: Die neuen Unkerrlchksbestrebungen haben sich
in diesen zwei stahren wesentliä) geklärk und ver-
tiefk. Das ncue Ziel, dem das ernske Rlngen unse-
rer Besten gehört, krikl immer bestimmter ins Lichk.
3m Vrennpunkke dieser Beskrebungen steht die
ffrage: Wie kann der Unkerrichk lm bildhaften Ge-
skalken zum K u n s k u n k e r r i ch k aus der Eigen-
gesesstichkeik seiner Mikiel heraus nnturgemäst, ju-
gendgemäst und schulgsmäß enkwickelt werden?

Diese Frage fand in der Karlsruher Ausstellung
vielfache Beankworkung.

Ein besonderes Beroiensk erwarben sich m. Erach-
kens die Badener Amksgenossen dadurch, daß sie uns
die Arbeik ausgeprägker Lehrerpersönlichkeiken ver-
schiedener Nlchkung aus ihren Reihen vor Augen
skellken. Dadurch war ein überaus anschaulicher Ein-
druck dessen gegeben, wohln die Reise gehk. Als

Gedanken zum

Bon stoseph B u

Unserer Zeik ist die Ehrfurchl abhanden gekommen,
die die Alken noch hakken fiir das Lebendig-Wesen-
hafke. DnS, was man noch Leben nennen kann, be-
sonders in unseren groszen Städken, wird gekragen
von den erstarrken Ähykhmen moderner Maschinen-
lechnik. Als Folge davon veröden die Skäkken
edler Kunsk und echten ZandwerkS immer mehr. 3hre
lebendige Subskanz wird aufgesogen von dem gähnem
den Leerraum meiischenhungrlger Maschinenhäuser,
die der Ingenieur, der Baumeister unserer Zeik, er-
richket hak als Wahrzeichen für das Wollen und
Glauben einer Zeik, die das Leben und Wesen im
Gökklichen nicht mehr kennk. Menschendenken und
Menschenluii ist heuke nichk mehr liebegetragenes
Dienen am Menschen, sondern seelen- und geisizer-
mürbende Fron am Skoffe. Seine-token, erskarrken
Gesehe beherrschen den Alltag, zehren am Lebens-
mark der Gegenwark. Es sind die gleichen zerstören-
den Kräfke am Werk, die schon zu Veginn ihres Wir-
kens Hölderlins lichkskrahlenden Sonnengeisk In dle
Umiiachkung des Mahnsinns geführt haben, die sä)vn

äuszerske Pole kraken hier einerscils das Gpmna-
sium I in Freiburg i. B. (Zelcheninspekkor Greiner)
und andererseiks das Gymnasium in KarlSruhc (Zei-
chenlehrer Lang) einander gegenüber. Das erslere
führke den nach der 3ahrhunderkwende inS Leben
getretenen „Reformzeichenunkerrlchk" in liickenloscm
Aufbau, aufsteigend von der Septa bis zur Oher-
Prima, in vorhildlicher Weise vor. Kein einsier
Fachmann, und sollke er auch ein anderes pädago-
gisches und künstlerisches Glaubensbekennknis he-
siszen, wird dleser llheraus griindlichen und gedie-
genen Arbeik, die eine Lebensarbeis isk, die Achkung
versagen.

Der Unkerrichk Im Karlsruher Gymnasium dagegen
ist mik Entschiedenheit auf die neuzeiklichen Pro-
bleme der Bildgestalkung eingestellk und gab In der
Ausstellung llberzeugende und hochstehende Beweise
von der Möglicbkeit und Fruchtbarkeik dieser Kunsk-
unkerrichksbeskrebungen.

Auch sonst konnke man, von norddeutschen und
österreichischen Schulen (Prof. Thekter, Äaden bei
Wienl), vortreffliche Leiskungen im Kunstunterrichk
sehen. 3n Preußen scheink die Lehrfreiheik am !
größken zu sein. Darum kamen auch von i
dort die kühnsken Bersuche zur Ausskellung. Amks-
genossen, denen manches als allzu gewagt erschlen.
möchken wir zurufen: „Nur in der Freiheit gedeihi
das Kräfkige, und der wilde Mosk wird schon ver-
gären!" Dasi die würkk. Arbeiksgemeinschaft flir
bildhafkes Geskalken geschlossen unter dem Gesichks-
punkt: „Neue Gestalkungsweisen" ausskellte, soll hier
nur noch erwähnl sein.

3ch schließe diesen Verichk mit dem herzlichsken
Dank an die lieben Badener Amksgenossen, die die
Tagung mik aller Sorgfalk vorbereiteken und so zu
ihrem Gelingen Wesenlliches beikrugen. Auch soll
nicht vergessen werden, zu bekonen, dah die schöne,
gastfreundliche Stadt Karlsruhe bei allen Vesuchern
gewlß im besten Andenken bleiben wird. G. Kolb

Werkunterricht

hmüller, Gmünd

vor hunderk 3ahren den großen Dichker in die
schmerzvolle Klage ausbrechen liehen:

„Aber weh, es wandelt In Nachk, es wohnt wie im
Orkus

Ohne Gökkliches unser Geschlechk. Ans eigne
Treiben

Sind sie geschmiedet allein, und sich In der kosenden
Merkstalk

Hörek jederzeit jeglicher nur, und viel arbeiten die
Wilden

Mik gewaltigem Arm, rastlos, doch immer und
immer

Anfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Miihe der
Armen."

Und heuke will dieser Materialismus, der im Gei-
stesleben beinahe überivunden isk, im prakkischen Le-
ben aber breik sich auswirkt, auch immer mehr die
Schule erobern. Zier ist er schon seit 3ahrzehnken
bemüht, durch eine fast unübersehbare Flllle von
Stoff alles Geiskige zu erdrllcken, und jeht versuchk
 
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