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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

DOI issue:
Heft 7 (Juli 1927)
DOI article:
Weißenborn, Fritz: Wesentliche Lücken in Ostwalds Bericht über die geschichtliche Entwicklung der Farbensystematik im Aprilheft 1927 der Zeitschrift ''Der Pelikan''
DOI article:
Könitzer, Paul: Allerlei Problematik aus dem Zeichen- und Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0199

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höchster Snkkisiunc; sngk er: „Mir halten für nöiig,
die norinale Skellung dieses Kreises zur Ächse auf-

zugeben und eine schiefe Skellung desselben.

eiiizufkihrcn. An dem Punlike des Grundkreises,
welcher am nächsken zu dein Ende der Achse skehk,
welches die inaximale Helligkeik der farblosen Licht-
einpfindungen bcdeutek, iniissen wlr die hellsken Far-
bcn Gelb und Gelbgrün plazieren, während am an-
dern Ende desselben Durchmessers, das ist an dem
Punkke, wo der Kreis sich am meisten demjenlgen
Ende Ler Achse näherk, welches die vollkommene
Lichtloslgkeik repräsentierk, die dunkelsten Farben
Blau u»d Biolekk ihren Plah haben.".

Hierbei stellt K. ausdrücklich fesk, dasz der Winkel
der Neigung der Grundfläche zur Kegeiachse keines-
wegs ein genau bestimmker ist, datz er sogar indi-
viduell verschieden sein kann (sogar In den beiden
Äugen desselben Indivlduums verschiedenl).

Ferner begründek er die Doppeskegelform selner
theorekischen Figur so:

„Da bei einer Kugel die Länge der Achse durch
den Umfang besiimmk wlrd, während in dem Sy-
stem der Lichkempfindungen keine direkken Bezle-
yungen zwischen den Ausdehnungen der chroma-
tischen und achromaklschen Äeihe bestehk, so mutz der
Kegel (Doppeikegel), welcher sener einen grötzeren
Spielraum zu diesem lätzt, als die adäquate Darstel-
lung gelken."

Datz die Grundfläche, an deren Peripherie man
stch die vollgesäkkigken Farben vorstellen mutz, zur
Schwarz-Weitz-Achse nichk rechkwinklig, sondern
schief stehen mutz, begründek K. folgendermatzen:

„Wenn ich von einem Gelb von höchster Säkkigung
zu einem gielchgesSkkigken Äot übergehen will, so
kann ich das nichk kun, ohne die Helllgkeit zu Sn-
dern. Das Violekk, welches von gleicher SSktigung
ist wie das gesätkigte Gelb, mutz von geringerer Lichk-
inkensikät sein, und das Biolekk, welcheS gleich heil
ist wie das gesäkkigke Gelb, besihk einen geringeren
Grad von Säkkigung, während andererseiks ein
Gelb, welches an Helligkeik dem beskgesStklgken Bio-
lekk enksprichk, nokwendigerweise von viel geringerer
Helligkeik nnd Säkkigung sein mutz als das bestge-
sätkigke Gelb. DaS einzige Paar von Komplemen-
kärfarben, welches seine Maximalsäkkigung bei glei-
cher Helllgkeik hak, mutz an denjenigen Enden des
Duräimesters der Basis sein, welcher rechkwinklig

zur Achse stehk. Diese Bedingung wird nur erfüllk
sein irgendwo bei Bok und Blaugrün."

„Der Farbenkegel mit schiefer Basis wird zugleich
dem Purkinjeschen Phänomen gerechk, d. h. der Ab-
hängigkeik des Farbkons von der Lichklntensilät. Fllr
jedeFarbenqualitäk haben wir eine doppelkeSchwelle
anzunehmen, eine Helligkeiksschwelle (Lichkinkensikäi)
und eine SSkkigungSschwelle (FarbenIntensitSt). Eine
Farbe mutz, um in ihrer charakterlstischen QualikSt
erkannk zu werden, eine gewiffe Zelligkelt als Lichk
haben und die Stärke der Farbe als solche mutz
einen gewisten Grad erreicht haben." ....

Oder so:

„. . . . Wenn wir die LichkintensikSk der Farben
erhöhen, werden Gelb und Orange die letzken sein,
Lie lhre spezielle FarbenqualikSt verlieren. Am un-
tern Teil des Kegels, welchsr die Abnahme der Hel-
ligkeik darstellk, geschieht das Umgekehrke. Aier
haben die vlauen und violetten Farben einen Bor-
keil, wShrend bei abnehmender LichkinkensitSk die
roken und gelben Farben lhre charakteristische Oua-
likäl zuerst einbützen."

Aus diesen Zikaten der Kirschmannschen Arbett
von 1895 lätzk sich erkennen, welchen Grad
wistenschafkltcher Bollkommenheit sein schiefer Far-
benkegel gegenüber dem normalen Wnndks oder Ost-
walds besitzk; und es sei ferner mikgeteilt, datz Klrsch-
mann bereiks in jener Arbeik eingehende Berichke
über mestende Berfahren, die auf dte qualikativen
und quankikakiven BerhSlknlste des Farbkörpers Be-
zug nehmen, gegeben hat, wie überhaupk die mestende
Durchforschuiig* insbesondere der Farbenempfindun-
gen bis heute seine Lebensaufgabe gewesen ist.

Es ist daher eine irrige Annahme Ostwalds, wenn
er das Problem der Farbensystematik seik 1915, daS
heitzk seik der Niederschrifk seiner Farbenlehre, als
gelöst betrachkek; denn es waren grundlegende Teile
dieses Problems zu der genannken Zeik von anderen
bereiks einem volikommeneren. Grad der Enkschleie-
rung zugefllhrk. Ferner harren noch heuke eine
ganze Reihe von Teilproblemen, und zwar nicht nur
auf psychologischem Gebiek, das uns hier am melsten
interessierk, ihrer endgülkigen Lösung. — Diese wird
auch in Zukunfk nur schrikkweise erfolgen können,
wie es schon in der Bergangenheik so gewesen ist.

Die aus der Schiefheik des Doppelkegels sich er-
qebenden Konsequenzen werden ferner u. a. so ge-
schilderk:

Allerlei Problematik aus dem Zeichen- und Kunstunterricht

Paul Könitzer, Berlin-Oberschöneweide

Das klingk nach wistenschafklichen Ilnkersuchungen
im Zeichenunkerricht. Äber das lietz sich schwer ver-
einigen mik seiner Wesensark. als Kunstfach. 5ch
würde der Berwistenschafklichung dieses Faäzes
schwerlich daS Work reden. .Mas 16) unker Pro-
blemen im Zeichenunkerrichk verstehe, hak mik wiffen-
schafklichen Dingen nichks zu kun. Und doch sind
Probleme, wie ich sie auffaste, das Rückgrak meines
1lnkerri6)ts, 16) könnke sie auch die Bergeistigung
der stdee nennen, die Brücken von der Kunst der
Vergangenheit hlnllber und herüber zur Ärbeik
im Zeichensaal des 29. Zahrhunderks, die Skellung-
nahme zu den Urfragen aller blldenden Kunst. 5hre

Ausdeukung und Auswerkung gebielek mir der 5n-
halk des Begriffes Kunstbekrachkung, die für mich so
gar nichts mik historischem Kunstwisten zu kun bak,
keine Äereicherung oder auch Belastung des Ge-
dächknistes, nein ganz und gar nicht, nur Beriiefung

* z. B.: Kirschmann. »EIn pholometr. Apparat zu vsychophy-
stschsn Iwecken". in Wnndts, Philos. Siud. Band V (Messung
der tzelligkeit von Weig u. verschied. Schwarz unter der
Einwirkung verschiedsnartiger Lichtquellen.)

K., ,Äber die quantitativeu Berhältniste des stmnltanen tzellia-
keits- und Farbenkontrastss". Philos. Studien Bd. VI. — K.,
Universtty os Toronto Studies, Psychological Series. Heraus»
geber K., Vol. l, I! u. III kwoo-U>0S) enthalte» viele experi»
mentell-mestende Arbetten Kirschmanns und seiner Schüler, bes.
üb. Farbenästhetlk. —
 
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