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sind in Majolilici-Ton modellierk, unkermalt, ge-
brannt, glasiert und wieder gebrannt. Der Ilnter-
richt isk freiwillig und von nicht mehr als 12 Schli-
lern zu gleicher Zeik besucht. Die Schüler werdeu
angeleikek, selbständig zu arbeiten. Änfangs ver-
bessert der Lehrer die Arbeiten durch Worke und
manchmal auch durch eigenhändigen Elngriff. Am
Schlusz wird aber immer die selbständige Arbeit ge-
fordert. Die Säiüler bedienen auch den Muffel-
brennofen selbskändig.
Früher lietz L. in der Zaupksache nach Lem Gegen-
skand, auch nach dem lebenden Modell modellieren.
Seike 1 der Beilage zeigk In der oberen Aeihe so
enkstandene Arbeiten. öletzt lätzt er nur noch aus
der inneren Vorstellung arbeiten und glaubt
damit, auf einem besseren Wege zu seinr denn er
findet, dasz dabei daS Gestalten der Schüler eigener,
stärker und ursprünglicher wird.
Melche Aufgnben sich als besonders fruchkbar er-
weisen, sehen wir an den Abblldungen — leider
muszten wir uns nuf die Wiedergabe dieser wenigen
Proben beschränlren. Besonders danlrbar erweisen
sich Aufgaben, bei denen der Schüler irgend eine
Funlrtion gestalket. Stakk der äutzeren Anschauung
swie beim Darskellen naä) der Natur) übernimmt
hler das Körpergefühl den Hauptanteil der Bor-
stellungsbildung. Psychologisch lehrreich ist die Ar-
beil (2. Seite linlrs oben: ein lrleines Menschlein
lrämpft mik elnem Ilngeküm). Die Urheberin ist eine
ekwa 17jährige Russin, die als Flüchtling Schweres
erlebte und von einer deukschen Familie aufgenom-
men wrirde. Sie leidek jetzk noch an Nervenzuclrun-
gen. Beim bildhaften Gestalken förderk sie stets solch
seltsame Gebilde zutage. Sind es Berkörperungen
von Angstkräumen, die aus dem Ankerbewutzten auf-
steigen? Befreit sie sich auf diesem Mege von „Ber-
drängungen"? Das sind Fragen, die wir hier nur
aufwerfen, nichk beantworken können.
Ueber die Güte der hier vorgezeigten Arbeiten
wollen wir lrelne Worte verlieren! mein Freund
Lauer liebt das „Schmalz" nicht. Daß solches Mo-
dellieren eine ernste Schulung ist, durch die das
Gefühl für die Bedingungen des Werkltoffes, für
die geschlossene Masse und damit fllr die Gestal-
tungsbedingungen des Plastilchen entwickelk werden,
braucht man unsereinem nicht zu sagen. tzch denke,
Schüler, die so gearbeiket haben, ehen plaskische
Kunstwerke mit anderen Apgen an, sie haben wirk-
lich ein inneres persönliches Berhältnis zu dieser
Kunst gewonnen.
Die Linolschnitte sauf Seite 271) der
Oberrealschule Poksdam (Zeichenl. Ernsk
Faehndrich) geben 15 Ärbeiken einer Kl. 0 III ver-
lrleinert wieder. Solche Borführungen von Klassen-
arbeiten, wobei auch die lchwächeren Leiskungen
nicht fehlen dürfen, halke ich fllr wichkig. Sie zei-
gen, datz bei tüchkiger Führung auch der Durchschnitls-
schüler noch annehmbare, ja erfreuliche Lösungen.
der Aufgabe zuwege bringk, dasz also das Gerede
vom „Zeichnen als Talentfach", das nicht verstum-
men will, für unser Arbeitsgebiet lreine grötzere Be-
rechkigung hat als für andere Fächer.
Sie zeigen aber auch, wie üer Unkerricht im bild-
hafken Gestalken Klassenunkerricht und Einzelunker-
richk zugleich Ist — Lie Aufgabe wandelt sich
in so viele Einzelaufgaben als Schlller da sind —
und deshalb an das Können und an die Kraft des
Lehrecs besondere Anforderungen skellt.
G. K o l b.
Amschau
Elnige Probe» anS dem Buch: Die gegen-
wärlige Krise in der Schulreform von Dr. P.
Hofsmanii, Sliidieiidirekkor in Elmshorn. Die
Schule hat der llugend Urerlebnisse zu vermit-
teln. Wie arm ist sie an solchen! So haben
Bildungsverhälknisse, die doch nur Ersatz sind, eine
lächerlich geringe Mächtigkeit neben jenen. Nakur
und Wirklichkeik besitzen den stärksten Kraftgehalt.
Nächst ihnen befruchket daS Kunskwerk, in dem die
Wlrklichkeik einem Künstler zum Urerlebnis wurde.
Alles ursprüngliche Leben, was sich Auge und Ohr
unmiktelbar bletet, kann UrerlebniS werden. Es mujz
aber der grotzs Schritt vom Urerlebnis zur Gestaltung
hinzukreken. Die Darstellung von Urerfahrungen, be-
sonders in bildhafken Gestalken, ist die beste Schule
zur Sponkaneität im schriftlichen Schaffen . . . stetzt
zelchnek man nur aus freier Einbildungskraft und
nach der Natur, und so erringen die Schüler eigenen
Ausdruckswillen und eigene Ausdrucksmöglichkeiken.
Dieselbe Wandlung wird sich im Deukschunterricht
vollziehen . . . Die innerliwe Plneignung des Urer-
lebnisses gewährleistet nur innere n Stil . . . Auch
auf der Obersiufe musz man dem Schüler immec wie-
der empfehlen, Urerlebnisse, Kunskgegenstände und
solche Bildungsstoffe, die ihm nicht durch das Wort
vermlkkelk wurden, zu behandeln. Da dlese eine
sprachliche Neublldung fordern, so merkt er hier,
was eigener Skil heiszt . . . Die Hand und „Hand-
lung" hat für die Neaktivikät dieselbe Bedeukung,
wie Auge und Ohr für dle Nezepkivität. Durch die
Tore der Sinne dringk die Welk des Naumes in den
empfangenden Geist, durch das Werkzeug der Hand
vor allem gibt der schaffende Geist den verarbeite-
ten Skoff in neuer Formulierung zurück. Dies ein-
heikliche Grundphänomen erfährt der Schüler im bild-
hafken Gestalten. Die erzieherische Wirkung des
Kunskunterrichts ist deshalb nichk hoch genug anzu-
schlagen. Dles lehrt den Schüler am nachhaltigsten,
die ÄutzenwelL in sich aufzunehmen, sie neu zu for-
mulieren und die Focmulierung in sponkaner Neak-
kivikät aus der Seele wieder in die Welt der Sinne
zurückzuprojizieren ... So geht vom Kunskunter-
richt mit seinem nakürlichen Nhythinus im Wechsel
von selbstgesehlichem Nehmsn und Geben elne be-
sondere Gesundung aus. 5m Zeichensaal empfindek
man immer wohlkäkig, daß hier jene unlösbaren Er-
ziehungsfragen fehlen, die uns im wissenschaftlichen
Unterricht so hark bedrücken . . . Aber, dast belm
wissenschafklichen Unterricht auch die erzleyerische
Lehrweise Lberall in Labyrlnkhe sich verliert, wäh-
rend der Lehrer im Kunstunkerrichk dle Spannung
von Nakurgemäßheit und Kulkurgemäjzheit über-
sind in Majolilici-Ton modellierk, unkermalt, ge-
brannt, glasiert und wieder gebrannt. Der Ilnter-
richt isk freiwillig und von nicht mehr als 12 Schli-
lern zu gleicher Zeik besucht. Die Schüler werdeu
angeleikek, selbständig zu arbeiten. Änfangs ver-
bessert der Lehrer die Arbeiten durch Worke und
manchmal auch durch eigenhändigen Elngriff. Am
Schlusz wird aber immer die selbständige Arbeit ge-
fordert. Die Säiüler bedienen auch den Muffel-
brennofen selbskändig.
Früher lietz L. in der Zaupksache nach Lem Gegen-
skand, auch nach dem lebenden Modell modellieren.
Seike 1 der Beilage zeigk In der oberen Aeihe so
enkstandene Arbeiten. öletzt lätzt er nur noch aus
der inneren Vorstellung arbeiten und glaubt
damit, auf einem besseren Wege zu seinr denn er
findet, dasz dabei daS Gestalten der Schüler eigener,
stärker und ursprünglicher wird.
Melche Aufgnben sich als besonders fruchkbar er-
weisen, sehen wir an den Abblldungen — leider
muszten wir uns nuf die Wiedergabe dieser wenigen
Proben beschränlren. Besonders danlrbar erweisen
sich Aufgaben, bei denen der Schüler irgend eine
Funlrtion gestalket. Stakk der äutzeren Anschauung
swie beim Darskellen naä) der Natur) übernimmt
hler das Körpergefühl den Hauptanteil der Bor-
stellungsbildung. Psychologisch lehrreich ist die Ar-
beil (2. Seite linlrs oben: ein lrleines Menschlein
lrämpft mik elnem Ilngeküm). Die Urheberin ist eine
ekwa 17jährige Russin, die als Flüchtling Schweres
erlebte und von einer deukschen Familie aufgenom-
men wrirde. Sie leidek jetzk noch an Nervenzuclrun-
gen. Beim bildhaften Gestalken förderk sie stets solch
seltsame Gebilde zutage. Sind es Berkörperungen
von Angstkräumen, die aus dem Ankerbewutzten auf-
steigen? Befreit sie sich auf diesem Mege von „Ber-
drängungen"? Das sind Fragen, die wir hier nur
aufwerfen, nichk beantworken können.
Ueber die Güte der hier vorgezeigten Arbeiten
wollen wir lrelne Worte verlieren! mein Freund
Lauer liebt das „Schmalz" nicht. Daß solches Mo-
dellieren eine ernste Schulung ist, durch die das
Gefühl für die Bedingungen des Werkltoffes, für
die geschlossene Masse und damit fllr die Gestal-
tungsbedingungen des Plastilchen entwickelk werden,
braucht man unsereinem nicht zu sagen. tzch denke,
Schüler, die so gearbeiket haben, ehen plaskische
Kunstwerke mit anderen Apgen an, sie haben wirk-
lich ein inneres persönliches Berhältnis zu dieser
Kunst gewonnen.
Die Linolschnitte sauf Seite 271) der
Oberrealschule Poksdam (Zeichenl. Ernsk
Faehndrich) geben 15 Ärbeiken einer Kl. 0 III ver-
lrleinert wieder. Solche Borführungen von Klassen-
arbeiten, wobei auch die lchwächeren Leiskungen
nicht fehlen dürfen, halke ich fllr wichkig. Sie zei-
gen, datz bei tüchkiger Führung auch der Durchschnitls-
schüler noch annehmbare, ja erfreuliche Lösungen.
der Aufgabe zuwege bringk, dasz also das Gerede
vom „Zeichnen als Talentfach", das nicht verstum-
men will, für unser Arbeitsgebiet lreine grötzere Be-
rechkigung hat als für andere Fächer.
Sie zeigen aber auch, wie üer Unkerricht im bild-
hafken Gestalken Klassenunkerricht und Einzelunker-
richk zugleich Ist — Lie Aufgabe wandelt sich
in so viele Einzelaufgaben als Schlller da sind —
und deshalb an das Können und an die Kraft des
Lehrecs besondere Anforderungen skellt.
G. K o l b.
Amschau
Elnige Probe» anS dem Buch: Die gegen-
wärlige Krise in der Schulreform von Dr. P.
Hofsmanii, Sliidieiidirekkor in Elmshorn. Die
Schule hat der llugend Urerlebnisse zu vermit-
teln. Wie arm ist sie an solchen! So haben
Bildungsverhälknisse, die doch nur Ersatz sind, eine
lächerlich geringe Mächtigkeit neben jenen. Nakur
und Wirklichkeik besitzen den stärksten Kraftgehalt.
Nächst ihnen befruchket daS Kunskwerk, in dem die
Wlrklichkeik einem Künstler zum Urerlebnis wurde.
Alles ursprüngliche Leben, was sich Auge und Ohr
unmiktelbar bletet, kann UrerlebniS werden. Es mujz
aber der grotzs Schritt vom Urerlebnis zur Gestaltung
hinzukreken. Die Darstellung von Urerfahrungen, be-
sonders in bildhafken Gestalken, ist die beste Schule
zur Sponkaneität im schriftlichen Schaffen . . . stetzt
zelchnek man nur aus freier Einbildungskraft und
nach der Natur, und so erringen die Schüler eigenen
Ausdruckswillen und eigene Ausdrucksmöglichkeiken.
Dieselbe Wandlung wird sich im Deukschunterricht
vollziehen . . . Die innerliwe Plneignung des Urer-
lebnisses gewährleistet nur innere n Stil . . . Auch
auf der Obersiufe musz man dem Schüler immec wie-
der empfehlen, Urerlebnisse, Kunskgegenstände und
solche Bildungsstoffe, die ihm nicht durch das Wort
vermlkkelk wurden, zu behandeln. Da dlese eine
sprachliche Neublldung fordern, so merkt er hier,
was eigener Skil heiszt . . . Die Hand und „Hand-
lung" hat für die Neaktivikät dieselbe Bedeukung,
wie Auge und Ohr für dle Nezepkivität. Durch die
Tore der Sinne dringk die Welk des Naumes in den
empfangenden Geist, durch das Werkzeug der Hand
vor allem gibt der schaffende Geist den verarbeite-
ten Skoff in neuer Formulierung zurück. Dies ein-
heikliche Grundphänomen erfährt der Schüler im bild-
hafken Gestalten. Die erzieherische Wirkung des
Kunskunterrichts ist deshalb nichk hoch genug anzu-
schlagen. Dles lehrt den Schüler am nachhaltigsten,
die ÄutzenwelL in sich aufzunehmen, sie neu zu for-
mulieren und die Focmulierung in sponkaner Neak-
kivikät aus der Seele wieder in die Welt der Sinne
zurückzuprojizieren ... So geht vom Kunskunter-
richt mit seinem nakürlichen Nhythinus im Wechsel
von selbstgesehlichem Nehmsn und Geben elne be-
sondere Gesundung aus. 5m Zeichensaal empfindek
man immer wohlkäkig, daß hier jene unlösbaren Er-
ziehungsfragen fehlen, die uns im wissenschaftlichen
Unterricht so hark bedrücken . . . Aber, dast belm
wissenschafklichen Unterricht auch die erzleyerische
Lehrweise Lberall in Labyrlnkhe sich verliert, wäh-
rend der Lehrer im Kunstunkerrichk dle Spannung
von Nakurgemäßheit und Kulkurgemäjzheit über-