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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 1 (Januar 1927)
DOI Artikel:
Dehio, Georg: Die Glasmalerei, [1]: aus Geschichte der deutschen Kunst von Georg Dehio
DOI Artikel:
Englaender, Gottfried: Beitrag zu einer Denkschrift betr. die Beförderung der akad. Zeichenlehrer in Preußen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0021

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ein dlrekier Werlistakkzusammenbang zu uermuken
!st, die älkeste Äeihe der Elisabekhlrirche in Marburg.
lln der zweiten Gruppe gewinnt das Verlangen nach
gegenstäiiülrchier Fülle die Oberhand; eS werden
übereinaiider ruiide oder vierpastförmige Felder an-
geordnek und mit lileinfigurigen Szenen In ziisainiiien-
häiigendem Zyklus gefüllt. Dazn enkdeclit man, dast
daS 2neinaiiderwirlien vieler Iileiner, gliszernder —
schon die zeitgenössischen Dichter zum '-Dergleich mit
Ldelstelnen führender — Farbfleclie einen eigenen
deliorakiven Neiz hat. Auch hier ist die Zerleikung
des Komposiklonslcheiiias auS Frnnlireich nicht nötig;
man braucht nur an die Decke von St. Michael ln
gildesheim sowie an gewisse Miniakuren, bis auf-
wärkS zum Negensburger Ataliodex zu erinnern.
Westfalen besiht eine ganze Zahl schöner Skllcke
dieser Art, auch die Mikkelfenster in oer Dreikönigs-
kapelle des Kölner Doms wie des Westchors in
Naumburg, beide aus der zweiten Aälfte des llahr-
hunderks, sind wegen ihrer romanischen Skilhaltung
hier anzureihen — Weshalb Süddeutschland ähn-
liches nichk besihk, beantworkek sich ebenso aus der
Geschichte der Architektur wie die glänzende Aus-
iiahmestellung des Elsasz. Aeschränkke man sich am
Nhein und in Westfalen zunächsk noch auf die Aus-
skatkung des Lhorraums, so wurde wähcend der Lr-
bauiing des Strasiburger AUinsterS zum ersten Male
der Aeschlusz gefciszt, daS ganze Gebäude gleichmäßig
mik GlaSgemäldeii zu begaben. Das schwere Brand-
unglück 1298, üas an mebr als einer Skelle der
deukschen Kunstgeschichte sich als ein Derhängnis zu
erkeiinen gibt, machke öiesem mit grojzarklger Energie
begonneiien Unternehmen vorläufia ein Ende. Ein
Teil der GlaSgemälde des Querschiffs blieb verschont,
aber die dss (1280—1275 erbauken) Langhauses, so-
weit sie schon ferkig waren, wurden stark beschädlgk,
übrigens nichk daS letztemal. Es handelt sich um die

fleben groken vierkeiligen Fenster des nördllchen
Seitenschiffs. Als Architekkur ausgesprochen gokisch,
sind sie in Ihren Malereien noch romanisch stilisiert,
also auch hier von der französischen Kunstströmung
unabhängig. Dargestellt waren in mehr als vier
Meter hohen Figuren 28 deuksche Könige, mit dem
letzten Staufer endend, dem als 29 ster ein Knabe
beigegeben ist, doch wohl Konradin. Denken wir
vergleichsweise ekwa an die dem Gegenstande nahe
verwandten und genau aus der gleichen Zeit skam-
menden Fürstenstakuen in Naumdurg, so wird uns
das Stilgesetz der Glasmalerei in setner Aegrenzkheik
ganz klar/ Eine tiefergehende Charakterschilderung
wird nicht versucht, alles skeht in der Kategorie der
Dekorakion, aber man wirö zugeben, datz auch hierin,
gerade mit durch die grotzartige Monotonie der
Zaltung, ein bezwingend monumentaler Eindruck er-
reicht isk, der auch aller Aerderbnis der Einzelheiten
standgehalten hat. Ileber den nicht an sich aber in
seiner Motivierung räkselhatten Znhalt nur wenige
Worke. Ein rein profanes Thema, der gemalke Kata-
log der deukschen Könige und Kaiser, wie kommt er
an den heiligen Ort? Gestalken In Königskracht,
reihenwelse auf Wandbildern, waren nichks unge-
wöhnliches, dann aber waren sie durch einen religiösen
stdeengang motlviert, bedeuketen sie die Könige von
3uda. Hier sind sie durch tznschrifken Alann für Mann
als deutsche Könige gekennzeichnet. Erwägt män
die Lage ciner Neichsskadt in der Zeit des llnter-
regnums, insbesondere die Stratzburgs, im Kampfe
um die Skadkfreiheit gegen den Aischof, so kann man
sich wohl vorstellen, datz bestimmte Hoffnungen und
Mahnungen darin ausgesprochen werden sollken. Für
uns, die wir wissen, daß das echte alte Königs- und
Kaiserkum sich nichk wieder aufgerichtek hak, hak dies
Denkmal noch einen kieferen und ergreifendercn Slnn.

(Fortsetzung folgt.)

Beitrag Zu einer Dentschrift betr. die Besörderung der akad.

Zeichenlehrer in Preußen 6.

Die neuen Nichtliiiien für die höheren Lehranstal-
ten ln Preutzen skellen zum ersten Male seit der
Zeichenunlerrichksreform von 1992 im Nahmen eines
Gesamkerziehungsplanes die Zlele amklich fest, Lie
in den letzken 15 biS 29 tzahren im Zeichenunkerricht
selbst prakkisch erarbeikek und von dem Fachverbande
iiachdrllcklich verkreken worden sind. Der Gleich-
skellung der künsklerischen Erziehungsaufgaben mit
den wisseiischaftlicheii, die in den Nichklinien bekont
isk, ging im tzahre 1922 eine Verordnung der Aus-
bildung für das künstlerische Lehramt voraus, die
ein dem wissenschafklichen gleichwertiges künstleri-
sches Lehrstudium nunmehr festlegt.

Die jeht täkigen, durch die alte akademische Aus-
bildung gegangeneii Zelcheiilehrer," die die oben an-
gedeukeke Enkwicklung des Kunstunterrichts durch-
führken, befinden sich durch besondere Umstände in
bezug auf ihre Lebensarbeit und ihre amkliche Stel-
lung in einer verzwelfelken Lage.

Auf Grund des Z 29 der neuen PrüfungSordnung
von 1922 konnle sich der Zeichenlehrer alker Art biS
Ende 2uli 1925 dem Ilrteil elnes PrllfungsamkeS
unkeriverfeii, um die Aefähigung zur Aiiskellung als
Sludienrat (Oberzeichenlehrer) zu erwerben. Einer-

seiks wird er durch dieses autzerordentliche Pcü-
sungsverfahren gezwungen, seine oft jahrzehntelange
Lehrarbeik ohne persönliche Fühlung mit der ent-
scheidenden Stelle nachzuweisen, nur um das zu er-
reichen, was allen andern Veamken durch Auf-
rllckungSmöglichkeit zufällt. Andererseits mutzke er
erfahren, datz neben dieser „Beförderungsmöglich-
keit" fllr ihn die Tatsache bestehk, datz alle nicht
oder noch nicht Besörderten mit öem Erscheinen
jeder neuen Besoldungsordnung aus ihrer früher
gehobenen Stellung immer meyr herunkergedrückk
werden in bezug auf Amtsstellung und Gehalt, und
zwar in die sog. Gruppe der „Nichtakaüemiker", die
keine volle Lehrbefugnis für höhere Schulen und
keine akademische Fachausbildung haben.

Aon den bisher Beförderken ist ein Teil als Stu-
dienrat angestellt und wird nach Skufe 19 (ohne wei-
kere Aufrückung) besoldet. Das bisher geübke Aer-
fahren der Beförderung, fllr das besondere äutzere
Umskände ofkmals förderlich waren, hak von Anfang
an in der Zelchenlehrerschaft entschiedenen Wider-
spruch gefunden, der sich immer mehr als berechtigt
erwiesen hak.

Die hervorgerufenen Schäden wirken in erster
 
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