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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 1 (Januar 1927)
DOI article:
Frantzen, W.: Grundsätzliches über den Film
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Vogel, August: Ornamentieren mit Schwarzpapierschnitten
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0015

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lilnren, dnnn ist eben anch dort erkcmnt, dab Thea-
ter nnü Filin nebeneinnnder bestehen und sich als
lebensfähiii ermeisen können, menn sie sich formal
nnf ihre eigenen Gesehe besinnen und seelisch Schriit
halken mit den wechselnden Gedanlien und Skim-
inungen der Zeik.

Mir wollen die vielen und mannigfaltigen Pro-
bleine nicht ciiischneiden, die sich zwischen den Zeilen
hier und da bilden, und niik deni Hinmeis darauf

schlieszen, dajz gernde bcim Filme dnS bildhafke Ge-
stalten von noch crusschlaggebenderer Wichtiglreit als
beim Theaker, allerdings aber auch wieder wie hier
an andersgearteke Gestaltungsvorgänge lrollektiv
gebunden ist, und dasz wir als Kunsterzieher die Ent-
micklung des Films zur Kunst ebenso im Auge be-
halken miissen, mie die rveitere Enkwicklung der bil-
denden Kunste in sich und aller der Grenzgebieke,
auf denen diese tätig sind.

Ornmnentieren mit Schwarzpapierschnitten

cnm, ylii nn ss Vnl^i Waldshut (Baden).

bch ging von dem Gedanlren aus, in der Schule
Ornamentili zu kreiben im Slnne jener Kulkuren,
deren Werlre sich auszeichnen durch lapidare Ein-
fachheit und die Klarheit ihres Aufbaues. Ich er-
lnnere an die Ornamenke der Kopten, der frühen
Griechen und zahlreicher heuke wieder neu entdeck-
ker Nakur- und Hnlbkulturvöllrer. Aber nicht dle
Besvnderheik ihrer Formen wollke ich in üen Iln-
kerricht überiiehnien; das ornamenkale Geskalkungs-
geseh selber schien mir wesenklich, es den Schülern
durch die Arbeik zu vermitkeln, in ihnen lebendig
und wirksam zu machen.

Eine äuszerste Veschränkung in der Anzahl von
Grilndelementen erstreble zmeierlei. Zunächsk mar
damik eine klare Anordnung des Ankerrichksstoffes
selbsk gegeben, die unterrichkliche Tätigkeik bei glei-
chen Vorausseljungen übersichklicher und damik ver-
einfacht, während andererseiks diese vereinheik-
lichenden Grundlagen genügend Naum liehen für
eine Aeberfülle von Geskalkuiigsmöglichkelten und
einer freien Bekäkigung der Phankasie nlchk im
Wege standen.

Das Ornamenkieren mik Schwarzpapierausschnik-
ken auf meiszer Grundlage erwies sich als eine
äuszersk zweckmähige Technik mit unabweisbaren
Vorkeilen, wenngleich zugegeben werden mich, daß
allzu schmierige Arbeiken nichk für die Schule zu
empfehlen sind, da sie zuviel Zeit und Geduld be-
nnsprucheii.

Die kleinen Papierschnihel sind uns nlke, ver-
lrauke Vekannte von der Kinderstube her. Sie
schienen mir recht gut geeignek, den klndlichen
Spielkrieb anzuregcn. lln ihren Zändchen drehen
und rvendcn die kleinen Ornamentiker ihre Ele-
menke, um sie in irgendeinen vorgezeichneken Naum
eiiizupassen, ihre Wirkung zu überprüfen, ugi sie
dnnn endgülkig sestzukleben. Mit Zirkel, Neisz-
schiene und Winkel maren die zeichnerischen Grund-
lagen zuvor geschaffen worden. Anfangs waren es
schmale Zeilen, gerade so hoch, dag die Llemenke
darin Plah finden konnken. Mit einfachsten Nei-
hungen wurde begonnen. Die Verschiedenheit sol-
chcr Bildungen war bedingk durch den Ankerschied
der Zmischenräume und Verbindungen deäselben
tlreleinenkes lenkstnnden durch-Nnfügen oder teil-
melseS Ileberdecken) zu elemeiikaren Gebilden zwei-
ter Ordnung.

Anker Aeibehalkung derselben Elemente bei all-
mählicher Vergröszerung des Zeilenraumes wuchs
der Bereich von Möglichkeiten.

lln solch anfänglichen Beschränkungen lag An-
reiz zur Erfindung.

Neue Vereicherung brachte die Vermehcung der
Grundrlemente.

I

1» sn «s

Durch Summierung von Zeilen In wagerechter
oder senkrechter Anordnung kamen wir zum Flä-
chendekor. Bisweilen wurden die so enkstnndenen
Schmuckbänder durch Zivischeuglieder aneinander-
gekekkek, um zu erstrebken Schwarz-Weisz-Klang-
mirkungen zu gelangen. ckn Arbeitsvorgang ec-
öffneten sich, oft gänzlich unvorhergesehen, neue
Gesichtspunkte und Zusammenhänge, die zu llber-
raschenden Wendungen im Spisl der Kräfke von
Schwarz und Meisz sührken, Bindungen erzeugken,
die, wie von selbst enkstanden, eine reiche Befruch-
kung dsr eigenen Arbeit durch diese selbsk hervor-
gerufen.

Kleine Nechtecke wurden nunniehr in der Fläche
aufgereiht und bildeten das Schemn einer neuen
Anordnung. Ein Netz von dünngezeichneten Linien
war so enkstanden und überspannte als feines Ge-
mebe die Fläche. Die kleinen Nechkecke erhielken
nun ihren Schmuck. Auch diese Art einer Sum-
inierung sollte in ihren verschiedenen Wirkungen
erprobk werden. Bald war es dasselbe Mokiv,
das in seiner steken Wiederholung sich guk behaup-
keke, baid war im andern Falle ein Wechselmokiv
erforderlich, um im Gegensählichen neue Reize zu
erzielen. Seltener entskanden sene durchsichkigen

Skreumuster, die des Zusammenhangs entbehrken.
Mik lehken kleinen Füllpunkken war hier beim
Schmücken begonnen wocden, skatt mit Hauptsäch-
lichem erst zu gliedern.
 
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