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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

DOI issue:
Heft 11 (November 1927)
DOI article:
Stiehler, Georg: Zur Neuordnung des höheren Schulwesens in Sachsen, [2]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0273

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hcilken sinü nber Beziehung zum Leben und der
Fühlungnnhine der Fächer unkereinander. Fllr die
darskellende Geomekrie aber, daS als Fach für das
Nealgyinnasinm und die Oberrealschule auftrltt, hak
innn unterlassen, ein besonderes Kapitel zu sä-rei-
ben, oder ist es llbersehen worden, denn die eine
Slunde Schreiben hat man mit fask einer Druckseite
bedachk. chiiinerhiii, die Lehrer fllr Zeichnen und
darttellende Geoniekrie sind in der glücklichen Lage,
in diesem Falle selbst Gesehgeber zu sein. Die dar-
stellende Geomekrie, wie sie der Mathematiker auf-
faht, hat ihre Vtärlie in der makhematischen Be-
weisführung. Diese besondere Aufgabe des skreng-
wissenschafklichen Zeichnens ist Sonderaufgabe des
Makhematiliers und verträgt lreine Quer-
v e r b i n d u n g. Allerdings scheinen in Fachlrreisen
die Aiisjchten hierüber noch nicht geklärt zu sein,
ob dieses Zeichnen nicht sine Angeleaenheit der
Hochschulen sei, da es Lort in den Borübungen auf-
tritk, jedoch nach anderen „wissenschafklichen metho-
dischen Grundsähen und in anderen Zusammenhän-
gen" behandelt wird als es in der höheren Schule
möglich und ratsam ist. Iedenfalls kann dieses
wlssenschaftliche Zeichnen nicht öen Zeichenunkerrichk
belasten, es kann auch keine enge Fühlungnahme
erfolgen. Das Gebiet, Las einer gemeinsamen Be-
handlung zugängllch ist, kommk beim Entwurf und
der Ausfüyrung für den Merkunterricht in Frage,
ferner in den Elementen der Formenlehre und der
Aiiwendung in konkreten Mehübungeiii dem mes-
senden Aufnehmen von Gesamträiimen und Dingen!
Dabei wlrd der Mathemakilrer vordringlich auf Maß
und Zahl, Konstrukkion undFunktion achten,derKunst-
lehrer auf Proportion, innere Einheit, Beziehung der
Einzelteile als kllnsklerische Linzelwerte im Ge-
samtwerk als Skilform. Man denke z. B. daran
wie ein Makhemakiker eine ankike oder gotische
Deckenkonskruktion auffaszt und wie der Kunstlehrer
den künstlerischeii Geskalkuiigsgesehen nachgehk. 3n
solchen Fällen ist ein gemeinsamer Stoff gegeben,
aber die methodische Behandlung ist grundverschie-
den und muh es auch sein. lleder klärt den Sachverhalt
in seiner Weise. Diese Mekhode der verschiede-
nen Auffassung und Gestaltung vor
dem g em e i n sa m e n Ding ist die Me-
thode schlechthin. Dann dient jeder in seiner
Weise der Entwicklung der Formvorskellung, der
Aaumphankasie, des Sinnes fllr Konskruktion, Funk-
kion und künstlerischer Proportion. — Wer dagegen
ein Beispiel der Ileberstofflichkeit, der hemmungs-
losen Berklammerungssucht lesen will, der nehme
die kleine Schrift des Studienrats Ebner, Berlin,
in die Hand, die er im Aufkrag des Neichsverban-
deS deutscher mathematischer Gesellschaften und Ber-
eine verfaszk hat. Wenn mit den in der Schrift
gemachken Borschlägen ernsk gemacht würde in un-
leren höheren Schulen, dann mühte für die ver-
klammerke Mathemakik die Hällte aller Stunden
auf dieses angewandke wissenschaftliche Zeichnen
verwendet werden. lln., Kunst und Äugend habe
ich in llahrgang 26, Hefk I' äüs Liese Borschläge
eankwortek nnd einninl die Linseitigkeik und dann
ie Ueberflllle des Stoffes gekennzeichnet. So geht
es nlmmer! — Mir verweilken bei dem Kapikel
Zeichnen und darstellende Geomekrie etwas länger,
um einmal an einem kennzeichnenden Beifpiel die
Schwierigkeiten und auch Unmoglich-

keiten aufzuzeichnen, die sich einer zeilliche n,
st o f f l i ch e n, o r g a n i s a t o r i s ch e n u n d s c l b si
innecen Querverbindung der Gebieke
entgegenstellen und die dartun, dah selbsl
ideale, in scheinbar anspruchslosen Sätzen formu-
lierte Forderungen der Denkschrift nicht anSsühr-
bar sind. Es gebrichk an Zeit unö an Krafl, nicht
an gutem Willen! —

Ileberblicken wirl

Die Denkschrift erstrebk Lebensnähe, Kulturnähe,
vertiefte Aroeit an typischen Stoffen, fordert inhalt-
liche und methodische Fühlungnahme der Lehrer
einer Klasse, wird gegenseitiges Hospitieren verord-
nen. Berlangt in allen Lehrplänen eine weitgehende
stoffliche Verklammerung, nimnit Rllcksicht auf Nei-
gung, Vegabung, Bildungsintecesse der Schüler und
stellt ein auf den künftigen Beruf auf der Ober-
stufe durch Gabelung, Kern und Kurs, aber ohne
eine gleichmähige Behandlung der Pflichtfächer,
unter Zurücksetzung des Zeichenunterrichts.

Zeichnen wird in enge Beziehung zu den Sach-
gebieten gebrachk und verpflichkek auch üen wissen-
schaftlich gebildeten Erzieher zum zeichnerischen Aus-
druck in den Fachgebieteni Zeichnen wird fernec
verklammert mit Schreiben, Werkunterrlcht, der
darstellenden Geometrie, eS ist auf Mandertagen zu
pflegen und hat bei Spiel, Fest und Feiec gestaltende
Mitarbeik zu leisten, desgleichen für üen Schulbedarf.

Es sind das Anforderungen, die dem Zejchnen
selbst und seinsr Stellung im Biidungsganzen und
Schulleben ein Arbeitsmah und Pflichtmah geben,
die mil dem S t u n d e n a u s m a h und der
P f l i ch k st u n d e n z a h l für d e n Z e i ch e n -
lehrer n i ch t i n Einkla » g zu b r i n g e n
sind. —

Wir müssen den Mut haben, das auszusprechen,
da wir als Ausführende unS der Zugend und dem
Gesetzgeber gegenüber decken mllssen.

üloa possrimus!

Dieses llon possamus hal ein preuhischer Par-
lamentarier in der Kölnischen Volkszeikung ausge-
sprochen, es gilt für Preuhen wie für Sachsen, sür
Philologen wie für Kunstlehrer. ES heiht: „Die
Stundenzahl der einzelnen Schulen wurde herab-
gesetzt. Der Ausfall sol! durch intensiveren Ilnker-
rlcht ausgeglichen werden. Man verlangl Arbeits-
gemeinschaften, enge Fllhlungnahme und planmähi-
ges Zusammenarbeiken üer Berkreter der einzelnen
Fächer, zu dem Zweck sollen sie planmühig ihren
Ünkerrichk gegenseitig besuchen. Lehrpläne nach den
verschiedensten Gesichtspunkten sollen ausgearbeiket
werden. Woher die Zeit für diese Fülle von Mehr-
arbeit kommen soll, darnach wird nicht gefragk. Da-
gegen wird die Pflichtstundenzahl erhöht. Als ob
es nicht genug ware üer Unruhe, muhte die Schul-
reform auch noch mit der Methodenfrage vergulckl
werden. Die Forderung deS Arbeitsunkerrichts sollte
erfüllt werden. Zwar ist man sich über die Trag-
weite dieser Forderung keineSwegs einig. Die eine
Erkenntiiis freilich ist allgemein, dah üer Arbeils-
unterricht kleine Klassen voraussctzt. Die Klassen-
frequenz wird heraufgeletzt. Line gewallige ArbeitS-
last muh von der Lehrerschaft bewülligl werden.
Aufreibend wird diese Arbeit üurch üie mangelnüe
Klarheik über Inhalk und die Erreichbarkeit der
neuen Ziele. Ob der Erfolg der nusgewandten Mühe
 
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