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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 1 (Januar 1927)
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Binal, Karl: Das System des schöpferischen Gestaltens in der Kinderzeichnung als Grundlage der künstlerischen Erziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0018

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Darsleller die Teilformen gleich Bausteinen zusam-
mcnzufügen und zu ordnen, die manchmal bestimmken
Dinaen ähnlich sehen. Das Kind sagl: „llch mache
elwas." Das ist die ersie Slufe. Damik tritt das
Kind in die Schule ein.

Auf der zweiken Skufe krikk daS Kind in die Dac-
slcllung des Begriffsbildes. Der Begriff „Mensch"
inkeressierk zunächst, den es stch allcrdingS in eigener
Weise znrechllegk. Kopf, Ärme nnd Beine sind
Snupldarskeilnngsvbjekle, weil sie zum Sehen, Essen
und Gehen nolwendig sind. Dec Bumpf spielt eine
unlergeordneke Rolie. Das eine Kind richtet sein
Llugenmerk mehr nnf die Funktion sMerkmale
des Essens, Gehens usw.), das andere mehr auf die
Konslrukkion sder Alensch besteht aus Kopf,
Bumpf und Vliedmaszen). Aeim Tier ist es dasselbe.
2e nach der BegriffSbildung entstehen also zwei Be-
gabungsrichlungen. Man kann unterscheiden den
oplisch ürienlierlen (Schauenden), den umriszzeicynen-
den Jniprcssionisken und den konstruktiv Orientierken,
der Aauende oüer Lxpressionist. Das Kind zeichnet
also »ur, waS eS weisz. Es ist deshalb das Wissen
zu vermehren, um klare Borstellungen zu bilden.

g„ ersler Linie richkel sich das lZnteresse der Ein-
zelform zu. Das Kind stellk sie nebeneinander ohne
gegenseikige Beziehungen. Es wird lediglich die Tat-
sacye der Ez'istenz eines Gegenstandes festgestellt.
Dann bekommt er auch eine Funktion und zum
Schlusz bewegk er sich auch. Es sind also drei Stufen
seflzustellen:

1. Ruhe,

2. Funkkion,

3. Bewegung.

Sobald die Funkkion des Alenschen feskgeskellt isk,
solgt eiuer dem andern, es entskehk ein Schema vom
Grundsah der Bewegung aus. Die Beobachtung

der Funkkion leitet das Kind über zur erscheinungs-
gemäßen Darstellung, zum „Gatkungsbild, es sieyt,
dah es Menschen gibt, die reiken, die gehen, die
fahren usw., also bestimmte Gattungen, wobei das
Zauptmerkmal die Funktion und die Bewegung ist.
Nun wendet es sich auch derTeilform zu, chäran-
kerisiert den Bauer, den lläger, den Schüler; es
nimmt seine Kennknis von der Wirklichkeit, aus der
Lrinnerung, es konstruiert nicht mehr, sondern es
zeichnet, was es gesehen hat, es erwacht der
Sinn für die Plastik./Ein bestimmkes Gefühl sagt
dem Kinde, dah auf der Fläche nur Flächenhaftes
dargestellt werden kann und dasz nie ekwas aus der
Flüche hernusstehen kann. Das ift damit zu erklären,
dasz die Raumauffassung und Äaumdarsiellung erst
etwa im 12. Lebensjahr auftritt, manche Menschen ^
kommen überhaupk nie zu einer perspektivischen Auf-
fassung. Das Kind will nicht daS Bild als optische
Erscheinung, sondern mit meszbarer Bollkommenheit
darstellen, es ist eine bildnerische Berichkersiatkung.
Z. B. die obere Oeffnung eines runden Gefäszes ist
immer ein Kreis, der untere Rand eine Magrechte,
weil ja das Gefäh wagrechk stehen muh. Dieses Fest-
halten an der Bollkommenhelt des Zndlviduums be-
zeiüznet Nothe als „kindlicher Glaube an die Boll-
kommenheit dec Darskellung". (Darstellung eines
Skuhles, Tisches, des Gesichkes von vorn gesehen,
eines Gcabes, einer über einen Fluh führenden
Brücke mit Booken usw.)

Die menschliche Figur spielt im kindlichen
Leben eine grohe Äolle) das Kind verlangk ohne
Ausnahme nach ihrer Darstellung, auch wenn sie nicht
gewünscht wird. Es ist wiederholk nachgewiesen wor-
den, dah das bildnerische Ausdrucksvermögen i»

gu dem Auüay: oruametttiereu uüt Schwarzpapier.Schultts»

Zu dem Auisatz:

Vrttamentiere» mlt Schwarzpapier-Schilttte»
 
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