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Liittgjein? Hat nicht der grohe Darwin das Mork
voin «Kampf um das Dasein" geprägt und an vielen
Aeispielen gezeigk, wie im Grunde sich da-> Leben
als ein Kampf aller gegen alle darstellt? War es
nicht der scharfe Denlier Lessing, der in seinen
Schriften mehrfach dnranf hinwies, dasz ein Kampf
der Meinungen nolwendig sei, um die Mahrheik
herauszustellen? lln dec Tat: Kampf ist eine Er-
scheinungsform deS Lebens, des animalischen wie
deS geiskigcn, Anznhlige illndividuen müssen vernich-
ket werden, um andere zu erhalten, und unendlich
viele Gedanlren müssen ins Dunkel versinken, um
neue erslchen zn lassen. Ein ewiges Vergehen und
Neuerstehen, wohin wir auch blicken! Ilnd ferner:
Wird nicht das Llnzclwesen oftmals durch seine Art-
genossen gehemmt? Sagt nicht Tell: „Ein jeder zählt
nur sicher anf sich selbst" und „der Starke ist am
mächtigsken allein"? Sind eS nicht gerade die tüch-
tigsten Kräske, die sich durch die Gemeinschaft mlt
jhren Genossen beengt fühlen, die sich vom gewohn-
ken Brauch entfecnen und eigene Wege suchen?
Die unker sketem Kampf gegen ihre Genossen, denen
ihr Handeln nnverständlich ist, Aleibendes und Gro-
hcs schasfen? Mo isk da die nalurgegebene Einigkeit?
Sie isk dennoch vorhanden und nur unserm mensch-
lich umslorten Auge nicht sogleich erlrennbar. Wer
üas Aakurgeschchen alS koSmisches Leben bekrachtet,
weisz, dajz der A r l bcgriff in ihm gröszeren Wert
hat als der Aegriff des Einzelwesens. Die Nakur
webt und wicd, indem sie Acken sä)afft, die sich
üurch die Gemeinsaiiikeit ihrer Lebensvorgänge er-
halten. (Mlr fassen den enkwicklungsgeschichklichen
Begriff der „Arten" allgemein als nakürllche Grup-
penblldung, ohne einen Ilnkerschied gegen ähnliche
Begriffe wie „Gattung" und „Familie" zu machen.)
Die Arten sind das Bleibende, nicht die Einzel-
wesen. Sie sind das sich Entwickelnde und zur Höchst-
leislung Befähigke. Enkwicklung und Forkschrikt aber
sind nur durch die nakllrliche Auslese innerhalb einer
Ark möglich, nicht innerhalb einer Anhäufung von
heterogenen Einzelwesen. Die tüchkigsken clndivi-
duen jeder Ark sind die Träger der Entwicklung,
sind die Wegbereiter, die Borausflieger, sind die
„Skarken", die „am mächtigste» allein" sind und doch,
obgleich unbewujzt, deS sichern Nückhalls ihrer Art-
genossen bedllrfen. — Eine Schar Zugvögel ziehk zu
unsern Zäupken dahin, kellföimig ordnet sich ihr
Zug, und mit raschem Flügelsä)lag strebt sie einer
gewissen Himmelsgegend zu. Ein Führer fliegt an
der Spitze, eben der BorauSflieger, der zur Zeit
Kühnste, Skärkste und Klllgste. Der Fllhrer kann
wechseln, es gibt ihrer mehrere, gleichtüchtige: aber
jeder gehört zu den Seinen, der gleiche kosmische
Trieb, der seine Gefährten erfüllk, beseelt auch ihn.
Er ist nichks anderes alS sie, deren Gemeinsamkeit
ihn krägt, treibt und hälk. Wehe ihm, wenn Ihm
einfallen sollte, sich von seiner Schar zu trennen,
weil sie ihm zu lässig, zu kräge ist! .Seine Schwin-
gen würden erlahmen, wenn das Gemeinsamkeits-
gefllhl, das alle Gefährken wle mlt kosmifchen Wel-
len durchfluket, ihn nichk mehr mit einscylieszt. So
isk eS auch im Arenschenleben. Die Borausflieger,
fo selbständia sie scheinen, lrönnen des skarken Allck-
halks ihrer Genossen nicht entbehren. Was sie schaf-
fen, mujz schlietzlich Annahme finden und von der
Gesamlheit getragen werden, sonst erlahmen, ob
früher oder spätec, sicherlich ihre Schwingen. — Und
Kampf ist dennoch vorhanden. Er lst nötig zur Er-
halkung der Art, zu lhrem Schutz, der um so wirk-
famer isk, je geschlossener die kämpfende Einheit
oleibt. An den Grenzen der Ark ist dieser Kampf
immer in Bereitfchaft, er ist ja eine Form des
Lebens, das um so kräfliger an die Ufer brandet,
je mehr es pulsiert. tznnerhalb der Art aber mag
dieser Pulsschlag den „Streit der Meinungen" her-
vorbringen, der die Wahrheit einer Sache an das
Licht stellen soll, der aber das Leben des Ganzen
nicht gefährdet, sondern fördert, solange die gemein-
same Lebensgrundlage nichk geschädigt wird. Darum,
die ihr ein gemeinsames Ziel habt, eine gleicharkige
Lebensaufgabe euer eigen nennt, ihr, die das Schick-
sal verbunden hat, ihr Arkgenossen, lernt von der
Aakur, seid einig!
Gemeinsame Lebensaufgaben und somit gleich-
artige Lebensfllhrung haben in der menschlichen Ge-
sellschafk so etwas hervorgebracht, was man wohl
mit den nakurwissenschaftlichen Arken vergleichen
kann. Glelche Zielstrebiglreit und gleiche Lebens-
bedingungen schaffen dort wie hier fest umgrenzte
Gruppen, die innerhalb des Gesamkorganismus ihr
eigenes Leben führen. Dlese Berufsgruppen, oder
wie man sie immer nennen möge, sind wie die natur-
wissenschastlichen Arten gewissermatzen eine eiserne
Notwendigkeit, sie bieten ihren Angehörigen Äück-
halt und Schutz und damik die Möglichlreit der Ent-
altung und des Fortschrikts. tzm Mittelalter waren
ie in „Zllnfken" und „Skänden" fest zusammenge-
chlossen und gewährlelsteten ein starnes Schuh- und
Erziehungsmiktel. Wenn wir noch heute gediegene
Zandwerlrserzeugnisse des Milkelalters bewundern,
so wollen wlr nicht vergessen, datz diese Höchstleiftun-
gen nur durch die strenge Schule der Zunft, welche
die alten Handwerksregeln treu bewahrte, möglich
wurden. Biele Verufe waren ohne diesen festen Zu-
sammenschlusz gar nicht zu bekreiben. Die Kaufleute,
die ihre Warenzüge durch ein starkes Geleit berit-
kener Knechke, ihre Schiffe durch Gewappnete schüh-
ken, die in fernen Ländern Faktoreien anlegken,
Handelsbeziehungen knüpften und Handelsstratzen
erschlossen, konnten nur durch gemelnsames Wirken
ihren Lebensberuf erfüllen. Sie schadeten durch
ihren Zusammenschlutz niemand, nutzten aber nicht
nur sich selbst, sondern in hervorragendem Maße
auch der Gesamkyeik ihres Volkes. Heuke sind dlese
Berufsverbindungen äußerlich locker geworden, be-
skehen aber innerlich mik kaum geminderter Not-
wendigkeik fort. 2a, diesem Innern Zwang folgend,
haben viele Berufe wieder begonnen, auch äutzerlich
ihre Bindung in moderner Form fester zu schließen,
wodurch andere Berufsgruppen und die Volksge-
samtheik nicht geschädigk zu werden brauchen. Denn
die Enkwicklung des Bolkskörpers vollziehk sich, wie
in den nakurwissenschaftlichen Arken, in diesen eln-
zelnen Gruppen. Sie sind die Glieder des Ornanis-
mus, dessen Gesundheit von dem Leben und der
Kraft leiner Teile abhängt. Nur darf keins dieser
Teile dem Lebenszweck des Ganzen widerstreiten.
Eines dieser Glieder im Bolksorganismus Ift die
Berufsgruppe der Kunslerzieher. Nicht grotz, aber
wichkig genug, um volle Deachtung zu verdienen.
Es bedarf nicht der Grötze eines Gliedes, um seinen
Wert für das Ganze zu erweisen. Den Kunstsinn
Liittgjein? Hat nicht der grohe Darwin das Mork
voin «Kampf um das Dasein" geprägt und an vielen
Aeispielen gezeigk, wie im Grunde sich da-> Leben
als ein Kampf aller gegen alle darstellt? War es
nicht der scharfe Denlier Lessing, der in seinen
Schriften mehrfach dnranf hinwies, dasz ein Kampf
der Meinungen nolwendig sei, um die Mahrheik
herauszustellen? lln dec Tat: Kampf ist eine Er-
scheinungsform deS Lebens, des animalischen wie
deS geiskigcn, Anznhlige illndividuen müssen vernich-
ket werden, um andere zu erhalten, und unendlich
viele Gedanlren müssen ins Dunkel versinken, um
neue erslchen zn lassen. Ein ewiges Vergehen und
Neuerstehen, wohin wir auch blicken! Ilnd ferner:
Wird nicht das Llnzclwesen oftmals durch seine Art-
genossen gehemmt? Sagt nicht Tell: „Ein jeder zählt
nur sicher anf sich selbst" und „der Starke ist am
mächtigsken allein"? Sind eS nicht gerade die tüch-
tigsten Kräske, die sich durch die Gemeinschaft mlt
jhren Genossen beengt fühlen, die sich vom gewohn-
ken Brauch entfecnen und eigene Wege suchen?
Die unker sketem Kampf gegen ihre Genossen, denen
ihr Handeln nnverständlich ist, Aleibendes und Gro-
hcs schasfen? Mo isk da die nalurgegebene Einigkeit?
Sie isk dennoch vorhanden und nur unserm mensch-
lich umslorten Auge nicht sogleich erlrennbar. Wer
üas Aakurgeschchen alS koSmisches Leben bekrachtet,
weisz, dajz der A r l bcgriff in ihm gröszeren Wert
hat als der Aegriff des Einzelwesens. Die Nakur
webt und wicd, indem sie Acken sä)afft, die sich
üurch die Gemeinsaiiikeit ihrer Lebensvorgänge er-
halten. (Mlr fassen den enkwicklungsgeschichklichen
Begriff der „Arten" allgemein als nakürllche Grup-
penblldung, ohne einen Ilnkerschied gegen ähnliche
Begriffe wie „Gattung" und „Familie" zu machen.)
Die Arten sind das Bleibende, nicht die Einzel-
wesen. Sie sind das sich Entwickelnde und zur Höchst-
leislung Befähigke. Enkwicklung und Forkschrikt aber
sind nur durch die nakllrliche Auslese innerhalb einer
Ark möglich, nicht innerhalb einer Anhäufung von
heterogenen Einzelwesen. Die tüchkigsken clndivi-
duen jeder Ark sind die Träger der Entwicklung,
sind die Wegbereiter, die Borausflieger, sind die
„Skarken", die „am mächtigste» allein" sind und doch,
obgleich unbewujzt, deS sichern Nückhalls ihrer Art-
genossen bedllrfen. — Eine Schar Zugvögel ziehk zu
unsern Zäupken dahin, kellföimig ordnet sich ihr
Zug, und mit raschem Flügelsä)lag strebt sie einer
gewissen Himmelsgegend zu. Ein Führer fliegt an
der Spitze, eben der BorauSflieger, der zur Zeit
Kühnste, Skärkste und Klllgste. Der Fllhrer kann
wechseln, es gibt ihrer mehrere, gleichtüchtige: aber
jeder gehört zu den Seinen, der gleiche kosmische
Trieb, der seine Gefährten erfüllk, beseelt auch ihn.
Er ist nichks anderes alS sie, deren Gemeinsamkeit
ihn krägt, treibt und hälk. Wehe ihm, wenn Ihm
einfallen sollte, sich von seiner Schar zu trennen,
weil sie ihm zu lässig, zu kräge ist! .Seine Schwin-
gen würden erlahmen, wenn das Gemeinsamkeits-
gefllhl, das alle Gefährken wle mlt kosmifchen Wel-
len durchfluket, ihn nichk mehr mit einscylieszt. So
isk eS auch im Arenschenleben. Die Borausflieger,
fo selbständia sie scheinen, lrönnen des skarken Allck-
halks ihrer Genossen nicht entbehren. Was sie schaf-
fen, mujz schlietzlich Annahme finden und von der
Gesamlheit getragen werden, sonst erlahmen, ob
früher oder spätec, sicherlich ihre Schwingen. — Und
Kampf ist dennoch vorhanden. Er lst nötig zur Er-
halkung der Art, zu lhrem Schutz, der um so wirk-
famer isk, je geschlossener die kämpfende Einheit
oleibt. An den Grenzen der Ark ist dieser Kampf
immer in Bereitfchaft, er ist ja eine Form des
Lebens, das um so kräfliger an die Ufer brandet,
je mehr es pulsiert. tznnerhalb der Art aber mag
dieser Pulsschlag den „Streit der Meinungen" her-
vorbringen, der die Wahrheit einer Sache an das
Licht stellen soll, der aber das Leben des Ganzen
nicht gefährdet, sondern fördert, solange die gemein-
same Lebensgrundlage nichk geschädigt wird. Darum,
die ihr ein gemeinsames Ziel habt, eine gleicharkige
Lebensaufgabe euer eigen nennt, ihr, die das Schick-
sal verbunden hat, ihr Arkgenossen, lernt von der
Aakur, seid einig!
Gemeinsame Lebensaufgaben und somit gleich-
artige Lebensfllhrung haben in der menschlichen Ge-
sellschafk so etwas hervorgebracht, was man wohl
mit den nakurwissenschaftlichen Arken vergleichen
kann. Glelche Zielstrebiglreit und gleiche Lebens-
bedingungen schaffen dort wie hier fest umgrenzte
Gruppen, die innerhalb des Gesamkorganismus ihr
eigenes Leben führen. Dlese Berufsgruppen, oder
wie man sie immer nennen möge, sind wie die natur-
wissenschastlichen Arten gewissermatzen eine eiserne
Notwendigkeit, sie bieten ihren Angehörigen Äück-
halt und Schutz und damik die Möglichlreit der Ent-
altung und des Fortschrikts. tzm Mittelalter waren
ie in „Zllnfken" und „Skänden" fest zusammenge-
chlossen und gewährlelsteten ein starnes Schuh- und
Erziehungsmiktel. Wenn wir noch heute gediegene
Zandwerlrserzeugnisse des Milkelalters bewundern,
so wollen wlr nicht vergessen, datz diese Höchstleiftun-
gen nur durch die strenge Schule der Zunft, welche
die alten Handwerksregeln treu bewahrte, möglich
wurden. Biele Verufe waren ohne diesen festen Zu-
sammenschlusz gar nicht zu bekreiben. Die Kaufleute,
die ihre Warenzüge durch ein starkes Geleit berit-
kener Knechke, ihre Schiffe durch Gewappnete schüh-
ken, die in fernen Ländern Faktoreien anlegken,
Handelsbeziehungen knüpften und Handelsstratzen
erschlossen, konnten nur durch gemelnsames Wirken
ihren Lebensberuf erfüllen. Sie schadeten durch
ihren Zusammenschlutz niemand, nutzten aber nicht
nur sich selbst, sondern in hervorragendem Maße
auch der Gesamkyeik ihres Volkes. Heuke sind dlese
Berufsverbindungen äußerlich locker geworden, be-
skehen aber innerlich mik kaum geminderter Not-
wendigkeik fort. 2a, diesem Innern Zwang folgend,
haben viele Berufe wieder begonnen, auch äutzerlich
ihre Bindung in moderner Form fester zu schließen,
wodurch andere Berufsgruppen und die Volksge-
samtheik nicht geschädigk zu werden brauchen. Denn
die Enkwicklung des Bolkskörpers vollziehk sich, wie
in den nakurwissenschaftlichen Arken, in diesen eln-
zelnen Gruppen. Sie sind die Glieder des Ornanis-
mus, dessen Gesundheit von dem Leben und der
Kraft leiner Teile abhängt. Nur darf keins dieser
Teile dem Lebenszweck des Ganzen widerstreiten.
Eines dieser Glieder im Bolksorganismus Ift die
Berufsgruppe der Kunslerzieher. Nicht grotz, aber
wichkig genug, um volle Deachtung zu verdienen.
Es bedarf nicht der Grötze eines Gliedes, um seinen
Wert für das Ganze zu erweisen. Den Kunstsinn