besseren Diensl erweisen und Ihr nichl besier Achlung
verschnsfen alS dadurch, dasz wir unermlldlich an unS
selbsl weilerarbeiten und uns voranbringen.
Zunächst also ist lehrplanmäszig die Kunskbetrach-
lung mik dem Zeichenunkerricht verbunden. Und das
mutz sie bis zu einem gewissen Grade auch bleiben.
Denn: waS jetzt osfiziell in den Lehrplan geschrleben
wurde, war wohl vielen Zeichenlehrern schon seit
3ahr und Tag eine Selbskverständlichlreit, oah näm-
lich aus der Äigenart deS Zeichenunterrichks sich
organisch die Forderung erhob, Kunst anzusehen,
zu bekrachlcn und zu erfllhlen, Verständnis zu wecken
sllr die darnuS erwachsenden Zusammenhänge, Ur-
sacben und Wirkungen.
In dem besonderen Lehrplan für dle Frankfurter
höheren Schulen haben wir eine Uebersicht über die
vielen in Bekrachk kommenden Gebieke gegeben und
dem Kunsterzieher zur Auswahl gestellt. Es handelt
sich hierbei darum, der Aufnahmefähigkeit und dem
sinkeressenkreis, der verschiedenen Alkersstufen ent-
sprechend, einfache und reichere Formen der Bau-
kunsk, des StädlebauS, des öandwerks, der Malerei
und Plastik unseren Schülern nahe zu bringen. Wir
gehen hier und da mit unseren Klasfen In wertvolle
und charakleriskische Teile der Heimakstadk zur dar-
skellenden Arbeit, wir studieren mlk ihnen Heimak-
museen, Bölkermuseen und Galerien, wir mache»
auch vielleichk mit ihnen Wanderfahrken in künsi-
lerisck ergiebige Siedlungen der Umgebung, wir
zeigen ihnen In Lichlbild und Neprodukkion Werke
der bildenden Kunst und finden überall eine Fülle
von Berbindungen zu g'eschichtlichen und literarischen
Erelgnissen und Beziehungen zum Kunstschaffen der
Gegenwark und auch zu ihrem eigenen, wenn auch
sehr pcimitiven Geslalten.
An manchen Schulen beskchen daneben bereits
selbsländige k u n st b e t r a 6) k e n d e Arbeiks-
g e m e i n s ch a f k e n, wie sie von der Schulreform
allgemein vorgesehen sind. AuS einer solchen, von
mir seik 3ahren geleikeken Gemeinschaft, von
ihrem Arbeiksgang und ihren Plänen und Erfahrun-
gen will ich 2hnen einiges berichken. llch denke, dasz
in diesem grösieren'Nahmen auch manches von dem
mikerscheink, waS fllr die Kunslbekrachtung innerhalb
des Zeichenunkerrichts in Frage stehk.
Wir sprechen mit Aeberlegung und Absichk von
Kunst b e k r a ch k u n g und wollen damit zu erkennen
geben, datz uns nicht das historische Moment-In vor-
derster Linie skehk, sondern dasz wir vor allem be-
mllhk sind, zum Lebenskern der Kunst vor-
zudringen. Wir wollen ihre Herkunfk, ihren Sinn
und ihre Schönhelk begreifen und die unabsehbar
mannigfachen Möglichkeiken ihrer Form. So isk
Kunsibekrachkung vor allem eine Beschäftigung mik
den formalen Problemen. Dahei brauchk
kaum gefagk zu werden, dasi nicht auch dle geschichk-
lichen Dinge eine Nolle zu spielen häkken. Sie wer-
den sogar ab und zu von grosier Bedeukung sein
müssen: nichk aber Lürfen sie zum Ausgangspunkt
und Miklelpunkt der Ärbeit werden, wenn anders
nichk die Gefahr enkstehen foll, dasz wir ln eine reln
verstandes- und gedächknismäsiige Melhode geraten,
in eben die Methode, die die Elnseltigkeit der Er-
ziehnngSwesen verursachk hak. —
Kunst ist nichks fllr sich. Sie gehört zum Men-
schen, sie wird erst durch ihn. Damit haben wir
zu heginnen. Kunsk Ist elne der grok-
artigsten Offendarungendes mensch-
lichen Ceistes. Eine ihrer tiefsien Ursachen
hat sie in der Zweikeilung des Menschen,
will heiszen: in der Zerspaltung des Menfchen
in Körper und Geist, in Sinne und Seele, in
seinem schicksalhafken Gestellksein zwischen Him-
mel und Erde, zwischen Bergänglichkeit und
Ewigkeit. Da Ist das Leben des erwachken Men-
schen Kampf, der zum Einklang der gegensäh-
lichen Pole führen soll und zur inneren Ueberwin-
dung der Geteiltheit. Zwischen materiellen und
geiskigen Notwendigkeiken ist der Mensch gebannt,
er ist Tier und Gott zugleich, beidem dienen müs-
send. Er arbeiket im Schweihe seines Angesichkes
um sein kägliches Brot und muh zugleich denken
und ekhisch wollen. Er mujz wisien: und forscht den
Aätseln der Nakur und deS Ledens nach. Er muh
Grund und Halt haben fllr seine Seele: und er
schaut zu den Skernen auf, er ahnk Gokt und er-
richret Ihm Tempel und Alkäre. Er musz ausspre-
chen sein Fllhlen, er mujz Lüste schaffen für sein
Ohr und Auge: und er beginnt zu musizieren, zu
dichken und zu malen. Er mujz auch die Nokwen-
digkeiten seines DaseinS in edle Formen bringen:
und er erschaffk eine Baukunst und ein Kunst-
gewerbe.
Rellgion ist die Sestalkung des Gotterlebnisses.
Kunst ist der ewlge Weg zu Schönheik und men-
schenmöglicher Bollendung. 2n der Kunsi versuchk
der Mensch, den Nest irdischer Unvollkommenheit
auf ein kleinstes Masz zu verringern. Die Tat der
Kunst zeigt die Berwandkschafk des Menschen mlt
Gokt, weil sie Leben erschafst aus dem Geist.
Kunst Ist die selbstmächkige Erschasfung einer In sich
geschlossenen geiskigen Welt. Kunst und Neligion
bringen den Menschen in Beziehung zum hrratio-
nalen, zum Ucbersinnlichen. Die Kunst stellt den
Bersuch dar, die Wirrnis der Erschelnungen zu ord-
nen, zu formen auf ästhekische Weise. Das Kunst-
werk befriedigt das Berlangen der Augen- und
Ohrensinne und dringk durch sie zur Seele vor. Der
Mensch will das Schöne auf alle Weisen und unker
allen Ümständen. 3n der Kunst geskalket er sich die
Welt im Slnne leines Schönheiksideals. ES lebk Im
kunskbegabken Menschen der Prieb und Drang,
Leben schön zu gestalken, gestaltend zu leben, kämp-
send um den Durchbruch zum Schönen tich Im rein-
sten und gröhken Sinne Mensch zu fühsen. Es lcbk
in allen übrigen Menschen der Drang und Trleb,
im Kunstwerk säzön gestalkek zu finden, waS un-
gestalkek In Ihnen ruhen must, ausgesprochen zu
sehen und zu hören, was auSzusprechen in solcher
Form lhnen versagk isk.
Wir sprechen vom SchönheitSideal. ES
enkhält den kühnsten und fernsten Traum des Men-
schen. Es ist elne umfassende Borskellung der Schön-
heik: so und nichk anders mus; sie sein. Es ist eln
grohes, leuchkendes, lockendes Ziel: Bision
eines ganzen Bolkes. Aber im Gang der
Zeik wechselt diese Bision. DaS Leben der Mensch-
heik beschrcibk In seinem Hin und Her und Auf und
Ab eine Wellenkurve. lln dieser Bewegung lründet