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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

DOI Heft:
Heft 5 (Mai 1927)
DOI Artikel:
Sommer, P. K.: Deutscher Bund für Kunsterziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0132

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miser Verbcind erleble. Dnsz ivir dcifür mit anderen
Oberschiillehrern gleich gestelll miirden, ist der Lohn
und Fachberaker über sie und Akadeniieprofessoren
zu Revisoren und Aestrebungen, Studienratsver-
bände zu gründen. 2a, mnn liann diese Absonderun-
gen schier verstehen: denn die „Neuuntersuchten"
sind tatlächlich nicht niehr die Unsrigen, sie sind an-
derS „avgesteuipell", und ünniik natllrlich besler, tllch-
tiger, höher skehend — — —!!! Warum hal man
dort nicht schars zugegriffen in der straffen Or-
ganisation??? 2eder nitiszke geskempelt werden,
der n u r d e n'G e d a n lr e n laut werden ließ, die
Aufrllckung anders als nach dem Dienstalter zu be-
wirlien. 2ede andre Lösung mußke das traurige
Bild zeiligen, das wir nun sehen. 2edem häkle mit
zwangsweiser schimpflicher A u s "s chlie- szung
aus dem Nerband gedroht werden mllssen, der
nach AuSwahl und Neuabstempelung eine Auf-
riickung guk hiejz. Sie allein fielen der
neuzeiklich eingeskellten Zeichenlehrerschafk in den
Arm, nicht die, die besonnen sich zusammen-
lun, weikeres Anheil zu verhüten und unseren
Stand und unser Fach vor dem Niedergange
zu bewahren, voc der Enlartung zu schllhen,
die die neue Zeit leider auf fast allen Gebieten
zeigk. Da heiszt es, sich nlchk durch begeisterke Phra-
sen mitreiszen zu lassen, sondern den Kopf klar hal-
ten. Das solllen Sie, tzerr Kollege Stiehler freudig
begrlljzen: denn es ist die „neuzeillich eingestellte
Zeichenlehrerschaft", zu der Sie auch gehören. Nichk
verrostet und neuzeitlich steht sich gegenllber, sondern
neuzeitlich und enkarket. Also ein lrleiner 2rrkum.

„Skuüienrat" und X. Stufe mujzte alS Glorie der
Gesamtheik erslrahleu, skolz mujzlen wir sein auf un-
sern jungen NachwuchS. So bei den Philologen.
Bei uns sind Klüfle geschaffen, unüberbrückbar. Drei
selbständige Gruppenü! üoffen ivir, dajz diese wenig-
stens freundlich zueinander skehen und sich nicht gar
belrämpfen. Die Gefahr ist crreicht. Das war aber
nichk üas Zicl unserer jahrzehntelangen Kämpfe.
Dort hal die Straffheit versagt.

Die Zeichenlehrer Preuszens und der Staaten, die
daS preußische System angenommen, erleben das,
was die NolkSschullehrer in harten Kämpfen hinter
sich haben.

2ch denlre an die Zeiten der Geistlichen alS Schul-
inspektoren, der Lehrerverbände, Nelrkorenverbände,
Seminarlehrerverbände.

Was versteht ein Kunstschulprofessor im allge-
meinen von den Belängen eines Kindes.

Das Kind dem Fachmann, also dem Schulmeister,
hier dem Künstlerschulmeisker, und den Studierenden
dem Hochschulprofessor.

Die missensäzaftlichen Siküdienräke wiirden die
Aufsicht durch Hochschulprofessoren mit Rechk sicher
bekämpfen: denn diese haben ganz anderes Material
zu bearbeiken wie jene.

Aber ich glaube, das Anfreunden mik üiesen Krei-
sen ist mehr ein Nerzweiflungsakk. Man suchke die
Gunsk und Liebe dieser ^Künskler vielleicht in der
slillen Hoffnung, durch sie die verdienke Änerken-
nung zu erreichen. Zaben aber die Volksschullehrer
durch die geistliche Schulaufsicht auch nur irgendein
Tüpselchen errelchk? Nein. Erst mit dem Tage be-
gann der Aufstieg, als sie sich srei machten von der
Aufsicht derer, die einen Skand fllr sich bildeten.

2ch bitte Herrn Kollegen Stiehler, mich nicht falsch
zu verstehen, wenn ich sage, dasz ich mich nicht ent-
sinne, dah er diese, unsern Stand nicht in gemein-
samem Ziehen an einer Karre fördernden Eigen-
brödler in „Kunst und siugend" ebenso als „Fa-
milienvaker" zurechl gewiesen hat, wie uns, die wir
gerade alle Kraft einsehen wollen, um unser Fach
zu heben, im Gegensatz zu üenen, die uns in Gefahr
bringe», uns lächerlich zu machen und statt auf dem
Wege aufwärks, nach abwärts streben.

Wer will uns tadeln, wenn wir sagen: „Der
deukschen siugend tut andres mehr not, als dichten,
komponieren, Kunstwerke schaffen, tanzen und der-
gleichen." Der bekannte Graphiker Kubin sagt:
„Wir gehen der Nernegerung entgegen, wenn wir
so weitermachen." Ansichtssache — aber freie Mei-
nung troh straffer Organisakion.

Nicht alles Neue ist zu preisen, ganz bestimmt aber
nicht auf dem Gebiet der Kunsterziehung. Wir leben
hierin >n einer Zeit des Garens, und allgemeine
Grundsähe werden so und so ausgelegk. Wenn sich
nun Kollegen zusammentun wollen, um das Werk-
volle vom Unbrauchbaren, das Erreichbare von der
Utopie klar herauszuheben, so sollte das nicht
getadelt, sondern freudig begrüht werden: denn es
gilt, unsere Früchte vor dem Nerderben zu schühen.
Es wäre ungerecht, zu behaupten, dasz diese Arbeiks-
gemeinschafk sich einbilde, unfehlbar zu sein. Wir
brauchen aber mutige Bekenner, die nicht daheim
seufzen und sonft freundlich lächelnd zustimmen und
niitmachen. Das klärk nicht. Es liefert uns aber
Einzelpersonen aus.

Gesinnungszwang darf eine Organisation nich!
ausüben. Fanakiker sachlich überzeugen? Ein Un-
ding. Wozu auch? Wünschen wir nirgend im Leben
Abichaffung der Gegensätze. Sie sind das Leben.
Daher aber auch jede Gcmeinschaft eine Notgemein-
schaft.

Soweit ich die Arbeit unseres hochgeschätzten
Zerrn Stiehler kenne, bewegt sie siä) in denselben
Bahnen wie unsere Arbeitsgemeinschaft. Er sollte
beitreken als Gesinnungsgenosse und sich nicht an
einzelnen Worten stoßen, denn der Aufruf betonk
ausdrücklich, daß die Arbeitsgemeinschaft kein
neuer Berein sein soll. Zersplitkerung wäre ein
Berbrechen. Der „Familiengeist", das gemeinsame
Banner muß erhalten bleiben. Das aber soll und
musz jedem unbenommen bleiben sich innerhalb (?) der
Organisation zusammen zu tun zur Pflege üerselben
Zdeale.

Wollen Sie es als gesunden Zustand bezeichnen,
wenn man z. B. von einer „Berliner" Richkung
spricht, wenn die Kollegen, die andere Hochschulen
besuchken, ratlos dastehen. Da heijzt es doch, selbst
nachdenken, selbst Ausschau zu halten, selbsk zu prü-
fen, zu sondieren usw.

Gesunde Berhältnisse nenne ichs, wenn die Vade-
uer Kollegen durchsetzken, datz ins Miniskerium kein
Oberlehrer, sondern ein Fachmann kam.

Sie sagen selbst, datz wir nichts Neues bringen.
Eine bessere Empsehlung kann der Arbeitsgemein-
schaft nicht gemacht werden. Also das guke Alke
schühen vor Schädigung, das gute Neue in eine
Form bringen, wie es unserer siugend zum Segen
gereicht, das wollen wir und das wollen und woll-
ten auch Sie zu jeder Zeit.
 
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