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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

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Heft 9 (September 1927)
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Kolb, Gustav: Einige Worten zu den Vorträgen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0231

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Thsvvora tzvck: »-sr'kwoao. rrrig.-Uir. 11,SxÄj,S cm>

Aus Sottsried Gras: Dsr neue Holzschnilt u»d das
Probleiu der kiiiistlertschen Sestaltuug

Ls ist liein Geheimnis: Manche wissenschaftllchen
Lehrer und auch nicht wenige Schulleiter, oie für
den Zeichenunterricht „etwas übrig haben", aner-
lrennen ihn nur insofern, als er dem wissenschask-
lichen Unkerricht Hilfsdienste leistet. Das trifft
namenkllch bei den Aakurwislenschaftlern zu, dle
unser Fach von diesein Gesichkspunlrt aus häuflg
aufrichkig schäben, manchmal auch bei den Vertretern
des Deutsch- und Geschichksunterrichts.

Melleichk gibk eS auch In unseren Reihen nichk
wenige, die „ängstlich darauf bedachk sind, dasz nur
ja der Kunstunterrichk den Änschlub an die wissen-
schafklichen Fächer gervinnk". Deshalb legt man oft
so grojzen Werk auf die sogen. „Querverbin-
dungen", die immer die Gefahr in sich bergen,
den Schwerpunlrt unserer Arbeit nach der anderen
Seike zu schieben. Die Mahnung voc diesen „Quer-
verbindungen" ist also wohlberechtigt. Damit soll
lreinesrvegS belrämpft werden, dah man ab und zu
Fühluna mlt den wissenschaftlichen Fächern sucht,
also z. Ä. einen Stoff, der den Schlllern im Deukfch-
unterrichk zum Erlebnis wurde, bildhaft gestalten lätzt.
Wlr müssen dann nur Sorge tragen, dag die bildhafte
Gestaltung auch rvirlrlich eine seibständige Gestaltung
mit den lrünstlerischen Mikkeln, nicht nur eine flache
Zllustration wlrd. Von diesem Gesichkspunkt aus bin
ich selbst schon für gelegenkliche „Ouerverblndun-
gen" eingetrete». Sie mögen dann wohl ein Aand
sein, das nnser Arbeltsgebiet mlk denr Leben der
Schule vnd der Schüler enger verblndet.

Goldene Worke sprach sodnnn Prof. Dr. Litt >n
diesem Zusammenhang riber die Gefahr der geschicht-
lichen und lrulkurliundlichen Lluswertung der Kunst-
werlre, Worke, die wir uns nicht genug zu Herzen
»ehmen lrönnen.

Gewisz: unser ganzes Aemiihen »ilch darauf ge-
richket sein, den Schülern den in..s sch,,g eschlos -
s en e n u n d ze i tl o s e n E i g e n w e r t der Werlre
der Kunst zu erschlietzen, sie also die Kunstwerlre aus
dem Wesen der Geskalkung erfassen und erleben zu
lassen. „Diese Aufgabe bleibt auch Im Rahmen der
jugendllchen Ausdrucksmöglichkeiken." Wle wahr ist

das! Solche Dinge kann man nicht nachdrücklich
genug und nicht oft genug sagen. Denn es fehlen
auch bei uns immer noch nicht die Bemühungen, die
Kunstbekrachtung zu einem von den Aebungen im
Geskalten losgelösten kunstgeschichtlichen Unterricht
werden zu lassen.

Auch die Ausführungen über die IZrrgänge der
Prüfungsbestimmungen finden unseren vol-
len Beifall. Sie zeugen von tiefem Verskändnis für
unsere Aufgabe. Dle Vollstopfung der Bildungs-
gänge der Kunstlehrer mit Wissenschafk betrachketen
wir von jeher als eine ungeheure Gefahr und wir
erhoben auch, als es noch Zeik war, unsere warnende
Stimme. Leider nicht mlt einem vollen Erfolg. Es
ist heule die Vorbildung unseres Nachwuchses in
Preusten und noch mehr in Sachsen mit einem un-
gebührlichen Ballast an Wissenschaft belastet, der es,
wie ich fürchte, verhinüert, dast Menschen in dieses
Lehramt kommen, die ln sich geschlosfene, mit ihrem
ganzen Sein und Tun im künstlerischen Geskalken
wurzelnde Pecsönlichkeiten sind. Hätte doch Prof.
Dr. Litt, der an einer Skelle steht, von der aus man
ihn nicht überhören kann, damals, ehe diese Prü-
fungsordnungen kamen, seine warnende Stimme er-
hoben! Oder hat er es getan und wurde überhörk?

Freilich glauben wir nichk, wie er, die Vollstopfung
der Bildungsgänge üer Kunstlehrer mik Wislenschaft
wäre unker dem Gesichtspunkt der harmonischen Bil-
dung gefchehen. Wahrscheinlich wollte man der prak-
tischen Verwendungsmögllchkeit dieser Lehrer im
Schuldlenst eine breitere Grundlage geben. Oder
wirkke wohl auch das in den herrschenden Kreifen
unserer höheren Schulen weitverbreiteke Vorurteil
mlt, prakkische Kunstbildung sei an sich der wifsen-
schafklichen Äildung der anüeren Lehrer nicht eben-
bürkig? Vielleicht befürchketen auch die bei der Fest-
legung der Prüfungsordnung mitwlrkenden Zeichen-
lehrer, unker dem Einfluh dieses Vorurkeils, es
könnte ihr Sondergebiek innerhalb der höheren
Schule doch nicht die Grundlage zür vollen Gleich-
berechtigung des Faches und Standes geben. Aus
 
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