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i» d!e der akustischen verlegt sind. Mer sich nicht
mit dem billigen Hinweis begntigk, dcijz hier ledig-
lich eine, sngen wir illnskrierende Zuordnung vor-
genommen ist, der wird ohne weiteres in ein Gebiek
gedrängk, dciS einen wesenklichen Bestcindteil der
„Fcirbe-Ton-Forschung" nusmachk. Erweikerk man
nun die reine» Helliglieitswerke noch um eine Farbe,
ekwa „dnnlielbrauner Alt" oder „hellblauer" oder
„sllberheller Soprnn", so wird flir jeden Unvorein-
genoinmenen und Fein-Empfindenden mit dleser
Äussage ein Scikklgnngsgrad der Kennzeichnung er-
reicht, wie er skärlier und vor allem eindringlich-
kürzer nicht gedacht werden kann. Diese Beisplele
lietzen sich endlos vermehren.
Wir kommen somit ohne weiteres zu der Tat-
sache, datz wir es bei der Farbe nicht nur mik einem
opkischen Merk, bei dem Ton nichk nur mit einem
akustischen zu kun haben. Beide Elemente unserer
Mahrnehinungswelt vermvgen vielmehr — über den
Kreis ihrer eigentlichen Domäne hinaus — Träger
und Milkler von Sklmmungswerken In wechselseiti-
ger Veziehung zu werden. —-
Angeregk durch ein merkwürdiges Erlebnis, das
ich vor mehreren slahren hakke (inüem ich auf einer
Aeise daS Schnarchen meines Zimmernachbarn plötz-
l>ch „sah". und zwar so deutlich, datz ich es nraphisch
fixieren konnte), nehme ich nunmehr alljährlich in
allen Klassen Äersuche vor, musikalische und alle
andern nur denkbaren akustischen Neize malerisch
darskellen zu lassen. Am dem wahrscheinlichen Ein-
wnnd, dntz die wenigen Zeichenstunden fkir derlei
Experimenke nichk da wären, hier von vornherein zu
begegnen, sei nur darauf hingewiesen, dah einmal
für üie Wissenschafk unter Umskänden höchst wich-
kiges Material geliefert werden kann, zum andern,
datz für den Schüler ein in jeder Veziehung reiche-
rer Gewinn dabei herausspringk, als es auf den
crsken Blick scheinen könnte. — AlS llnlerrichks-
beispiele seien folgsnde Aufgaben, die ich bereits
mik gukem Erfolg skellke, angeführk: ekwa dle Dar-
slellung eines Glockenkons, als Gegensatz dazu
Wngengerassel- oder: ein Donnerschlag und Brunnen-
geriesel, oüer WindeSsausen und das klirrende Ge-
räusch eines herunlerfnllenden Tellers usf. Die Dar-
skellung solcher Gegensätze halte ich vorersk fllr rak-
sam, da der Schüler auf diese Weise leichker einen
Matzstab fttr seine Lösungen gewinnk und durch Ber-
gleich beobachken kann, wie weik sie ihm geglückt
sind. Zu beachlen ist auch der Umskand bel diesen
Aufgaben — das geht neben der farblichen die for-
male Seike an —, datz es sich !n allen Fällen ekn-
mal um ein forllaufendes und das andere Mal um
eln einmaliges Geräusch handelt. Der Schüler wird
demnach in dem einen Fall zu einer mehr oder
weniger zenlralen Anlage geführt, im andern zu
einem beweglen Ausschnikk aus elnem grötzeren
Ganzen. Merkvolle Anknüpfungspunkke zu benach-
barken Gebieten, reiner Bildvekrachkung oder solcher
der Archlkekkur, sind in reichem Matze gegeben.
Nnn skehk der Schüler allerdings anfangs Auf-
gaben dieser Ark spröde gegenüber-uno wersichert
meistens, datz inan „so ekwas" nicht malen oder zeich-
nen könne. Hier liegk aber nach meiner Erfahrung
lediglich ein gcwisser Mangel an Zukrauen zu sich
selbst vori vielleicht auch eine feine Scham, wenn
ich es so nenncn darf, weil dicse Arbeiken Bekennt-
nisse persönlichsken Erlebens sind. Da hak mlr nach-
stehende Borübung immer guke Dienske geleistet. llch
lasse die Schüler die Augen schlietzen und einen
leichken Druck darauf austtben. Älsbald wird jener
phantastische Aeigen üer vielfälkigsten Farben- und
Formenspiele heraufbeschworen, wie wir ihn ähnlich
unker Einwirkung ekner starken Lichkguelle bei ge-
schlossenen Augen erleben. Was der Schüler solcher-
art siehk, das hat er zeichnerisch feskzuhalten. Man
wird überrascht vor einer Fülle ungeahnker Farb-
klänge und Formenverbindungen skeyen. Der Schü-
ler wird selber staunend gewahr, datz es autzer den
Erscheinungen der erfahrungsbekannten Welt noch
andere giok, deren Eigenartigkeit oder Schönheit
ihm bislang verschlossen war. Ferner ist das Ge-
schick, an das hier appelliert wird, nämlich aus dem
stetigen Flutz dieser Bilder einen Eindruck heraus-
zugreifen und ihn aufs Papier zu bannen, gleichfalls
und wohl in erhöhkem Matze erforderlich, um auch
dle oben genannten Aufgaben zu bewälkigen. Sind
erst einige dieser Bersuche gemachk, so kann man
der lebhaftesten Anteilnahme bei späteren Aufgaben
gewitz sein. Ein besonderer Mert solchen Schaffens
liegk schlietzlich und nicht zuleht auch noch darin, datz
mancher Schüler, der bei „nakuraliskischen" Aufgaben
mehr oder weniger versagt, hier piöhlich erskaunliche
Fähigkeiten entwickelt und einen inneren Reichkum
offenvart, der auf andere Weise kaum in diesem
Matze zukage getrelen und einer Wertung zugäng-
lich geworden wäre.
Man braucht nun nicht zu befürchten, datz „ver-
pflichkungslose Schmierereien", wie ein Kollege ge-
wisse Machwerke bei ähnlicher Gelegenheik in die-
sem Vlakke sehr treffend kennzeichnete, dabei her-
auäkommen. Ällerdings wird es üabei in erster
Linie auf den Lehrer ankommen, ob er ein Gesühl
für „echt" und „unechk" besihk. „Älchklg" oder „ver-
kehrt" können diese Bläkker seibskredend am allsr-
wenigsten sein. Die hier in Frage kommenden Matz-
stäbe iiegen auf einer anderen Ebene.
Für den Schüler, der auf diese Weise zum Erleben
der Farbe und Form einerseiks und der Welt der
Töne andererseiks geführt wird, für den hört die
Farbe auf, ein blotzer, der Haut der Dinge anhafken-
der Oberflächenwert zu sein, was in entsprechen-
der Weise vom Ton auch giik. Beide werden llber
diesen äutzerllchen Wert zum Mitkler und Träger
von Gefühls- und Erlebnisinhalken erhoben und mit
der Zeit einen wesentllch verkiefken Äestandkeil sei-
nes sinnenlebens llberhaupt ausmachen. Er lernt
Charakker und Gesicht diejer Elemente kennen und
auswerken.
. Ein wie feines Gefühl in dem jungen, unverbil-
deken Menschen fllr diese Dinge kroh aller Breit-
spurlgkeik des Znkellekks noch beskehk, bewles mir
auch folgender, an ekwa 300 Schüiern vorgenom-
mener Bersuch. Bon allen lietz ich In gleicher Grötze
ein spihwinkliges Dreieck, einen Kreis und ein Qua-
drak zeichnen. Die Aufgabe bestand nun darin, die
Farben Älau, Gelb und Aok jewells in d i e Fläche
einzukragen, die nach der persönlichen Meinung am
besken mit der Farbe eine Einheit eingehen wllrde.
Meine eigene, übrigens nicht den geringsten Zwei-
fel zulasfende Einordnung, die Ich nalürlich für mich
behielt, wurde von der überwiegenden Mehrzahl
beskäkigk: die gelbe Farbe in das Dreieck, die biaue
in den Kreis und die rote in das Quadrat. 3m 1. Fall
wurde die grötzte Sicherheit enlwickelt: höchstens 2
i» d!e der akustischen verlegt sind. Mer sich nicht
mit dem billigen Hinweis begntigk, dcijz hier ledig-
lich eine, sngen wir illnskrierende Zuordnung vor-
genommen ist, der wird ohne weiteres in ein Gebiek
gedrängk, dciS einen wesenklichen Bestcindteil der
„Fcirbe-Ton-Forschung" nusmachk. Erweikerk man
nun die reine» Helliglieitswerke noch um eine Farbe,
ekwa „dnnlielbrauner Alt" oder „hellblauer" oder
„sllberheller Soprnn", so wird flir jeden Unvorein-
genoinmenen und Fein-Empfindenden mit dleser
Äussage ein Scikklgnngsgrad der Kennzeichnung er-
reicht, wie er skärlier und vor allem eindringlich-
kürzer nicht gedacht werden kann. Diese Beisplele
lietzen sich endlos vermehren.
Wir kommen somit ohne weiteres zu der Tat-
sache, datz wir es bei der Farbe nicht nur mik einem
opkischen Merk, bei dem Ton nichk nur mit einem
akustischen zu kun haben. Beide Elemente unserer
Mahrnehinungswelt vermvgen vielmehr — über den
Kreis ihrer eigentlichen Domäne hinaus — Träger
und Milkler von Sklmmungswerken In wechselseiti-
ger Veziehung zu werden. —-
Angeregk durch ein merkwürdiges Erlebnis, das
ich vor mehreren slahren hakke (inüem ich auf einer
Aeise daS Schnarchen meines Zimmernachbarn plötz-
l>ch „sah". und zwar so deutlich, datz ich es nraphisch
fixieren konnte), nehme ich nunmehr alljährlich in
allen Klassen Äersuche vor, musikalische und alle
andern nur denkbaren akustischen Neize malerisch
darskellen zu lassen. Am dem wahrscheinlichen Ein-
wnnd, dntz die wenigen Zeichenstunden fkir derlei
Experimenke nichk da wären, hier von vornherein zu
begegnen, sei nur darauf hingewiesen, dah einmal
für üie Wissenschafk unter Umskänden höchst wich-
kiges Material geliefert werden kann, zum andern,
datz für den Schüler ein in jeder Veziehung reiche-
rer Gewinn dabei herausspringk, als es auf den
crsken Blick scheinen könnte. — AlS llnlerrichks-
beispiele seien folgsnde Aufgaben, die ich bereits
mik gukem Erfolg skellke, angeführk: ekwa dle Dar-
slellung eines Glockenkons, als Gegensatz dazu
Wngengerassel- oder: ein Donnerschlag und Brunnen-
geriesel, oüer WindeSsausen und das klirrende Ge-
räusch eines herunlerfnllenden Tellers usf. Die Dar-
skellung solcher Gegensätze halte ich vorersk fllr rak-
sam, da der Schüler auf diese Weise leichker einen
Matzstab fttr seine Lösungen gewinnk und durch Ber-
gleich beobachken kann, wie weik sie ihm geglückt
sind. Zu beachlen ist auch der Umskand bel diesen
Aufgaben — das geht neben der farblichen die for-
male Seike an —, datz es sich !n allen Fällen ekn-
mal um ein forllaufendes und das andere Mal um
eln einmaliges Geräusch handelt. Der Schüler wird
demnach in dem einen Fall zu einer mehr oder
weniger zenlralen Anlage geführt, im andern zu
einem beweglen Ausschnikk aus elnem grötzeren
Ganzen. Merkvolle Anknüpfungspunkke zu benach-
barken Gebieten, reiner Bildvekrachkung oder solcher
der Archlkekkur, sind in reichem Matze gegeben.
Nnn skehk der Schüler allerdings anfangs Auf-
gaben dieser Ark spröde gegenüber-uno wersichert
meistens, datz inan „so ekwas" nicht malen oder zeich-
nen könne. Hier liegk aber nach meiner Erfahrung
lediglich ein gcwisser Mangel an Zukrauen zu sich
selbst vori vielleicht auch eine feine Scham, wenn
ich es so nenncn darf, weil dicse Arbeiken Bekennt-
nisse persönlichsken Erlebens sind. Da hak mlr nach-
stehende Borübung immer guke Dienske geleistet. llch
lasse die Schüler die Augen schlietzen und einen
leichken Druck darauf austtben. Älsbald wird jener
phantastische Aeigen üer vielfälkigsten Farben- und
Formenspiele heraufbeschworen, wie wir ihn ähnlich
unker Einwirkung ekner starken Lichkguelle bei ge-
schlossenen Augen erleben. Was der Schüler solcher-
art siehk, das hat er zeichnerisch feskzuhalten. Man
wird überrascht vor einer Fülle ungeahnker Farb-
klänge und Formenverbindungen skeyen. Der Schü-
ler wird selber staunend gewahr, datz es autzer den
Erscheinungen der erfahrungsbekannten Welt noch
andere giok, deren Eigenartigkeit oder Schönheit
ihm bislang verschlossen war. Ferner ist das Ge-
schick, an das hier appelliert wird, nämlich aus dem
stetigen Flutz dieser Bilder einen Eindruck heraus-
zugreifen und ihn aufs Papier zu bannen, gleichfalls
und wohl in erhöhkem Matze erforderlich, um auch
dle oben genannten Aufgaben zu bewälkigen. Sind
erst einige dieser Bersuche gemachk, so kann man
der lebhaftesten Anteilnahme bei späteren Aufgaben
gewitz sein. Ein besonderer Mert solchen Schaffens
liegk schlietzlich und nicht zuleht auch noch darin, datz
mancher Schüler, der bei „nakuraliskischen" Aufgaben
mehr oder weniger versagt, hier piöhlich erskaunliche
Fähigkeiten entwickelt und einen inneren Reichkum
offenvart, der auf andere Weise kaum in diesem
Matze zukage getrelen und einer Wertung zugäng-
lich geworden wäre.
Man braucht nun nicht zu befürchten, datz „ver-
pflichkungslose Schmierereien", wie ein Kollege ge-
wisse Machwerke bei ähnlicher Gelegenheik in die-
sem Vlakke sehr treffend kennzeichnete, dabei her-
auäkommen. Ällerdings wird es üabei in erster
Linie auf den Lehrer ankommen, ob er ein Gesühl
für „echt" und „unechk" besihk. „Älchklg" oder „ver-
kehrt" können diese Bläkker seibskredend am allsr-
wenigsten sein. Die hier in Frage kommenden Matz-
stäbe iiegen auf einer anderen Ebene.
Für den Schüler, der auf diese Weise zum Erleben
der Farbe und Form einerseiks und der Welt der
Töne andererseiks geführt wird, für den hört die
Farbe auf, ein blotzer, der Haut der Dinge anhafken-
der Oberflächenwert zu sein, was in entsprechen-
der Weise vom Ton auch giik. Beide werden llber
diesen äutzerllchen Wert zum Mitkler und Träger
von Gefühls- und Erlebnisinhalken erhoben und mit
der Zeit einen wesentllch verkiefken Äestandkeil sei-
nes sinnenlebens llberhaupt ausmachen. Er lernt
Charakker und Gesicht diejer Elemente kennen und
auswerken.
. Ein wie feines Gefühl in dem jungen, unverbil-
deken Menschen fllr diese Dinge kroh aller Breit-
spurlgkeik des Znkellekks noch beskehk, bewles mir
auch folgender, an ekwa 300 Schüiern vorgenom-
mener Bersuch. Bon allen lietz ich In gleicher Grötze
ein spihwinkliges Dreieck, einen Kreis und ein Qua-
drak zeichnen. Die Aufgabe bestand nun darin, die
Farben Älau, Gelb und Aok jewells in d i e Fläche
einzukragen, die nach der persönlichen Meinung am
besken mit der Farbe eine Einheit eingehen wllrde.
Meine eigene, übrigens nicht den geringsten Zwei-
fel zulasfende Einordnung, die Ich nalürlich für mich
behielt, wurde von der überwiegenden Mehrzahl
beskäkigk: die gelbe Farbe in das Dreieck, die biaue
in den Kreis und die rote in das Quadrat. 3m 1. Fall
wurde die grötzte Sicherheit enlwickelt: höchstens 2