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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Haupt, Richard: Schutz weltlicher Baudenkmäler in Preussen und Dänemark
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0083

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145

Sammlungen — Ausstellungen — Literatur

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gänzlich zurückhaltend ist, aber auch so die beste
Kritik in sich enthält, auf jenes unser preußisches
Verunstaltungsgesetz.

Mit Bezug auf die Eigentumsbeschränkungen wird
noch besonders darauf hingewiesen, wie wenig weit
sie gehen. Der Wert der Gegenstände wird durch
die Eintragung, welche die Hochschätzung beweist,
nicht verringert, sondern vermehrt. Und wenn nur
der Eigentümer seiner Unterhaltungspflicht genügt und
nicht das verwahrlost, was er hoch zu schätzen be-
haupten wird, so unterliegt er keinerlei Unbequem-
lichkeiten, und hat nur Vorteile. Denn die Beihilfen,
die der dänische Staat für die Denkmalpflege alljähr-
lich zu leisten pflegt, sind außerordentlich beträchtlich.
Für Besitzer von vaterländischen Denkmälern aller-
dings, die kein Gefühl für die Erhaltung des nationalen
Kunstbesitzes haben und die Mitwirkung ablehnen,
ist das alles leer und anstößig.

In die sonstigen Einzelheiten der Begründung ein-
zugehen, ist hier nicht zweckmäßig; vielleicht wird
nach Verabschiedung des Gesetzes darauf zurückzu-
kommen sein. Verhandelt ist der Vorschlag bereits
in der Sitzung des Volksdings vom 30. November,
und hat, wie man mir mitteilt, die beste Aufnahme
gefunden. Es ist wichtig, zu erwähnen, daß ein
Gutsbesitzer und Vertreter der Rechten kräftig hervor-
gehoben hat, wie nötig es ist, den gewordenen Eigen-
tumsbegriff in seine Schranken zu weisen. Im übrigen
braucht man bloß einen Blick auch in die dänischen
Zeitungen zu tun, um zu sehen, wie der alte feste
Grundbesitz, gleich Dampfschiffaktien von Hand zu
Hand geht, und wie sich die Gulaschbarone zu Ritter-
gutsbesitzern entwickeln. So wird erwartet, daß auch
das Landsding (die erste Kammer) sich zu dem Ent-
wurf günstig stellt. Man bemerkt dazu, daß der Krieg
auch in Dänemark das ganze Volk zu einer von
sozialen Gedanken durchdrungenen Gemeinschaft ge-
macht habe, wie es sonst undenkbar gewesen sei.

SAMMLUNGEN

Zurückgezogene Schenkung für das Wallraf-
Richartz-Museum. Aus Köln wird uns geschrieben:
Baron A. van der Heydt hat kürzlich dem Museum ein
Bild von Dietz Edzard gestiftet, das den Kölner Kardinal-
Erzbischof in Anbetung zeigt. Das Bild sollte an die
Ernennung des Herrn Prof. Dr. Biermann zum General-
direktor für Kunst und Kunstgewerbe in Köln erinnern.
Auf Wunsch des Kardinals ist das Bild aber wieder aus
dem Museum entfernt worden.

AUSSTELLUNGEN

Karlsruhe. Der Badische Kunstverein veranstaltete
anläßlich des fünfzigsten Geburtstages des Landschafts-
malers und Lehrers an der hiesigen Malerinnenschule, Prof.
Wilhelm Nagel, eine umfassende Ausstellung von dessen
neuesten Werken.

Hervorgegangen aus der Schule Schönlebers, wozu sich
bemerkbare Einflüsse von Otto Reiniger, Fr. Fehr und neuer-
dings auch Albert Haueisen gesellen, zeigt uns der fleißige,
begabte und strebsame Künstler in seinen Landschaften —
wobei er mit Vorliebe Winterstimmungen meisterhaft zu

schildern liebt — sonnigen Interieurs und starkfarbigen
Blumenstücken, eine ausgereifte, sichere und zielbewußte, von
durchaus modernen Prinzipien geleitete, formvollendete
Kunstweise. Besonders reizvoll inihrerkräftigen,stimmungs-
vollen Beleuchtung erscheinen seine prächtigen Interieurs
aus den badischen Barock- und Rokokoschlössern, wie
Bruchsal, Salem und Favorite bei Rastatt, denen sich die
fein empfundenen, harmonischen Blumenstücke wirkungs-
voll anschließen.

LITERATUR

CurtGlaser, Zw ei Jahrhunderte deutscher Malerei. 317Seiten
mit 250 Abbildungen. München, F. Bruckmann, 1916.

Dieser Band umfaßt zwar nur den Zeitabschnitt von
1350 bis 1550, damit aber die gesamte deutsche Malkunst,
insofern wie erst die aus dem Zusammenhange mit dem
Gebäude und dem Buche gelöste Tafelmalerei als Malerei
im engeren Sinne betrachtet wird, und insofern es eine
deutsche Malkunst nach 1550 — vom 19. Jahrhundert ab-
gesehen — nicht gibt.

Eine Darstellung dieses Ganzen ist nach Janitschek
nicht gewagt worden. Und seit Janitscheks Tagen hat
sich vieles geändert. Die Vergleichung des alten Buches
mit dem neuen erfüllt uns mit Befriedigung über Fortschritte.
Monumente, Daten, Tatsachen sind hinzugewonnen worden.
Dankbar gedenken wir der Ermittlungen D. Burckhardts,
Thodes und Lichtwarks. Namentlich die Periode von 1350
bis 1450 hat an Inhalt beträchtlich gewonnen. Für die
Zukunft ist, gerade was diese Zeit betrifft, noch viel zu
hoffen, da die Forschung allerorten unbeachtete Denkmäler
von Wert und Bedeutung zu finden erwarten darf. Den-
noch, wie weit jeweilen die Kenntnis reicht: der Zeitpunkt
für zusammenfassende Darstellung ist stets da. Nur muß
der Darsteller über einige Eigenschaften verfügen, die
nicht gerade häufig anzutreffen sind, insbesondere über
die Fähigkeit, einen Zusammenhang zu sehen. »Wir leben
im Zeitalter der Spezialforschung.« Diese abgegriffene
Wendung trifft durchaus nicht zu. Gerade bei Verglei-
chung von Janitscheks und Glasers Arbeiten fällt auf, von
der erfreulichen Bereicherung des Materials abgesehen, daß
der jüngere Gelehrte eher mit einem festen Maßstab ans
Werk geht als der ältere, und daß die Erzählung dadurch
an Einheitlichkeit und Fluß gewonnen hat. Nach Wöfflins
Lehre, der Glaser offenbar viel verdankt, werden vor jedem
Kunstwerk dieselben Fragen gestellt. Die Antworten fügen
sich zu einer Kette und vermitteln das Bild einer Ent-
wicklung.

Nicht als Kompilator arbeitet der Verfasser und auch
nicht als ein Ästhetiker, der aus weitem Abstände die Dinge
betrachtet und ungenau Beobachtetes einem System unter-
wirft, sondern als ein scharfsichtiger Kritiker, der das Einzelne
selbständig prüft und zum Allgemeinen aufsteigt. Freilich
kann nicht ausbleiben, daß das Gesetz der Entwicklung
sich nicht stets aus der Beobachtung ergibt, daß zuweilen
die Beobachtung von dem Gesetze geleitet und wohl auch
verleitet wird.

Die einzelnen Meister und Monumente werden haupt-
sächlich je als Vertreter ihrer Zeitstufe betrachtet. Die
zeitliche Gliederung ist folgerichtig durchgeführt wie
nie zuvor. Dadurch enthüllt sich ein neues und über-
raschendes Gesamtbild. Dinge, die sonst fern voneinander
stehen, rücken zusammen. Was z.B.allenthalben in Deutsch-
land um 1420 entstanden ist, offenbart, aneinandergereiht,
den Kunstwillen einer Generation. Wir sind gewöhnt, die
Monumente in anderer Ordnung gezeigt zu bekommen. Die
Forscher haben fast stets in örtlich beschränkten Grenzen
gearbeitet und das draußen Liegende nicht beachtet. Wir
 
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