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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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269

Ausstellungen — Forschungen — Erwiderung zur Kritik von Hans Thoma, Griffelkunst

270

Buch über die Holzbaukunst Norwegens gefolgt ist. Aber
auch außerhalb dieses engeren Bezirkes verbanden Dietrich-
son mannigfache Fäden mit dem europäischen Kunststrom.
Bekannt ist vor allem seine intime Freundschaft mit Henrik
Ibsen; auch hat er sich selbst einmal auf dem Gebiet des
Dramas versucht. Dietrichson hat das hohe Alter von
84 Jahren erreicht; er war am 1. Januar 1834 in Bergen
geboren, hat in Kristiania und Upsala studiert, wurde 1869
Professor an der Kunstakademie zu Stockholm, bis er 1875
sein Lehramt als Professor der Kunstgeschichte an der
Universität Kristiania antrat. Im Laufe der Jahrzehnte hat
Dietrichson, der sich auf weiten Reisen gebildet hatte,
vielfach anregend und befruchtend auf das Museumswesen
und die Kunstpflege seines Vaterlandes gewirkt.

AUSSTELLUNGEN
Hannover. Kestner-Gesellschaft E. V. Auf die

interessante Schau der Bilder von Willy Jaeckel folgte in
der Zeit vom 23. Januar bis Anfang März eine Sonder-
ausstellung von Werken Wilhelm Trübners. Durch
das freundliche Entgegenkommen der Kunsthandlungen
Haberstock, Gurlitt und Schulte in Berlin, J. P. Schneider
in Frankfurt und Thannhauser und Caspari in München,
besonders aber durch die Bereitwilligkeit des Künstlers
sowie verschiedener Privatsammler war es möglich ge-
worden, 47 Gemälde aus allen Schaffensperioden des Meisters
zu einem geschlossenen Gesamtbilde zu vereinen. — Die
Frühzeit des Künstlers, die durch ein Stilleben von 1869
und durch zwei ausgezeichnete Porträtköpfe alter Männer
von 1870 und 1872 schon ansehnlich vertreten war, erhielt
durch den wundervollen »Rauchenden Moor« von 1873,
den das Hannoversche Provinzialmuseum beigesteuert hatte,
ein ganz besonderes Gepräge. Die folgenden siebziger
Jahre ließen sich ebenfalls mit einer ganzen Reihe bedeu-
tender Werke belegen, u. a. dem »Mädchen mit weißen
Strümpfen« (1874), dem »Lachenden Jungen« (1875) und
dem schönen »Früchtestilleben« von 1876, das in der male-
rischen Behandlung des leinenen Tischtuchs Erinnerungen
an die besten Stilleben Schuchs erweckte. Die Trübnersche
Bildniskunst der folgenden Jahre ließ sich an den Porträts
»Fräulein Neal« (1877) und »Sänger Reichmann« (1879)
studieren, während gleichzeitig die »Gigantenschlacht« von
1877 und die »Wilde Jagd« von 1878 die in diesen Jahren
plötzlich hervortretende Vorliebe des Künstlers für mytho-
logische Stoffe illustrierte. Das seltsame Gemälde »Lud-
gate Hill« (1884), in dem ein Maler des Leibikreises ein
nur mit impressionistischen Mitteln zu lösendes Problem
zu bewältigen versucht, leitete dann über zu der groß-
artigen Landschaftsmalerei der neunziger Jahre, die durch
die Landschaften »Frauenchiemsee« 1891, »Kloster Seeon«
1891 und Schloß Cronberg im Taunus« von 1897 glänzend
vertreten war. Die nun immer, stärker werdende Auf-
hellung der Palette, das in immer breiteren Strömen in die
Bilder flutende Licht, die immer kecker und wuchtiger
werdende Pinselführung wurde dann an der großen
»Landschaft bei Schloß Hemsbach« (1904), an dem lebens-
großen »Reiterbildnis des Großherzogs von Hessen« (1905)
und an den verschiedenen Landschaften vom Sarnberger-
see deutlich und feierte in dem monumentalen »Bildnis
des Sohnes in einer Rüstung« von 1914 ihren letzten Triumph.
So bot die Veranstaltung nicht nur Gelegenheit, das Schaffen
Trübners klar zu überschauen, sie gab auch einen inter-
essanten stilgeschichtlichen Einblick, indem sie erneut be-
stätigte, daß der deutsche Impressionismus mit feinen
Wurzeln bis in die hohe malerische Kultur des Leibikreises
hinabreicht und daß Trübner die Brücke schlägt zwischen
der Generation der siebziger Jahre und den um die Jahr-
hundertwende Schaffenden.

Trotz der wachsenden Transportschwierigkeiten konnte
die Kestner-Gesellschaft am 4. März ihre fünfte Sonderaus-
stellung eröffnen, die dem Schaffen Albert Weisgerbersf
gewidmet ist. Dem Bilderstamm des Nachlasses konnte
eine größere Anzahl bedeutender Gemälde aus einheimischem
und auswärtigem Privatbesitz angefügt werden, so daß nun
die Entwicklung des Malers an 85 Gemälden und zahl-
reichen Handzeichnungen und graphischen Arbeiten verfolgt
werden kann. Über die Kunst des kühnen Münchener
Malers ist auch an dieser Stelle gehandelt worden, so daß
es nur weniger Worte bedarf: die große Ausstellung der
Kestner-Gesellschaft zeigt deutlich, wie Weisberger ge-
wachsen ist: Aus dem dekorativen Geiste des »Scholle-
kreises«, in dem er begonnen, stieg er empor zu den von
geistiger Tiefe und ekstatischem Ausdruck erfüllten Werken
seiner letzten Jahre — vom Äußerlichen zum Innerlichen,
vom Dekorativen zum Geistigen ging der Weg, vom Bilde
der Mutter etwa zum monumentalen Bildnis des Dr. Haas! —
Zu welchem .Gipfel der Maler noch aufgestiegen wäre?
Wir wissen es nicht. Sein Schaffen blieb Fragment, aber
vielleicht gerade deshalb zieht es uns immer wieder in
seinen Bann, so wie ein Torso uns auf geheimnisvolle
Weise erregt und uns stärker packt als das rätsellose voll-
kommene Werk. — Um das Verständnis für das Werk des
Toten zu vertiefen und um gleichzeitig das Wesen der
letzten Kunstentwicklung auch breiteren Schichten einiger-
maßen zu deuten, veranstaltete der unterzeichnete künstle-
rische Leiter der Gesellschaft mehrere stark besuchte Füh-
rungen durch die Ausstellung. Dr. P. E. Küppers.

FORSCHUNGEN
Zu dem Correggio der Sammlung Moll. Die dem

Correggio zugeschriebene Pietä der Wiener Sammlung Moll,
die im Februarheft der Zeitschrift für bildende Kunst (S. 126)
von Georg Gronau veröffentlicht worden ist, ist mit einem
Bilde identisch, nach dem eine »gravure au trait«, ebenfalls
mit dem Namen Correggios, vorkommt in Le Bruns »Recueil
de gravures au trait . . . d'apres un choix de tableaux de
toutes les ecoles, recueillis dans un voyage fait en Espagne,
au Midi de la France et en Italie dans les annees 1807 et
1808 (Paris 1809. Octavo. Abbildung Nr. 61 des ersten
Bändchens). — Der Le Brunsche Stich gibt das Bild gegen-
seitig, und mit mehr Raum um die Figuren, namentlich
über dem Kopf der Madonna und rechts, wo ein Sarkophag
angedeutet ist. — Die Sammlungen dieses Pariser Kunst-
händlers wurden 1811, 1813 und 1814 versteigert. In
Mirreur »Dictionnaire des ventes d'Art« kommt dieser
Correggio aus Le Bruns Sammlung aber nicht vor. Le
Brun gibt als Maße seines auf Holz gemalten Bildes:
hauteur, 17 ponces ya; largeur 14 ponces. Er beschreibt
es folgenderweise: -»Le sont les restes d'un chef-d'oeuvre
qui a souffert dans les mains de l'ignorance, mais qui est
toujours precieux par la rarete et le sentiment admirable
qu'on y trouve«. — Vielleicht ist der schlechte Zustand
des Bildes die Veranlassung gewesen, daß man an den
vier Seiten Stücke abgeschnitten oder bei einer Restaurierung
angesetzte Stücke wieder entfernt hat, und ist das Bild der
Sammlung Moll mit dem Le Bruns identisch, vorausgesetzt,
daß die Maße übereinstimmen. n. Beets, Amsterdam.

ERWIDERUNG ZUR KRITIK VON HANS THOMA,
GRIFFELKUNST

in Kunstchronik 1916/17, Nr. 23 (2. 3. 17) Spalte 237/38

Herr Dr. Hans Wolff, Direktorialassistent am Kgl.
Kupferstichkabinett zu Dresden, hat in dieser Zeitschrift
das obengenannte Buch einer kritischen Erörterung
unterzogen. Er stützt sich dabei auf die Kenntnis seines
 
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