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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Hagen, Oskar: Bemerkungen zum Aschaffenburger Altar des Matthias Grünewald
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0184

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347

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Archäologisches

348

Apostel Jakobus des verschollenen Verklärungsbildes,
oder der im Hintergrunde des Auferstehungsbildes am
Boden liegende Wächter, ohne Mantegneske Anre-
gungen im damaligen Deutschland gar nicht zu denken.
Ich meine, die Beziehungen zwischen dem Floren-
tiner Bild und dem Projekt Grünewalds darf hinfort
als bestehend angenommen werden.

Jeder Rekonstruktionsversuch hätte von dem
fehlenden, in einem Dreikönigsbilde aber unerläßlichen
Personal auszugehen. Das sind in unserem Falle zwei
Könige und deren Gefolge. Ob irgend etwas Archi-
tektonisches vorgesehen war, ist nicht zu sagen; das
postamentartige Gebilde zu Füßen des Königs dürfte
eher einer Felsplatte entsprechen, ähnlich wie sie auch
Mantegna gibt. Im übrigen ist das Landschaftliche
nur in Andeutung zu bemerken, aber diese genügen,
um anzuzeigen, daß das Gelände mit Eichenholzwal-
dung bestanden zu denken ist. Denn derselbe Baum-
schlag, der hinter Josef bemerkt wird, steht auch hinter
dem König, und diese beiden bezeichnen ohne Zweifel
die rechte, bezw. linke äußere Bildgrenze.

Josef muß ganz rechts am Rande ein wenig rück-
wärts im Raum anzunehmen sein, unmittelbar nach
vorn links anschließend die Jungfrau. Daß es mit dem
oben angenommenen nach-rechts-Wenden ihres Unter-
körpers seine Richtigkeit haben muß, erhellt zur Evi-
denz aus dem rechts von Josefs Fuß nach außen flat-
ternden Mantelstück und der analogen Ausbuchtung
der Baumsilhouette; solche gleichsam »bestätigenden«
Parallelismen und Verankerungen durch Formanalo-
gien kehren bei Grünewald immer wieder und sind
der spezifisch-germanische Teil seiner Kunstgewöh-
nung. Auch der knorrig sich windende Eichenast
rechts ist ja im Grunde nichts anderes, als eine Be-
festigung der Silhouette Josefs, wie dessen Kopfnei-
gung wiederum zu derjenigen Marias und des Kindes
in Beziehung tritt.

Die endgültige Entscheidung der Frage, ob diese
Anbetung der Könige zum Aschaffenburger Altar ge-
hört, was durch das Vorkommen des gleichen Themas
an demselben wahrscheinlich geworden ist, wird von
dem Verwandtschaftsgrade, der zwischen den stilisti-
schen Besonderheiten der Zeichnungen und denen der
Gemälde besteht, abhängen. Das Hauptbild, das sich,
wie gesagt, in Stuppach befindet, bietet in ausreichen-
dem Maße Gelegenheit zu solcher Untersuchung, auf
die ich bei anderer Gelegenheit zurückkomme.

NEKROLOGE

Am 29. April starb in Düsseldorf der Landschaftsmaler
Ernest Preyer (geb. 1842 zu Manchester). Der Künstler,
ein Schüler von Lessing'und Oude, bevorzugte südliche
Motive in der Art Oswald Achenbachs. Mit der Maler-
familie Preyer war er nicht verwandt.

In Wien ist der polnische^Historienmaler Zygmund
Adjukiewicz, 56 Jahre alt, gestorben. Er malte vor-
nehmlich Bildnisse und Geschichtsbilder.

PERSONALIEN

Mit dem 1. Mai dieses Jahres ist der Direktor der Kgl.
Bayr. Graphischen Sammlung in München, Dr. Heinrich
Pallmann, in den Ruhestand getreten. 13 Jahre hat er |

seines Amtes gewaltet, nachdem er schon seit 1895 unter
Wilhelm Schmidt in dem Kupferstichkabinett tätig gewesen
war. Es bleibt Pallmanns großes Verdienst, daß er diese
Sammlung, die noch immer in ihrer Art zu den bedeu-
tendsten auf der ganzen Welt gehört, in mustergültiger
Weise katalogisiert und so, unterstützt von einem kleinen
Stab opferfreudiger Beamten, technisch dem Publikum derart
zugänglich gemacht hat, wie man es sonst nirgends wieder
finden wird. Die Aufgabe des noch nicht ernannten Nach-
folgers wird es nun sein, die moderne Abteilung der
Sammlung in ganz anderer Weise auszubauen, als dies
bisher geschehen ist. Auch die wissenschaftliche Er-
schließung, namentlich der Handzeichnungs-Sammlung,
dürfte in den neuen Räumen, die die Graphische Samm-
lung nunmehr im Erdgeschoß der Neuen Pinakothek
bezogen hat, ebenso besser zu fördern sein, wie ja
auch die Ausstellungsmöglichkeiten nunmehr ganz andere
geworden sind. a. l. m.

Peter Halm ist von der Berliner Akademie der Künste
zum auswärtigen Mitglied der Sektion für die bildenden
Künste gewählt worden.

Konrad Kiesel, Ernst Hiidebrand, Fritz Schaper
und A. Gerhard Janensch wurden zu Mitgliedern des
Senats der Kgl. Akademie der Künste in Berlin, Sektion
für die bildenden Künste, gewählt.

WETTBEWERBE
Für den Wettbewerb, den die Kunstdeputation des
Berliner Magistrats zu Erlangung von Entwürfen für einen
Heldenhain im städtischen Volkspark der Wuhlheide

ausgeschrieben hat, sind39 Arbeiten eingegangen. Das Preis-
gericht hat den nachbenannten Arbeiten Preise zuerkannt.
Einen 2. Preis von 3000M. dem Entwurf »Baidur« (Architekten
J. Scherer-Steglitz und K. Oettinger- Lichterfelde); einen
2. Preis von 3000 M. dem Entwurf »Heldenehrung« (Ar-
chitekt J. Bachmann-Lichterfelde und Bildhauer L. Isenbeck-
Friedenau); einen 2. Preis von 3000 M. dem Entwurf
»Alfred Messel« (Architekt Arnold Hartmann-Grunewald);
einen 3. Preis von 2000 M. dem Entwurf »Schwert« (Ar-
chitekt J. Tiedemann-Charlottenburg); einen 3. Preis von
2000 M. dem Entwurf »Der neuen Zeit« (Architekt K. Pipper-
Berlin). Von der Erteilung eines 1. Preises ist Abstand ge-
nommen worden. Angekauft wurden für je 1000 M. der Ent-
wurf »Friede (1)« (Architekt Wilhelm Koch-Friedenau) und
der Entwurf »Den Helden zur Ehre, den Nachkommen zum
Gedächtnis« (Architekt Prof. Otto Kuhlmann-Charlottenburg).

ARCHÄOLOGISCHES
Der große Silberkelch von Antiochia mit Christus
und Aposteldarstellungen. Das letzte Heft 1916 des
»American Journal of Archaeology« hat uns noch erreicht;
und wir müssen recht bedauern, wenn die, durch ihre vor-
trefflichen archäologischen kurzen Berichte aus der kunst-
geschichtlichen Literatur aller Länder und ihre Zeitschriften-
auszüge im Kriege noch besonders willkommene Zeitschrift
uns jetzt entzogen bleibt. Diese letzte erhaltene Nummer
birgt nun außerdem einen Aufsatz von ungewöhnlicher
Bedeutung, in dem »Vorläufigen Bericht über den großen
Silberkelch von Antiochia«, der die frühesten Christus- und
Apostelbilder darbieten soll. Die antiken Gegenstände, von
denen der Aufsatz von Gustavus A. Eisen spricht, bilden
den Kouchakji-Silberschatz von Antiochia. Es sind zwei
Kelche, drei Buchdeckel und ein großes Zeremonialkreuz.
Die Ausgräber haben sie den gegenwärtigen Eigentümern,
den Brüdern Kouchakji, im Jahre 1910 direkt verkauft. Zur
größeren Sicherheit wurden sie bei Ausbruch des Krieges
 
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