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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften
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Meyer, K.: Ein Beitrag zu dem Bilde Francesco Guardis in der älteren Pinakothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0268

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515

Ein Beitrag zu dem Bilde Francesco

Ouardis in der Alteren Pinakothek

516

gibt Dr. Schneider eine Antwort. Im reich gewordenen
Amsterdam der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
konnten viele Leute ganz niedriger Herkunft sich ein
gemaltes Porträt leisten und wünschten dann imposant
auszusehen, einem Fürsten oder Gott ähnlich. Dr.
Schneider erinnert an den Fall des Jan Andrea Lievens,
der seinen Gläubiger Kermt als Scipio und dessen
Frau als Pallas malen mußte. Vielleicht hat der von
Lievens dargestellte Herr irgendwo das raffaelische
Original oder eine Skizze danach gesehen und den Auftrag
gegeben, ihn wie den »göttlichen Raffael« abzubilden.

M. J. F. W. van der Haagen, ein Nachkomme des
Haager Landschaftsmalers Joris van der Haagen, zeigt,
wie dieser mit dem Vogelmaler Dirck Wyntrack
zusammengearbeitet hat. Als eins der besten Beispiele
dieser gemeinschaftlichen Tätigkeit nennt der Verfasser
das Gemälde, das unter Nr. 87 auf der Auktion Steen-
gracht in Paris verkauft wurde. Das Bild war als Jan
Wynants und Dirck Wyntrack katalogisiert. — Dr.
R. Bylsma schreibt über die ältesten Fayencen in
Rotterdam.

Die erste (April)-Lieferung dieses Jahres von dem
»Bulletin van den Nederlandschen oudheidkundgen
Bond« enthält einen Aufsatz von Adolph Mulder über
das Wiederherstellen alter Gebäude im historischen
oder sogenannten neuen Stil, und eine Antwort darauf
von Dr. Jan Kalf. Ritter Victor de Stuers ist der erste
gewesen, der sich in Holland mit dem Restaurieren
alter Gebäude beschäftigt hat; sein Ziel war, durch
Wiederherstellen das Gebäude vor weiterem Zerfall
zu hüten und es in einen Zustand zu bringen, der
dem ursprünglichen möglichst nahe kam. Dieser Auf-
fassung schließt sich Mulder an und ärgert sich über
die Restauration der Kirche in Gouda, wo man, statt
Kopien erhaltener Teile anzubringen, die herzustellen-
den Stücke in modernem Stil angefertigt hat. Dr. Jan
Kalf verteidigt die moderne Auffassung und preist die
neu angebrachten plastischen Arbeiten von Zyl.

E. J. Haslinghuis gibt einen illustrierten Aufsatz
über ein Haus in Arnheim, genannt »De Olde Münte«
(Bakkerstraße Nr. 6), das aus dem frühen 18. Jahrhun-
dert stammt und sowohl äußerlich wie innerlich noch
ganz im Stile Ludwigs XIV. erhalten ist.

Am 30. November 1916 wurde in Albasserdam
(unweit von Rotterdam) ein steinerner Topf (Caard-
mannetje) mit mehreren Münzen gefunden. Aus den
Jahreszahlen geht hervor, daß das Geld kurz nach
1574 vergraben ist. A. O. van Kerkwyk veröffentlicht
im Bulletin eine Liste dieser Münzen. Hauptsächlich
sind sie niederländischer Herkunft; bei den goldenen
Münzen gibt es ein paar englische und eine spanische,
bei den silbernen eine italienische.

In der Januar-Lieferung von »Oude Kunst«, schreibt
Bredius über die Ausstellung einiger Gemälde von
Calraet im Mauritshuis im Haag. Bredius hat schon
früher, infolge seiner Archivuntersuchungen behauptet,
daß die Pfirsich-Stilleben, die A. C. bezeichnet sind,
nicht von Albert Cuyp, sondern von Calraet sind.
Es waren aber keine Gemälde dieses Meisters bekannt,
bis neuerdings Schmidt-Degener, der Direktor des
Rotterdamer Museums, im Kunsthandel ein Stilleben

mit Pfirsichen entdeckte, das A. N. Calraet bezeichnet
ist. Es wurde sogleich von Bredius angekauft, der
danach mit dem Direktor der Galerie Prof. Martin
eine kleine Ausstellung im Mauritshuis arrangierte,
damit er die Kenner von der Richtigkeit seiner Hypo-
these überzeugen konnte. Außer dem A. N. Calraet
bezeichneten Gemälde waren dort beisammen: ein
Stilleben mit Pfirsichen aus der Sammlung von Lennep
in Bioemendeal (bei Haarlem), eins aus der Sammlung
Kröller im Haag und drei aus dem Rotterdamer
Museum, alle A. C. bezeichnet und zum Vergleich ein
echter früher Cuyp mit einer Frau, die ein Körbchen
mit Pfirsichen in den Händen hält, welches Bild dem
Herrn Onnes van Nyenrode gehört.

Dr. Elisabeth Neurdenburg schreibt über dieTechnik
der Alt-Delfter Fayence und J. G. de Lint über das
alte Grabmonument von Jan van Arkel (gest. 1272)
und seiner Frau in der Kirche in Gorinchem (oder
Gorcum). Die steinernen Figuren dieser beiden wurden,
als man in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die
alte Kirche abbrach und eine neue baute, unter dem
Fußboden der neuen Kirche begraben. Neuerdings
hat man sie wieder ausgraben lassen. Die oberen
Teile und gerade die Köpfe haben sehr gelitten.

S. Moulyn schreibt in der Februar-Lieferung über
die Lithographien Alois Senefelders (1771—1834);
Dr. Elisabeth Neurdenburg über alte Delfter Fayencen
und deren Zeichner und über Delfter Fayence im
Museum in Amsterdam. H. Martin berichtet über
einen ansehnlichen Fund von kupfernen, spätgotischen
Gegenständen, der am Wege von Leeuwarden nach
Sneek gemacht wurde, an der Stelle, wo einst das
Nye-KIoster stand, das 1572 zerstört wurde. Aller
Wahrscheinlichkeit nach sind damals die nun gefun-
denen Gegenstände unter die Ruinen des Gebäudes
geraten. Es sind mehrere Kandelaber und ein Kron-
leuchter, alles aus Messing (Aurichalcum).

Die Lithographie in Holland behandelt S. Moulyn
in einem Aufsatz im März-Heft von Oude Kunst,
wobei u. a. ein lithographiertes Kinderköpfchen von
Josef Israels und eine Lithographie von F. H. Weißen-
bruch und M. Maris abgebildet sind. J. H. Deelken
schreibt über alte Möbelkunst auf der Nordsee-Insel
Ameland. Diese Nummer enthält noch eine Repro-
duktion nach einer »Marine« von Willem v. d. Velde
in der Galerie Goudstikker in Amsterdam. V.

EIN BEITRAG ZU DEM BILDE FRANCESCO
GUARDIS IN DER ÄLTEREN PINAKOTHEK

Es ist schon mehrfach1), auch an dieser Stelle, über
das Bild von Francesco Guardi in der älteren Pina-
kothek: »Konzert in einem venetianischen Damenstift«
gesprochen worden. Zwei Fragen haben für das Bild
noch keine Beantwortung gefunden:

1. Welchen Saal hat Guardi gemalt?

2. Welches Fest hat der Maler dargestellt?

1) G. A. Simonson in Gazette des Beaux Arts. Dez.
1908, S. 495ff. und in Ztschr. f. bild. Kunst. 1910, S. 232ff.
 
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