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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Märzheft
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Zur Kuntschulreform / Kunstauktionen / Vom holländischen Kunstmarkt / Kunstausstellungen / Aus der Künstler- und Sammlerwelt / Frankfurter Kunstmesse / Neue Graphik / Englische Kunstschau / Sargents "Synagoge" zerstört / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0224

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dtim Felsen da von Licht umflossen mit der Feisspitze wie ver-
wachsen scheint, erinnert uns an die grandiose Komposition des
„Dante“ von Alfonso Canciani (1896). Der Künstler, der in
Triest lebt, stellt hier seinen Dichter auf einem hohen Felsen
stehend dar, während ünten aus den Felsspalten die Gestalten der
Hölle hervorkrieohen. Cancianis „Dante“ hatte in den neunziger
Jahren großes Aufsehen erregt und war vor Jahren auch in Berlin
ausgestellt. Für den Prospekt des Opplerschen Blattes (siehe Ab-
bildung) schrieb iMax 0 s b o r n die erläuternden Worte.

6ngUfcb<2 Kunflfcbau.

London, im März.

Das gesamte englische Kunstpublikum wird am 2. April den
Tag des hundertjährigen Bestehens der N a t i o n a I
G a 11 e r y in London mitfeiern. Doch auch aus dem Auslande
laufen bereits zahlreiche Zusagen von Persönlichkeiten ein, die
sich an dem Feste beteitigen werden, und man begrüßt es in den
Kunstkreisen der engläschen Hauptstadt mit Freude, daß von den
eingeladenen Berliner Gästen Exzellenz Geheimrat
Dr. Wdlhelim v. Bode, Geheimrat Dr. Otto v. Falke, Gene-
raldirektor der Preußischen Staatsmuseen, und Geheimrat Dr. Max
J. Friedländer, Direktor des Kupferstichkabinetts Berlin die
Herren Generaldirektor v. Falke und Geheimrat Friedländer der
Einladung nachkommen werden. Daß Exzellenz Bode leider durch
Krankheit verhindert ist, nach London zu reisen, wird hier allge-
mein bedauert.

Über die Bedeutung und das Wesen der National Gallery,
deren Grundstock die Angerstein’sche Bildersammlung und die
spätere Stiftung der Turner-Collection usw. bilden und die 1871
durch diie reichen Bestände der Sammlung Sir Robert Peels an
Umfang beträchtlich gewann, kann man den internationalen Kunst-
kreisen kaum etwas mifteilen, was nicht bekannt wäre. In et-
lichen 30 Räumen sind nahe an 2000 Gemälde alter und neuer
Meister untergebracht, darunter eine außerordentliche Fülle von
Hauptwerken der italienaschen, deutschen, holländischen und vlämi-
schen, spanischen und. franzöisschen Schulen. Natiirlich sind die
englis'chen Meister und ihre Schulen nirgends so hervorragend ver-
treten wie hier.

Die National Gallery, die jederzeit mit Schenkungen und Stif-
tungen reich bedachf w.urde, an denen sich wie z. B. im Falle der
„Venus mit dem Spiegel“ von Velasquez das ganze englische
Volk beteiligt hat, erhielt erst kürzlich durch Vermächtnis des
Joseph Truemann Mills z weä Werke von Murillo, die in dem
Werke „Velasquez und Murillo“ von C. Curtis erwähnt sind. Das
eine Gemälde stellt Maria Himmelfahrt dar, das andere den heiligen
Augustin in bischöflächer Tracht, am Strand zu Hippona, vor ihm
ein knieendes Kind. Dieser letztere Murillo wecheslte i. J. 1853 den
Besitzer, ais da.s Eigentum Louis Philippe’s bei Christies unter den
Hammer kam: der damatige Preis betrug 680 Pfund.

Unter den Neuerwerbungen der National Gallery be-
finden sich noch zwei andere interessante Gemälde. Das eine Blld
ist paneelartig und wird einem Schüler Melozzi de Forlis
zugeschrieben; es stellt drei im Profil sichtbare Personen dar, die
aus einem Burgfenster auf das Meer hinausblicken. Das Wappen
der Montefeltros isteht in einer Ecke und der Knabe auf dem Ge-
mälde soll vermutlich Guidobaldo Montefeltro vorstellen, der i. J.
1482 Herzog von Urbäno wurde. Dank der Florentiner Stiftung
konnte die National Gallerie die Arbeit von Herrn Hanson Walker

kaufen. Das zweite Bild ist ein Jacob Ochtervelt (1635 bis
1700) und stellt drei Musizierende dar.

Bei C rii s t i e ’ s wurde Zoffany’s i. J. 1770 gemaltes iBild der
drei Brüder Haverfield, seitdem ,i,m Besitz der Familie, zur Ver-
steigerung gebracht und von Markham fiir 200 Guineen angekauft.
Zwei Paneele von Lorenzetti mit der Jungfrau und dem Erzengel
Gabriel nahm Sampson, (400 Guineen); ein weiteres Paneel von
der Jungfrau und dem iKinde, Campin zugeschrieben, 350 Guineen
(Knowles). Weäter wäre zu venmerken ein Exeter Steinkrug aus
dem Jahre 1592 (Devereux, Pf. St. 122).

Bei Rolbinson, Fisher ,und Harding wurden alte
Meister feilgeboten. Eine Gruppe der iHeiligen Familie und S.
(Kätharine, „Ioannes Bellin“ sligniert, weehselte den Besitz um
620 Guineen. Ward kaufte ein-e Madonna mit Kind, Alesso di
Baldovinetti zugeschrieben, und Sampson einen Hugo van der Goes
gleichen Inhaltes (310 und 150 Guineen).

Sat’gents „Synagoge" accftöct.

Aus N e w Y o r k wird uns gemeldet, daß Sargent’s
symbolisches Gemälde ,jDie Synagoge“ in der Boston Public
Library von unbekannter iHand mit einer Flüssigkeit dermaßen
begossen worden ist, daß die Wiederherstellung kaum möglich
sein wird. Um dieses Bild hat sicih vor einigen Jahren ein so
lebhafter relig.iöser Streit entsponnen, daß der Staat Massaohusetts
das Gemälde dem Kultusministerium überwies. In den Universi-
tätssommerkursen sollte an diesern Sargent die Malkunst gelehrt
werden. Doch aueh in dieser Eigenschaft löste das Bild fort-
während Leidenschaften aus, däe jedenfalls im Widerspruch zu
der Kunst an sich stehen.

Bücbct? und Autogeapben in H<2utyot?k.

In New York wird demnächst, wie man uns von dort
meldet, ein Teil der iBäbliothek John Ouinn’s än den Anderson
Galleries versteigert. Es handelt sich fast nur um moderne Sachen,
darunter vollständige Erstauflagen Swinburnes, Whitman, Steven-
son, Wilde, Yeats, Handschriften und Bräefe dieser bedeutenden
anglo-amerikanischen Schriftsteller und Dichter.

Kleine Kunßcfwnlk.

Vor kurzem starb bei Haimburg Dr. Albert Brinckmann,
der fast zehn Jahre hindurch bis März 1920 Direktor des Kestner-
Museums zu Hannover war und sich än dieser Eigenschaft hervor-
ragende Verdienste erworben hatte. In den letzten Jahren hatte
sich Dr. Allbert Brinckmann, ein Sohn des unvergeßlichen Justus
Brinckmann in Hambürg, dem Antiquitätenhandel zugewendet.

Druckfehler: fm I. Teil des Aufsatzes „Italienische
Kunst im Rijksmuseum Amsterdam“ von Batavus - Amsterdam
(Februar-Doppelheft) soll es auf S. 149 heißen statt „expulsiv“
expressiv, statt „bei den Müttern“: bei der Mutter die menschlich
siiße Herbe.

In der im Februar-Doppelheft veröffentlichten Besprechung
Professor Dr. Max Sauerlandts über das Buch von Martin
Schede soll es statt ,.die Bürger von Athen“ richtig heißen:
„diie Burg von Atben“, S. 168, Abs. 1, Z. 3 v. u. peisistratidisohen
statt peisistrabidischen, Abs. 2, Z. 5 v. u. urtümlichen statt irrtüm-
liciben, Z. 1 v. u. Pergamener statt Pergamoner.

Redaktionsschluss für das 1/2. Aprilheft 6. April. — Redaktionsschluss für das 1. Maiheft 4. Mai 1924.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume <S Roth, Berlin SW. 68.

Dr. FRITZ GOLDSCHMIDT, Dr. VICTOR WALLERSTEIN

ALTE NEUE GEMÄLDE SKULPTUREN BRONZEN

B E R L I N W 35 Sohöneberger Ufer 36a (Privatstraße)

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