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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 12./​13.1930/​31

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1./2. Januarheft
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Junius, Wilhelm: Martin Luther's Grabmal in der Jenaer Stadtkirche: ein Beitrag zur Kenntnis unbekannter Luther-Bildnisse
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Eberlein, Kurt Karl: Zygmunt Menkes der Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.26236#0151

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viel. Und er hat auf die Anweisung' dieser bescheidenen
Sumrne warten müssen. Infolge des verlorenen Krieges
war gewiß auch damals eine bedeutende Entwertung des
Qeldes eingetreten. Andere Leute hatten dem Meister
Ziegler inzwischen „ein mereres darfur“ geboten, wenn
er ihnen die Grabfigur abließe. Aber der wackere Rot-
gießer von Erfurt blieb bei seiner ersten Zusage „aus
Unterthenickeit in Ansehung der Qelegenheit laut seiner
Bekenntnis“, wie es auf der Zahlungsanweisung heißt.
Augenscheinlich war es ihm eine Herzensangelegenheit
gewesen, das Gedächtnis des Reformators verewigen zu
helfen und zugleich dem unglücklichen, abgesetzten Kur-
fürsten Johann Friedrich gefällig sein zu dürfen.

Von Erfurt ist also das „gegossene Bild“ nach
Wittenberg gegangen. Vermutlich war es dafür be-
stimmt, auf eine Steinplatte aufgeheftet zu werden, nicht
auf eine Holztafel, wie gegenwärtig. Daß man nicht die
Tafel selbst in Erz gleich mitgegossen hat, mag niclit nur
darin seinen Grund gehabt haben, daß dann das Gewicht
des Grabmals für den weiten Transport von Erfurt nacli
Wittenberg zu schwer geworden wäre, — es wurden ja

in damaliger Zeit viel größere Erzgrabrnäler noch viel
weiter iiber Land verschickt, z. B. die herrlichen Denk-
mäler der Henneberger Grafen in der Römhilder Stifts-
kirche, die aus Peter Vischers Werkstatt in Nürnberg
starnmen, — sondern des Kostenpunktes wegen. Unser
braver „Hanfried“ saß damals finanziell arg in der
Klemme und mußte sich in der Ehrung des eben heim-
gegangenen Reformators größte Beschränkung auf-
erlegen. Hatte er doch init dem Kurhute und der Freiheit
auch den größeren Teil seiner Lande verloren und zog
Jahre lang als Gefangener Kaiser Karls V. in der Fremde
umher. Die mit seinen Söhnen gewechselten Briefe4)
über die Grabfigur Luthers siud z. B. aus Brüssel datiert.
Es hat etwas Rührendes, daraus zu ersehen, wie sorglich
der ferne Herrscher sich der heimischen Angelegen-
heiten, so auch dieser Frage annimmt.

4) Vergl. Aus der Gefangensohaft des Kurfürsten Jöhann
Friedrich von Sachsen (Zeitschr. f. thüring. Geschichte. Jena 1926.
Heft 2 S. 241).

Marlin Luthers Grabplatte (Kuinstohranik Nr. 8 vom 24. No-
vember 1922).

Hygmunt Menkes dev pialev

von

K. K. ebetüetn

I—< ine Ausstellung, die kürzlich in Berlin bei Victor

Hartberg Aufsehen erregte, lenkte die Aufmerk-
samkeit der Kunstfreunde auf einen polnischen Maier,
der in Paris lebt und zu deu eigenartigsten Begabuugen
und Persönlichkeiten unserer Kunstepoche gehört.
Zygmunt Menkes ist kein Unbekannter melir, zumal vicle
seiner Bilder den Weg in französische, belgische, grie-
chische, amerikanische, englische, ägyptische und
schweizerische Sammlungen gefunden liaben, und nach-
dem E. Periade in der Edition „Le Triangle“ und Salmon
in der Edition „Chroniques du jour“ ihm ein Heftchen
gewidmet haben. Ehe wir uns aber zu einer Betrach-
tung seiner Bilder und s’einer Malkunst wenden, sci ganz
kurz der Werdegang dieses jungen Kiinstlers beachtet,
wie er ihn uns sclbst geschildert hat.

Menkes wurde 1896 in Lwow in Polen geboren.
Seine Kindheit war schwer, traurig, arm. Zeichnen ist
seine ganze Freude. Der 15jährige darf eine Kunst-
gewerbeschule besuchen, muß aber als Hausmaler und
Anstreicher sein Brot verdienen, bei Kirchenrestauratio-
nen auf dem Lande helfen, bis er schließlich 1918 in
Krakau die Akademie der schönen Künste besuchen
kann. Von da kommt er nach schweren Jahren des
Krieges und der Not nach Berlin, wo er 1922 in dem
Atelier Archipenkos malen kann. Es zieht ihn 1923 nacli
Paris, wo ihn wieder die Armut bedrängt. Aber er
findet in dem Hotel Medical iin Eauborg St. Jacques
gleichgesinnte Freunde, darunter Zak und Chagall, arme

Juden wie er. Eine Ausstellung in einem kleinen Lokal
„Sacrc du printemps“ zeigt 1925 seine Bilder, die Auf-
sehen erregen. Ein Grieche Nico Mazaraki setzt alles
auf sein Talent, wird sein Ereund, Helfer und Kunst-
händler, so daß er nun ganz seiner Malerei leben und
heiraten kann, immer im tapferen, ernsten Kampf mit
dem Leben und Erleben, mit seiner zarten und leidenden
Nervenkraft, mit einem Sprachfehler und mit der un-
erschöpflichen Phantasie eines schauenden Dichters, der
den bunten Ueberfluß der Welt in der äußeren und inne-
ren Natur in farbigen Bildern und Visionen malerisch
verherrlicht.

Der künstlerische Weg geht von einer zeichncrisch-
dekorativen Begabung zur schwingenden Earbe, von der
blauen Periode Picassos, von der lichten blühenden
Faktur Renoirs zu einer cigenen, reicli entwickelten
Palette. Das handwerkliche Können wird zu einem
sicheren Instrument in Farbe und Handschrift. Das Un-
gestüm seiner Phantasie seines malerischen Tempera-
ments, seines glühenden und sinnlichen Farbgefühls
wird gezähmt und ökonoinisch gemeistert in ausgewo-
genem Bildbau, in formender und bildender Beleuch-
tung. Icli kenne keinen Künstler, der mit rein male-
rischen Mitteln oline je der Dekoration, der Flächen-
malerei, der Stilisierung zu verfallen, eine so glühende
Kraft und Schönheit der Farbe, eine so schwingende
und schwebende Pinselschrift mit einer so dichterischen,
künstlerischen Beseehmg verbindet. Seine Blumeu und

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