B. Bischöfe im Spiegel der »Gesta episcoporum
423
Verfasser den Verwandtschaftsverhältnissen der Bischöfe untereinander keine Auf-
merksamkeit. Zumindest aus Sicht der Kanoniker Rainogala und Alagus war dem-
nach zwar eine sehr enge Verwandtschaft von Bischöfen der eigenen sc&s erwäh-
nenswert - aber sie galt ihnen weder als der historische Normalfall noch als
dasjenige Element, das der Geschichte des Bistums eine Struktur verlieh. Das Dar-
stellungsmuster, das den »Gesta« zugrunde liegt, orientiert sich eben nicht an jenen
Ansprüchen, die weitläufige Adelssippen auf die sc&s von Auxerre erhoben hät-
ten - sondern an einer Abfolge von Amtsträgern in apostolischer Tradition (von de-
nen im Einzelfall auch einmal einige nahe miteinander verwandt gewesen sein
mochten).
3. Verdun
Im Jahre 916 oder 917 brannte die Kathedrale von Verdun nieder^. Infolgedessen
verfaßte der dortige Kanoniker Berthar eine knappe Geschichte seiner Kirche von
den Anfängen bis in seine Gegenwart, die Zeit Bischof Dados, dem er sein Werk
auch widmete^. Über Berthars Person ist kaum mehr bekannt als das, was er in
dieser Schrift über sich selbst preisgab: Von dem 878 verstorbenen Bischof Hatto
von Verdun konnte er bereits aus eigener Erinnerung berichten^; allerdings war er
zur Zeit von Hattos Nachfolger Berhard immer noch ein pMcr und genoß den Unter-
richt des Bischofs^. Demnach dürfte Berthar um 870 geboren sein. Ein im Jahr 925
angelegtes Polyptychon der Kirche von Verdun nennt außerdem einen Bertarius im
Amt des Dekans - möglicherweise war dieser Mann mit dem Autor der »Gesta epi-
scoporum« identisch"'. Mehr ist über den Verfasser des Textes nicht zu ermitteln.
Seine Absichten erläuterte Berthar in der Vorrede seiner »Gesta episcoporum«:
Im Kirchenbrand seien die Bücher über und die Erinnerungen an »unsere heiligen
Väter« zu einem großen Teil ein Opfer der Flammen geworden. Damit in dieser
Lage die memoria, das shUmm und die operaü'o saaefa aller früheren Verduner Bi-
schöfe nicht ganz der Vergessenheit anheimfielen, wollte Berthar schriftlich fest-
411 Das geht hervor aus der Angabe in den Gesta episcoporum Virdunensium, Praefatio, 39, der-
zufolge der Brand sich nach einem 36jährigen Episkopat des Bischofs Dado ereignete. Dado
hat sein Amt im Jahre 880 angetreten: Vgl. die Angabe in dem Fragment eines zeitgeschichtli-
chen Werks aus Dados Feder, das WAiiz 1841, 3/) gedruckt hat: Anno meamafiewe Aam'?!?' no-
sfrf lesM Christi ocÜMgCMfcsaao MOMagcsaao ferüo [...] nosfmcaMfc??! onh'?!aüo?n's dccaao ferüo [...].
412 Gesta episcoporum Virdunensium, Praefatio, 39, Z. 34f.
413 Vgl. ebd., c. 17, 44, wo es überleitend heißt: Demde ocMÜs Udi, äher/us t'Neo üfferfs exequere,
worauf dann, c. 18,44, die Notiz zu Bischof Hatto beginnt. In c. 2,40, berichtet Berthar über ein
Wunder, das er zur Zeit Hattos in Verdun bei den Reliquien des heiligen Maurus beobachtet
hatte. Chronologisch etwas problematisch ist seine Angabe, ebd., daß Hatto zur Zeit Lothars
II. Reliquien desselben Heiligen nach Tholey transferiert habe - was Berthar als nostns fe/r/po-
n&MS einordnet. Wenn er damit (was nicht sicher ist) gemeint hat, er habe diese Translation be-
reits persönlich miterlebt, dann wäre seine Geburt spätestens an den Anfang der 860er Jahre
zu setzen; dem widerspricht aber, was Berthar über Hattos Nachfolger Berhard berichtet: Vgl.
die folgende Anm.
414 Gesta episcoporum Virdunensium, c. 19, 45: cf pMeros, mfer t?M0S eyo Berfarms MMMS /m', in funna-
?n's cf ?'?! dmün's Bhrfs per se ef per aüos crun SM77777M can'fafe 777sfrMX7f.
415 Der Text ist ediert bei WAiiz 1841, 38.
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Verfasser den Verwandtschaftsverhältnissen der Bischöfe untereinander keine Auf-
merksamkeit. Zumindest aus Sicht der Kanoniker Rainogala und Alagus war dem-
nach zwar eine sehr enge Verwandtschaft von Bischöfen der eigenen sc&s erwäh-
nenswert - aber sie galt ihnen weder als der historische Normalfall noch als
dasjenige Element, das der Geschichte des Bistums eine Struktur verlieh. Das Dar-
stellungsmuster, das den »Gesta« zugrunde liegt, orientiert sich eben nicht an jenen
Ansprüchen, die weitläufige Adelssippen auf die sc&s von Auxerre erhoben hät-
ten - sondern an einer Abfolge von Amtsträgern in apostolischer Tradition (von de-
nen im Einzelfall auch einmal einige nahe miteinander verwandt gewesen sein
mochten).
3. Verdun
Im Jahre 916 oder 917 brannte die Kathedrale von Verdun nieder^. Infolgedessen
verfaßte der dortige Kanoniker Berthar eine knappe Geschichte seiner Kirche von
den Anfängen bis in seine Gegenwart, die Zeit Bischof Dados, dem er sein Werk
auch widmete^. Über Berthars Person ist kaum mehr bekannt als das, was er in
dieser Schrift über sich selbst preisgab: Von dem 878 verstorbenen Bischof Hatto
von Verdun konnte er bereits aus eigener Erinnerung berichten^; allerdings war er
zur Zeit von Hattos Nachfolger Berhard immer noch ein pMcr und genoß den Unter-
richt des Bischofs^. Demnach dürfte Berthar um 870 geboren sein. Ein im Jahr 925
angelegtes Polyptychon der Kirche von Verdun nennt außerdem einen Bertarius im
Amt des Dekans - möglicherweise war dieser Mann mit dem Autor der »Gesta epi-
scoporum« identisch"'. Mehr ist über den Verfasser des Textes nicht zu ermitteln.
Seine Absichten erläuterte Berthar in der Vorrede seiner »Gesta episcoporum«:
Im Kirchenbrand seien die Bücher über und die Erinnerungen an »unsere heiligen
Väter« zu einem großen Teil ein Opfer der Flammen geworden. Damit in dieser
Lage die memoria, das shUmm und die operaü'o saaefa aller früheren Verduner Bi-
schöfe nicht ganz der Vergessenheit anheimfielen, wollte Berthar schriftlich fest-
411 Das geht hervor aus der Angabe in den Gesta episcoporum Virdunensium, Praefatio, 39, der-
zufolge der Brand sich nach einem 36jährigen Episkopat des Bischofs Dado ereignete. Dado
hat sein Amt im Jahre 880 angetreten: Vgl. die Angabe in dem Fragment eines zeitgeschichtli-
chen Werks aus Dados Feder, das WAiiz 1841, 3/) gedruckt hat: Anno meamafiewe Aam'?!?' no-
sfrf lesM Christi ocÜMgCMfcsaao MOMagcsaao ferüo [...] nosfmcaMfc??! onh'?!aüo?n's dccaao ferüo [...].
412 Gesta episcoporum Virdunensium, Praefatio, 39, Z. 34f.
413 Vgl. ebd., c. 17, 44, wo es überleitend heißt: Demde ocMÜs Udi, äher/us t'Neo üfferfs exequere,
worauf dann, c. 18,44, die Notiz zu Bischof Hatto beginnt. In c. 2,40, berichtet Berthar über ein
Wunder, das er zur Zeit Hattos in Verdun bei den Reliquien des heiligen Maurus beobachtet
hatte. Chronologisch etwas problematisch ist seine Angabe, ebd., daß Hatto zur Zeit Lothars
II. Reliquien desselben Heiligen nach Tholey transferiert habe - was Berthar als nostns fe/r/po-
n&MS einordnet. Wenn er damit (was nicht sicher ist) gemeint hat, er habe diese Translation be-
reits persönlich miterlebt, dann wäre seine Geburt spätestens an den Anfang der 860er Jahre
zu setzen; dem widerspricht aber, was Berthar über Hattos Nachfolger Berhard berichtet: Vgl.
die folgende Anm.
414 Gesta episcoporum Virdunensium, c. 19, 45: cf pMeros, mfer t?M0S eyo Berfarms MMMS /m', in funna-
?n's cf ?'?! dmün's Bhrfs per se ef per aüos crun SM77777M can'fafe 777sfrMX7f.
415 Der Text ist ediert bei WAiiz 1841, 38.