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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 2.1913/​1914

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XXVIII. Jahrgang 1913/1914

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Heft 5. Januar 1914 5



Mine ungewöhnlich reiche ſchöpfe-
riſche Phantaſie, ein ſtählerner
Wille und eine hohe künſtleriſche

ſchaften erklären das Weſen, bedingen den
Stil des Malers Fritz Erler. Dieſe


iſt ſie ſeltener als je. Ein Kunſtevange-
lium, auf das ſo viele Gegenwärtige ſchwö-
ren, hat aus der Not der Phantaſieloſig-
keit eine Tugend gemacht; ein Künſtler
aber, dem „viel einfällt“, iſt den Aſtheten
verdächtig und den Berufsgenoſſen unbe-
haglich. Als maleriſch gilt alle drei Wochen
etwas anderes, immer aber etwas, was
mit einer weit-
ſchauenden und
ruhig⸗ſicheren Be-
herrſchung der ma-
leriſchen Mittel
möglichſt wenig
zu tun hat, jeden-
falls nicht leicht
etwas, was ge-
ſtalten und erfin-
den hilft. Erfin-
den und Geſtalten
aber iſt das A und
O der Erlerſchen
Kunſt. Jeder ein-
fachſte Studien-
kopf von ſeiner
Hand gewährt ir-
gendwie einen
Einblick in eine
fremde und wun-
derbare — in ſeine


eigene Welt, eine Welt der Romantik, die
aber rein iſt von Dunſt und Nebel, eine
Welt der Poeſie, die frei iſt von weichlicher
Süßigkeit. Aus den Tiefen der Dichter-
werke, aus den Wundern der Tonkunſt, aus
dem bunten Sagenſchatz der Vergangen-
heit wachſen ihm die Gedanken und Ge-
ſtalten zu, wie aus den Dingen und Men-
ſchen der Gegenwart. Schon die Arbeiten
des vierundzwanzigjährigen Anfängers
hatten das Gepräge, das uns heute einen
Erler unter zwanzig anderen, auch unter
Nachahmern herauskennen läßt. Er ſtand
damals wohl noch mehr im Verhältnis
einer unmittelbaren Abhängigkeit zur Na-
tur, wie ſchließ-
lich jeder Lernen-
de, der's ehrlich
meint. Aber er
ſah auch da im
Einfachſten das
Merkwürdige.
Seine frühen Stu-
dien an den Fels-
küſten der Bre-
tagne ſind unend-
lich bezeichnend
dafür. Für ihn
bedeutete es Rät-
ſel und Wunder,
was dem Durch-
ſchnittsmaler nur
pittoreskfne Vor-
würfe bedeutet.
Die aufgerichte-
ten, verworfenen
und verwitterten,
 
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