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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 2.1913/​1914

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Eine Ballade für meine Jungens von
Börries, Freiherrn von Münchhauſen

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Novembertag und windiges Wetter,
Im Scheunenhofe tanzen die Blätter,
And zwiſchen Kuh- und Pferde⸗Stall
Iſt Hofkonzert und großer Ball.

Der Wind trompetet um die Ecken,
Milchkannendeckel ſchlagen die Becken,

Die Leitungsdrähte harfen und ſchleifen,
Wenn die Hände des Sturms in die Saiten greifen,
Die Wetterfahne geigt ſchrill und froh,

Ein Kalb bläſt unentwegt die Hoboe,

Die Stalltür trommelt dazu,

And das Bombardon übernahm eine Kuh.

And zu Trompeten, Flöten und Geigen
Oreht ſich und wirbelt in fröhlichem Reigen
Alles, was Herbſt geweht von den Zweigen,



Ein Strohhalm wiſpert liſpelnd und fein:
„Anſereiner iſt nie allein!

Zehntauſend feine Schweſtern wir waren
In roggenblonden ſträhnigen Haaren,

Alle aus einem derben Gebund,

Alle geborne ‚von Ziegelgrund'!

Die erſte dreht ſich im Wagenrade,

Die zweite ſteckt in Eisſchokolade,

Die dritte fiept, wie der Haſe klagt,

Die vierte ſielt ſich im Strohſack der Magd,
Die fünfte reiſt in der Heidſiek⸗Kiſte,

Die ſechſte räkelte ſich auf dem Miſte,

Die 19 0 ward ins Strohſeil gebunden,
Die achte hilft das Fiſchfaß verſpunden,
Die neunte verflackerte im Kamin, — ja
And die zehnte ſteckt in einer Virginia.

Alle Schweſtern haben was zu tun,
And keine hat Zeit, ſich auszuruhn!“

Velhagen & Klaſings Monatshefte. XXVIII. Jahrg. 1913/1914. II. Bd. 38
 
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