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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 2.1913/​1914

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Illuſtrierte Rundfchau ®

FF e e

Neue Werke von Prof. Theodor von Goſen — Käthe Kollwitz und ihr Werk —
Speiſezimmer⸗Einrichtung von E. H. Walther in Dresden — Moderne Uhren-
kunſt von Karl Bertſch in München — Korbmöbel, entworfen von M. A. Nicolai,
ausgeführt von Derichs & Sauerteig in Koburg — Metallarbeiten von Georg
Mendelsſohn in Hellerau — Zu unſeren Bildern

CCC

E gab eine Zeit — und ſie iſt gar nicht ſo weit —
entfernt von der Gegenwart —, in der ſich für
die plaſtiſche Kunſt die Reichshauptſtadt die füh-
rende Stellung gegenüber München zu ſichern
ſchien, eine Stellung, die in dem perſönlichen In-
tereſſe des Kaiſers und in ſeinen großen Aufträgen
auch eine ſtarke materielle Stütze fand. Man konnte
damals wohl ſagen, daß Berlin in dieſer Beziehung
an der Spitze marſchierte. Es heißt nun nicht, die

damals führenden Berliner Bildhauer in ihrer Ge-
ſamtheit verkleinern, wenn man heute zugibt, daß
mancherlei Überſchätzung mit untergelaufen iſt, daß
man gezwungen iſt, das Urteil etwas zu revidieren.
Dafür iſt München wieder mehr und mehr in den
Vordergrund

getreten; nicht
nur die großen
Münchner Mei-
ſter haben ſich
behauptet und
befeſtigt, auch
viele ihrer Schü-
ler gelangten
zur Anerken-
nung und zum
wohlverdienten
Ruhm; gleich-
viel ob ſie an
der Iſar weiter-
arbeiteten oder
einem Ruf nach
auswärts folg-
ten. Zu den
letzteren gehört
Theodor von

Goſen, der — Ehrenpre
S Q preis der Stadt Breslau
im Jahre 1873 Bronze von Prof. Theodor von Goſen
in Augsburg ge-

boren — Schüler des trefflichen Rümann war und jetzt
als Lehrer an der Kunſtſchule zu Breslau wirkt. Was
mich an ſeiner künſtleriſchen Erſcheinung beſonders
feſſelt, iſt nicht zuletzt die Art, wie er — ohne ſeine
Schule irgendwie zu verleugnen — ſich in norddeutſche
Auffaſſung hineingelebt hat; es ſoll wahrhaftig keinen
politiſchen Einſchlag bedeuten, wenn ich ſage: in unſer
preußiſches Empfinden. Ganz von dieſem Empfinden
ſcheint mir zumal das neueſte große Werk Goſens ge-
tragen, das Denkmal des „Betenden Lützowers“, das
im letzten Herbſt in Schleſien, bei Zobten am Berge,
enthüllt wurde, unweit Rogau, in deſſen Kirche das
Lützower Freikorps vor ſeinem Abmarſch auf den Kriegs-
ſchauplatz eingeſegnet wurde. Das ernſte, großzügige
Werk, das den Geiſt der Befreiungskriege unendlich
8 chen iche u 995 1 5 7 5 1
175 eſtſpiele, ſcheint gleichſam unter der Einwirkung des
Bronze — Goſen Arndtſchen Mottos: „Wer iſt ein Mann? Der beten
 
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