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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 2.1913/​1914

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Slluftrierte Rundfchau &

FFF

Zeichnungen von M. Klinger, M. Liebermann, O. Greiner, F. v. Stuck, W. Strang,
P. Paeſchke, J. J. Vrieslander, F. Koch-Gotha — Schmuck von K. J. Bauer in Mün-
chen — Deutſche Weihnachtsteller — Zu unſeren Bildern

ee,
RR

811 erfreulicher Weiſe wenden ſich Verſtändnis und Nei-
gung der Kunſtliebhaber heut wieder den graphiſchen
Künſten zu. In allen unſern deutſchen Kunſtzentren haben
ſich neben den bewährten alten zahlreiche neue Handlungen
aufgetan, die jene beſonders, bisweilen ausſchließlich, pflegen,
ein Beweis dafür, daß ſich der Kreis der Sammler dauernd
erweitert. Zumal die Originalradierungen gerade auch der
modernen und modernſten Meiſter ſind dabei in einer fort-
geſetzten Wertſteigerung begriffen, die oft geradezu erſtaun-
lich iſt und den Erwerb für Liebhaber, die nicht über ſehr
große Börſen verfügen, ſtark erſchwert. Denſelben Vorgang
können wir bei Handzeichnungen beobachten; auch für ſie
ſind die Preiſe, wenn es ſich um Schöpfungen anerkannter
Meiſter handelt, gewaltig geſtiegen. Ich ſah z. B. jüngſt in
München eine kleine, ziemlich flüchtige Zeichnung Hodlers,
für die 500 Mk. gefordert wurden; für ein Blatt — nicht
viel größer als ein Handteller — des Franzoſen Picaſſo,
in dem die Jüngſten einen Offenbarer gefunden zu haben
glauben, wurden 300 Mk. verlangt. Das ſind immerhin
Beträge, die derartige Zeichnungen dem Minderbemittelten
faſt verſchließen. Darin liegt offenbar, ſo ſehr man den
Künſtlern die hohen Preiſe gönnen mag, eine Gefahr, und
alle Beſtrebungen, gute Zeichnungen auch einem weiteren
Kreiſe zugänglich zu machen, müſſen um ſo mehr mit Genug-
tuung begrüßt werden, als die heutige Reproduktionstech-
nik auch im Buchdruck treffliche Wiedergabe der Originale
gewährleiſtet. Im Verlag der bekannten Baumgärtnerſchen
Buchhandlung in Leipzig iſt nun ein Werk im Erſcheinen
begriffen, das dieſem Bedürfnis in ausgezeichneter Weiſe
entgegenkommt. Es ſind die „Meiſter der Zeichnung“, die
der feinſinnige Kuſtos des Königlichen Kupferſtichkabinetts
in Dresden, Profeſſor Dr. Hans W. Singer, herausgibt.
Bisher ſind im handlichen Format, hervorragend gut aus-
geſtattet, fünf Bände erſchienen: die Deutſchen Klinger,
Liebermann, Stuck, Otto Greiner und der Schotte William
Strang. Man wird dieſe Auswahl nur billigen können.
Jeder der Meiſter hat auch in ſeinen Zeichnungen etwas
Beſonderes zu ſagen, vertritt in ihnen ausgeprägte Eigen-
art. Klinger erſcheint uns, wenn der Ausdruck erlaubt iſt,
als Phantaſt im edelſten Sinne; Liebermann als der ſcharfe
Wirklichkeitsſchilderer; Stuck gibt ſich in ſeiner ganzen, aus

Mar Klinger: Umrahmung zu einem Blatt von „Amor und Psyche“;
Zeichn. im Kgl. Kupferſtichkab. Dresden (Aus, Meiſterd. Zeichn.“ Bd. U);

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