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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 2.1913/​1914

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Die Frau hielt auch wirklich mit ihren
Bitten inne und würde nichts weiter geſagt
haben, auch wenn ich ihr kein Geſchenk ge-
geben hätte.

Ein paar Worte ſeien noch von der letzten
Hilfsaktion geſprochen, die in Tirana zur
Erleichterung der Not der unglücklichen Flücht-
linge eingeſetzt hat: der Hilfsaktion des deut-
ſchen Balkanvereins Dubvid, in deſſen Namen
ich Vorträge hielt und Aufrufe erließ. Die
Sammlung ergab etwa 15000 Franken, zu
deren möglichſt praktiſcher Verteilung ich
ſelbſt, obwohl erſt ſeit wenigen Monaten nach
faſt einjährigem Aufenthalt aus Albanien
zurückgekehrt, nach Tirana reiſte. Da die
Kälte faſt die größte Qual der Flüchtlinge
bedeutete, verteilte ich zunächſt auf jede Familie
eine Matte, um darauf zu liegen, und eine
große dicke Decke. Im ganzen 800 Decken und
800 Matten; des weiteren auf den Kopf 1 kg
Kohle. Außerdem habe ich in ganz beſonders
traurigen Fällen auch Nahrungsmittel und
Geld gegeben. Jetzt nun, während ich dieſe
Zeilen ſchreibe, kommen mir immer noch Geld-
ſpenden zu, ſo daß ich hoffe, mein liebſter
Wunſch, Anfang Februar die ſo dringend
nötige Hilfsexpedition nach Unter⸗Dibra ſen-
den zu können, kann durch deutſche Barm-
herzigkeit verwirklicht werden.

Daß mit dieſer vorübergehenden Hilfe-
leiſtung nicht alles getan iſt, liegt auf der
Hand. Sobald die neue Regierung im Lande
Fuß gefaßt hat, müſſen umfaſſende Maß-
































r
Fr

regeln getroffen werden, all dieſen Unglück-
lichen eine neue Exiſtenzmöglichkeit zu ver-
ſchaffen, ohne daß ein einziger gezwungen
ſein würde, ſein Vaterland zu verlaſſen —
ohne daß alſo dem ohnehin allzu dünn be-
völkerten Albanien auch nur eine alba-
niſche Arbeitskraft verloren geht.

Meiner Anſicht nach iſt das vielleicht die
wichtigſte Aufgabe des neuen Herrſchers. Und
wer immer auch von Albanern aus dem
Vilajet Koſſovo, dem albaniſchen Neuſerbien
auswandert, muß in Albanien Aufnahme
und Arbeit finden können.

Um das zu ermöglichen, müßten die gänz-
lich unbebauten, brachen Staatsgüter par-
zelliert und unter den leichteſten Pacht-
bedingungen an die Flüchtlinge abgegeben
werden. Selbſt eine Anleihe zu dieſem Be-
huf würde ſich auf die Länge als glänzendes
Geſchäft erweiſen, denn die Staatsgüter be-
ſtehen großenteils aus fruchtbarſtem Boden.

Gelingt die Beſeitigung der augenblick-
lichen Not, wird all die nur zu begründete
Verzweiflung in Albanien möglichſt raſch
geſtillt, ſoweit dies menſchliche Kraft ver-
mag, dann iſt ſchon viel gewonnen. Dann
ſteht zu hoffen, wie ja die meiſten genauen
Kenner Albaniens, dieſes wunderſchönen
Landes und ſeines im Grunde ſo vielver-
ſprechend veranlagten Volkes, zuverſichtlich
erwarten, daß die Zukunft des Landes zur
Freude ſeiner Freunde und zum Ruhm und
Stolz ſeines Fürſten ſich geſtalten wird! —

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