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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 2.1913/​1914

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Heft 6
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Illustrierte Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.66819#0381

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Das kunſtfreundliche London hat wieder

Galleries ſind faſt zweihundert Gemälde
ausgeſtellt, ausſchließlich Werke ſpaniſcher
Meiſter, die Kunſtgeſchichte der iberiſchen
Halbinſel während beinahe ſechs Jahrhun-
derte in erſtaunlicher Reichhaltigkeit, man
darf wohl ſagen: in noch nie erreichter Voll-
ſtändigkeit illuſtrierend. Und — darauf waren
ſelbſtverſtändlich die Engländer, und mit
Recht, beſonders ſtolz — alle dieſe Gemälde
ſtammen aus britiſchem Privatbeſitz, meiſt aus
jenen ſchier e Sammlungen
der engliſchen Großen, die immer noch, trotz
der gewaltſamen Einbrüche der amerikaniſchen
Millionenkäufer, ihresgleichen in der Welt
nicht haben. König Georg hatte ſich per-
ſönlich für das Zuſtandekommen dieſer Aus-
ſtellung intereſſiert, ſtand an der Spitze des
Komitees und lieh ſelbſt einige Gemälde aus
dem Buckinghampalaſt her; da konnte es
nicht fehlen, daß alle großen Sammler des
Reichs willig eintraten: der Herzog von
Wellington, Sir Francis Beaufort Palmer,
Lady Wernher, William Stirling Maxwell,
L. Raphael, Kapitän Fort, Roger Fry, Sir
Frederick Cook, der die wundervolle Ga-




lerie im Doughty Houſe in Richmond ſein
eigen nennt, und viele andere. Ungewöhn-
ganz Un-
bekanntes hat ſich ſo zuſammengefunden;
vieles dazu, was dem Kunſthiſtoriker zwar
nicht fremd, aber beinah unerreichbar war
bei der Abgeſchloſſenheit einzelner Samm-
lungen. Noch niemals wohl konnte man
einen ſo guten Überblick über die Anfänge
ſpaniſcher Kunſt gewinnen wie hier, wo die
„Primitiven“ einen ganzen Saal füllen, be-
ginnend, wenn ich recht unterrichtet bin,
mit dem, auch von uns abgebildeten kata-
loniſchen Altargemälde von 1250. Glän-
zend iſt die Blütezeit vertreten, keiner der
erſten Meiſter fehlt. Velasquez prunkt in
all ſeiner Größe, von Murillo findet man
u. a. eines jener denkwürdigen Bilder, die
er für die Franziskaner in Sevilla malte
und durch die er ſeinen Ruhm begründete.
Welche Schickſale mögen ſolche Gemälde ge-
habt haben, ehe ſie in den ſtillen Hafen
irgendeines engliſchen Schloſſes einliefen!
Wie hoch muß man aber auch den Kunſt-
ſinn und den Scharfblick der britiſchen
Sammler veranſchlagen, die ſich rechtzeitig
dieſe unvergleichlichen Schätze ſicherten —
wobei ſie, auch das muß erwähnt werden,
keineswegs immer nur dem Klang der ganz
 
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