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Velhagen & Klasings Monatshefte — Band 28, 2.1913/​1914

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eimatſchutz und Heimatpflege ſind
Q heute jedermann geläufige Begriffe.
Die Streitrufe dieſer Bewegung
S hallten ja ſo oft durch den Blätter-

wald. Ihre Vorkämpfer und Kampf-
genoſſenſchaften nahmen Fehde an überall,
rechts und links vom Wege, Fehde mit der
Unverfrorenheit, der Dummheit, dem Häß-
lichen, wo immer ſie darauf ſtießen. So ritten
ſie auch gegen die Verunſtaltung des Land-
ſchafts⸗ und des Städtebildes durch eine wild-
gewordene Reklame einen ſcharfen Strauß,
und ſie kehrten als Sieger heim. Mit Ge-
ſetzen und Verordnungen hält der Staat,
halten die Gemeinweſen Wacht über die
Sicherheit ihrer Naturſchönheiten und Kunſt-
denkmäler. Aber die Schweſter Merkurs, die

Etiketten, Packungen, den Zeitſchriften⸗ und
Katalogumſchlägen, den Anſichts⸗, Glück-
wunſch⸗, Speiſekarten, der unermeßlichen
Vielfältigkeit dieſer Reklame? Wir haben
Geſetze und Verordnungen gegen Nahrungs-
mittelverfälſchung, aber wider das wu-
chernde Unkraut der alles umfaſſenden Ge-
brauchsgraphik vermag kein amtliches Ver-
bot den friedlichen Staatsbürger zu ſchützen.
Und iſt es nicht ein Ärgernis, wenn wir in
unſerer literariſch und wiſſenſchaftlich ſo rege
produzierenden und ſo hochgebildeten Zeit
geſchmackloſe und künſtleriſch minderwertige
Umſchläge um die Kinder des Geiſtes legen?
Iſt es nicht geradezu ein Verhängnis, wenn
ſich der Kampf gegen die Schundliteratur
nicht vor allem gegen das freche Anlocken

Reklame, dieſe des widerlich
mit allen weib⸗ bunten und rohen
lichen Reizen und EIn Titelbildes rich-
mehr noch Un⸗ EIA NTA tet? Iſt es end-
tugenden be⸗ SEE 8ER -. 1908 ‚WiDMI lich nicht eine be-
dachte große Zau⸗ * D- E N LSS BEE ſchämende Tat-
berin, wandelte ſache, wenn einem
flugs ihr Weſen, 2 in den Papier-
ließ ſich von A geſchäften, die
Künſtlern kleiden 5 reihenweiſe in
und hält nun als 7 ihren Auslagen
Künſtlerplakat 855 die ermüdenden
die Großſtadt⸗ Aktualitäten der
welt in ihrem Bromſilberkar-
Bann. ten führen — der
Doch das Pla⸗ photographi-
kat iſt nur ein ( ſchen Genrekar-
Teil im großen ten mit den ſüß-
Radwerk der Re⸗ lich lächelnden
klame. Wie ſteht und unmöglich
es mit der Rekla⸗ geſtellten Model-
meklein kunſt, len und der der-
mit all den vielen beren farbigen
Blättern und Koſt gar nicht zu
Blättchen, aus gedenken — wenn
denen ſich die ſo⸗ einem auf die
genannte Ge⸗ FragenachKünſt-
brauchs⸗ oder lerkarten als das
Bedarfsgraphik vornehmſte die fa-
aufbaut, mit all den Sldruckkar-
den unzählig vie⸗ ; 8 ten einer engli-
len Sachen und a ſchen Firma vor-
Sächelchen, die gelegt werden,
ſprühregenartig nichtsſagende, in
den lithographi⸗ brauner Farb-
ſchen Kunſtan⸗ tunke ſchwim-
ſtalten entwei⸗ mende Landſchaf-
chen, um ſichüber⸗ ten und ebenſo
allhin zu vertei⸗ ausdrucksloſe,
len, überall wie ſchlecht gezeich-
ein reicher Tau . nete Mädchen-
Nit dei Heezerle ; / el aa
it den vielerlei i iſekart udwi ohlwein⸗München 7
kaufmänniſchen e eee en 15 ee G. 11 05 H. ſchen college
Druckſachen, den in München girls?

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