diele Romane und Novellen, Ju-
gendbücher und Reiſebeſchreibun-
gen, Expeditionsberichte von Mee-
res⸗ und Polarforſchern erzählen
von Sturmfahrten. An ſo man-
ches Gemälde unſerer Meeresliebhaber wer-
den wir durch dieſes Wort erinnert, und es
tauchen die phantaſievollen Illuſtrationen
vieler populärer Schilderungen in unſerem
optiſchen Gedächtnis auf. Vergleichen wir
einerſeits dieſe Schilderungen mit den Er-
gebniſſen der wiſſenſchaftlichen Erforſchung
der Meeres⸗ und Schiffsbewegungen, ander-
ſeits dieſe Abbildungen mit den objektiven
Wahrnehmungen derphotographiſchen Platte,
ſo finden wir vieles feh-
lerhaft und übertrieben.
Zweifellos iſt die Pho-
tographie nur ein unvoll-
kommenes Hilfsmittel der
Illuſtration, und um den
der Wirklichkeit entſpre-
chenden Eindruck zu ver-
mitteln, müßten auch alle
Geräuſche des Sturmes:
ſein Brauſen, beim fahren-
den Schiff das Pfeifen
des Windes und die dump-
fen Schläge beim Auf-
prallen auf die ankom-
menden Wogen, weiter
vor allem die Bewegun-
gen des Schiffes wieder-
gegeben werden. Wir
haben es wohl zum Licht-
ſpiel, in neueſter Zeit
auch zum Kinetophon ge-
bracht. Aber dabei fehlt
die Bewegung des Zu-
ſchauers ſelbſt. Vielleicht
erhalten wir ſchon in
nächſter Zeit ein „dyna-
miſches“ Kinetophon, in
dem der „Paſſagier“ op-
tiſch, akuſtiſch und dyna-
miſch unterhalten wird.
Auf dieſe Weiſe könnte die
Landratte faſt koſtenlos
die Freuden der Seekrank-
heit genießen. —
Es ſeien hier ein paar
„Seeſtücke“ wiedergegeben,
die ich geſammelt habe; ſie
ſollen den Rahmen bilden
zu einem Erlebnis. —
Wir ſind kommandiert
zur „Sturmfahrt“ an
Bord S. M. Torpedo-
boot V. 50 und haben
uns am andern Morgen
beim Kommandanten des
Bootes zu melden: Kollege
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Das
Fiſcher, mein Freund Winternitz und ich.
Nach endloſer Bummelzugfahrt von Kiel
über Hamburg nach Cuxhaven treffen wir
ſpät in der Nacht dort ein und müſſen, da
wir kein paſſendes Hotel finden, in einer
elenden Schifferherberge übernachten. Trotz
dieſer ungaſtlichen Aufnahme ſind wir in
Anbetracht der kleinen „Dienſtreiſe“ bei beſter
Laune und ſuchen am andern Morgen um
17 Uhr erwartungsvoll unſer Boot. Es
iſt ein trüber, feuchtkalter, ſtürmiſcher De-
zembertag und ſo dunkel, daß es uns ſchwer
fällt, in dieſer unbekannten Gegend zurecht-
zufinden. Im Hafen angelangt, bemerken
wir eine große Zahl von Torpedobooten
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