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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Januar bis April)

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Nr. 11 - Nr. 20 (13. Januar - 24. Januar)
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produktiven klein-m Zwrsch«rgijescr von große« leistungssüyigen,
den Strom rveflhin übertragenden Werten »bzulösen. Erst dann
Wird es möglich sein, Koblen, Arbeitskräfte usw. zlr ersparen und
die Stromerzeugung zu verbilligen. Selbstverständlich ist hierzu
eine Abänderung der gegenwärtig bestehenden Rechtsverhältnisse
notwendig. Das Sozialisienmgsgefetz vom 31. 12 1919 sollte hier
bahnbrechend sein. Trotz zweijährigen Bestehens dieses Gesetzes
ist diese Materie nicht von der Stelle gekommen. Mit gespanntem
Interesse verfolgten deshalb die Betriebsräte die Darlegungen
eines hierfür maßgebenden Ministerbeamten iib.tr den Stand der
Sozialisierung. Geheimrat Lenzmanu führte das Stocken der So-
zialisierung gemäß den Richtlinien des Gesetzes, auf die Schwie-
rigkeiten der Materie und die Maßnahme der Entente zurück, die
dem Reiche verbieten, mir eigenen Mitteln, die nicht gering fein
können, maßgebend einzugreifen. Trotzdem gab auch Geheimrat
LenMümr zu, daß die organische Entwicklung der Elektrizitäts-
industrie gefördert werden müsse unter namhaftem Einfluß der
beteiligten Arbeiter.
Berbandsvorfltzeuder Klebe behandelt in seinem Vorträge
dis Organflationsgestattung in der krafterzeusenden Industrie. Es
fei eigentümlich, daß, nachdem der Zentralverband der Maschini-
sten und Hetzer sich den Arbeitern dieser Industrie energisch ange-
nommen und gemäß der Wichtigkeit derselben eine organisatorische
Selbständigkeit in der Betriebsrätegruppierung des A. D. G. B.
verlangt habe, alle möglichen Widerstände sich bemerkbar machten.
Kollege Klebe belegte Ne Zerfahrenheit in der Organisations-
gestaltung mit zahlreichen Beispielen. Er kam zu dem Schluß,
daß angesichts dieser Verhältnisse es hohe Zeit sei, Vie 16. Jndu-
stricgruppe für die krasterzewgeude u. verteilende Industrie zu
schassen. Jedenfalls werde der Verband der Maschinisten u. Heizer
nicht eher ruhen, bis diese Industrie als selbständige Gruppe an-
erkannt Werde.
In der Diskussion wurde dem Vortrage des Genossen Stric-
mer zugestimmt. Herrn Geheimrat Lenzmann gegenüber betonten
die Diskussionsredner, vatz die Betriebsräte des Verbandes der
Maschinisten und Heizer keineswegs gewillt seien, die Frage der
Sozialisierung im Sande verlausen zu lasse«.
Die Neugestaltung der EMtrizitätswirtschaft zur Gemein-
wirtschaft sei das unverrückbare Ziel der beteiligten Arbeiter.
Den Ausführungen des Genossen Klebes wurde restlos zuge-
stiinmt. Hier gab es nur eine Meinung: Die jetzt bestehenden
Zustände sind unhaltbar, die Arbeiter der krafterzeusenden Indu-
strie lehnen entschieden ab, Vorfpanndienste für olle möglichen
Gruppen usw. zu leisten. Sie verlangen ihre Angelegenheiten
selbständig, ohne jede Eirrmischung von anderer Seite regeln zu
können. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen:
„Die am 15. Januar 1922 in Kassel tagende Konferenz der
Betriebsräte und Delc gierten der krasterzeugenden und vertei-
lenden Industrie des Zentralverbandes der Maschinisten und
Heizer fordert eine gesetzliche Regelung der Elettrizitätswiti
schäft nach gemeinwirtschastlichen Grundsätzen.

Ans der Stadt.
Ist Vie derzeitige Gestaltung der SchiilerhsrLe
MLÄMäßig?

Mir einen Familienvater ist -die derzeitige Lebenshaltung nicht
erschwinglich, besonders wenn er der alleinige Verdiener ist. Was
Nicht von den ständig sich steigernden Lebens-Mittel- und Haushal-
tungsarMelpreisen ausgegessen wird, das holt der Staat und die
Komune durch die sich auch ständig erhöheWen Abgaben. Beson-
ders wirken am empfindlichsten die Nachtragsssr-erungen, die
der Arbeiter nie in seinen Verdienst in Rechrtnng stellen kann.
Immer hinkt die Steigerung des Einkommens für Arbeiter und
Beamte weit hinter der Steigerung der Bedarfsartikel- und M-
gMeerhShung nach. Daß!'dies ein« große Unterlassungssünde der
Arbeiter- und Beamten-Vertreter ist, muß auch einmal öffentlich
feftgestellt werden. Der einzelne Arbeiter und Beamte kann nicht
für feine Einkommensverme-Hrung kämpfen, sonst fliegt er auf die
Straße und feine Familie mutz zu Grunde gehen. Darum ist es
Sache der Organisationen, hier einmal großzügige Besserung zu
schaffen.

Diese finanzielle Not der schassenden Stände zwingt die
Hausfrau und Mutter, ihre Kraft auch dem Erwerb zur Verfügung

zu stellen. Sie muß ibre Hausfrauen-- und Mutterpfücht der fi-
nanziellen Erhaltung der Haushaltung opfern. Schon morgens
vor 8 Uhr verläßt sie ihre Wohnung und Kinder und kommt erst
abends gegen 5 Uhr müde und abgearbeitet zurück in ihr Heim.
Kann nun diese abgtarbettete Frau noch den Haushalt und ihre
Kinder bedienen, wie es dringend nötig wäre? Entweder die
Frau arbeitet über ihre Kraft und sie geht frühzeitig zu Grunde,
oder aber sie ist schon kaput gearbeitet und Haushaltung und Kin-
der lassen dies auch äußerlich erkennet!. Niemals aber wird und

kann eins solche Frau die Trägerin eines Heims und Erzieherin
und Mutter ihrer Kinder sein. Zu diesem für jede Hausfrau und
Mutter quälenden Zustand kommt noch die sie bei ihrer Fabrik-

mau einen heraldisch gestatteten Löwen, der als König der Berge
die Macht des Dalai Lama verkörpert. Uever ihm erscheinen schnee-
bedeckte Berge, von Sonne, Mond und Sternen überfchienen. Da-
hin hat der Löwe seinen Blick gerichtet, denn er muß daüber Wa-
chen, daß kein Fremder die Berge übersteigt. Sein auch aus die
Gestirne gerichteter Mick gilt aber gleichzeitig als Ausdruck der
Verehrung des Lichts; denn die Hoffnung des Dalai Laura richt
auf dem Himmel, Lessen menschliche Verkörperung er darstellt. Der
Lowe hält außerdem zwischen den Vordertatzen eine von Flam-
men mnlohte Kugel, die ausdrücken soll, daß der Dakar Lama die
Machtmittel besitzt, um alle Revolutionäre und Unruhestifter, die
den Frieden und das Glück Les Landes vevwhen, in Stücke zu
reißen.
Mw Kilometer ohne Lokomotivwechfel. Auf der Missouri-,
Kansas- und Texasbahn zwischen San Antonio und Parfons <1099
Kilometer) wirb jetzt ein Schnellzug auf der ganzen Strecke ohne
Mafchinenwechsel seit Einführung der Oelfeuenmg gefahren. Statt
der früh« für ein Zugpaar benötigten 5 Lokomotiven genügen
jetzt 8, die täglich im Durchschnitt je 429 Kilometer zurücklsgen. Zur
sorgfältigen Untersuchung sind an den Endpunkten mindestens 12
Stunden Ruhezeit vorgesehen. Eine solche Leistung ist, wie die V.
D. I. Nachrichten vom 11. Januar schreiben, nur bei Oelfeuerung
möglich.
Edisons neueste Erfindung. Edison, der im nächsten Monat
jcin-en 75. Geburtstag feiern »arm, hat der „Chicago Tribüne"
Mitteilungen über seine neueste Erfindung gemacht, die «rsprüng-
sich dazu bestimmt war, die Schiffe gegen Angriffe von Untersee-
booten zu schützen und die heute unter veränderten Verhältnissen
auch dem gleichen Zweck gegen Eisberge dienen kann. Die Erfin-
stung gibt die Möglichkeit, den Lauf eines Schiffes auf eine Strecke,
hie die Länge des Schiffes nicht übersteigt, zum Hatten zu bringen.
Der Mechanismus wird durch eine konische Kapsel gebildet, die
M einem 9 Fuß breiten und 18 Fuß langen Ueberzug aus init
Draht umsponnener Leinwand besteht. Diese Kapselumhüllungen
Werden irr vierfacher Zahl, zwei zu jeder Seite des Schiffes ange-
bracht. Wenn dieses z»m Stillstand gebracht werden soll, fo wer-
den, nachdem die Maschinen gestoppt sind, die Kapseln geöffnet, die
dein Wasser einen gewaltigen Widerstand entgegensetzen. Die Ver-
suche haben bewiesen, daß durch dieses Mittel ein Schiff -auf einer
Länge von 80 Metern zum Stillstand gebracht werden kann. Edison
benutzte die Gelegenheit, um dem Chicagoer, Blatt die- Mittei-
lung zu machen, daß er bei seinem zwanzigjährigen Sohn die be-
sondere Anlage des Erfinders feMcklen.konnte.

arbeit fortwährend begleitende Sorge mn ihre Kinder. Was trei-
ben sie oder wird sie ein Unglück treffend — Aber auch die unregel-
mäßige und ungeordnete Nahrungsaufnahme »nd Pflege wirkt
auf die Kinder so, daß hierin die Krankhettskeime ihres Levens
geboren werden. Und wägt dieser Zustand nicht auch zur Verwil-
derung und Verrohung der Sitten bei?
In der richtigen Erkenntnis, daß hier etwas geschehen müsse,
hat die Stadtverwaltung Schülerhorte eingerichtet. Richtiger als
diese Schülerhorte wäre Wohl das gewesen, dafür besorgt zu fein,
daß jeder Familienvater so viel verdient, daß seine Frau nur
Hausfrau und Mutter sein bräuchte. Da aber die Stadtverwaltung
hierzu nicht dte Macht besitzt und die Volksvertreter zum großen
Teil nicht das nötige Verständnis, so muß mau zu Hilfsmitteln
greifen. Der derzeitig eingeführte Versuch der Schülerhorte wird
aber an der unpraktischen Durchführung sicher zum Scheitern ver-
urteilt fein. Dann wird Wohl von hoher Stelle verkündet wer-
den, die Arbeiter Verhalten sich ablehnend den Schülerhorten ge-
gonüver, sie wollen ihre Kinder nicht beaufsichtigt Haven. Daß
diesem von vornherein begegnet werde, das sollen nun folgende
Richtlinien darlegen.
Daß der jetzige Zustand unhaltbar ist, mutz den Leitern der
Schülerhorte schon dadurch klar sein, daß sich so herzlich wenig
Kinder beteiligen. Dies liegt aber einzig und allein in der äußerst
unpraktischen und verständnislosen Zeiteiuteikmig. Darum fei fol-
gender Vorschlag gemacht:
Alle schulpflichtigen Kinder können schon von morgens vor
8 Uhr den Schülerhorten zugestthrt werden und bleiben dorten bis
etwa 6 Uhr. Die Kinder können während dieser ganzen Zeit im
Schülerhort verbleiben init Unterbrechung ihrer Schulzeit. Sie
können auch ihr Mittagessen, das schon abends vorher von der
Mutter gekocht war, mitbringen. Dasselbe wird dann im Schü-
lerhorl aufgewärmt. In der Zeit ihres Aufenthaltes im Schü
lerhort fertigen die Kinder unter fachmännischer Aussicht ihre
Schularbeiten an. Nach dieser Arbeit beschäftigen sie sich mit Le-
sen guter Bücher, zeichnen, modellieren, Aufsührung von kleinen
Spielen, Stricken usw Darum müßte in jedem Hort mindestens
ein Lehrer und eine Fürforgefchwester tätig fein. Dann Wäre et-
was praktisches für die Erziehung und Beaufsichtigung der schul-
pflichtigen Jugend getam Aber auch nur dann wären diese
Schülerhorte das, was sie fein sollen. Schule, Familie und Staat
hätten aber auch den größten Nutzen rind es wäre wohl die Frage
auszuwerfen, ob nicht ein solcher Schttlerhort sich bald gewinnbrin-
gend bezahlt mache. In der Schule bessere Leistungen, in der Fa-
milie weniger Krankheiten und der Staat weniger Fürsorgean-
stalten usw.
Darum khr Skadrväter, sorgt dafür, das; die Schülerhorte fo
ausgebaut werden, daß sie nutzbringend wirken. Es mutz aber
auch eine Sorge -er Verwaltung bilden, diejenigen Personen als
Leiter der Schülerhorten zn gewinnen, dte auch das tlötigc Ver-
ständnis Haven, sich in das Seelenleben der Arbeiterjugend einden-
ken zu können und mit ihnen zu fühlen.. Dq»m auch macht ihr das
Wort wahr:
„Unsere Zukunft liegt in unserer Jugend!"
Ein Arbeiter.
Im Gartenbanvereiu sand am Mittwoch abend Hauptver-
sammlung statt. Der Vorsitzende, Gartenbauinspettor Die-
tz old er, eröffnete die sehr gut besuchte Versammlung und
führte aus: Der Zweck dos Vereins ist, alle Freunde des Gar-
tenbaues in sich zu Vereinen, ob diese nun Kleingartenvau be-
treiben, ob sie Vor- und Ziergärten ihr eigen trennen, oder selbst
nur Topf- rind Zimmerpflanzen besitzen, glich jene, di.: die Grä-
ber ihrer Lieben schmücken. Besonders willkommen sind dis Er-
wcrbsgärtner, die gleichzeitig belehrend tätig, sein könnet!. Diese
Aufgabe soll .^reicht werden, durch die monatlichen Versamm-
lungen mit Vorjrägen auf allen Gebieten des LiMM-ergarten--
Hanes, durch Beantwortung aller einschlägigen Fragen, durch
Blumen- und GaSenvcrlosung, ferner durch Rundgänge, durch
stadt. und sonstige Gärten, durch Abgabe von Kunstdünger, Sa-
men und Pflanzen. Der MitglUderstand betrug zu Beginn des
letzten Jahres 145, jetzt 400, verstorben sind das Ehrenmitglied
Weber und der frühere 1. Vorsitzende Heger, welche durch
übliche Ehrung bedacht wurden. Vorträge haben im Berichts-
jahre gehaltM, die Herren Prof. Dr. Borne mann (2), Prof.
Dr. Jost (2), Dr. Schacht (1), GartenbauMerinspektor Die-
bolder (2), Gartenbauinspektor Winkler (2), Obstbauinspektor
Brücker (1), Prof. Dr. Lstrske (1), hiervon 3 Lichtbildervor-
trägc. Rundgänge und Besichtigungen fanden unter sachmänni-
fchir Führung statt, durch den Schloßgarten in Schwetzingen, die
stöbt. öffentliche» Anlagen, Len städt. Bergvarl und den hiesigen
Schloßgarten. Den Rechenschaftsbericht erstattete Oberpoftsckretär
Schilling. Aus demselben ist zu entnehmen, daß tm letzten
Jahre oin Defizit gebucht werden mutzte. Der Voranschlag fürs
laufende Jahr beträgt 5700 Mk. Die Rechn-ungsprüfer fanden
die Kasse in Ordnung, ko daß dem Rechner auf Antrag des
Herrn Mahla Entlastung erteilt werden konnte. Der Beitrag
mutzte für dieses Jahr auf 15 Mk. erhöht werden, was nach län-
gerer Debatte einstimmig angenommen wurde. Der Vorstand
wurde aus Anirag Les Herrn Mtstadtmt Sch ep p einstimmig wie-
der gewählt. Zum 1. Vorsitzenden GartenbauoSerinspektor Die-
bold er, 2. Vorsitzender GartenDauinspektsr Winkler, Rech-
ner Oberpostsekretür Schilling, Schriftführer!'! Verwatt.-
AMt.lttin R o ß m ann, Beisitzer Frau I. Schweikert Wwe.,
EisenSahninfpektor Schelling, Gartenarchitekt Denk. Erwei-
tert Wird der Vorstand durch Gärtner Huber-Pfaffengrund,
Mack-Schlierbach und Gärtnereibefitzer Ruf, als Rechnungs-
prüfer Obervauinspettor Wollthan und Kaufmann Mahla.
Nun hielt Herr Dipl. Landwirt Ruoff - Stuttgart einen fast ein-
stündigen Vortrag Wer dm Kunstdünger und seine Verwendung
im Gartenbau. Der Redner schildert zunächst die allgemeinen
Lebensbedingmlgen der gärtnerischen Kulturpflanzen nnd die
notwendige Bodenbearbeitung, kam dann auf die natürlichen
Düugeart'N zu sprechen und behandelte dann hauptsächlich die
Phosphorsäure, Kali und stickstoffhaltige Düngemittel, besonders
von letzteren jene, die erst in letzter Zeit in Handel gegeben wur-
den, dabei bemerkte er» Latz der 27Prozerttiga Ammonsulphat we-
gen der Explosion in Oppau weiter nicht hergestellt werden kann.
Dem Redner wurde der wohlverdiente Beifall gezollt. Nach Be-
antwortung dar zahlreich eingegangenen Fragen durch die Her-
ren Rliosf, Brücker, Winkler und Diebolder sand die Verlosung
von Topfpflanzen und Bekämpfungsnttttein statt.
Kleine Nachrichten.
Die „Hoüersteuer" hat im ersten Monat ihrer Einführung in
Stuttgart der Stadt 100000 Mk. Einnahmen gebracht.
Ueberreicher Kinderfcqen. Die Regensburger „ Volksmacht"
berichtet: Zum 25. Male kehrte der Storch tm Hause des Söldners
Joseph Weber in Gerazell ein und brachte ihm als Weihnachts-
gesunde Zwillinge. Es ist auch feine zweite Einkehr im vergan-
genen Jahre, sodatz der schon 53jährige Vater mit Kindern reich-
lich gesegnet ist. Mutter und Kinder befinden sich wohl.
RaubüberfM auf einen Gctreideauskäufer. Wie die „Nene
Vogtländische Zeitung" meldet, ist im Walde auf der Stratze zwi-
schen Weischlitz und Schwand ein aus RegnMosa (Bayern) ge-
bürtiger Gctreideauskäufer Sachaller, der schon seit längerer Zeit
im Vogtland Getreide aufkaufte, von drei Unbekannten angefallen,
durch einen Messerstich verletzt und um 104 000 Mk. bermibt wor-
den. Die Täter sind entkommen.
Einer, der das FleischrSuchern versteht. Dieser Tage rühmte
sich eine wohlhabende Witwe in Bollendorf (Rheinland), daß ihr
jüngster Sohn in allen, erfahren sei. Er habe unter and,'dem jetzt
ihr Fleisch so schön geräuchert, wie kein zweiter es Wohl machen
könne. Der Kleine, aus nächster Nähe dieses Lob hörend, freute
sich darüber köstlich und versuchte nun gleich,, es noch schöner zu
räuchern. Wie erschrocken mögen nun Wohl Mutter und Sohu ge-
wesen sein, als beide am nächsten Tage die Tür des Räucherhäus-
chenS aufmachten und kein Fleisch mehr vorsanden. Bet näherer
Untersuchung fanden si- nur die eisernen Haken, an denen das

Fleisch'«change» hatte. Das ganze W-eisch, ein weit Wer IM Kilo-
gramm schweres Schwein, war bis auf einige Knöchelchen ver-
brannt. Der kleine Held hatte wohl gefeuert statt geräuchntt.
Ein lebenslänglich zu Zuchthaus Verurteilter an Herzschlag
gestorben. Der Kaufmann Koppe, der vor einigen Tagen wegen
des Verbrechens an der Fran Krcll im Walde bei Königs-Wuster-
hausen zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden ist; ist
jetzt im Untersuchungsgefängnis am Herzschlag gestorben. Als die
Geschworenen zunächst in feiner Abwesenheit den Wayrspruch ver-
kündeten, horchte er an der Tür des Saales und mißverstand Leit
Wahrspruch dahin, daß er zum Lode verurteilt sei. Die Todes-
angst, die ihn packte, hat in ihrer Folge, obwohl er später den rich-
tigen Spruch erfuhr, zn seinem Tobe geführt.
Beim Rodeln verunglückt. In Hachenburg verunglückte beim
Rodeln der Schneider Karl Hofmann tödlich. Infolge der Dunkel-
heit und Schnelligkeit der Fahrt bemerkte der Verunglückte einen
von Mpenrod entgegenkommenden Pferdeschlitten zu spät und
fuhr mit ganzer Wucht in diesen hinein. Mit doppeltem Schädcl-
bruch und schweren Verletzungen zog man den Bedauernswerten
unter dem Gespann hervor.
Kampf mit Wilderern. Im Walde zwischen Herrettsohr und
Fischbach gingen zwei Wilddiebe zum Angriff auf den Förster
über. Im Kampfe mit dem Beamten entlud sich das Gewehr des
Forsteleven und die ganze Schrottadung drang einen! Wilderer in
den Unterleib. Die Wirkung war derart, daß der Wilderer nach
kurzer Zcft an Ort und Stelle verschied. Der erschossene Wilderer
ist ein 31 Jahre alter Bergmann, verheiratet und Vater von zwei
Kindern. Der andere wurde verhaftet.
Erschlagen wurde beim Holzfällen der 19 Jahre alte Holzar
beiter Otto Hörst von Eichenbühl durch einen fallend.» Stamm.—
Ebenfalls beim Holzfällen tödlich verunglückt ist in Boxtal der ver-
heiratete Jos. Harck von dort. Er hinterläßt eine Iran mit sieben
Kindern.
, Aufgedrckte Mordtaten. Am 21. März 1920 wurde im Per-
lacher Forst hinter Harlaching dw Leiche eines jungen Burschen,
dessen Personalien unbekannt waren, ermordet und beraubt ausge-
fuudeu. Nunmehr gelang es, den Loten scstzustellen und den Mör-
der zu ermitteln. Der Ermordete ist der am 22. September 1903
in Straubing geborene, auf der Wanderschaft gewesene Bäcker Jo-
hann Rohrmeier. Als Täter wurden ermittelt der TaglShncr Nu
dols Policka von Brüx in Böhmen und Ver Kutscher Math. Maier
von Perlcnverg in Böhmen, denen sich Rohrmeier auf der Wander-
schaft angefchlossen hatte. Policka har schon mehrere Morde auf
dem Gewissen. Nach seinen! Ausbruch aus dem Gefängnis in
Eger im Jahre 1920 ermordete er damals zwei Gendarmen und
einen Arbeiter. Dann verübte ar mit Maier den Raubmord im
Perlacher Forst und später allein einen Mord im Walde bei Mann-
heim an einem Arbeiter, dessen Leiche er verscharrte.
Im SchneeffRAN umgekommen. Auf einem Winterausflug
ins Riesengebirge ist der Kaufmann Vetter aus Breslau im
Schneesturm umgekommen. Seine Begleiter holten Hilfe aus der
Schuecgrubenban.de, doch verschied V/lten auf dem Wege zur
Baude.
. Raveneltern. Im vergangenen Jahre, so wird aus Halle be-
richtet, wurde die 23 Jahre alte Tochter eines Straßenwürters in
Lockstedt nach Hechtspringe geschickt, -um in einer Irrenanstalt Auf-
nahme zu finden. Dis Aerzte erklärten jedoch das Mädchen für
normal. Seitdem hatte man von ihn: nichts mehr gehört. Durch
einen Zufall ist das Mädchen jetzt in einem furchtbaren Zustande,
zum Skelett abgemagert, in -inet» Speicherverschlag aufgesunden
worden, wohin es der Vater und dis Stiefmutter gebracht hatte».
In diesem Verschlag hatte Las Mädchen saft ohne Kleidung und
Nahrung ungefähr ein Jahr zuvringen müssen. Der Väter und
die Stiefmutter wurde» verhaftet
Derr Baier erschossen. Bei einem Streit mit seinem 16jährigen
Sohn, der -Geld zu Kleideranschaffungcn verlangte, wurde dar 65-
Mrige Baumeister I. Berger in München von dem jungen Manne
erschösse!!.
StarrdesaMLs-NKchrichLen.
Geburten.
(Vom 6. Lis 16. Januar 1922.)
Hildegard, T. d. Kaufmanns Wilhelm Freisrich. Karl Hans,
S. d. Schlossers Johann Lösch. Margarete Hst da Karola, L. d.
Kaufmanns Hugo Robert Klemm. Rosa Auguste Irmgard Ida,
T. -d. Kunstmalers August Hamman». Jngeborg Babette, T. L.
Postscyasfuers Johann Valentin Wilhelm Quast. Wolfgang Karl
Lorenz, S. d. Schlossers Karl Lindinger. Karl Hennann, S. b.
Tech«. Msenbahn-Obersekretärs Ludwig Berberich. Max start
Ludwig, S. d. Kaufmanns Ludwig Otto Wl-eland. Werner Hel-
mut, S. d. Tiesbauunternehmers Mi'hclm Offenbach. Margareta,
T. 's. Flaschners Wilhelm Frank. Heinrich, S. d. Rangierers Hein
rich Hoffmann. Maria, T. d. BaHnorbeiters Martin Kies. Erich
Walter, S. d. Schneiders Karl Josef Kremer. Gisela Herta, T. d.
Kaufmanns Kurt Robert Philipp. Werner Wilhelm, S. d. Bahn
Wärters Wilhelm Angeloch. Helmut Werner Ludwig, S. d. In-
genieurs Karl Ludwig Zachmann. Joses Franz, S. d. Küfers
Karl Joses Hauser. Klaus Ernst Paul, S. d. Chemikers Dr. Phil.
Georg Karl Hochfchwender. Otto Jakov, S. d. Stadtärbeiters
Andreas Hofbauer. Gerda Berta Marianne, T. d. Feinmechani-
kers Anton Beierle. Erich Max Klaus, S. d. Kaufmanns Erich
Müller. Anneliese Margarete, T. d. Kaufmanns Karl Bah».
Paul Wilhelm, S. d. Kellners Wilhelm Klein.
Ehcaufgevote.
(Vom 11. biB 17. Januar 1922.)
Friseur Berthold Brandenburger nr. Maria Hermann. Hstfs-
arbciter Johann Theodor Kümmel in. Maria Mangold. Bäcker
Friedrich MerMnger m. Emma Münz. Installateur Eduard Wa-
genblast m. Frieda Sofie Freystetter. Polizeiwacbtmetster Max
Otto RSstel m. Katharina Franziska Karolina Leidig. Elektro-
monteur Ernst Gustav Weitschack mit Barbara Schmitt. Schreiner
Philipp Adam Schmidt m. Anna Joses ine Link. Eisenbahnfekre-
tär Heinrich Wilhelm Schweizer m. Anna Maria Kautzmann.
Kürschner Gottlob Mel m. Anna Mathilde Kern. Kausm. Be-
amter Georg Hans Helmut Gwinner m. Sofie Luise GcrharNne
Vosteen. Zimmermann Philipp Peter Trayser m. Johanna Frieda
Wolf gen. Platz gcb. Bader. Metzger Johann Christian Karl
Bauer m. Luise Müller geb. Bähr. Damenfriseur Albert Ricdm
ger m. Luise Katharina Demmler. Landwirt Anton E-mmch
Schweizer m. Anna Gottftein.
Eheschließungen.
(Dom 14. bis 17. Januar.)
Schreiner Josef Heinrich Sieben haar m. Maria Creszenti«
Magdalena Lievler. Drccher Andreas Schwind m. Elisabeta Fink.
Kauftnann Hermann Heinrich Velhagen m. Eva Schweitzer. Fa
brikarbetter Karl Neukumm m. Frieda Eva Berg. Arzt Dr. Au
giist Gustav Heisler m. Tempe Clara Rosa Maria Elena Seng-
Kaufmann Katl Adolf Mütter m. Anna Susann» Frieda Rhey
Kaufmann Johann Heinrich Rüger m. Emma Knauber.
Sierbefiille.
(Vom 10. bis 17. Januar 1922.)
Hilda Tschau, 2 Tage. Georg Adam Nikolaus Kurtz, 70 L.
August Ohse, Privatmann, 67 I. Johann Georg Riedinger, Fa-
brikarbeiter, 70 I. Luise Margareta Hey geb. Baumann, 26 I-
Sophie Reitz geb. Reinstem, Ehefrau, 65 I. Elisabeth Kaufmann
geb. Linsler, 58 I. Friedrich Kreß, Buchhandkungsdiener,.40 I-
Alfred Joses Engesser, 5 Man. Elisabeth» Steinman», SchuDtü-
ncrin a. D., 79 I. Emanuvl Grams, 2! I. Kar! Schneider. 37
I. Luise Grämlich geb. Lenz, Pnvcttin, 68 I. Moria Luise Bau-
mann geb. Rcivold, Ehefrau, 60 I. Labinia Bröckekmamt, Pn-
vaiin, 76 I. Elisabeth» Morr geb. Fischer, Privat!«, 75 I.
 
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