Sommerfkchlplm! Der erste Entwurf des am 1. Juui 1922
in Kraft tretenden Fahrplans, der im Bereich der Eisenbahrr-
Generaldirektion Karlsruhe gelegemien EisendM-NLN, liegt zur Eiu-
sichtnahme der Interesse,vien in der Geschäftsstelle der Handels-
kammer ans.
Das neue Bolksschullcsebuch. Dein Vorschlag des von deur
Ministeriunr des Kultus und Unterrichts berufenen Lefebuchaus-
tchusses einsprechend, ist ii« Aussicht -genommen, zunächst den mir
dringendsten gewordenen dritten TÄl des VoWschnlwsebnches
ncu zu bearbeiten. Zur NUtarbeit sind alle Kreise der Lchver-
schäft eingeladen. Die bereits eiUMgangenen Beiträge werden
zur Zeit besichtet und begittachtet. Da jedoch bis zur Fertigstellung
«und Ausgabe Lieser Neubearbeitung voraussichtlich nicht Wer ein
Fahr vergehen wird, so hat das MiMsterium auf Vorschlag der
Kreisschulräte den vorläufigen Neudruck des alten dritten T-etls
unter Ausschaltung aller nicht mehr zeitgemäßen Lesestücke in be-
schränkter Auslage angeordnet. Die Neiuaus-gabe wird ans Beginn
des nuen Schuljahres erfolgen können. Der Ladenpreis dieser
Neuausgabe ist auf 22.— Mk. festgesetzt.
Schulgeld an den höheren Lehranstalten. Vom Beginn des
Schuljahres 1922/23 ab wird das Schulgeld an den -Gymnasien
aus jährlich 450.— Mk. für die sechs unteren Klassen, aus jährlich
630.— Mk. für die drei oberen Klassen festgesetzt. Bei Schülern,
deren Eltern nicht in Baden ihren Wohnsitz haben, wird hierzu
eilt Zuschlag von 50 Proz., bet Ausländern ein solcher von 100
Proz. erhoben.
Anwärter für den mittlere« Verwaltungsdienst. Das Mini-
sterium Les Innern beabsichtigt nach Osterschlutz wieder eine An-
zahl voll Anwärtern für den mittleren Verwaltungsdienst auszu-
nebnwu. Erforderlich ist das Zeugnis Mer den erfolgreichen Be-
such der sechsten Klasse einer höheren Lehranstalt, Schüler, dis
dieser Vorbedingung entsprechen und sich dem mittleren Ver-
waltungsdienst zu widmen beabsichtigen, sind hierauf aufmerksam
zu machen.
Erhöhung der Berpflegungskosten. DU Vergütung für die
Kosten der Verpflegung von Kranken in den psychiatrischen Kli-
niken zu Heidelberg und Freiburg ist für Bodner in der ersten
VerPflegungsNasse auf täglich 70—90 Mk., in der zweiten Ver-
pflegungsllasse auf täglich 45—65 Mk. und in der dritten Ver-
pslogungsklasse auf täglich 25—40 Mk. festgesetzt worden. Für
nichtbadische Reichsangehörige beträgt die Vergütung in der ersten
Verpflcgnngsklasse täglich 90—140 Mk., in der zweiten Vcrpfle-
gungsklassr 60—80 Mk. Für Reichsausländer ist die Vergütung
tu -der ersten Vtrpffeqrmgsklasfe auf täglich 120—180 Mk. fest-
gesetzt. Innerhalb dieser Grenzen wird die Vergütung für die
Verpflegung nut Rücksicht auf die Einkonrmen- und Vermögens-
verhältnisse der Kranken oder der sonst ZahlnngspDchtigen be-
messen. Vorbehalten bleibt dabei eine Ermäßigung des Ver-
pflcgnngs gelbes der dritten Klasse in Fällen der Bedürftigkeit.
Preisermäßigung für Weizenmehl. Die Süddeutsche Mühlen-
vereinigung teilt mit, daß sie den Preis für Weizenmehl Spezial 0
«b heutigem 8. April auf 2325 Mk. ermäßigt har.
Das neue Fernsprechbuch. Wir verweisen auf die heutige Be-
kanntmachung der Oberpostdirektion Karlsruhe.
DienstjubWum. > Das Mitglied des Stadt. Orchesters, Osüar
Werner, kann heute auf eine 25jährige Tätigkeit in diesem Or-
chester zurückblicken.
Polizeibericht vom 8. und 9. April. F estg-euomm en wur-
den zwei Zugereiste wegen Diebstahls und Hehlerei, verfolgte Ar-
beiter und eine Kellnerin von auswärts wegen Unzucht. Zur A n-
zeige gelangten ein Dienstmädchen wegen Diebstahls von Klei-
dungsstücken, eine flüchtige Verwalterstochter von München wegen
Zechbetrugs in Höhe von 480 Mk., ein Fabrikarbeiter von Wieb-
lingen und ein auswärtiger Friseur, beide wegen Körperverlet-
zung, eilt Student wegen Beaintsitbeleidigurig, 4 Personen wegen
Unfugs, 4 Ruhestörer, 20 Kraftwagenführer wegen übermäßig
schnellen Fahrinz und weitere 67 Personen weWn verschiedener
strafbarer Handlungen. Darunter eine Anzahl Radfahrer, die auf
abgogrenztcn Gehwegen sichren. — Gestohleu wurden von un-
bekannten Personen in der Zeit von« 2. bis 6. April im Levrer-
feminar hier -eine Violine im Werte von 1000 Mk., am 31. März
in einem Schuhgeschäft in der Hauristraße zwei Paaar Kinder-
schuhe im Gesamtwert von 200 Mk. am 9., nachmittags 6 Uhr auf
der Bahnfahrt St. Ilgen—Heidelberg ein Damenregenmantel im
Werte von IAO Mk. und eine gestrickte Seidenjacke, Wert 500 Mk.
und in der Nacht zum 9. April aus einem verschlossenen Garten
in der unteren Seegasse in Kirchheim 4 Hühner im Werts von 300
Mark. —
M M» M tzk« MUMM«.
Ziegelhause«. (Verschiedenes) Am Samstag abend
machten die Feuerwehr, die Männergesangvcroine „Liedertafel"
«und „Liederkranz" denr wieder gewählten Bürgermeister Gen.
Bollschweiler vor dessen Wohnung ihre Aufwartung. Die
Fenerwehrkapelle trug zwei Musikstücke vor und -die genannten Ge-
sangvereine sangen einige Mannerchöre. Die Vorstände sprachen
dein Bürgermeister die Glückwünsche ans. Gen. BollschwsAcr
dankte in schlichten Worten für die Ehrung. Anschließend daran
fanden sich die Vereine in verschiedenen Lokalen, wo das Ereignis
noch entsprechend gefeiert wurde. Am Samstag wurde vor der
Wohnung des gewählten Bürgermeisters dis Bürgermeisterfichte
ausgestellt. — Der zweimal verschobene Sommertagszng, der vom
Gemeimrützigen Verein „Geittieiude Ne'ckarhelle" jedes Lahr veran-
staltet wird, konnte gestern stattfinden. Jedes der Kinder erhielt
von dem genannten Verein eine Bretzel für den Sommertagsstek-
ken geschenkt. Die Feuerwehrkapelle spielte das Sommertagslied,
das die Kinder mitsangen. Die ganze Veranstaltung kann als ge-
lungen bezeichnet werden.
Schönau i. W. (Auf der Suche «ach Erz.) Auf der Ge-
markung Utzenfeld sind Schürfversuche nach Erz erfolgreich ge-
wesen. Infolge dieses befriedigenden Ergebnisses hofft man auf
baldige Ausnahme des Bergbaues,!
Neckargemünd, 10. April. Die Dr. Kraus-Versamm-
lung am Samstag abend wurde mangels größerer Beteiligung
zu einem Diskusstonsabend im engsten Kresse. Aber alle Teil-
nehmer waren zum Schlüsse voll befriedigt, sie waren der Ansicht,
daß dieser Abend für sie fruchtbarer war. Wie jede öffentliche Ver-
sammlung. An Hand einiger Anfragen, die an den Genossen
Dr. Kraus gestellt wurden, entwickelte dieser seine Anschauungen
über die Konferenz von Genua, die Erfassung der Sachwerte, Ka-
pitalismus und Sozialismus u. a. m. Eine wertvolle Ergänzung
erfuhren die Darlegungen des Referenten durch den Gen. Prof.
E ndres, der eben von einer größeren verkehrspolitischen Tagung
in Essen zurückgekehrt war und von dort wertvolle neue Anregun-
gen mitgebracht hatte. Es wurde beschlossen, in einigen Wochen
einen ähnlichen wirtschaftspolitischen Diskussionsabend über die
Erfassung der Sachwerte abzuhalten, wobei die Genossen Kraus
und Endres referieren werde«.
Brühl b. Schwetzingen. (Ein schwerer Unglückssall)
Hal sich gestern hier ereignet. Gegen sechs Uhr morgens ist der
15 Jahre alte Heinrich Buckmeyer aus dein dritten Stock seines
elterlichen Hauses abgestürzt und mit zerschmetterten Gliedern
vom Platze getragen worden. Sein Zustand ist hoffnungslos.
Das Unglück ist umso bedauerlicher, als die Eltern -es Verun-
glückten bereits bei der Oppauer Katastrophe einen Sohn ver-
loren haben.
Offenburg, 8. April. (Noch keine Aufklärung.) Der
Täter des Schulterwalddramas, Heuberger, ist nicht, wie gestern
gerüchtweise verlautete, bereits verhaftet. Indessen ist in der Ver-
gisiuugsasfäre in Urloffen insofern eine Aenderung eingetreten,
als der Vater des Otto Laug, der Landwirt Wilhelm Lang, gegen
den und dessen Ehefrau die Vsrgiftungsabstcht vorgelegen haben
soll, nunmehr verhaftet worden ist, da er hinreichend der falschen
Anschuldigung verdächtig ist.
Emmendingen. (Lebensgefährlich verunglückt) ist
der Landwirt Alfred Menton von Tettingen, der in einem Wagen
fahrend in Lern Moment avsprang. als vor einem nahenden Auto
das Pferd zu scheuen begann. Er wurde vom Auto erfaßt und
erlitt einen schweren Schädelbruch.
Metzlirch. (Brandstiftung.) In Buch-Heim brach gestern
auf denk Anwesen des Johann Hermann und des Kaufmanns
Bernhard Knobelspieß Feuer aus, das Wohnhäuser und Scheune
in Asche h:gte. Man vermutet Brandstiftung. Der Schaden ist
sehr groß. ll. a. ist viel Getreide und Vorräte aus dem Kaufladen
verbrannt.
Freiburg. (Hochwasser im Schwarzwald.) Seit 2
Tagen führen die Schwarzwaldbäch-e und Flüsse Hochwasser und
richten große Schäden an. Am schlimmsten haust besonders die
DreUam, dis das Dreitamtal ans wette Strecken unter Wasser ge-
fetzt hat. In verschiedenen Orlen mußten die Sturmglocken ge-
läutet werden und die Feuerwehr mußte herbeikommeu. Auch die
Kinzig führt schon seil Montag so große Wassermengen, wie dies
fett Jahren nicht mehr beobachtet worden ist. In verschiedene-!!.
Orten des Kinzigtales wurden Stege und Brücken hinwoggeriss-en.
Auch die, Kand-er, die sonst ein 'bescheidenes Bächlein ist, ist zum
reißenden Fluß geworden und hat namentlich bei Kaudern erheb-
lichen Schaden angelichtet.
Konslanz. (Zur Nachahmung.) Die Stadt Konstanz
wird die Verteilung von 4500 Ster Brennholz au Minderbemit-
telte vornehmen.
Konstanz. (Ein schietzbereiter Hausherr.) Gesteru
abend versuchte der Uhrmacher Larcher seinen Mieter, den Wirt
Georg Mayer, wegen Streitigkeiten zu erschießen. Mayer
wurde nur unbedeutend verletzt. Der Täter stellte sich nach der
Tat selbst der Polizei.
Heilbronn. (Uev erfüll.) Ein maskierter Bandit drang,
wie die „Neckarzettung" berichtet, in das Dienstzimmer des Süd-
bahnhofs und forderte von deut diensttuenden Beamten nut vor-
gehaltenem Revolver die Herausgabe der Kassengelder. Der Be-
amte hatte die Geistesgegenwart dem Räuber in Ruhe zu erklären,
das; nicht viel Geld da sei, da die Kassengelder täglich zur Bank
gebracht würden und daß es sich also nicht „rentiere". Nach dieser
Erklärung zog sich der Bandit zurück. An der Bahnhofsecle stand
ein ebenfalls maskierter Komplice „Schmiere". Beide entkamen
unerkannt.
München. (Zu dem sechsfachen Raubmord.) Zu
dem gestern gemeldeten sechsfachen Raubmord in der Gemeinde
Waltgen bei Schrobenhausen hat die Polizeidirektion München
folgende nähere Mitteilung erhalten: In der Einöde Hinter-
Kaifeck, Gemeinde Wangen, wurden am Montag abend sämtliche
Bewohner, dos etwa 70 Jahre alte Ehepaar Gruber, deren ver-
witwete ToSr-er Viktoria Gabriel, das 9 Jahre alte Mädchen
und der 2tt> Jahre alte Sohn der Tochter und die 45 Jahre alte
Dienstmagd Marie Baumgartner ermordet aufgefunden. Me
Personen waren ermordet worden. Als Waffe hatten die Täter,
deren anscheinend mehrere waren, eine sogenannte Kreuzhacke
benutzt. Sämtliche Behältnisse im Hause waren durchwühlt. Was
geraubt wurde, ist rroch nicht bekannt. Die Eheleute Grüber, dir
als Soriderlinge galten, hatten nach der Meinung der Nachbarn
etwa 100 000 Mk. Papiergeld, Gold und Silbergrld und Pfand-
briefe verschiedener Banken im Hause. Das Vieh ttn Stall war
losgelassen. Die Tat dürfte bereits in den Abendstunden des
31. März oder in der Nacht zum 1. April verübt worden sein.
Das weite Zurückliegen der Tat macht natürlich die Nachfor-
schungen sehr schwierig. Ein Polizeihund ist aus München zur
Verfolgung etwaiger Spuren an den Tatort gebracht worden.
München. (100 000 Mark Belohnung.) hat das Mini-
sterium des Innern für die Ergreifung der Täter des sechsfachen
Mordes in dem Weiler Hinterkaifeck in der Gemeinde Wangen
ausgesetzt, da es noch immer nicht gelungen ist, irgend einen An-
haltspunkt zur Aufklärung zu finden.
Straßburg. (Eine abscheuliche Tat.) Der Sägemüh-
lenvesitzer Bayfang in Dürlingsdorf im Kreise Altkirch, der einen
jungen Mann beredet hatte, die Sägemühle seines Konkurrente«
in Brand zu stecken und der deshalb verhaftet werden sollte, hatte
gestern früh feine Frau und seine sechs Kinder mit einem stumpfen
Instrument, vermutlich einem Hammer erschlagen. Der Mörder
konnte ans der Flucht verhaftet werden.
Ulk IWMIIW! M .WWtlM"
Schweres Explosionsunglück in Gleiwitz.
(UnglückoderVerbrechen?)
8 pLlZAKOLIttdK dlLLMdlNLIdl
H Oie ^V!88en8ckaltiictts AuskiiciuM e»t-
8 sprießt üem ffestrpisn cker OberreaiscLuIs, lies iZxrriNÄsiuins »M
D Resl^rnllÄSierms. lieber ciie krriekunßsßrunlisstLs, 6 re rvissen-
D «ebuktticbe Ausbiickung, ctte A.rbe-tS8tuMsri (LeaukmcbtiZuriß bei
D ArckerikMnß cier Hausarbeiten, korckeruog scsirvacsisr
W pack rsrtsr Lcbüier) unck ciis Aulnskmedsckingungen eMbeüten
D cias Programm uri:! 6er Prospekt genaue Angaben. — Auknakrns
D »euer Scküier: 28. Apri'. ' Oe. V»-L, V/ederstraüe 4.
Gleiwitz, 10. April. Als gestern französische Besatzungs-
iruppen im Hüttensriedhof der staatlichen Hütte Gleiwitz ein
vermutetes Waffenlager durchsuchen wollten, explodierte ein Ex-
plosivkörper und verwandelte den Friedhof und die Grüfte der
Kapelle in einen Trümmerhaufen. Die Soldaten fielen fast Me
dem gräßlichen Unglück zum Opfer. Bis jetzt sollen 23 tote und 10
schwerverletzte französische Soldaten aus den Trümmern hervor-
gezogen worden fein. Das Gelände wurde sofort von Agobe-c
amte n, welche die Aufräumungsarbeiten durchführen, abgekperrt.
Es steht zu erwarten, daß von heute ab der Belagerungszw
stand üder Gleiwitz-Stadt und -Land neuerdings verhängt wird.
ZeniM MkWWMilN-BMsi
abends 8 Ahr, Matzschneider-Versammlung im Gewerkschafts-
haus. " Lis OrtSVerrvaltung.
Kirchliche Nachrichten.
Evangelische Gemeinde.
ProvidenKkche: Jeweils abends 8 Uhr: Karmontag Stadt-»
Pfarrer Maas. KardicnStag Pfarrer Leckscheidt. Kamnittwoch
Sta-dtpsarrer Götz.
Ehristuskirche: Jeweils abcnds 8 Uhr: Karmontag Stadtpfarrer
WM. Kardienstag Sta-dtpsarrer v. Frommet. Kmmittwoch
Stadtvikar Sie Knevels.
Johanncsttrche: Mittwoch abend 8 Uhc Passionsandacht, Stadt-
vikar Fuchs. _ _ _
ÄMUUK.WWW"
willen hassen, aber man muß doch helfen, wenn ein Mann getötet
und seine Familie sortgeschictt wird, im härtesten Winter und ohne
ei« Dach über dein Haupt."
„Sie sind zu weichherzig, Mary."
. „Nein, das ist es nicht. Kann ich den« fortgchcn, die Ge-
schwister, die mich nötig haben, verlassen?"
„Sie körmteu Geld verdienen und es ihnen schicken."
„Ich verdiene auch hier ein wenig, gehe pflegen und reinc-
machen."
„Könnten Sie nicht anderswo mehr verdienen?"
„Ich könnte in einem Restaurant dienen, verdiente dort
etwa sieben oder acht Dollars die Woche, doch müßte ich teuer leben
und könnte bloß wenig nach Haufe schicken, zu wenig, -um zu hel-
fen und mich zu ersetzen. Ich könnte auch hier bei einer Frau in
Dienst gehen und dort vierzehn Stunden am Tag arbeiten. Doch
Wilk ich nicht noch härter schuften, Joe, ich will einmal etwas
Schönes haben, das mein eigen ist!" Sie warf die Arme in die
Höhe, als ob sie erstickte: „O, ich möchte etwas Schönes, Reines!"
Und wieder fühlte er, wie sie zitterte. Der Weg war noch be-
schwerlicher geworden nnd er legte, einer impulsiven Sympathie
nachgebettd, den Arm nm ihrs Taille. In der Wett des Müssig-
ganses hätte er derart -gehandelt, und er glaubte dies auch bei
der Tochter eines Bergmanns tun zu dürfen. Da er sie näher cm
sich zog, fühlte er mehr, als er hörte, daß sie schluchzte.
„Mary" — flüsterte er, und sie blieben beide stehen. Fast un-
bewußt legte er auch den andern Arm um sie; einen Augenblick
später berührte ihr warmer Atem sein Gesicht; sie weinte und bebte
In seinen Armen. „Joe!" — rannte sie — „Joe! Nimm Du mich
fort von hier!"
Sie war eine Rose im Kohlenrevier und Hal fühlte, datz ihn
tiefe Bewegung erfasse. Hell schimmernd zog in der milden Som-
mernacht der Pfad der Liebe vor seinen Augen dahin, unter einem
still -leuchtenden Mond, der auch hier gleiche Botschaft verkündete,
wie in einem italienischen Garten der Welt des Müssigganges.
Doch gar bald empfand Hal, wie ihn eine kaltschauernde Angst
üb er kam. Daiuim wartete ein Mädchen auf ihn, außerdem war
tu all diesen Wochen ein Entschluß in ihm gereift; der Entschluß,
den Armen die eigene unverdiente Freiheit und Kultur zu ver-
güten, nicht mehr sic auszusangen, keinen einzigen von ihnen. Dies
gesorgten ja bereits die Jess Cottons zur Genüge.
„Mary" — bat er, — „wir dürfen das nicht."
„Weshalb nickt?"
„WM -- ich nicht frei bin. Es gibt ein anderes Mädchen .
Er fühlte sic aufschrecken, doch verharrte sie in seilten Annen.
„Wo?" — fragte sie leise.
„Zuhause, sie wartet auf mich."
„Warum hast Du es mir nicht früher gesagt?"
„Ich weiß nicht." -
Hai begriff, daß Mary Grund habe, ihn; gram zu sein. Den
einfachen Sitten ihrer Welt zufolge war er zu weit gegangen; sie
waren miteinander spaziert, die anderen hatten ihn als ihren
„Schatz" betrachtet. Er hatte sie verleitet, von sich selbst zu sprechen,
hatte ihr Vertrauen gefordert. Diese armen Leute rechneten nicht
mit feineren NUancen, in ihrem Leben war kein Platz für intellek-
tuelle Neugierde, Platonismus nnd müssige Liebeleien. „Verzeih
Mr, Mary" — sagte er sanft.
Sie gab ihm keine Antwort, schluchzte auf und entwand sich
langsam, ganz langsam seinen Armen. Er bekämpfte die Regung,
die ihn veranlaßte, sie nochmals an sich zu ziehen. Sie War schön,
lebensvoll —, verlangte so sehr nach Glück.
Er beherrschte sich und während eines Augenblickes standen sie
einander schweigend gegenüber. Dann fragte er demütig: „Wir
können dennoch Freunde bleiben, nicht wahr Mary? Sie wissen
doch, wie leid es mir tut."
Sie jedoch koimte sein Mitleid nicht ertragen. „Es macht
nichts! Ich glaubte bloß, ich könnte vielleicht doch fort von hier
— das ist alles, was Sie Mr bedeuten."
s
Hal hatte Alec Stone versprochen, ein wachsames Wege auf
Störenfriede zu haben, rind Mess Abends hielt ihn der Aufseher
auf der Straße an und fragte, ob er nichts zu melden hätte. Hal
benützte dis Gelegenheit, um seiner übermütigen Laune freien Laus
zu lassen.
„Mike Sikoria ist völlig harnckos" — berichtete er. — „Bloß
etwas aufbrausend, hat er nur jemand, der ihn geduldig anhört,
io ist er ganz zufrieden und verlangt weiter nichts. Er ist nichts
als ein alter Brummbär. Aber da gibt es einen anderen Kerl,
den man im Ange behalten sollte."
„Wer ist das?" fragte der Aufseher.
„Ich weiß nicht, wie er heißt, er wird Gus genannnt »ürd ar-
beitet am Förderkorb. Ein Kerl mit einem roten Gesicht."
„Ich Weitz schon. Gus Darring."
„Er hat versucht, mit mir von Gewerkschaften zu reden, immer
Wieder fängt er davon an, ich glaube, er ist ein rechter Störenfried."
„Gut" — entgegnete der Aufseher, — „ich werde ihn mir vor-
nehmen."
' „Sie werden ihn aber nicht wissen lassen, daß ich Ihnen etwas
gesagt habe?" — meinte Hal besorgt.
„O nein, gewiß/nicht." — Und ein schwaches Lächeln- huschte
über das Gesicht des Aussetzers.
Auch Hal lächelte, als er sich zum Gehen wandte. „Gus, der
rotgesichtigs Kerl," war der Mann, den AM einst Madvik als Sptt--
zrl der Gesellschaft bezeichnet hatte
Der Frühling ist da,
(Der unpolitische Kalender frühling kümmert sich den Teufel
um Menschenstreit und -Plage. Er zieht sein Flötenrohr aus der
Jackentasche und dudelt sich ein Liedlein von Lens und Sonnen-
schein.)
Kinder auf Einem Frühlingsbunttnel
hab ich gesehen — nun ratet, wen?
Eben wollt' ich nach Hause geh'n — u
Hüb ich -gesehen die erste Hummel!
Sie hatte ein pelzseiden Röckchen M
mit schwarzen und gelben Streifen «dran;
Sie flog mir just an der Nase vorbei.
Flügel hatte sie zwei.
Hinter ihr drein, ich hab's deutlich vernommen
— und wer also summen kann,
ist sicherlich ein Humnrelmann —
ist ein Hummlemann gekommen.
Sie lobten das Wetter und lobten Die Luft,
sprachen von Lenz und Mirmenduft
machten's gerade wie unsereins,
Von Liebe sprach ke-ins.
Nun kenn? ich ja meine Hummelmänner,
und ich Weitz ja, wie geschwind ""
sie bei den Hnmmelfräuleins sind -—>
Kinder, ich bin ein Hummelkenner!
Unter den Lindenblittenvaum
träumen sie ihren Liebestraum.
Welch seliges Summen da und welch ein Gebrumm!
Dr-mn gibt es so viele Hummel rundum.
Karl A. Meyer,
in Kraft tretenden Fahrplans, der im Bereich der Eisenbahrr-
Generaldirektion Karlsruhe gelegemien EisendM-NLN, liegt zur Eiu-
sichtnahme der Interesse,vien in der Geschäftsstelle der Handels-
kammer ans.
Das neue Bolksschullcsebuch. Dein Vorschlag des von deur
Ministeriunr des Kultus und Unterrichts berufenen Lefebuchaus-
tchusses einsprechend, ist ii« Aussicht -genommen, zunächst den mir
dringendsten gewordenen dritten TÄl des VoWschnlwsebnches
ncu zu bearbeiten. Zur NUtarbeit sind alle Kreise der Lchver-
schäft eingeladen. Die bereits eiUMgangenen Beiträge werden
zur Zeit besichtet und begittachtet. Da jedoch bis zur Fertigstellung
«und Ausgabe Lieser Neubearbeitung voraussichtlich nicht Wer ein
Fahr vergehen wird, so hat das MiMsterium auf Vorschlag der
Kreisschulräte den vorläufigen Neudruck des alten dritten T-etls
unter Ausschaltung aller nicht mehr zeitgemäßen Lesestücke in be-
schränkter Auslage angeordnet. Die Neiuaus-gabe wird ans Beginn
des nuen Schuljahres erfolgen können. Der Ladenpreis dieser
Neuausgabe ist auf 22.— Mk. festgesetzt.
Schulgeld an den höheren Lehranstalten. Vom Beginn des
Schuljahres 1922/23 ab wird das Schulgeld an den -Gymnasien
aus jährlich 450.— Mk. für die sechs unteren Klassen, aus jährlich
630.— Mk. für die drei oberen Klassen festgesetzt. Bei Schülern,
deren Eltern nicht in Baden ihren Wohnsitz haben, wird hierzu
eilt Zuschlag von 50 Proz., bet Ausländern ein solcher von 100
Proz. erhoben.
Anwärter für den mittlere« Verwaltungsdienst. Das Mini-
sterium Les Innern beabsichtigt nach Osterschlutz wieder eine An-
zahl voll Anwärtern für den mittleren Verwaltungsdienst auszu-
nebnwu. Erforderlich ist das Zeugnis Mer den erfolgreichen Be-
such der sechsten Klasse einer höheren Lehranstalt, Schüler, dis
dieser Vorbedingung entsprechen und sich dem mittleren Ver-
waltungsdienst zu widmen beabsichtigen, sind hierauf aufmerksam
zu machen.
Erhöhung der Berpflegungskosten. DU Vergütung für die
Kosten der Verpflegung von Kranken in den psychiatrischen Kli-
niken zu Heidelberg und Freiburg ist für Bodner in der ersten
VerPflegungsNasse auf täglich 70—90 Mk., in der zweiten Ver-
pflegungsllasse auf täglich 45—65 Mk. und in der dritten Ver-
pslogungsklasse auf täglich 25—40 Mk. festgesetzt worden. Für
nichtbadische Reichsangehörige beträgt die Vergütung in der ersten
Verpflcgnngsklasse täglich 90—140 Mk., in der zweiten Vcrpfle-
gungsklassr 60—80 Mk. Für Reichsausländer ist die Vergütung
tu -der ersten Vtrpffeqrmgsklasfe auf täglich 120—180 Mk. fest-
gesetzt. Innerhalb dieser Grenzen wird die Vergütung für die
Verpflegung nut Rücksicht auf die Einkonrmen- und Vermögens-
verhältnisse der Kranken oder der sonst ZahlnngspDchtigen be-
messen. Vorbehalten bleibt dabei eine Ermäßigung des Ver-
pflcgnngs gelbes der dritten Klasse in Fällen der Bedürftigkeit.
Preisermäßigung für Weizenmehl. Die Süddeutsche Mühlen-
vereinigung teilt mit, daß sie den Preis für Weizenmehl Spezial 0
«b heutigem 8. April auf 2325 Mk. ermäßigt har.
Das neue Fernsprechbuch. Wir verweisen auf die heutige Be-
kanntmachung der Oberpostdirektion Karlsruhe.
DienstjubWum. > Das Mitglied des Stadt. Orchesters, Osüar
Werner, kann heute auf eine 25jährige Tätigkeit in diesem Or-
chester zurückblicken.
Polizeibericht vom 8. und 9. April. F estg-euomm en wur-
den zwei Zugereiste wegen Diebstahls und Hehlerei, verfolgte Ar-
beiter und eine Kellnerin von auswärts wegen Unzucht. Zur A n-
zeige gelangten ein Dienstmädchen wegen Diebstahls von Klei-
dungsstücken, eine flüchtige Verwalterstochter von München wegen
Zechbetrugs in Höhe von 480 Mk., ein Fabrikarbeiter von Wieb-
lingen und ein auswärtiger Friseur, beide wegen Körperverlet-
zung, eilt Student wegen Beaintsitbeleidigurig, 4 Personen wegen
Unfugs, 4 Ruhestörer, 20 Kraftwagenführer wegen übermäßig
schnellen Fahrinz und weitere 67 Personen weWn verschiedener
strafbarer Handlungen. Darunter eine Anzahl Radfahrer, die auf
abgogrenztcn Gehwegen sichren. — Gestohleu wurden von un-
bekannten Personen in der Zeit von« 2. bis 6. April im Levrer-
feminar hier -eine Violine im Werte von 1000 Mk., am 31. März
in einem Schuhgeschäft in der Hauristraße zwei Paaar Kinder-
schuhe im Gesamtwert von 200 Mk. am 9., nachmittags 6 Uhr auf
der Bahnfahrt St. Ilgen—Heidelberg ein Damenregenmantel im
Werte von IAO Mk. und eine gestrickte Seidenjacke, Wert 500 Mk.
und in der Nacht zum 9. April aus einem verschlossenen Garten
in der unteren Seegasse in Kirchheim 4 Hühner im Werts von 300
Mark. —
M M» M tzk« MUMM«.
Ziegelhause«. (Verschiedenes) Am Samstag abend
machten die Feuerwehr, die Männergesangvcroine „Liedertafel"
«und „Liederkranz" denr wieder gewählten Bürgermeister Gen.
Bollschweiler vor dessen Wohnung ihre Aufwartung. Die
Fenerwehrkapelle trug zwei Musikstücke vor und -die genannten Ge-
sangvereine sangen einige Mannerchöre. Die Vorstände sprachen
dein Bürgermeister die Glückwünsche ans. Gen. BollschwsAcr
dankte in schlichten Worten für die Ehrung. Anschließend daran
fanden sich die Vereine in verschiedenen Lokalen, wo das Ereignis
noch entsprechend gefeiert wurde. Am Samstag wurde vor der
Wohnung des gewählten Bürgermeisters dis Bürgermeisterfichte
ausgestellt. — Der zweimal verschobene Sommertagszng, der vom
Gemeimrützigen Verein „Geittieiude Ne'ckarhelle" jedes Lahr veran-
staltet wird, konnte gestern stattfinden. Jedes der Kinder erhielt
von dem genannten Verein eine Bretzel für den Sommertagsstek-
ken geschenkt. Die Feuerwehrkapelle spielte das Sommertagslied,
das die Kinder mitsangen. Die ganze Veranstaltung kann als ge-
lungen bezeichnet werden.
Schönau i. W. (Auf der Suche «ach Erz.) Auf der Ge-
markung Utzenfeld sind Schürfversuche nach Erz erfolgreich ge-
wesen. Infolge dieses befriedigenden Ergebnisses hofft man auf
baldige Ausnahme des Bergbaues,!
Neckargemünd, 10. April. Die Dr. Kraus-Versamm-
lung am Samstag abend wurde mangels größerer Beteiligung
zu einem Diskusstonsabend im engsten Kresse. Aber alle Teil-
nehmer waren zum Schlüsse voll befriedigt, sie waren der Ansicht,
daß dieser Abend für sie fruchtbarer war. Wie jede öffentliche Ver-
sammlung. An Hand einiger Anfragen, die an den Genossen
Dr. Kraus gestellt wurden, entwickelte dieser seine Anschauungen
über die Konferenz von Genua, die Erfassung der Sachwerte, Ka-
pitalismus und Sozialismus u. a. m. Eine wertvolle Ergänzung
erfuhren die Darlegungen des Referenten durch den Gen. Prof.
E ndres, der eben von einer größeren verkehrspolitischen Tagung
in Essen zurückgekehrt war und von dort wertvolle neue Anregun-
gen mitgebracht hatte. Es wurde beschlossen, in einigen Wochen
einen ähnlichen wirtschaftspolitischen Diskussionsabend über die
Erfassung der Sachwerte abzuhalten, wobei die Genossen Kraus
und Endres referieren werde«.
Brühl b. Schwetzingen. (Ein schwerer Unglückssall)
Hal sich gestern hier ereignet. Gegen sechs Uhr morgens ist der
15 Jahre alte Heinrich Buckmeyer aus dein dritten Stock seines
elterlichen Hauses abgestürzt und mit zerschmetterten Gliedern
vom Platze getragen worden. Sein Zustand ist hoffnungslos.
Das Unglück ist umso bedauerlicher, als die Eltern -es Verun-
glückten bereits bei der Oppauer Katastrophe einen Sohn ver-
loren haben.
Offenburg, 8. April. (Noch keine Aufklärung.) Der
Täter des Schulterwalddramas, Heuberger, ist nicht, wie gestern
gerüchtweise verlautete, bereits verhaftet. Indessen ist in der Ver-
gisiuugsasfäre in Urloffen insofern eine Aenderung eingetreten,
als der Vater des Otto Laug, der Landwirt Wilhelm Lang, gegen
den und dessen Ehefrau die Vsrgiftungsabstcht vorgelegen haben
soll, nunmehr verhaftet worden ist, da er hinreichend der falschen
Anschuldigung verdächtig ist.
Emmendingen. (Lebensgefährlich verunglückt) ist
der Landwirt Alfred Menton von Tettingen, der in einem Wagen
fahrend in Lern Moment avsprang. als vor einem nahenden Auto
das Pferd zu scheuen begann. Er wurde vom Auto erfaßt und
erlitt einen schweren Schädelbruch.
Metzlirch. (Brandstiftung.) In Buch-Heim brach gestern
auf denk Anwesen des Johann Hermann und des Kaufmanns
Bernhard Knobelspieß Feuer aus, das Wohnhäuser und Scheune
in Asche h:gte. Man vermutet Brandstiftung. Der Schaden ist
sehr groß. ll. a. ist viel Getreide und Vorräte aus dem Kaufladen
verbrannt.
Freiburg. (Hochwasser im Schwarzwald.) Seit 2
Tagen führen die Schwarzwaldbäch-e und Flüsse Hochwasser und
richten große Schäden an. Am schlimmsten haust besonders die
DreUam, dis das Dreitamtal ans wette Strecken unter Wasser ge-
fetzt hat. In verschiedenen Orlen mußten die Sturmglocken ge-
läutet werden und die Feuerwehr mußte herbeikommeu. Auch die
Kinzig führt schon seil Montag so große Wassermengen, wie dies
fett Jahren nicht mehr beobachtet worden ist. In verschiedene-!!.
Orten des Kinzigtales wurden Stege und Brücken hinwoggeriss-en.
Auch die, Kand-er, die sonst ein 'bescheidenes Bächlein ist, ist zum
reißenden Fluß geworden und hat namentlich bei Kaudern erheb-
lichen Schaden angelichtet.
Konslanz. (Zur Nachahmung.) Die Stadt Konstanz
wird die Verteilung von 4500 Ster Brennholz au Minderbemit-
telte vornehmen.
Konstanz. (Ein schietzbereiter Hausherr.) Gesteru
abend versuchte der Uhrmacher Larcher seinen Mieter, den Wirt
Georg Mayer, wegen Streitigkeiten zu erschießen. Mayer
wurde nur unbedeutend verletzt. Der Täter stellte sich nach der
Tat selbst der Polizei.
Heilbronn. (Uev erfüll.) Ein maskierter Bandit drang,
wie die „Neckarzettung" berichtet, in das Dienstzimmer des Süd-
bahnhofs und forderte von deut diensttuenden Beamten nut vor-
gehaltenem Revolver die Herausgabe der Kassengelder. Der Be-
amte hatte die Geistesgegenwart dem Räuber in Ruhe zu erklären,
das; nicht viel Geld da sei, da die Kassengelder täglich zur Bank
gebracht würden und daß es sich also nicht „rentiere". Nach dieser
Erklärung zog sich der Bandit zurück. An der Bahnhofsecle stand
ein ebenfalls maskierter Komplice „Schmiere". Beide entkamen
unerkannt.
München. (Zu dem sechsfachen Raubmord.) Zu
dem gestern gemeldeten sechsfachen Raubmord in der Gemeinde
Waltgen bei Schrobenhausen hat die Polizeidirektion München
folgende nähere Mitteilung erhalten: In der Einöde Hinter-
Kaifeck, Gemeinde Wangen, wurden am Montag abend sämtliche
Bewohner, dos etwa 70 Jahre alte Ehepaar Gruber, deren ver-
witwete ToSr-er Viktoria Gabriel, das 9 Jahre alte Mädchen
und der 2tt> Jahre alte Sohn der Tochter und die 45 Jahre alte
Dienstmagd Marie Baumgartner ermordet aufgefunden. Me
Personen waren ermordet worden. Als Waffe hatten die Täter,
deren anscheinend mehrere waren, eine sogenannte Kreuzhacke
benutzt. Sämtliche Behältnisse im Hause waren durchwühlt. Was
geraubt wurde, ist rroch nicht bekannt. Die Eheleute Grüber, dir
als Soriderlinge galten, hatten nach der Meinung der Nachbarn
etwa 100 000 Mk. Papiergeld, Gold und Silbergrld und Pfand-
briefe verschiedener Banken im Hause. Das Vieh ttn Stall war
losgelassen. Die Tat dürfte bereits in den Abendstunden des
31. März oder in der Nacht zum 1. April verübt worden sein.
Das weite Zurückliegen der Tat macht natürlich die Nachfor-
schungen sehr schwierig. Ein Polizeihund ist aus München zur
Verfolgung etwaiger Spuren an den Tatort gebracht worden.
München. (100 000 Mark Belohnung.) hat das Mini-
sterium des Innern für die Ergreifung der Täter des sechsfachen
Mordes in dem Weiler Hinterkaifeck in der Gemeinde Wangen
ausgesetzt, da es noch immer nicht gelungen ist, irgend einen An-
haltspunkt zur Aufklärung zu finden.
Straßburg. (Eine abscheuliche Tat.) Der Sägemüh-
lenvesitzer Bayfang in Dürlingsdorf im Kreise Altkirch, der einen
jungen Mann beredet hatte, die Sägemühle seines Konkurrente«
in Brand zu stecken und der deshalb verhaftet werden sollte, hatte
gestern früh feine Frau und seine sechs Kinder mit einem stumpfen
Instrument, vermutlich einem Hammer erschlagen. Der Mörder
konnte ans der Flucht verhaftet werden.
Ulk IWMIIW! M .WWtlM"
Schweres Explosionsunglück in Gleiwitz.
(UnglückoderVerbrechen?)
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D ArckerikMnß cier Hausarbeiten, korckeruog scsirvacsisr
W pack rsrtsr Lcbüier) unck ciis Aulnskmedsckingungen eMbeüten
D cias Programm uri:! 6er Prospekt genaue Angaben. — Auknakrns
D »euer Scküier: 28. Apri'. ' Oe. V»-L, V/ederstraüe 4.
Gleiwitz, 10. April. Als gestern französische Besatzungs-
iruppen im Hüttensriedhof der staatlichen Hütte Gleiwitz ein
vermutetes Waffenlager durchsuchen wollten, explodierte ein Ex-
plosivkörper und verwandelte den Friedhof und die Grüfte der
Kapelle in einen Trümmerhaufen. Die Soldaten fielen fast Me
dem gräßlichen Unglück zum Opfer. Bis jetzt sollen 23 tote und 10
schwerverletzte französische Soldaten aus den Trümmern hervor-
gezogen worden fein. Das Gelände wurde sofort von Agobe-c
amte n, welche die Aufräumungsarbeiten durchführen, abgekperrt.
Es steht zu erwarten, daß von heute ab der Belagerungszw
stand üder Gleiwitz-Stadt und -Land neuerdings verhängt wird.
ZeniM MkWWMilN-BMsi
abends 8 Ahr, Matzschneider-Versammlung im Gewerkschafts-
haus. " Lis OrtSVerrvaltung.
Kirchliche Nachrichten.
Evangelische Gemeinde.
ProvidenKkche: Jeweils abends 8 Uhr: Karmontag Stadt-»
Pfarrer Maas. KardicnStag Pfarrer Leckscheidt. Kamnittwoch
Sta-dtpsarrer Götz.
Ehristuskirche: Jeweils abcnds 8 Uhr: Karmontag Stadtpfarrer
WM. Kardienstag Sta-dtpsarrer v. Frommet. Kmmittwoch
Stadtvikar Sie Knevels.
Johanncsttrche: Mittwoch abend 8 Uhc Passionsandacht, Stadt-
vikar Fuchs. _ _ _
ÄMUUK.WWW"
willen hassen, aber man muß doch helfen, wenn ein Mann getötet
und seine Familie sortgeschictt wird, im härtesten Winter und ohne
ei« Dach über dein Haupt."
„Sie sind zu weichherzig, Mary."
. „Nein, das ist es nicht. Kann ich den« fortgchcn, die Ge-
schwister, die mich nötig haben, verlassen?"
„Sie körmteu Geld verdienen und es ihnen schicken."
„Ich verdiene auch hier ein wenig, gehe pflegen und reinc-
machen."
„Könnten Sie nicht anderswo mehr verdienen?"
„Ich könnte in einem Restaurant dienen, verdiente dort
etwa sieben oder acht Dollars die Woche, doch müßte ich teuer leben
und könnte bloß wenig nach Haufe schicken, zu wenig, -um zu hel-
fen und mich zu ersetzen. Ich könnte auch hier bei einer Frau in
Dienst gehen und dort vierzehn Stunden am Tag arbeiten. Doch
Wilk ich nicht noch härter schuften, Joe, ich will einmal etwas
Schönes haben, das mein eigen ist!" Sie warf die Arme in die
Höhe, als ob sie erstickte: „O, ich möchte etwas Schönes, Reines!"
Und wieder fühlte er, wie sie zitterte. Der Weg war noch be-
schwerlicher geworden nnd er legte, einer impulsiven Sympathie
nachgebettd, den Arm nm ihrs Taille. In der Wett des Müssig-
ganses hätte er derart -gehandelt, und er glaubte dies auch bei
der Tochter eines Bergmanns tun zu dürfen. Da er sie näher cm
sich zog, fühlte er mehr, als er hörte, daß sie schluchzte.
„Mary" — flüsterte er, und sie blieben beide stehen. Fast un-
bewußt legte er auch den andern Arm um sie; einen Augenblick
später berührte ihr warmer Atem sein Gesicht; sie weinte und bebte
In seinen Armen. „Joe!" — rannte sie — „Joe! Nimm Du mich
fort von hier!"
Sie war eine Rose im Kohlenrevier und Hal fühlte, datz ihn
tiefe Bewegung erfasse. Hell schimmernd zog in der milden Som-
mernacht der Pfad der Liebe vor seinen Augen dahin, unter einem
still -leuchtenden Mond, der auch hier gleiche Botschaft verkündete,
wie in einem italienischen Garten der Welt des Müssigganges.
Doch gar bald empfand Hal, wie ihn eine kaltschauernde Angst
üb er kam. Daiuim wartete ein Mädchen auf ihn, außerdem war
tu all diesen Wochen ein Entschluß in ihm gereift; der Entschluß,
den Armen die eigene unverdiente Freiheit und Kultur zu ver-
güten, nicht mehr sic auszusangen, keinen einzigen von ihnen. Dies
gesorgten ja bereits die Jess Cottons zur Genüge.
„Mary" — bat er, — „wir dürfen das nicht."
„Weshalb nickt?"
„WM -- ich nicht frei bin. Es gibt ein anderes Mädchen .
Er fühlte sic aufschrecken, doch verharrte sie in seilten Annen.
„Wo?" — fragte sie leise.
„Zuhause, sie wartet auf mich."
„Warum hast Du es mir nicht früher gesagt?"
„Ich weiß nicht." -
Hai begriff, daß Mary Grund habe, ihn; gram zu sein. Den
einfachen Sitten ihrer Welt zufolge war er zu weit gegangen; sie
waren miteinander spaziert, die anderen hatten ihn als ihren
„Schatz" betrachtet. Er hatte sie verleitet, von sich selbst zu sprechen,
hatte ihr Vertrauen gefordert. Diese armen Leute rechneten nicht
mit feineren NUancen, in ihrem Leben war kein Platz für intellek-
tuelle Neugierde, Platonismus nnd müssige Liebeleien. „Verzeih
Mr, Mary" — sagte er sanft.
Sie gab ihm keine Antwort, schluchzte auf und entwand sich
langsam, ganz langsam seinen Armen. Er bekämpfte die Regung,
die ihn veranlaßte, sie nochmals an sich zu ziehen. Sie War schön,
lebensvoll —, verlangte so sehr nach Glück.
Er beherrschte sich und während eines Augenblickes standen sie
einander schweigend gegenüber. Dann fragte er demütig: „Wir
können dennoch Freunde bleiben, nicht wahr Mary? Sie wissen
doch, wie leid es mir tut."
Sie jedoch koimte sein Mitleid nicht ertragen. „Es macht
nichts! Ich glaubte bloß, ich könnte vielleicht doch fort von hier
— das ist alles, was Sie Mr bedeuten."
s
Hal hatte Alec Stone versprochen, ein wachsames Wege auf
Störenfriede zu haben, rind Mess Abends hielt ihn der Aufseher
auf der Straße an und fragte, ob er nichts zu melden hätte. Hal
benützte dis Gelegenheit, um seiner übermütigen Laune freien Laus
zu lassen.
„Mike Sikoria ist völlig harnckos" — berichtete er. — „Bloß
etwas aufbrausend, hat er nur jemand, der ihn geduldig anhört,
io ist er ganz zufrieden und verlangt weiter nichts. Er ist nichts
als ein alter Brummbär. Aber da gibt es einen anderen Kerl,
den man im Ange behalten sollte."
„Wer ist das?" fragte der Aufseher.
„Ich weiß nicht, wie er heißt, er wird Gus genannnt »ürd ar-
beitet am Förderkorb. Ein Kerl mit einem roten Gesicht."
„Ich Weitz schon. Gus Darring."
„Er hat versucht, mit mir von Gewerkschaften zu reden, immer
Wieder fängt er davon an, ich glaube, er ist ein rechter Störenfried."
„Gut" — entgegnete der Aufseher, — „ich werde ihn mir vor-
nehmen."
' „Sie werden ihn aber nicht wissen lassen, daß ich Ihnen etwas
gesagt habe?" — meinte Hal besorgt.
„O nein, gewiß/nicht." — Und ein schwaches Lächeln- huschte
über das Gesicht des Aussetzers.
Auch Hal lächelte, als er sich zum Gehen wandte. „Gus, der
rotgesichtigs Kerl," war der Mann, den AM einst Madvik als Sptt--
zrl der Gesellschaft bezeichnet hatte
Der Frühling ist da,
(Der unpolitische Kalender frühling kümmert sich den Teufel
um Menschenstreit und -Plage. Er zieht sein Flötenrohr aus der
Jackentasche und dudelt sich ein Liedlein von Lens und Sonnen-
schein.)
Kinder auf Einem Frühlingsbunttnel
hab ich gesehen — nun ratet, wen?
Eben wollt' ich nach Hause geh'n — u
Hüb ich -gesehen die erste Hummel!
Sie hatte ein pelzseiden Röckchen M
mit schwarzen und gelben Streifen «dran;
Sie flog mir just an der Nase vorbei.
Flügel hatte sie zwei.
Hinter ihr drein, ich hab's deutlich vernommen
— und wer also summen kann,
ist sicherlich ein Humnrelmann —
ist ein Hummlemann gekommen.
Sie lobten das Wetter und lobten Die Luft,
sprachen von Lenz und Mirmenduft
machten's gerade wie unsereins,
Von Liebe sprach ke-ins.
Nun kenn? ich ja meine Hummelmänner,
und ich Weitz ja, wie geschwind ""
sie bei den Hnmmelfräuleins sind -—>
Kinder, ich bin ein Hummelkenner!
Unter den Lindenblittenvaum
träumen sie ihren Liebestraum.
Welch seliges Summen da und welch ein Gebrumm!
Dr-mn gibt es so viele Hummel rundum.
Karl A. Meyer,